news4teachers.de ist am 23.1. besorgt:
»Wenn Kinder unvermittelt mit Pornografie konfrontiert sind, ist das ein Schock. Umso größer ist die Verunsicherung, wenn dies im virtuellen Klassenzimmer passiert. Eine neue Gefahr für den Distanzunterricht?«
Allerdings wird keine Frage an das untaugliche Projekt gerichtet, das weder über Curricula noch über verläßliche Hardware und pädagogisch vertretbare Software verfügt. Statt dessen wird eingestimmt in den Chor der Digitalisierungs-Propheten und der dahinter stehenden Konzerninteressen. "Medienkompetenz" schon für Erstklässler soll richten, was oft schon Tablets in der Hand von Zweijährigen anrichten.
»Es war eine Situation, wie sie derzeit täglich tausendfach in Deutschland vorkommt: Eine Grundschulklasse ist per Videokonferenz zum Distanzunterricht zusammengeschaltet. Doch plötzlich bekommen die Kinder Nacktbilder oder Pornografie angezeigt. Solche Fälle, wie sie sich in der zurückliegenden Woche in Bayern, Hessen und Berlin ereignet haben, scheinen bislang noch selten zu sein. Und doch sind Fachleute besorgt.
Denn die Folgen für die Kinder sind gravierend. "Egal, wie aufgeschlossen ein Kind erzogen ist, es ist für jedes Kind eine Schocksituation, wenn es im Schonraum Schule, im Schonraum Distanzunterricht, im Schonraum der Gruppe, die es kennt, plötzlich eine solche Begegnung hat", sagt die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, Simone Fleischmann. "Das ist eine neue Gefahr für den Unterricht."
„Wir haben in ganz Deutschland noch immer nicht verpflichtend Medienkompetenz ab der ersten Klasse“
Thomas G. Rüdiger, Kriminologe von der Polizeihochschule Brandenburg, geht noch einen Schritt weiter: "So viele Kinder kommen gerade jetzt in der Corona-Situation erstmals ins Netz. Die sollen jetzt alle irgendwelche E‑Learning-Video-Geschichten machen, oder die Eltern setzen sie vor Endgeräte, um im Homeoffice in Ruhe arbeiten zu können. Aber wenn man die Kinder ins Netz lässt – das ist ein globaler Interaktionsraum ohne Grenzen – kann ihnen das überall passieren, dass sie mit übergriffigen Inhalten konfrontiert werden."
"Das ist kein Thema nur im Zusammenhang mit Schule", bilanziert Rüdiger deshalb – und sieht dennoch die Lösung des Problems auch im Bildungssystem. "Wir haben in ganz Deutschland noch immer nicht verpflichtend Medienkompetenz ab der ersten Klasse, und das fällt uns jetzt auf die Füße." Zudem müssten die Eltern unbedingt mit ihren Kindern über die Gefahren reden…
„Wenn Kinder mit sexuellen Inhalten konfrontiert sind, dann ist das sexueller Missbrauch“
Im niederbayerischen Mainburg bekam jüngst jedoch eine Achtjährige während des Online-Unterrichts plötzlich Bilder eines nackten Mannes angezeigt. Im hessischen Florstadt zeigte ein Unbekannter einer zweiten Klasse Pornografie. Und in Berlin sahen Drittklässler minutenlang einen Porno. Bei einer Cyber-Attacke während des Online-Unterrichts für Sechstklässler in Heidelberg spielten Unbekannte pornografische und rechtsradikale Inhalte eingespielt…
Bereits am Donnerstag waren ähnliche Vorfälle in Hessen und Bayern bekannt geworden. Dort waren Nacktbilder beziehungsweise pornografische Darstellungen in Lernplattformen von Grundschülern aufgetaucht. Im hessischen Florstadt hatte sich ein Unbekannter in eine Videokonferenz eingewählt, die Lehrerinnen rausgeworfen und Pornografie gezeigt. Im bayerischen Mainburg verschaffte sich ein Unbekannter Zugang zur Lernplattform einer Grundschule. Eine Achtjährige habe während des Online-Unterrichts Bilder eines nackten Mannes angezeigt bekommen, teilte die Polizei mit…
„Wenn man mit einem einfachen Klick in den Klassen-Chat gelangt, ist die Versuchung gravierend“
Das Problem: Gerade bei den Videokonferenz-Tools herrscht in Deutschlands Schulen ein absoluter Flickenteppich. Vielerorts haben die Schulen oder einzelne Lehrer zu Beginn der Pandemie für den plötzlich über sie hereinbrechenden Distanzunterricht auf individuell gewählte Lösungen zurückgegriffen – und nicht bei allen ist die Datensicherheit gewährleistet. "Bei vielen Tools, die die Schulen nutzen, reicht es, wenn man den Link kennt", berichtet Schorr. "Wenn man dann mit einem einfachen Klick in den Chat gelangt, ist natürlich die Versuchung, harmlosen oder nicht harmlosen Unfug zu treiben, gravierend."
Lehrerverbände fordern deshalb schon seit längerem vehement, datenschutzkonforme, rechtssichere und gut geschützte Plattformen von den Kultusministerien zur Verfügung gestellt zu bekommen. Martin Löwe vom Bayerischen Elternverband will wegen des persönlichen Kontakts zwischen Kindern und Lehrkräften dennoch nicht auf Videokonferenzen im Distanzunterricht verzichten. "Die Gefahren des Distanzunterrichts sehen wir eher woanders", betont er. "Nämlich darin, dass Schüler nicht adäquat beschult werden, weil sie nicht teilnehmen können aufgrund technischer Rahmenbedingungen."
SCHON WIEDER: (ANGEBLICHER) HACKERANGRIFF BREMST SCHULPORTAL AUS«
Da sind digitale Neandertaler unterwegs.
Da haben wir doch eine Zwickmühle. Im Distanzunterricht lernen die Kinder nix anständiges und in der Schule auch nicht.