Spahn: Auszubildende in der Pflege sollen testen, anstatt zu lernen

Jens Spahn will die ihm erteil­ten Ermäch­ti­gun­gen nut­zen, um Azu­bis als Hilfs­kräf­te bei den Tests zu miß­brauchen. Es regt sich Widerstand.

»In einem gemein­sa­men Schrei­ben vom 26.01.2021 an die Part­ner der Aus­bil­dungs­of­fen­si­ve Pfle­ge regen das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Fami­lie, Senio­ren, Frau­en und Jugend und das Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um an, Aus­zu­bil­den­de mög­lichst noch mehr in der Pfle­ge­pra­xis arbei­ten zu las­sen. Geprüft wer­den soll, inwie­weit sich Pfle­ge­schü­le­rin­nen und ‑schü­ler in Alten- und Pfle­ge­hei­men im Rah­men von Covid-19-Tes­tun­gen oder der Impf-Orga­ni­sa­ti­on ein­set­zen lassen.

… Bereits im ers­ten Aus­bil­dungs­jahr könn­ten sie bei der Durch­füh­rung von Tes­tun­gen oder bei den Vor­keh­run­gen der Hygie­ne- und Schutz­maß­nah­men zur Ent­las­tung beitragen. 

„Dies könn­te ins­be­son­de­re durch das Ver­schie­ben schu­li­scher Aus­bil­dungs­ab­schnit­te bzw. einer Abän­de­rung der Rei­hen­fol­ge der prak­ti­schen Aus­bil­dungs­ab­schnit­te erfol­gen“, heißt es in dem Brief. Die Ver­ord­nung zur Siche­rung der Aus­bil­dun­gen in den Gesund­heits­fach­be­ru­fen wäh­rend einer epi­de­mi­schen Lage von natio­na­ler Trag­wei­te ermög­li­che die­se Flexibilisierungen…

BLGS lehnt Maß­nah­men kate­go­risch ab
Kri­tik für die­se Plä­ne äußer­te der Bun­des­ver­band Leh­ren­de Gesund­heits- und Sozi­al­be­ru­fe (BLGS). „Die für die Aus­bil­dung vor­ge­se­he­nen Lern- und Anlei­tungs­zei­ten wür­den zuguns­ten rei­ner Arbeits­zeit gekürzt, aus Ler­nen­den wür­den vor­über­ge­hend Hilfs­kräf­te, die den Man­gel an Pfle­ge­fach­kräf­ten kom­pen­sie­ren sol­len“, so der Ver­band. Seit Beginn der Pan­de­mie muss­ten infol­ge der Schul­schlie­ßun­gen erheb­li­che Ein­bu­ßen in der Aus­bil­dungs­qua­li­tät hin­ge­nom­men wer­den. Die Zustän­de in der Pfle­ge­pra­xis und die schu­li­schen Ein­schrän­kun­gen wirk­ten schon jetzt so demo­ti­vie­rend, dass bereits eine Viel­zahl ver­meid­ba­rer Aus­bil­dungs­ab­brü­che zu ver­zeich­nen sei.
 
Bun­des­vor­sit­zen­der Cars­ten Dru­de: „Wir sind dazu ver­pflich­tet, das kör­per­li­che und psy­chi­sche Wohl­erge­hen der uns anver­trau­ten Schü­le­rin­nen und Schü­ler zu berück­sich­ti­gen und sie vor über­mä­ßi­gen Belas­tun­gen zu schüt­zen. Wir leh­nen es ab, unse­re Aus­zu­bil­den­den jetzt noch stär­ker als bis­her für die lang­jäh­ri­gen haus­ge­mach­ten Ver­säum­nis­se einer ver­fehl­ten Gesund­heits­po­li­tik büßen zu las­sen.“…«

Das ist am 27.1. zu lesen auf alten​heim​.net.

5 Antworten auf „Spahn: Auszubildende in der Pflege sollen testen, anstatt zu lernen“

  1. Da kann man – wie­der ein­mal – nur jedem gra­tu­lie­ren, der sich NICHT für die­se Aus­bil­dung ent­schie­den hat. (Aber das inter­es­siert ohne­hin ja niemanden.)

    1. Das sehe ich nicht so. Irgend­wann wird fast jeder ein­mal auf deren Hil­fe ange­wie­sen sein, von daher wäre eine grö­ße­re Anzahl der in die­sem Beruf Arbei­ten­den sehr wün­schens­wert, da die­ser auch ein sehr Sinn stif­ten­der Beruf sein kann. Ich ken­ne eini­ge erwach­se­ne Men­schen, die aus der Tret­müh­le der maxi­mal leis­tungs­for­dern­den Indus­trie etc. aus­ge­stie­gen und in die­sen Beruf gewech­selt sind. Im Hin­blick auf eine altern­de Gesell­schaft wie der unse­ren bräuch­te es mehr Pfle­ge­per­so­nal. Zu kri­ti­sie­ren ist aller­dings die man­geln­de Wert­schät­zung, die sich unter ande­rem auch wie­der ein­mal in den State­ments eines Herrn Spahn aus­drückt, der vom Gesund­heits­we­sen null Ahnung hat, allen­falls vom Lob­by­ing in die­ser Bran­che. Man muss aller­dings den Pfle­gen­den den Vor­wurf machen, sich kaum in Gewerk­schaf­ten zu orga­ni­sie­ren, sprich, kaum eine schlag­kräf­ti­ge Inter­es­sens­ver­tre­tung zu haben. Star­ke Pfle­ge­kam­mern wären ein Fort­schritt, da gehts aber lei­der nur lang­sam voran.

      1. War­um wech­seln Sie von Ihrer der­zei­ti­gen Tret­müh­le dann nicht in die­sen Beruf ?
        In die­sem Beruf ist nicht nur die Wert­schät­zung gering – von die­sem däm­li­chen Spahn mal abge­se­hen – son­dern die Bezah­lung ist seit Jahr­zehn­ten der­art mies, dass ich nicht ver­ste­he, dass auch nur noch eine ein­zi­ge Per­son die­sen Beruf ergreift.
        Unter­hal­ten Sie sich zu die­sem The­ma ein­mal mit Claus Fussek.
        Ein Beruf, der jeden Tag an das äußer­tet Limit geht, psy­chisch und auch phy­sisch- nicht nur zu Coro­na­zei­ten – son­der immer.
        Und im Alter ist eine lebens­ge­rech­te Ren­te nicht garantiert.
        Also wie wär's – machen sie den Anfang und wech­seln Sie in die­sen Beruf ?
        Oder reden Sie nur klug?

        1. Falls Sie mich mei­nen: Ich habe nach dem Abitur Zivil­dienst in einem Kran­ken­haus der Rum­mels­ber­ger Anstal­ten gemacht, dann in einem gro­ßen Kli­ni­kum Kran­ken­pfle­ge und Inten­siv­pfle­ge gelernt und seit­dem bis zum Ende mei­ner Berufs­lauf­bahn auf einer Inten­siv­sta­ti­on in einem Kran­ken­haus der Maxi­mal­ver­sor­gung gear­bei­tet. Dort wur­den immer noch Tarif­löh­ne und Zusatz­ver­sor­gung gebo­ten, was in der Brei­te lei­der nicht der Fall ist. Über mei­ne Ren­ten­ein­künf­te rede ich jetzt nicht, aber sind aus­kömm­lich. Also, was wol­len Sie. Ich kann mit­re­den. Die Miss­stän­de in die­ser Bran­che sind mir bewußt, der gerin­ge Orga­ni­sa­ti­ons­grad in der Pfle­ge aber auch.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.