18, 20 – nur nicht passen. Virologe Stürmer reizt auf Mutanten

»Noch span­nen­der als eine Direkt­über­tra­gung vom Pfei­fest­op­fen war die­se 25-minü­ti­ge Spiel­show von und mit Hanns Heinz Röll, in der nicht mehr und nicht weni­ger pas­sier­te, als dass drei Män­ner auf Knei­pen­stüh­len an einem Tisch saßen und Skat spiel­ten: der Mode­ra­tor, ein pro­mi­nen­ter Gast und ein Zuschau­er. (aus dem Fern­seh­le­xi­kon von Micha­el Reufsteck und Ste­fan Nig­ge­mei­er)«
https://www.fernsehserien.de/18–20-nur-nicht-passen

Ähn­lich lang­wei­lig, aber fol­gen­rei­cher, ist das Spiel um die Mutan­ten. Auf focus​.de erklärt der Viro­lo­ge Mar­tin Stür­mer den Stand:

»Laut offi­zi­el­len RKI-Daten liegt der Anteil bei rund sie­ben Pro­zent aller gemel­de­ten Infek­tio­nen. Ange­la Mer­kel stell­te Anfang der Woche hin­ge­gen die Ver­mu­tung auf, die Vari­an­ten mach­ten bereits 20 Pro­zent aus. „Unse­re Unter­su­chun­gen sind sogar noch besorg­nis­er­re­gen­der“, betont Stür­mer. „In unse­rem Labor konn­ten wir rund 30 Pro­zent der Infek­tio­nen auf die bri­ti­sche Vari­an­te zurückführen.“«

Der Arti­kel trägt die Über­schrift "Viro­lo­ge macht Hoff­nung: Das ist jetzt der letz­te Lock­down – unter drei Bedin­gun­gen" und Stür­mer (wer schickt eigent­lich jeman­den mit die­sem Namen an die Front?) erklärt:

»Die Ziel­mar­ke von 35 ver­ste­he ich als eine Art Sicher­heits­puf­fer“, erklärt der Medi­zi­ner. Bis­lang galt die 50 als kri­ti­scher Wert, die nied­ri­ge­re Zahl stel­le eine Reak­ti­on auf die Gefahr durch Coro­na-Muta­tio­nen dar. Ande­re Virus­va­ri­an­ten kön­nen sich effek­ti­ver ver­brei­ten. Sie sind um bis zu 70 Pro­zent anste­cken­der. „Blei­ben wir bei der Mar­ke 50, lau­fen wir in Gefahr, zu leicht­fer­tig zu lockern. Es könn­te erneut zu einer Infek­ti­ons­wel­le kom­men – und das gilt es in jedem Fall zu ver­mei­den.«

"Sars-CoV‑2 verzeiht wenig"

»"Das war schon bei der alten Vari­an­te so, die neue Vari­an­te ver­zeiht noch weni­ger. Wer ein­mal die Mas­ke ver­gisst, beim Tref­fen mit einer engen Freun­din dar­auf ver­zich­tet, kann sich schnell infi­zie­ren.“ Glei­ches gel­te für einen Auf­ent­halt im Restau­rant, Kino oder Fitnessstudio.«

"'Wir wer­den viel ver­zei­hen müs­sen', sagt Jens Spahn", hieß es hin­ge­gen im April auf welt​.de.

Irgend­wie ist Stür­mer bei sei­nen Model­lie­run­gen der Para­me­ter "Bevöl­ke­rung" wohl ent­glit­ten. Wie kann er sonst zu der fol­gen­den Auf­fas­sung gelangen?

»Dass mit dem neu­en Bund-Län­der-Beschluss Fri­seu­re wie­der öff­nen dür­fen, ist laut Stür­mer zwar „viro­lo­gisch begründ­bar“. Das Pro­blem ist aber: „Es gibt vie­le Berei­che, in denen das Infek­ti­ons­ri­si­ko ähn­lich hoch ist, wie etwa bei einem Fri­seur­be­such. Etwa in der Pfle­ge, in einem Nagel­stu­dio oder bei einer Mas­sa­ge – auch da wäre eine Öff­nung theo­re­tisch viro­lo­gisch begründbar.“

Ande­re Unter­neh­men könn­ten nach die­ser ers­ten Locke­rung kla­gen, für sich eben­so Öff­nun­gen ein­for­dern. „Und dann ist es plötz­lich nicht mehr nur noch ein Bereich, nur noch ein Laden“, meint Stür­mer. „Dann wer­den es immer mehr Orte, an denen Men­schen zusam­men­kom­men und sich infi­zie­ren kön­nen.“ Das könn­te zu einem Akzep­tanz­pro­blem füh­ren – bei den Unter­neh­men, und in der Bevöl­ke­rung selbst.

„Wir haben schon ein­mal die Kon­trol­le über das Virus ver­lo­ren“, warnt Stür­mer. „Und wir haben sie noch nicht wie­der­erlangt.“«

Auch die Sache mit einem guten Zeit­punkt für einen Plan hat der Viro­lo­ge eher nicht verstanden:

»Wenn der Zeit­punkt der Locke­run­gen gekom­men ist, wenn die Inzi­denz tat­säch­lich nied­rig genug ist, ist es laut Stür­mer Zeit für einen deutsch­land­wei­ten Plan… „Wir haben in die­sem Jahr vie­le Daten gesam­melt“, meint Stür­mer. „Aber die meis­ten davon stam­men aus einer Zeit, in der ein Lock­down herrsch­te oder Maß­nah­men ver­hängt wor­den waren.«

Das ist nun nicht erstaun­lich, oder? "Klei­ner Trick: Zäh­le zuerst dei­nen eige­nen Trümp­fe. Soll­test Du schon vie­le haben, dann brauchst du nur noch unge­fähr zu bestim­men, wie­viel feh­len." (https://​die​skat​kum​pels​.de/​s​k​a​t​-​t​i​p​ps/)

Am Ende des Arti­kels fin­det sich die Krönung:

https://​www​.focus​.de/​g​e​s​u​n​d​h​e​i​t​/​n​e​w​s​/​m​a​r​t​i​n​-​s​t​u​e​r​m​e​r​-​i​m​-​g​e​s​p​r​a​e​c​h​-​v​i​r​o​l​o​g​e​-​m​a​c​h​t​-​h​o​f​f​n​u​n​g​-​d​a​s​-​i​s​t​-​j​e​t​z​t​-​d​e​r​-​l​e​t​z​t​e​-​l​o​c​k​d​o​w​n​-​u​n​t​e​r​-​d​r​e​i​-​b​e​d​i​n​g​u​n​g​e​n​_​i​d​_​1​2​9​7​1​2​2​6​.​h​tml

(Her­vor­he­bun­gen nicht im Original.)

Zu Herrn Stür­mer sie­he auch Dr. Stür­mer und sein Geschäfts­mo­dell.

8 Antworten auf „18, 20 – nur nicht passen. Virologe Stürmer reizt auf Mutanten“

  1. Wenn ich den rich­tig ver­ste­he .… dann hat der kaum bis gar kei­ne Ahnung wor­über er redet. "… wir haben schn mal die Kon­trol­le ver­lo­ren…" AHA .… wuss­te gar nicht das man die Viren kon­trol­lie­ren kann. Mei­nes wis­sen nach pfei­fen die auf alles was Pfei­fen sich aus denken.…

  2. Bril­lant. Wirk­lich brillant.
    „Unse­re Unter­su­chun­gen sind sogar noch besorg­nis­er­re­gen­der“, betont Stür­mer. „In unse­rem Labor konn­ten wir rund 30 Pro­zent der Infek­tio­nen auf die bri­ti­sche Vari­an­te zurückführen.“

    Und weil die Zah­len trotz die­ser besorg­nis­er­re­gen­den Quo­te immer noch im glei­chen Tem­po fal­len, pla­ziert der Stür­mer (ja, der his­to­risch extrem böse Wort­witz ist beab­sich­tigt, auch die­ser Stür­mer kämpft offen­sicht­lich um die "Wahr­heit") die Hor­ror­ge­schich­te von der ein­mal ver­ges­se­nen Mas­ke und ver­gisst nicht den Hin­weis auf die ent­glit­te­ne Kontrolle.

    Daten sam­meln nutzt nichts, wenn man sie nicht lesen kann. Viro­lo­gen sind dazu offen­sicht­lich nicht immer in der Lage.

  3. Wie pas­send, daß Horst See­ho­fer heu­te früh im Radio wie folgt zitiert wur­de: "Wir kämp­fen an der öster­rei­chi­schen und tsche­chi­schen Gren­ze gegen die Virusmutanten."
    Für den guten alten Slo­gan "Stell dir vor, es ist Pan­de­mie und kei­ner geht hin" ist es wahr­schein­lich schon ein biß­chen spät.

    1. @Michael:
      Das ist doch eine net­te Vor­stel­lung: Horst See­ho­fer steht gera­de für uns an der öster­rei­chi­schen Gren­ze und duel­liert sich hel­den­haft mit Virusmutanten.

  4. Wann erkennt man zumin­dest in den Medi­en das Schei­tern des Ver­suchs, nur mit­tels War­nung vor bös­ar­ti­gen Mutan­ten alle Ein­schrän­kun­gen der Bevöl­ke­rung auf­recht zu erhalten?

    Die Fall­zah­len gehen wei­ter­hin zurück – auch mit den neu­en Muta­tio­nen, also haben die­se kei­nen oder einen nicht genau mess­ba­ren Einfluss.

    Ich traue schon län­ger nie­man­dem unter Regie­rung, Fach­leu­ten und MSM mehr, wenn die den Mund auf­ma­chen. Aber immer­hin lässt sich, je län­ger die­ser Coro­na-Witz andau­ert, auch für einen Teil der eher unkri­ti­schen Bevöl­ke­rung erken­nen, dass etwas nicht stim­men kann. Es gibt immer neue ver­meint­li­che Schuldige:

    - zuerst ein­mal die Bevöl­ke­rung unter Gene­ral­ver­dacht, auch wegen des Kar­ne­vals im letz­ten Jahr,
    – dann waren es die Reisenden,
    – dann die­je­ni­gen, die sich in gro­ßen Ansamm­lun­gen oder auf Groß­ver­an­stal­tun­gen getrof­fen haben,
    – es folg­ten die Demons­tran­ten (Bus­rei­sen zu Demos sind gefähr­lich, aber über­füll­ter ÖPNV ist harmlos!)
    – die prva­ten Tref­fen im Krei­se der Fami­lie und mit Freun­den und
    – die Arbeit im Büro.

    Nach­dem jetzt so ziem­lich alles als Ursa­che her­hal­ten muss­te, um das Ziel, die Bevöl­ke­rung bis zur Imp­fung hin­zu­hal­ten, zu errei­chen, hat man Pro­ble­me mit dem zügi­gen "Durch­imp­fen", daher wech­selt man jetzt zu medi­zi­ni­schen Aspek­ten, die mehr als frag­lich sind.

    Neh­men wir ein­mal an, die I- und R‑Wert ent­spre­chen am 3. März genau den Erwar­tun­gen unse­rer Volks­ver­dum­mer, was wäre dann? Es dürf­te ziem­lich schwer wer­den, so wei­ter­zu­ma­chen wie bisher.

    Es sei denn, man setzt dann nur noch PCR-Tests der aller­mie­ses­ten Qua­li­tät und die noch schlech­te­ren Schnell­tests ein, um die Zah­len wie­der nach oben zu bekommen…

    1. @Helmi2000
      Oh, machen Sie sich kei­ne Sor­gen, den I- und R‑Wert wird man schon rich­tig zu inter­pre­tie­ren bzw. davon abzu­len­ken wis­sen. Wol­len wir in die Zukunft schauen?

      - "Der Rück­gang wird in dra­ma­ti­scher Wei­se lang­sa­mer" spricht Lothar Wie­ler, und Herr Dros­ten sekun­diert artig "Das sieht nicht gut aus" (Hin­ter­grund: statt um 2500 von Don­ners­tag zu Don­ners­tag ist der I‑Wert von Frei­tag zu Frei­tag nur um 1900 gesunken)
      – "Die Belas­tung der Inten­siv­sta­tio­nen liegt immer noch bei 80 Pro­zent, wir abei­ten am Limit" heu­chelt der Prä­si­dent des DIVI, und eine belie­bi­ge Kran­ken­schwes­ter assis­tiet: "Wir sind total fer­tig" (80 Pro­zent sind übri­gens laut einer frü­he­ren Aus­sa­ge des Kran­ken­haus­ver­ban­des die Ide­al­aus­las­tung einer Inten­siv­sta­ti­on, aber wel­cher Jour­nalun­ke liest schon Texte?)
      – "Wir sind noch weit von einem wün­schens­wer­ten R‑Wert ent­fernt" ver­kün­det Mar­kus der Söder, und reagiert auf die Fra­ge nach der Höhe des wün­schens­wer­ten R‑Wertes mit einer Anek­do­te über sei­nen Hund

      Und das habe ich inner­halb von 5 Minu­ten über­legt. Den Pro­fes­sio­nel­len fällt da sicher noch mehr ein. Oder auch nicht, für die Dep­pen­pres­se reicht das allemal.

      Aber wir dür­fen zumin­dest hof­fen, dass der ein oder ande­re Mit­bür­ger hin­ter das Geschwur­bel und die Lügen blickt.

  5. Das hört sich an wie beim Fas­ten: Du kannst eigent­lich nicht ewig völ­lig auf Nah­rung ver­zich­ten, muss das Fas­ten doch irgend­wann bre­chen; wenn Du dann wie­der anfängst, den Geschmack zu genie­ßen, wird danach der Jojo- Effekt beim Gewicht aber umso größer.
    Dem Tri­umpf über Dei­ne hedo­nis­ti­sche Ver­an­la­gung und dem Errei­chen Dei­nes Traum­ge­wichts soll­te also von nun an das Risi­ko, an Mager­sucht zu ster­ben, unter­ge­ord­net wer­den, indem das Essen auch wei­ter­hin auf unbe­grenz­te Zeit ein­ge­stellt wird.

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