Die FAZ scheint ihren Werbespruch "Dahinter steckt immer ein kluger Kopf" nicht ernst zu nehmen. Wie könnte sie heute ihren LeserInnen in einem Beitrag zur legendären Hochzeit in Hamm solches präsentieren?
»Inzwischen habe man die Namen des Brautpaars und den Veranstaltungsort, dennoch bleibe vieles nebulös. Bekannt ist bisher, dass sich die Feierlichkeiten über mehrerer Tage zogen und an drei Orten stattfanden. In Hamm heißt es, der Großteil der Gäste gehöre "Nationalitäten des südosteuropäischen Raums" an – die meisten sind offenbar Angehörige türkischer Minderheiten auf dem Balkan, vor allem aus Bulgarien. Auftakt der Hochzeit war ein großes Fest zur Verabschiedung der Braut in Hamm, bei dem offenbar ausgiebig und eng getanzt wurde.«
So geht Ressentiment auf gut bürgerlich. Keine muslimische Schafeficker bescheren den deutschen HammerInnen fast einen Lockdown, und unangreifbar bleibt man schön im Konjunktiv, bevor "offenbar" wird, daß Bulgarien auf dem Balkan liegt und dieser wiederum im "südosteuropäischen Raum".
»In Hamm spürt inzwischen auch die der Rest der Stadt [so im Original, auch in der Druckausgabe, AA] die Folgen der Großhochzeit. Wegen der hohen Infektionszahlen hat die Stadtverwaltung die Corona-Vorschriften verschärft. Seit Mittwoch dürfen sich nur noch maximal fünf Personen oder zwei Haushalte [so im Original, auch in der Druckausgabe, AA] im öffentlichen Raum oder in Restaurants, Kultur- oder Freizeiteinrichtungen treffen. An den weiterführenden Schulen gilt wieder eine Maskenpflicht, ebenso bei Sport- oder Kulturveranstaltungen. Zudem wurde die Kirmes geschlossen und der verkaufsoffene Sonntag abgesagt.«
Der deutsche Autor Haneke ("Beschäftigte sich am Berliner Wissenschaftszentrum für Sozialforschung mit moderner Staatstheorie") kann weder Deutsch noch Recherchieren (laut Stadt Hamm gilt die Maskenpflicht nicht generell, die Kirmes wurde abgesagt und lediglich ein verkaufsoffener Sonntag findet nicht statt), aber ist gut darin, für die Verschärfungen nicht etwa die Stadtverwaltung, sondern "Angehörige türkischer Minderheiten" verantwortlich zu machen.
Immerhin bekennt er:
»Allzu gut stehen die Chancen nicht, dass die Stadt das Hochzeitspaar auch finanziell in Haftung nehmen kann. Nach der Corona-Verordnung droht den Veranstaltern zwar ein Bußgeld von bis zu 25.000 Euro, doch ist das Infektionsschutzgesetz bei Schadenersatzfragen äußerst zurückhaltend…
Ersatzansprüche des Staates gegen eine Privatperson, also die Veranstalter, sind in Deutschland ohnehin nur in wenigen Einzelfällen möglich, wenn es eine gesetzliche Grundlage gibt. Die ist allerdings weder im Infektionsschutzgesetz noch auf Landesebene geregelt – und bisher dem Vernehmen nach nicht geplant.«
Der FAZ-Slogan wird übrigens betreut von der Agentur Scholz & Friends Berlin GmbH in Berlin. Das ist die Werbeagentur, der Jens Spahn 22 Millionen Euro für seine Corona-Kampagne spendiert (s. Corona-PR: hip, teuer, destruktiv).
Zur "Hammer Hochzeit" siehe Hamm dreht durch: "XXL-Hochzeit"