Corona ist schon schlimm genug für den Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. Weil es aber jetzt noch dicker kommt, hat der ZDG heute eine ganzseitige Anzeige mit obigem Titel in der FAZ geschaltet und zur Sicherheit noch eine Viertelseite dazu. Dort ist zu lesen:
»Im Frühjahr noch waren wir "systemrelevant" – heute vermissen wir die Unterstützung und Wertschätzung der Politik für unsere wichtige Arbeit…
Wir sind es, die Deutschland auch in Krisenzeiten zuverlässig mit einem hochwertigen und gefragten Lebensmittel versorgen…
All das aber könnten wir alleine niemals schaffen. Wir brauchen starke, wettbewerbsfähige Partner an unserer Seite – unsere Vermarkter mit ihren Schlachtbetrieben.«
Die Anzeigenschaltungen werden verdammt teuer sein. Da bleibt nicht viel Geld für die Werbeagentur. Schon der Titel kommt aus der Ramschkiste, aus der sich SPD, Hundefutterhersteller und Gesundheitsministerium bereits bedient hatten. So kommt es zu ungeschminkten BWL-Sprechblasen wie:
»Allein durch den starken Schulterschluss mit unseren Vermarktungspartnern haben wir zusammen mit dem Lebensmitteleinzelhandel ein echtes, breitenwirksames Plus an Tierwohl geschaffen.«
Darauf ist man stolz:
»Heute gibt es… fast ausschließlich heimisches Geflügelfleisch zu kaufen, das nach den Vorgaben der Initiative Tierwohl zertifiziert ist und die höheren Tierwohl-Standards der Stufe 2 erfüllen.«
Was bedeutet: Es ist nicht direkt Gammelfleisch. Noch am 4.9. hatte der ZDG betont:
»Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Geflügelwirtschaft darf durch die Einführung der Kennzeichnung nicht gefährdet werden, im Gegenteil: Sie muss gefördert werden!«
Darum geht es auch in der Anzeige:
»Keine überzogene Regulierung, sondern eine verantwortungsbewusste, die heimische Erzeugung stärkende Politik mit Augenmaß… Wir sind für klare Regeln, wenn es um Mensch, Tierwohl und Umwelt geht. Aber sie müssen für alle gelten. EU-weit…
Wir sind für höchste Standards. Diese schaffen wir nur mit den heimischen Vermarktern und ihren Schlachtbetrieben an unserer Seite.
Wir sind für ein verantwortungsbewusstes Miteinander. Politik und Wirtschaft gemeinsam für den Geflügelstandort Deutschland.«
Zu den Schlachtbetrieben an der Seite des ZDG:
»im Landkreis Emsland schnellt die Zahl der Corona-Infektionen nach oben und nähert sich der kritischen Schwelle von 50 Infektionen je 100.000 Einwohnern und Woche. Der Anstieg geht zu einem gewichtigen Teil auf einen abermaligen Ausbruch in einem Schweineschlachthof der Tönnies-Gruppe zurück.« faz.net v. 5.10.
Gut, das sind keine Hähnchen.