Wenn Fürsorge in Entmündigung kippt

Nicht zuletzt in den Lokal­blät­tern, die näher dran sind an den Stim­mun­gen in der Bevöl­ke­rung als über­re­gio­na­le Medi­en, häu­fen sich kri­ti­sche Berich­te und Mei­nungs­äu­ße­run­gen. Auf weser​-kurier​.de ist am 13.3. ein Kom­men­tar mit obi­gem Titel zu fin­den, in dem es heißt:

»Coro­na-Poli­tik fin­det vor allem mit Ver­ord­nun­gen und Ver­bo­ten statt, ohne vor­he­ri­ge par­la­men­ta­ri­sche Debat­te. Wenn das für ande­re Kri­sen Schu­le macht, ist die Demo­kra­tie in Gefahr, meint Joerg Hel­ge Wagner.

Wird eine Spät­fol­ge der Coro­na-Pan­de­mie der Rück­bau von demo­kra­ti­schen Pro­zes­sen und Bür­ger­rech­ten sein? Die­se Fra­ge treibt nicht nur selbst ernann­te Quer­den­ker oder rech­te Ver­schwö­rungs­schwurb­ler um. Längst äußer­ten sich ernst­haf­te Links­li­be­ra­le wie Jakob Aug­stein, Heri­bert Prantl oder Juli­an Nida-Rüme­lin besorgt. Und da gab es den Begriff „Ver­weil­ver­bot“ noch gar nicht. Damit unter­sagt man Bewoh­nern einer Stadt, sich nach Belie­ben im öffent­li­chen Raum auf­zu­hal­ten – aus rei­ner Für­sorg­lich­keit, ver­steht sich.

Die erschöpf­te Erge­ben­heit, mit der sol­che Aus­wüch­se von all­zu vie­len ver­meint­lich mün­di­gen Bür­gern hin­ge­nom­men wer­den, muss jeden frei­en Geist erschau­dern lassen. 

Vor allem aber lässt sie nichts Gutes ahnen für die Zukunft unse­res poli­ti­schen Sys­tems, der reprä­sen­ta­ti­ven par­la­men­ta­ri­schen Demo­kra­tie. Denn es geht längst nicht mehr nur dar­um, wann man sich wo mit wie vie­len Mit­men­schen tref­fen darf. Gerich­te kor­ri­gie­ren regel­mä­ßig unver­hält­nis­mä­ßi­ge Ver­ord­nun­gen, aber auch den dreis­ten Umgang der Exe­ku­ti­ve mit der Legis­la­ti­ve: So muss­te erst der Nie­der­säch­si­sche Staats­ge­richts­hof der groß­ko­ali­tio­nä­ren Lan­des­re­gie­rung bei­brin­gen, dass die Volks­ver­tre­ter im Land­tag gefäl­ligst recht­zei­tig, aus­nahms­los und unauf­ge­for­dert von geplan­ten Ver­ord­nun­gen zu infor­mie­ren sind. Und man fragt sich, wie es die Abge­ord­ne­ten von SPD und CDU hin­neh­men konn­ten, dass genau dies lan­ge nicht geschah…«

Es wird deut­lich, daß der Autor aus einer kon­ser­va­ti­ven Per­spek­ti­ve argu­men­tiert und gleich ziem­lich vie­le in der Wirt­schaft unge­lieb­te The­men mit abhandelt:

»[Es] wer­den ger­ne Ver­nunft und Wis­sen­schaft bemüht, um die schlim­me heu­ti­ge und die schö­ne neue Welt zu skiz­zie­ren: Kli­ma­wan­del, Ver­kehrs­wen­de, Zer­sie­de­lung, Gesund­heits­schutz, Tierwohl …

Sind wir also schon auf dem Weg „von der Lock­okra­tie zur Öko­kra­tie“, wie Rai­ner Hank vor Kur­zem besorgt in der „FAZ“ frag­te? Die Ver­su­chung ist groß, und das Feld ist bereits abge­steckt: vom Ver­bot von Inlands­flü­gen über fleisch­freie Kan­ti­nen­ta­ge bis hin zum Bau­stopp für Eigen­hei­me und auto­freie Innen­städ­te…«

Unab­hän­gig davon ist die­se Beob­ach­tung zutreffend:

»Wie wir seit Geor­ge Orwells Roman „1984“ wis­sen, beginnt die schlei­chen­de Frei­heits­be­rau­bung damit, Wor­ten und Begrif­fen eine neue Bedeu­tung zu geben. So wird nun die Wie­der­ge­wäh­rung von Grund­rech­ten – etwa für Geimpf­te – als „Pri­vi­leg“ diffamiert…«

17 Antworten auf „Wenn Fürsorge in Entmündigung kippt“

    1. @fabianus I: Kommt es nicht dar­auf an, was zu bewah­ren ist? "Freie Fahrt für freie Bür­ger" und Inlands­flü­ge will ich nicht bewah­ren, vie­les ande­re schon.

      1. Wer zwingt Sie denn, einen Inlands­flug zu buchen? Es hin­dert Sie doch nie­mand, zu Fuß von Mün­chen nach Ham­burg zu gehen!

        1. @Schlüter: Soo kon­ser­va­tiv bin ich auch wie­der nicht. Aber wir könn­ten dar­über dis­ku­tie­ren, war­um Kero­sin­ver­brauch und Auto­bahn­bau hoch sub­ven­tio­niert wer­den und ob das das Klügs­te für unse­re Umwelt ist.

          1. Res­sour­cen sinn­los ver­schleu­dern ist schon im Wort­sin­ne nicht kon­ser­va­tiv. Äußerst kon­ser­va­tiv war mei­ne Oma, weil sie alle Socken gestopft hat bis nur noch Gestopf­tes übrig war.

      2. Da mögen Sie eine Aus­nah­men sein.
        Die Agen­ten der Ver­nich­tung inter­es­sie­ren sich grund­sätz­lich nicht dafür, was ANDERE bewah­ren wol­len, denn auf ihrer hei­li­gen Mis­si­on geht es nur um IHRE Vor­stel­lun­gen, die der Rest zu loben und zu prei­sen hat. Die Ver­nich­tung des Bestehen­den ist das eigent­li­che Ziel, da kei­ner haben soll, was sie nicht haben. Die Ret­ter der Welt und der Mensch­heit sind die hass­erfüll­tes­ten See­len­krüp­pel von allen. Dar­an wird sich nie etwas ändern.

      3. Gegen einen fleisch­frei­en Kan­ti­nen­tag oder auto­freie Innen­städ­te ist eigent­lich auch nichts einzuwenden.
        Ich glau­be aber, Fabia­nus mein­te das im posi­ti­ven Sinne…den Sozi­al­staat zu erhal­ten , den Rück­bau zu stop­pen und ggf. wie­der mehr Res­sour­cen für die­sen Teil unse­res Gesell­schafts­sys­tems zur Ver­fü­gung zu stellen^^
        Ich wün­sche allen die dies lesen einen ange­neh­men Sonntag.
        Glück auf!

        1. @FS: Ich bin da sehr für Dif­fe­ren­zie­rung. Auf dem Land mit absicht­lich abge­schaff­ter Infra­struk­tur wird man wohl Autos brau­chen. In Ber­lin hal­te ich sie für völ­lig über­flüs­sig. Für bestimm­te Zwe­cke kann ich mir auch in Groß­städ­ten Kfz als sinn­voll vor­stel­len, für Kran­ken­trans­por­te, Feu­er­wehr usw. Ganz über­wie­gend sind die Fahr­zeu­ge, die in unse­rer Stra­ße par­ken, Steh­zeu­ge. Es gäbe da viel zu diskutieren…

  1. Die­se Rechts-Links-Ein­schät­zung bzgl der Coro­na­maß­nah­men fin­de ich ermü­dend. Der Gegen­satz Rechts=Freiheit=kritisch und Links=Staatszwang=Befürworter ist mei­nes Erach­tens nicht zutreffend.

    Gesetz­li­che Gene­ral­klau­seln mit dem Cha­rak­ter von Not­stands­ge­set­zen aus­zu­ru­fen und das Mili­tär im Inland ein­zu­set­zen sind rech­te Poli­tik, sicher­heits­recht­li­che Zwangs­maß­nah­men ein­zu­füh­ren und deren sozia­le Aus­wir­kun­gen unzu­rei­chend abzu­fe­dern ebenso.

    Die aktu­el­len Maß­nah­men sind ein­sei­tig tech­no­kra­tisch, über­funk­tio­nal ver­engt und neo­li­be­ral autoritär.

    Wir erin­nern uns an die "Euro-Schul­den­kri­se" oder die "Flücht­lings­kri­se"
    Die Ban­ken zu ret­ten und mit­tels einer nicht legi­ti­men Troi­ka gewähl­te Regie­run­gen zu unter­drü­cken ist nicht links.
    Ein paar hun­dert­tau­send Flücht­lin­ge auf­zu­neh­men und den Rest im Meer ster­ben und in Flücht­lings­la­gern ver­rot­ten zu las­sen ist nicht links.

    Es han­delt sich bei den aktu­el­len Maß­nah­men um eine tech­no­kra­ti­sche Büro­kra­tie und damit eigent­lich um eine Nicht-Poli­tik. Daher auch die Fixie­rung auf Inzi­denz­zah­len, die ein­sei­ti­ge Aus­wahl und Gewich­tung der Fak­ten und die Ver­wei­ge­rung eines Diskurses.

  2. Huch, das Weser-Geschmier hat in den letz­ten Mona­ten eigent­lich damit geglänzt, jede noch so klei­ne Panik­ma­che begeis­tert aufzunehmen. 

    Ich sehe kein Pro­blem in einer kon­ser­va­ti­ven Argu­men­ta­ti­on. Vie­le Kon­ser­va­ti­ve sehen die glei­chen Pro­ble­me wie soge­nann­te "Pro­gres­si­ve", haben aber ande­re Ideen zur Lösung bzw. wol­len den Weg dort­hin anders gestal­ten. In der Regel benö­tigt man für eine sinn­vol­le Lösung Ele­men­te bei­der Denk­rich­tun­gen, die gar nicht so ver­schie­den sind. Pro­ble­ma­tisch sind nur die jewei­li­gen Fanatiker.

  3. Zum Glück ist dem Autoren noch eine klei­ner regie­rungs­freund­li­chen Schwenk gelungen:
    "Wird eine Spät­fol­ge der Coro­na-Pan­de­mie der Rück­bau von demo­kra­ti­schen Pro­zes­sen und Bür­ger­rech­ten sein? Die­se Fra­ge treibt nicht nur selbst ernann­te Quer­den­ker oder rech­te Ver­schwö­rungs­schwurb­ler um."
    Ich hat­te schon befürch­tet, dass er die schö­nen Wor­te, wie "Zweif­ler" oder "Kri­ti­ker" benutzt. Aller­dings muss ich zuge­ben, dass ich durch­aus ein Quer­den­ker bin und Zweif­ler – wenn es um Regie­run­gen geht, egal, wel­cher coleur. Das muss­te ich in lan­gen Jah­ren DDR-Mit­glied­schaft lernen.

  4. Ich habe nicht den gan­zen Bericht gele­sen, mir wur­de schon schlecht bei der Aus­sa­ge: Die Demo­kra­tie ist in Gefahr.
    Die­se Aus­sa­ge ist grund­sätz­lich falsch. Die Demo­kra­tie ist nicht in Gefahr, sie ist gar nicht exis­tent also schon ausgelöscht.
    Seit einem Jahr wer­den Sachen beschlos­sen, ohne auf die Bevöl­ke­rung einzugehen.

  5. Das hier wuss­te die Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung noch 2016. Alles gekippt mit chi­ne­si­schen Lock­down Videos.

    https://​www​.bpb​.de/​a​p​u​z​/​2​0​6​1​0​8​/​i​n​f​i​z​i​e​r​t​e​-​g​e​s​e​l​l​s​c​h​a​f​t​e​n​-​s​o​z​i​a​l​-​u​n​d​-​k​u​l​t​u​r​g​e​s​c​h​i​c​h​t​e​-​v​o​n​-​s​e​u​c​hen
    "Ent­wick­lun­gen seit dem 11. Sep­tem­ber 2001 legen nahe, dass Seu­chen­me­ta­phern noch heu­te sozia­le Fol­gen nach sich zie­hen. Als "Bio­po­li­tik infi­zier­ter Kör­per" inter­pre­tiert der His­to­ri­ker Phil­ipp Sara­sin Kon­zep­te der Ter­ro­ris­mus­be­kämp­fung seit den Anschlä­gen auf das World Trade Cen­ter. Sara­sin stellt nach sei­ner Aus­wer­tung US-ame­ri­ka­ni­scher Pres­se­be­rich­te eine eben­so unge­bro­che­ne wie unheil­vol­le Attrak­ti­vi­tät von Seu­chen­me­ta­phern fest. Die­se ent­behr­ten zwar jeder epi­de­mio­lo­gi­schen Grund­la­ge. Sie beför­dern indes Fremd­zu­schrei­bun­gen, mit denen sich letzt­lich sogar Fol­ter und Krie­ge begrün­den las­sen: "Der ‚Ter­ro­rist‘ ist die Iko­ne schlecht­hin jenes ‚unsicht­ba­ren Fein­des‘, der von außen in unse­re Kör­per ein­dringt, um so von innen her zu zer­stö­ren. Eine frem­de Spe­zi­es, die mit anti­bak­te­ri­el­len Mit­teln bekämpft wer­den muß."
    ""Infek­ti­ons­her­de", "Brut­stät­ten" oder "Ein­falls­to­re" für Epi­de­mien stan­den und ste­hen immer wie­der im Fokus von Bekämp­fungs­stra­te­gien. Schon im Ange­sicht des "Schwar­zen Todes" gal­ten Iso­lie­rung und Qua­ran­tä­ne als Sicher­heits­maß­nah­men, mit denen sich die Pest kon­trol­lie­ren ließ. Im 15. Jahr­hun­dert führ­ten ita­lie­ni­sche, spä­ter auch ande­re euro­päi­sche Städ­te zudem "Gesund­heits­päs­se" ein, mit denen Rei­sen­de in Pest­zei­ten ihre Ein­rei­se aus "gesun­den" Gegen­den nach­zu­wei­sen hatten.[22]

    Zwar stan­den die Pro­ble­me sol­cher Grenz­zie­hun­gen bald allen Betrof­fe­nen deut­lich vor Augen. Gemein­den, Städ­te oder gan­ze Regio­nen lie­ßen sich schwer­lich gegen Krank­heits­er­re­ger abschir­men. Tie­re, Han­dels­wa­ren und Lücken in den Seu­chen­kordons durch­kreuz­ten immer wie­der Schutz­maß­nah­men. Den­noch domi­nie­ren "Seu­chen­her­de" und "Ein­falls­to­re" bis heu­te den Umgang mit Seu­chen. Die anhal­ten­de Attrak­ti­vi­tät von Raum­kon­zep­ten hat nicht allein epi­de­mio­lo­gi­sche Grün­de. Dar­über hin­aus ver­spre­chen sie eine "Ver­or­tung" von Seu­chen und damit eine Ratio­na­li­sie­rung der Bedro­hung. Die Loka­li­sie­rung infi­zier­ter Räu­me sug­ge­riert inso­fern eine Loka­li­sie­rung auch im über­tra­ge­nen Wort­sin­ne: In der räum­li­chen Dimen­si­on erscheint die Seu­che sicht­bar und ihre Bekämp­fung planbar. "
    "Gra­vie­ren­de Aus­wir­kun­gen sol­cher Raum­kon­zep­te haben His­to­ri­ker für das "Drit­te Reich" beschrie­ben. So zeigt Win­fried Süß anhand der Bekämp­fung des Fleck­fie­bers im Zwei­ten Welt­krieg, dass ein "offen­kun­di­ges Miss­ver­hält­nis zwi­schen dem rea­len und dem ima­gi­nier­ten Aus­maß" der Seu­che bestan­den habe. Süß erklärt die­se Seu­chen­angst unter ande­rem mit der Tra­di­ti­on "anti­se­mi­ti­scher Ste­reo­ty­pe des bär­ti­gen ‚Ost­ju­den‘ mit läu­se­be­fal­le­nem Kaf­tan", des­sen Wohn­stät­ten gemein­hin als "Brut­stät­ten der Seu­che" galten.[27] Die "Sanie­rung" des Ostens und die Ein­rich­tung von "Seu­chen­kordons" an der Ost­gren­ze waren dem­nach der Aus­druck eines "ras­sen­theo­re­ti­schen" Raum­kon­zepts: "Die Gren­ze zum erober­ten ‚Ost­raum‘ mar­kier­te in den Augen vie­ler Ärz­te eine Demar­ka­ti­ons­li­nie, die glei­cher­ma­ßen ras­sisch wie epi­de­mio­lo­gisch defi­niert war und das fleck­fie­ber­freie Deut­sche Reich von den fleck­fie­ber­ver­seuch­ten Gebie­ten des besetz­ten Polen(s) und der Sowjet­uni­on mit ihren als unsau­ber, ras­sisch und kul­tu­rell min­der­wer­tig gel­ten­den Bewoh­nern trennte."[28] Nicht zuletzt wegen sol­cher Raum­kon­zep­te gin­gen Epi­de­mio­lo­gie und "Ver­nich­tungs­krieg" im "Drit­ten Reich" eine unheil­vol­le Alli­anz ein.[29]"
    "An die­sem letz­ten Bei­spiel zeich­net sich der Zusam­men­hang zwi­schen Seu­chen und Staat­lich­keit wie unter einem Brenn­glas ab. Stell­te die Ver­brei­tung von Infek­ti­ons­krank­hei­ten dem "Sys­tem­geg­ner" ein schlech­tes Zeug­nis aus, erhöh­te sich die poli­ti­sche Bedeu­tung der Seu­chen­be­kämp­fung. Vor­sor­ge- und Qua­ran­tä­ne­maß­nah­men befrie­dig­ten daher nicht nur Bedürf­nis­se des Staats­bür­gers, son­dern eben­so jene des Staa­tes. Der Umgang mit Seu­chen mutier­te zum Grad­mes­ser für staat­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit und das "gesün­de­re", also bes­se­re Gesellschaftsmodell."
    Der gan­ze Arti­kel ist ziem­lich pro­phe­tisch und lesenswert.
    Sieht so aus, als wür­den wir aus der Geschich­te nichts lernen.

  6. @ Boris B.

    His­to­risch gese­hen ist die Glei­chung "rechts=Freiheit, links=Staat und Auto­ri­tät" ohne­hin faktenwidrig.

    Der Rechts-Links-Gegen­satz ent­stammt dem nach­re­vo­lu­tio­nä­ren Euro­pa, in dem der Gegen­satz des anci­en régime, näm­lich der von oben und unten, wenigs­tens nomi­nell auf­ge­ho­ben war, Stich­wort: Rechts­gleich­heit. Da "oben" mit "rechts" und "unten" mit "links" asso­zi­iert war, wur­de die hier­ar­chi­sche Ver­ti­ka­le der stän­di­schen Gesell­schaft im post­re­vo­lu­tio­nä­ren Euro­pa suk­zes­si­ve auf die ega­li­tä­re bezie­hungs­wei­se Ega­li­ta­ris­mus sug­ge­rie­ren­de Hori­zon­ta­le der bür­ger­li­chen Gesell­schaft über­tra­gen, indem unter dem Begriff "rechts" Staat und Auto­ri­tät, unter dem Begriff "links" Frei­heit sub­su­miert wurde. 

    Das gilt "natür­lich" nur cum gra­no salis und unge­ach­tet der Tat­sa­che, dass der vor- und gegen­re­vo­lu­tio­nä­re Kon­ser­va­ti­vis­mus eben­falls anti­staat­lich im Sin­ne von anti­ab­so­lu­tis­tisch war und für die Frei­heit als Adels­pri­vi­leg, im Gegen­satz zum uni­ver­sel­len Men­schen­recht ein­trat, und auch unge­ach­tet der Tat­sa­che, dass der Sozia­lis­mus, wie im Fal­le des Saint-Simo­nis­mus oder auch des Mar­xis­mus, mit­un­ter für Staat und Auto­ri­tät eingetrat.

  7. @FS und @ B.M.Bürger

    alles sehr ela­bo­riert und schön geschrie­ben. Ich habe kis­ten­wei­se Bücher mit sol­chen Tex­ten auf dem Dach­bo­den ste­hen. Voll­kom­men rich­tig und super ver­stan­den und erklärt und sowie­so und ganz genau.

    Aber was tun wir jetzt??
    Was!tun!wir!jetzt!?

    Vor­schlag: ich spre­che nur noch mit Men­schen ohne Maul­korb, wenn es um per­sön­li­che Din­ge geht (also nicht rein beruflich-zweckgebundes-blabla).

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