In einem ratlos wirkenden Beitrag unter dem Titel "Viele Opfer – aber geringe Sterblichkeit" berichtet heute tagesschau.de heute über die Lage in Südafrika.
Mit seiner Verblüffung scheint das Medium Opfer der eigenen wochenlangen Fixierung auf die Zahl der Infektionen zu sein. Noch am 13.7. war bei dem Sender in vertrauter Diktion zu vernehmen:
»Auf Friedhöfen wird zusätzlicher Platz für Gräber geschaffen. Krankenhäuser bereiten sich auf einen massiven Zustrom von Patienten vor… Es ist ein Rennen gegen die Zeit.«
Heute hingegen dies:
»Die Infektionszahlen nehmen zu – jeden Tag kommen in Südafrika mehr als 10.000 positiv getestete Menschen dazu. In keiner Provinz gibt es mehr Infektionen als in Gauteng, hier liegen auch Johannesburg und Pretoria. Verwunderlich ist das nicht, schließlich lebt ein Viertel der Südafrikaner im Großraum Johannesburg.
Bandile Masuku, der in der Provinzregierung von Gauteng für die Gesundheit zuständig ist, sagt, dass die Behörden damit gerechnet hätten, dass die Armensiedlungen Hotspots werden:
"Da wohnen so viele Menschen auf engem Raum. In keiner Weise konnten wir erwarten, dass Abstandhalten dort funktioniert. Zuhause bleiben geht auch nicht. Covid breitet sich aber auch in den Stadtzentren aus, wo wieder mehr Menschen unterwegs sind und versuchen, Geld zu verdienen. Genau das sehen wir jetzt."
"Todesrate liegt um die zwei Prozent"
Mehr als 5000 Menschen sind nun landesweit in Verbindung mit Covid-19 gestorben. Im Verhältnis zu fast 365.000 Infektionen ist das vergleichsweise immer noch gering. Lynn Morris, die Direktorin am Nationalen Institut für Infektionskrankheiten, betont:
"Charakteristisch für die Pandemie in Südafrika und auch für andere Länder in Afrika ist die geringe Sterblichkeit im Verhältnis zu den Infektionen. Woran das liegt, wissen wir noch nicht. Die Todesrate liegt um die zwei Prozent, das ist geringer als in vielen Ländern in Europa. Die Gründe dafür müssen wir noch erforschen."
Erstaunlich ist das für die Wissenschaftler, weil es in Südafrika viele HIV-Infizierte und Tuberkulose-Patienten gibt. Generell sind inzwischen mehr als die Hälfte aller Corona-Infizierten schon wieder gesund und schwere Verläufe sind verhältnismäßig selten.«
Noch interessanter ist der in dem Beitrag nicht erwähnte Anteil von 7,42 Toten pro 100.000 EinwohnerInnen, der in Deutschland bei 10,87 liegt.
Die Kehrseite des Lockdowns wird so auf den Punkt gebracht: "Ausgangssperre gefährdet Existenzen", ohne das jedoch näher auszuführen. Immerhin ist zu lesen:
»Generell geht die Angst um in den Städten, Covid-19 ist ein richtiges Schreckgespenst für viele. Es bringt Hunger mit sich, weil Hunderttausende keine Gelegenheitsjobs mehr haben und kein Geld verdienen.«
Bereits am 20.5. hatte der Wissenschaftler Robert Kappel auf zdf.de darauf hingewiesen:
»ZDFheute: Wie sind die afrikanischen Gesundheitssysteme für die Pandemie gerüstet?
Kappel: Man ist da weitgehend hilflos. Es gibt kaum Beatmungsgeräte und Ärzte, keine Masken und in vielen Orten nicht einmal Krankenhäuser. Dort gibt es nur kleine Krankenstationen, die die Menschen gerade mit dem Allernötigsten versorgen können.
In ganz Malawi mit 19 Millionen Einwohnern gibt es nur 50 Ärzte – so viele wie in Birmingham.
ZDFheute: Woran liegt diese Unterversorgung?
Kappel: Es rächt sich, dass viele Länder in den 1990er Jahren aufgrund ihrer Überschuldung vom Internationalen Währungsfonds einen strengen Sparkurs verordnet bekamen und ihre schwachen Gesundheitssysteme nicht ausgebaut haben.
ZDFheute: Müssen wir also mit einer Katastrophe rechnen?
Kappel: Eine Pandemie ist kein Automatismus. Wenn die lokalen Gesundheitsorganisationen den Menschen vermitteln können, wie sie sich verhalten sollen, können sie auch mit geringen Mitteln etwas gegen das Virus erreichen.
Das hat sich auch bei Ebola-Ausbrüchen gezeigt: Da muss man auf die Innovationskraft der Menschen vor Ort bauen.
ZDFheute: Welche wirtschaftlichen Folgen hat die Corona-Krise für Afrika?
Kappel: Die ILO (Internationale Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen, die Redaktion) rechnet damit, dass durch die Pandemie 20 Millionen Arbeitsplätze verloren gehen und weitere 110 bis 120 Millionen Menschen in Armut geraten könnten.
Durch die Lockdowns in den entwickelten Ländern sind viele Menschen nicht mehr einkaufen gegangen, was beispielsweise der äthiopischen Textilindustrie enorm geschadet hat. In den Städten fallen Jobs für die Mittelschicht weg, was wiederum viele weitere Jobs im informellen Sektor gefährdet.
ZDFheute: Sind ländlichere Gegenden weniger gefährdet?
Kappel: Auf dem Land können die Bauern und Kleinbauern wegen der Transporteinschränkungen ihre Waren nicht mehr verkaufen.
80 Millionen Menschen sind akut von "Ultra-Armut" bedroht, das heißt, ihre Ernährungssicherheit ist nicht mehr gegeben.
Hinzu kommt, dass viele im Westen lebenden Migranten ihre Jobs verloren haben und kein Geld mehr nach Hause schicken können. Ganze Familien hängen von diesen Zahlungen ab und stehen nun vor dem Nichts.
Afrika muss nun nicht nur eine Gesundheitskrise bewältigen, sondern auch noch eine gesellschaftliche Krise, deren Auswirkungen viel schlimmer sein könnten als das Virus. Corona könnte alles, was in den letzten 20 Jahren erreicht wurde, wieder zerstören.«
(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)
Mittlerweile sollte selbst beim Allerletzten angekommen sein, dass nicht das Virus die Menschheit gefährdet, sondern das, was die macht- und geldhundgrigen Firmen und wenigen Einzelpersonen mit ihren auf Computersimulationen beruhenden Weissagungen fälschlicherweise in die Weit statutieren..