Rausgekitzelt hat das Boris Reitschuster auf der gestrigen Pressekonferenz. Es geht nicht um die noch unsichereren Selbsttests, sondern die von Fachpersonal durchgeführten Antigentests.
Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=ewBUyGByMuQ
Was sagt Wieler hier? Vier Prozent der Getesteten sind auf positive Antigentests zurückzuführen. Im genannten Zeitraum gab es 11.663.146 gemeldete Tests. Vier Prozent davon sind 466.526, von denen jeder zweite falsch war. In zehn Wochen sind damit mehr als 200.000 Menschen und ihre Kontaktpersonen irrtümlich wenigstens für kurze Zeit in Quarantäne geschickt worden. Da das Testregime massiv ausgebaut wird, muß diese Zahl drastisch steigen. Das Datenmaterial gibt es hier beim RKI. Noch etwas ist interessant:
Es gab in diesen zehn Wochen insgesamt 884.930 positive PCR-Tests. Davon entfielen mehr als ein Viertel auf durch Antigentests veranlaßte, also Tests bei symptomlosen, gesunden Menschen, die einfach nur reisen oder einkaufen wollten. Deutlicher kann der Testwahn kaum beschrieben werden.
Update:
(Der letzte Absatz wurde auf Anregung eines Kommentars präzisiert. Im ersten wurde "Schnelltests" durch das richtigere "Selbsttests" ersetzt.)
Es wird in einem Kommentar darauf verwiesen, daß die letzte Berechnung falsch sei. Die genannten vier Prozent bezögen sich auf die positiven Tests. Dann wären ca. 16.000 Menschen fälschlich in Quarantäne geschickt worden. Auch die "Berliner Zeitung" schreibt:
»Nach jüngsten Angaben war in den Kalenderwochen 1 bis 10 (4. Januar bis 14. März) bei jeweils weniger als 4 Prozent der positiven PCR-Tests zuvor auch ein positiver Schnell- oder Selbsttest erfolgt.«
berliner-zeitung.de
Ich bin unsicher, ob diese Interpretation richtig ist. Wieler sagt:
»Von all den Daten, die ins Meldesystem kommen, also die uns übermittelt werden, das sind ja alles Daten, die sind PCR-bestätigt, davon sind etwa 4 Prozent zurückzuführen auf Antigentests, die positiv waren.«
Update 2:
Ich muß mich korrigieren. Die Darstellung im Kommentar trifft zu.
Neues von ACT‑A
The Facilitation Council of the Access to Covid Technologies Accelerator (ACT‑A) met on March 23rd 2021. The agenda featured panels discussing issues holding us back on diagnostics and therapeutics and what is needed to scale-up vaccine supply to COVAX.
Auszug aus dem Protokoll:
Bei den Anwendungsfällen sind die Länder enthusiastisch, eine Lösung für das Screening an Grenzen und in Schulen zu finden – aber genau dafür sind die RDTs nicht vorgesehen. Wir müssen den LMI-Ländern besser zuhören. Und während wir über laufende Studien zu bestimmten Anwendungsfällen informiert sind, regen wir die Herausgabe einer vorläufigen Orientierungshilfe an. Und an die Mitgliedsstaaten: Wir als Zivilgesellschaft und Gemeinschaften werden die Bedürfnisse der Länder berücksichtigen. Der Scale-up von RDTs sollte auf sorgfältig definierten Anwendungsfällen auf Länderebene basieren und nicht auf einer generischen Blaupause, die sich in erster Linie darauf konzentriert, Mengen von RDTs nach Afrika zu bringen, unabhängig vom gesundheitlichen und sozioökonomischen Kontext.
Zweitens können wir uns nicht allein auf Impfstoffe verlassen, um Covid 19 ohne Therapeutika zu behandeln. Für schwere Erkrankungen sind bisher nur Dexamethason und Sauerstoff zugelassen. Ambulante Therapeutika wie Molnupiravir, Ivermectin und Colchicin warten auf ihre Zulassung, aber die Säule muss mit der diagnostischen Säule an einer Test-und-Behandlungs-Strategie zusammenarbeiten, um die 70 Millionen Menschen zu versorgen, die eine Behandlung für leichte und mittelschwere Erkrankungen benötigen. Wir fordern ein gemeinsames Treffen der beiden Säulen, um diese Test-und-Behandlungs-Strategie voranzutreiben. Wir mahnen auch eine verstärkte Aufmerksamkeit für Long COVID an, die sich durch alle Säulen zieht. Wir müssen die genaue Erfassung der Morbidität fördern, damit wir die Langzeit-COVID verstehen und definieren können, und wir müssen zu diesem Zweck in die Überwachung möglicher längerfristiger Folgeerkrankungen über Jahre und Jahrzehnte investieren.
Übersetzt mit http://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
http://covid19advocacy.org/updates-from-act-a-pillars/dr-rahman-and-peter-owiti-remarks/
(Protokoll und Stream der Sitzung)
Facilitation Council of the Access to Covid Technologies Accelerator (ACT‑A) ist der sog. "Förderrat" von ACT‑A (EINE der "Säulen" ist COVAX, aber eben nicht nur). Er wird hier beschrieben:
Der Förderrat setzt sich aus Regierungen und Nichtregierungs-Partnern (BMGF, Wellcome-Trust) zusammen. Durch den gemeinsamen Vorsitz Norwegens und Südafrikas wird eine geografische Ausgewogenheit erreicht.
https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_20_1581
Entweder haben sie dort Schiss, dass die Sache ungeplant eskaliert, wenn erst die Folgen der "mRNA-Mutante" sichtbar werden und / oder Norwegen und Südafrika kriegen langsam kalte Füße.
Jedenfalls kann man schlussfolgern, dass Gießkannentests nicht nur in den LMIs für unsinnig gehalten werden.
Und ein schönes Zeichen, diese Sitzung vom 23.3.2021, dass das Orchester (noch) nicht eingespielt ist.
In dem verlinkten Excelshhet des RKI stehen nur die PCR-Testzahlen. Gibt es einen Link, wo die von Wieler genannten Schnelltestzahlen stehen?
Die obige Rechnung ist falsch. Lt. Wieler stammen 4% der positiven PCR-Ergebnisse aus vorgelagerten positiven Antigentests. Also 4% von 85297 waren bestätigte Antigentestpositive, somit 3412. Und falsch positive Antigentests waren es folglich auch 3412 (ungefähr).
Daß die Hälfte der postiven Antigentests falsch sind, hatte sich auch beim Tübinger Schnelltestvisum gezeigt. Die entsprechende Pressemitteilung finde ich auf tübingen.de nicht. Sie liegt aber (noch) beim Schwäbischen Tagblatt: https://www.tagblatt.de/CustomImages/Dokumente%20Redaktion/2021–03-22-PM-Testtemperatur.pdf
Sorry, ich hatte die Tabellenspalte falsch interpretiert. Die Summe der positiven Fälle beträgt in den ersten zehn Wochen laut Tabelle 935676. Damit wären die angeblichen 4% der Schnelltests 34016 und damit auch die der falsch positiven Schnelltests. Aber nicht 16000, eben weil die falsch positiven Schnelltests bei den RKI-Positiven schon abgezogen sind.
Trotzdem: Es stimmt schon "4% der positiven Fälle basieren auf vorhergehenden Schnelltests" hört sich unglaublich niedrig an. Vielleicht hat sich Wieler vertan und es basieren tatsächlich 4% aller Testungen auf Schnelltest. Leider habe ich noch nichts Schriftliches gefunden.
Der SWR kommt auch auf ca. 5 bis 7% positive PCR-Tests mit vorangegangenem Schnelltest.
Die angegebenen Quellenlinks taugen aber nicht viel.
https://www.swr.de/swraktuell/wenig-positive-coronavirus-schnelltests-100.html
Außerdem vernachlässigt er in seiner Analyse die gestiegenen Testzahlen.
Des weiteren meinte ja Spahn, man müsse mehr drauf drängen, daß das entsprechende Kreuzchen gemacht wird. D.h. er ist der Meinung, daß die Zahl falsch ist, weil das Kreuzchen nicht immer gemacht wird.
Die Antigen-Tests sind Schnelltests.
Dann gibt es noch die Antigen-Selbsttests, die noch unsicherer sind als die Antigen-Schnelltests, die von (medizinischem?) Personal durchgeführt werden.
PCR-Tests sind keine Antigentests, der letzte Absatz stimmt so nicht. Wie viele der Tests bei symptomlosen Gesunden durchgeführt wurden, wird nicht erfasst meines Wissens und wie viele der sogenannten Inzidenzfälle Mehrfachtestungen derselben Person sind kann aufgrund der anonymen Erfassung meines Wissens auch nicht erfasst werden.
@Wieso: Danke, ich habe den letzten Absatz jetzt präzisiert. Es handelt sich um PCR-Tests, die von positiven Antigentests veranlaßt wurden.
Meine Hochachtung an some1 und all die anderen mit ihren ausführlichen Beiträgen. Danke.
Ich komme da nicht mehr durch und geb's auf, das zu verstehen.
Der "Testwahn" dürfte dem Regierungssprachrohr Wieler ebenso wie dem Rest der vorsätzlich die Grundrechte vernichtenden Regierung bekannt sein. Jede Reise und jeder gesellschaftliche Kontakt muss erschwert werden, um keinen Widerstand entstehen zu lassen. Und die epidemische Lage muss hierzu ebenfalls aufrecht erhalten werden.
Dieser Link liefert mir nur eine leere *.xlsx-Datei.
„Es gab in diesen zehn Wochen insgesamt 884.930 positive PCR-Tests. Davon entfielen mehr als ein Viertel auf Antigentests, also Tests bei symptomlosen, gesunden Menschen,…“ – ein wenig mißverständlich. ist gemeint dass ein Viertel der PCR-Tests auf Antigentests zurückgingen, also dort positiv Getestete deshalb erst zum PCR-Test kamen?
@gelegentlich: Bei mir funktioniert der Link. Das zweite habe ich im Text verbessert.
Und mit son Test wolln die eine Pandemie bekämpfen!? Geht scheißen, schleichts euch!!!
Die Art und Weise zu testen, um möglichst wenig zu wissen und viel zu verschleiern, ähnelt der Strategie eines Kindes, das aus Angst vor der Dunkelheit die Augen schließt, statt den Lichtschalter zu betätigen und die Augen zu öffnen.
Nicht-Wissen schafft in diesem Fall auch noch
Macht in Form von Angst.
Mir deucht, dass Wieler gemerkt hat, dass sein Chef mit der Aussage:
"Zuerst einmal, wir setzen ja etwa durch die Positivrate der Tests, der PCR-Tests, das alles auch immer in ein vergleichbares Verhältnis. Übrigens bei den Schnelltests, wenn es zu einem PCR-Bestätigungstest kommt, besteht eigentlich heute schon die Möglichkeit (…) ein Kreuzchen zu machen auf dem Formular und dann wissen wir, ob es ein Bestätigungstest aus einem Schnelltest ist. Was wir nun an Rückmeldung bekommen: es macht nahezu niemand dieses Kreuz." einige unangenehme Fragen&Schlussfolgerungen provozieren konnte.
https://reitschuster.de/post/muessen-wir-uns-kuenftig-jedes-halbes-jahr-impfen-lassen/
Die durchaus nützliche Ergänzung:
"Ich möchte das mit den Tests nochmals ergänzen, also, wir machen ja auch Abfragen, das heißt, wir fragen ja aktiv ab. (…) nach den Daten, die uns bisher vorliegen, ist es so, dass in den ersten 10 Kalenderwochen dieses Jahres etwa 4 Prozent zurückzuführen [sind] auf Antigentests, die positiv waren (…) dass etwa sich die Hälfte davon nachher bestätigt hat als PCR-positiv.".
hätte man als Steilvorlage(n) annehmen und die Bälle scharf auf den Toren kicken können:
1. "Wie müssen wir uns das vorstellen mit den 'aktiven Abfragen'?
Dass vom RKI jemand in einem X‑beliebigen Labor anruft und dort einen Schätzwert über vorher – von wem auch immer- durchgeführte Schnelltests abfragt? Oder handelt es sich um Angaben, die die Getesteten den Gesundheitsämtern auf Anfrage übermittelt haben?"
und:
2. "Habe ich Sie richtig verstanden, dass in diesem Jahr nur 4% der insgesamt positiv PCR-Getesteten vorher einen positiven Schnelltest gemacht haben? Oder handelt es sich hierbei um den Prozentsatz der insgesamt durchgeführten PCR-Tests?"
sowie:
3. "Gibt es diesbezüglich signifikante Unterschiede zwischen dem Prozentsatz der Kalenderwochen 1–9 (als Schnelltests noch nicht flächendeckend verfügbar waren) und der Kalenderwoche 10?"
In Puncto Aussagekraft (1. Frage) und Mathematik (2. und 3.) machen diese nämlich einen erheblichen Unterschied.
(falls es sich nämlich "nur" um 4% der positiv Getesteten handeln sollte, so waren nämlich nur ca. 20000 + Kontakte unnötig in Quarantäne)
Aber gut/schlecht: Wieler hätte Reitschuster wohl ohnehin an die Pressestelle verwiesen.
Statistisch korrekt wäre es, wenn das RKI die positiven Tests ins Verhältnis zu allen durchgeführten Tests setzen würde. Das tut es aber nicht. Die Anzahl der negativen Antigentests wird unterschlagen, die positiven mittels PCR nachgetestet und die insgesamt positiv getesteten ins Verhältnis zu den insgesamt durchgeführten PCR-Tests gesetzt. Auf diese Weise lässt sich der Anteil positiver Testergebnisse nach oben manipulieren. Bei Nichtunterschlagung von 500.000 Antigentests würden statt 7,9% Testpositiven nur noch 5,9% gemeldet.
Blödheit oder Absicht?
Blödsicht
… und vor dem testen ab in den Backofen mit den Schnelltests:
https://www.n‑tv.de/panorama/Corona-Tests-haben-ein-Temperaturproblem-article22454521.html
Problem – (komme den Faktencheckern zuvor, denn über solche Fehler freuen die sich)
Es sind 4% der Positiven (1 Million), nicht 4% der Getesteten, also 40 000. Wenn jeder zweite Antigen-Test falsch ist, dann sind demnach genauso viele Menschen, also 40 000 Menschen zu unrecht in der Quarantäne gewesen.
https://www.berliner-zeitung.de/gesundheit-oekologie/treiben-schnelltests-die-corona-inzidenz-in-die-hoehe-li.148363
@Juliane Mertz: Danke für das kritische Lesen. Diese Interpretation hatte ich ursprünglich auch. Dann habe ich mehrfach nachgehört, was Wieler sagt, und das ist das, was in dem Beitrag steht. "Von all den Daten, die ins Meldesystem kommen, also die uns übermittelt werden, das sind ja alles Daten, die sind PCR-bestätigt, davon sind etwa 4 Prozent zurückzuführen auf Antigentests, die positiv waren." Ich werde die alternative Leseweise in den Beitrag aufnehmen.