So hätte es vor einigen Jahrhunderte im christlichen Abendland geheißen, nur wäre damals von Gottesleugnern die Rede gewesen.
Der Diskurs ist heute zivilisierter, doch der Sprachgebrauch nicht zufällig. Eine gottgegebene Wahrheit zu bezweifeln, gilt immer noch vielfach als lästerlich. Die Rolle des Gottes nimmt nun die Wissenschaft ein. Doch wie es den einen Gott nie gab, existiert auch nicht "die" Wissenschaft.
Natürlich gibt es wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse. So ist die Aussage "zwei mal zwei ist vier" in einem definierten Umfeld zweifellos wahr. Keineswegs gesichert ist, was einen "Corona-Fall" darstellt und auf welche Weise und unter welchen Umständen ein Virus wirkt und bekämpft werden soll.
Hierzu gibt es sehr vielfältige Erklärungsmuster. Wissenschaft zeichnet sich dadurch aus, in einem Austauschprozeß Thesen an der Realität zu überprüfen. In Sachen Corona wird diese wissenschaftliche Diskussion ersetzt durch das Institut medial gepushter "Fakten-Checker", von denen selten bekannt ist, welche Qualifikation sie haben und wer sie finanziert.
"Fakten-Checker" in Panik
In dem Maße, wie das Vertrauen in die von der Obrigkeit präsentierten Wissenschaftler schwindet, geraten die "Fakten-Checker" in immer größere Panik und verheddern sich in ihren eigenen Aussagen. Ein nachgerade tragikkomisches Beispiel, wie die TeilnehmerInnen-Zahlen der Demonstration vom 1.8. herunterargumentiert werden soll, soll im folgenden gezeigt werden.
Dirk Bachhausen ist überzeugter Sozialdemokrat, Schützenvereinsfunktionär und noch manch anderes. Er hat sich dem Kampf gegen die Corona-Leugner verschrieben. Auf seiner Internetseite ist dazu viel zu finden. In einem bei den "Volksverpetzern" geklauten Beitrag etwa ernsthaft dieser schöne Beweis:
Physikalisch möglich nur 14.175 TeilnehmerInnen
Ernst gemeint ist auch dieses Argument:
»Zieht man Tools wie Mapchecking heran, sieht man deutlich, dass die tatsächliche Fläche der Corona-Demo auch bei einer großzügig dichten Personenmenge (1 Mensch auf 1 qm – was eine Missachtung der Hygiene-Maßnahmen darstellt) lediglich knapp 15.000 Teilnehmer*innen möglich macht.«
Man möge sich kurz vor Augen führen, wie ein qm auf einer Großveranstaltung mit je einem Menschen gefüllt aussähe und diese Vorstellung mit den Fotos vergleichen.
Super ist auch die Idee, dem Programm Mapchecking nur die Hälfte des Kundgebungsplatz anzubieten, wie er es tut:
Alle Fotos zeigen, daß die Demonstrierenden noch weit vor dem Brandenburger Tor standen. Doch selbst wenn man sich auf diesen Raum bezieht, aber die wesentlich realistischere Zahl von 2 Menschen pro qm in das Programm einträgt, kommt man bereits auf ca. 30.000 TeilnehmerInnen.
Argumentations-Wirrwarr
Galoppierend steigert sich der Checker in ein Argumentations-Wirrwarr:
»Schätzungen von diversen Fotos zeigen allerdings eher eine Ansammlung von circa einer Person auf vier Quadratmeter. Das würde auch bei der gesamten Fläche (angeblich 80.000 qm, Quelle) lediglich maximal 20.000 Menschen ergeben. Entsprechend scheint die Schätzung der Polizei ziemlich realistisch zu sein.«
Warum mag bei dieser absurden Dichte dann wohl die Polizei die Veranstaltung aufgelöst haben? Wäre der Begriff "dicht gedrängt", den alle Medien verwenden, bei einer Person auf 4 qm nicht eine grobe Irreführung?
Seine Quelle, die er mit "angeblich" wohl den Leugnern in die Schuhe schieben will, ist morgenpost.de, die das Gelände "zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule" mit 80.000 Quadratmetern angibt. Das ergäbe selbst bei seinem Denkspiel von einer Person auf einem qm auch schon 80.000 TeilnehmerInnen.
Jetzt hilft nur noch KI
Nun nimmt er sich ein Video vor, das den "kompletten Demo-Zug" zeigen soll.
»Wir haben eine KI nachrechnen lassen, wie viele Menschen zu sehen sind: 5.000. Selbst wenn wir großzügig sind und eingestehen, dass die KI Menschen im Hintergrund nicht deutlich erkennen kann, kommen wir auch wieder auf die Schätzung, die alle anderen haben: 15.000 Leute circa. Auch manuell eine Minute lang gezählt und hochgerechnet kommen wir auf zwischen zehn und zwanzig tausend Menschen.«
Seine "KI" (?) kommt auf 5.000, ist aber ungenau, deshalb werden es doch 15.000 sein. Mal schnell hochprofessionell eine Minute gezählt, und schon können es auch 20.000 sein.
Gekonnt wird eine Fälschung der Gotteslästerer entlarvt:
Wir sehen hier, wie leer nach Auflösung der Demonstration das Gelände war. Wenn das kein Beweis ist!
Pandemie-Leugner in Parallelwelt
»Dennoch verbeißen sich Pandemie-Leugner krampfhaft in ihrer Parallelwelt – warum? Wenn sie zugeben, hier falsch zu liegen, müssten sie in ihrem geschlossenen Weltbild eingestehen, dass die "Mainstreammedien" nicht immer lügen würden und sie auch ideologisch verblendet Lügen verbreiten könnten.«
Der arme Kerl! Für ihn steht fest:
»Dass es wirklich 1,3 Millionen Pandemie-Leugner gewesen sein könnten, macht auch rein logistisch überhaupt keinen Sinn: Eine so unglaublich viel größere Zahl bräuchte eine ganz andere Infrakstruktur [so im Original, AA], mehr Bühnen, mehr Toiletten, mehr Platz, mehr Polizist*innen, mehr Ordner*innen, mehr Versorgung. So viele Menschen hätte die ganze Stadt Berlin gemerkt. Steckt die ganze Stadt Berlin ebenfalls unter der Decke mit der Verschwörung, eine Millionen Menschen verschwinden zu lassen?«
Die Idee sollte der Mann sich patentieren lassen: Die Zahl der Teilnehmenden aus der der Toiletten und eingesetzten PolizistInnen zu berechnen – genial!
"Missachtung der Maßnahmen" ist schon für sich der Abschuss (man kann zB Regeln missachten, aber Maßnahmen?). Aber die Behauptung, dass auf einen Demonstranten 2x2 Meter gekommen wären, also im Schnitt zwischen zwei Demonstranten der Abstand 4 Meter betragen hätte, schlägt alles.
Der Mann ist ein ganz großer Comedien unter der Sonne.