Auf waz.de ist am 7.1. ein Gespräch mit dem Diplom-Psychologen Uwe Sonneborn (Mitglied des Vorstands des Landesverbands Schulpsychologie NRW) zu lesen.
»Uwe Sonneborn: Die Auswirkungen der bisherigen Schulschließungen sehen wir bereits seit einiger Zeit. Die Zahl der Kinder mit psychischen Auffälligkeiten nimmt enorm zu. Und ich höre immer häufiger von Kindern, die suizidgefährdet sind oder entsprechende Andeutungen machen. Das ist derzeit ein großes Thema – auch bei den Schulsozialarbeitern…
Man muss sich fragen, ob die Kur nicht schlimmer ist als die Krankheit.
Bewegungsmangel, Vereinsamung, psychische Belastung, exzessiver Medienkonsum, zum Teil auch Wohlstands-Verwahrlosung. Viele Kinder bleiben jetzt wieder wochenlang sich selbst überlassen. Manche ziehen sich zurück, stumpfen ab, sind frustriert. Andere reagieren in ihrer Not aggressiv und werden so verhaltensauffällig. Ich kann aber den Höhlenkoller in manchen Familien gut verstehen, die mit mehreren Kindern in einer kleinen Etagenwohnung zurechtkommen müssen.
Wie kommen Schüler aus schwierigen Verhältnissen mit den Schulschließungen klar?
Vor allem diese Kinder und Jugendlichen leiden besonders darunter. Zu manchen Schülern haben die Lehrer im ersten Lockdown komplett den Kontakt verloren. Da wusste man nicht, wie es ihnen geht und was sie erleben. Hinzu kommen Probleme zu Hause, etwa Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit oder finanzielle Engpässe. Ich weiß von Familien, die ihre Miete nicht mehr bezahlen können. Die psychischen Folgen für die Kinder werden erst später ans Licht kommen – wenn überhaupt. Das macht mir große Sorgen…
Wird die Bildungsschere zwischen leistungsstarken und leistungsschwachen Schülern weiter aufklaffen?
Ja, die Schere geht noch weiter auseinander. Das haben wir ja schon im Laufe des vergangenen Jahres gesehen. Es gibt nicht wenige Eltern, die sich nicht sonderlich um die Entwicklung ihrer Kinder kümmern, aus welchen Gründen auch immer. Hier hat die Schule bisher oft eine Ausfallbürgschaft übernommen. Der Wegfall individueller schulischer Fördermaßnahmen lässt den Corona-Gap noch größer werden.
Lässt sich das wieder aufholen?
Man kann im Grunde fast ein ganzes Schuljahr abhaken. Das ist vor allem für Grundschüler sehr viel. Die Lehrkräfte können diese Unterschiede zwischen den Kindern oft nicht mehr auffangen. Distanzunterricht kann kein Ersatz sein für den Unterricht in der Klasse. Denn Lernen heißt ja nicht nur, Stoff zu vermitteln. Lernen ist ein sozialer Vorgang. Die Kinder lernen von- und miteinander, bekommen so Leistungsanreize und Orientierung. Wie hast du das gemacht – zeig mir das mal. Das ist sehr wichtig für den Lernerfolg. Dieses soziale Lernen fehlt jetzt. Die Schüler müssen sich quasi selbst unterrichten…
Was können Sie Eltern und Schülern jetzt raten?
Der Schulbetrieb müsste so schnell wie möglich wieder beginnen, um schlimmere Folgen zu vermeiden. Ob es zielführend ist, pauschal sämtliche Schulen für drei Wochen komplett zu schließen, ist die Frage. Auch Maßnahmen wie versetzte Schulzeiten, Wechselunterricht oder mehr Schulbusse hätten Schulen sicherer machen können. An die Lehrkräfte möchte ich unbedingt appellieren, den Kontakt zu den Schülern sicherzustellen und im Blick zu behalten, wie es ihnen geht.«
Das muss man sich nicht erst jetzt fragen, das ist viel zu spät.
Die Maßnahmen sind schlimmer als die Krankheit!
Und das hätte man ( Politik und Medien) schon im Mai sehen können. https://tkp.at/2021/01/07/gruende-fuer-staerkere-2-welle-in-manchen-laendern-staatliche-massnahmen-und-hoffnungslosigkeit/
Den Lehrkräften, Herr Sonneborn, sind die Schüler zum großen Teil schnurzpiepegal.
Hauptsache, sie kriegen kein Virus!
Den Appell können Sie also schon mal echt vergessen.
Absolut richtig! Hier im Saarland herrscht unter den Lehrern ENTSETZEN, dass es Präsenzunterricht für die Abiklassen gibt! Die Verkäuferinnen der Lebensmittel Geschäfte sind mit hunderten von anderen Menschen täglich in nicht ständig gelüfteten Räumen! Was sollen die denn sagen???
Supermarktkräfte sind dichter an der Wertschöpfung dran und wissen, dass ihre Untätigkeit für sie selbst Konsequenzen haben kann, dass aber auch eine Wirtschaftskrise Lohnerhöhungen in den nächsten fünf Jahren auf die lange Bank geschoben sind, wenn die Leute, die vorher Malboros geraucht haben, zu der rot-weißen Billigmarke greifen. Oder wenn der billigste Robusta-Kaffee häufiger auf dem Band liegt. Die sind direkt konfrontiert.
Lehrer werden ja selbst bei totaler Unfähigkeit nicht entlassen und die Früchte ihres Misserfolges bekommen sie erst Jahrzehnte später zu spüren, wenn sie dann beispielsweise Ärzten begegnen, die nicht hinter wegen den Dativ verwenden.
Ich finde es auch erschreckend, wie wenig bildungsbeflissen meine Kollegen sind, obwohl Fachhochschul- oder Hochschulabschluss. Es gibt kaum Interesse an Literatur, Musik, Theater usw.
Ich falle da total aus dem Rahmen, weil ich viel lese, viel Musik höre, in letzter Zeit viel Offenbach. Dass eine Merkel die 9. Sinfonie von Beethoven mag, sei ihr unbenommen. Dass die Elbphilharmonie in Hamburg auf ihren Wunsch das spielt, macht sie aber zur Banausin, wenn sie offenbar nichts mehr anderes hören will, keine Neugier hat und Hamburg offenbar nicht mit Bartholdy und Brahms in Verbindung bringt. Auch Händel wirkte in Hamburg und so wäre angemessen, bevorzugt von diesen Komponisten sich was zu wünschen. Das sind so Kleinigkeiten, aber sie zeigen sehr gut, mit was für Menschen wir es zu tun haben. Sie hat ja auch "entartete Kunst" von Emil Nolde abhängen lassen, weil er nicht stramm oppositionell war. Aber sie fährt jedes Jahr nach Bayreuth in der Tradition eines anderes Politikers. Ist es falsch, Wagner zu mögen? Natürlich nicht. Wagner war auch Antisemit und Hitler war sein Fan, aber das kann an Wagner unmöglich vorwerfen. Bei Wagner und seiner Musik ist man bereit, zu differenzieren, aber bei Emil Nolde, dem Maler "entarteter Kunst" ist sie nicht bereit, über seinen Opportunismus hinwegzusehen. Wahrscheinlich war Emil Nolde weniger opportunistisch als Merkel in der DDR und er spürte auch viel mehr Repression als Merkel. Dennoch lässt sie seine Bilder abhängen.
@Tiffany. Keineswegs sind uns Lehrern die Kinder egal. In den Grundschulen leisten wir Sicherstellung der Betreuung in Präsenz, Bildung durch differenzierte Wochenpläne und/oder digital gestützte Lernpakete auf Distanz, Beziehungspflege und Motivationsschübe in Videotreffen und Telefongesprächen, Elterninformation, – beruhigung und – beratung in Mails, Messengern oder am Telefon. Die Ängste der Lehrkräfte und ihr Umgang damit sind individuell sehr unterschiedlich. Die meisten sind hochengagiert, Sorgen um die Schülerinnen und Schüler machen sich alle.
Ich kenne eine Lehrerin, die sich schon zu Normalzeiten mehr um die sozialen Probleme ihrer Kinder kümmern musste.
Klassen bis zu 90% mit Migrationshintergrund.
Sie sagte mir des öfteren, mit dem Unterichtsmaterial gar nicht nachzukommen, weil ihr die Probleme der Kinder mehr am Herzen liegen würde, als der Lehrstoff.
Wie es zur Zeit zugeht, darüber wage ich gar nicht nachzudenken.
Aber ich glaube kaum, dass dies auch nur einen dieser Politclowns interessiert.
Was hier geschieht, ist eine Menschenrechtsverletzung (Recht auf Bildung).
Alles Dinge, über sich der Laie schon seit März April den Kopf zerbricht. Und es macht mich geradezu zornig, dass es bei den Politikern keine Rolle spielt. Zornig, nicht wütend. Merkel ist wütend wegen der Vorfälle in Washington. Hat sie selber gesagt. Sie wusste auch sofort, dass George Floyd ermordet wurde.
.…. ein junger Mann 33J. verh. 1kl.Kind und ein Kind vorehelich bei dem er gerade das Besuchsrecht erstriiten, arbeitete in einen Steuerbüro hat sich vor kurzem erhangen. Einen Grund können sich die Kolleginnen nicht erklären. Gestern war Beerdigung. Schlimm schlimm…
"Wenn sie belastende Symptome entwickeln, gibt es im Internet einige Tools, mit denen man abschätzen kann, ob man sich Hilfe suchen soll. Doch leider ist das schwierig: In Teilen der Schweiz fehlt es an Therapieplätzen und die Finanzierung von Online-Therapie ist nicht geregelt.
…
Es gibt massiv mehr Leute, sie sich auf gut Deutsch ins Elend saufen. Wer schon vorher ein Problem mit dem Alkoholkonsum hatte, bei dem akzentuiert sich das nun, wenn das soziale Netz und auch die Kontrolle wegfällt. Und wer solche Probleme hat, der sucht sich selber keine Hilfe. Hat man Freunde oder Bekannte mit einem problematischen Konsum, muss man sich jetzt um sie kümmern. Sonst könnten sie einfach alleine zu Hause sterben."
https://www.bluewin.ch/de/leben/fit-gesund/es-gibt-massiv-mehr-leute-die-sie-sich-ins-elend-saufen-534620.html
27.1.21, "21-jähriger Rapper stirbt nach Corona-Erkrankung
Der US-Rapper 6 Dogs ist tot. Das berichten zahlreiche Medien übereinstimmend. Zuvor wurde er positiv auf Corona getestet. …"
https://www.heute.at/s/21-jaehriger-rapper-stirbt-nach-corona-erkrankung-100124879
28.1.21, "Depressionen: Rapper 6 Dog nimmt sich mit nur 21 Jahren das Leben …"