Björn Stahlhut ist Experte für Global Health Resilience & Security für die Global Health Security Alliance (GloH-SA), was sich verdammt wichtig anhört. Er ist Oberstleutnant der Reserve und ergeht sich im April-Newsletter des Deutsches Komitees Katastrophenvorsorge e.V. so:
"Als Stabsoffizier der Reserve weiß ich, dass es bei militärischen Handlungen auf Präzision und Geschwindigkeit, auf der Grundlage einer möglichst umfassenden Beurteilung der Lage ankommt. Wenn wir das auf die aktuelle Corona-Lage beziehen, heißt das, immer die richtige Balance zwischen den konkreten Handlungserfordernissen vor Ort und den übergreifenden Erfordernissen auf höheren Ebenen zu finden… Dabei wird, nach meinem Eindruck, im Augenblick auf allen politischen Ebenen sehr angemessen, transparent, ehrlich und, wo immer erforderlich, mit Tempo agiert."
Etwas unvermittelt dann:
"Gerade die jungen Menschen scheinen ein Problem mit dem Social Distancing zu haben. Dabei sagt man eher meiner Generation nach, das Problem der Digitalisierung zu sein. Aber auch die älteren Menschen, die täglich mehrfach zur Kenntnis nehmen müssten, dass sie die absolute Risikogruppe seien, saßen bis zuletzt Eng an Eng in den öffentlichen Cafés in der Sonne. An dem gemein samen Verständnis von Solidarität und Verantwortung gilt es wohl neu zu arbeiten."
Um dann zum Kern zu kommen:
"Schon jetzt wird klar, dass die Bundesregierung mit dem Weißbuch 2016 zur Sicherheitspolitik völlig richtiglag, als sie Pandemien als eine der sicherheitspolitischen Herausforderungen der Zukunft beschrieb. Das haben wir in der politischen Debatte bis Corona leider ziemlich erfolgreich verdrängt. In der Nach-Corona-Zeit werden wir diese Debatte, in einem dann wahrscheinlich mental ohnehin veränderten Land, unbedingt nachholen müssen."
(Hervorhebung nicht im Original)
Was steht in diesem Weißbuch?
Die damalige Verteidigungsministerien beschreibt es so:
"Die Anforderungen an die Bundeswehr werden vielfältiger und dichter, die Ansprüche an unsere Soldatinnen und Soldaten werden weiter steigen. Um Herausforderungen wie der hybriden Kriegführung, dem transnationalen Terrorismus, Cyberattacken oder Pandemien wirkungsvoll begegnen zu können,… braucht die Bundeswehr das beste Material und eine nachhaltige Finanzierung."
Im Text heißt es weiter:
"Neben den Gesundheitsrisiken vor Ort können Erreger auch nach Deutschland gelangen und die Bevölkerung gefährden. Unser Gesundheitssystem kann in solchen Fällen vor immense Herausforderungen gestellt werden, die mit erheblichen wirtschaftlichen Folgekosten einhergehen."
(Hervorhebung nicht im Original)
Man sieht Pandemien also in einem militärischen Kontext ähnlich wie Terrorismus. Folgerichtig wird dann nicht etwa gefordert, das Gesundheitssystem auf die Höhe der Zeit zu bringen, sondern die Bundeswehr weiter aufzurüsten. Wie wir wissen, sind diese Pläne dann konsequent umgesetzt worden.
Und ein Reserveoffizier verkündet zu Zeiten von Corona im offiziellen Blatt des deutschen Katastrophenschutzes, daß dieser Weg unbedingt fortgesetzt werden muß.