Auf aerztezeitung.de vom 14.8. sind üble Denunziationen zu lesen:
»Hamburg. Die Initiative Querdenken 40 hat für Samstag, 15. August, zu einer Großdemonstration am Hamburger Jungfernstieg aufgerufen. Bei der für fünf Stunden angemeldeten Veranstaltung soll es auch um die Themen Maskenpflicht und Abstandsregelung gehen.
Der Vorstand der Ärztekammer Hamburg warnt ausdrücklich vor einer Teilnahme an der von ihm als "Antimaskendemonstration" bezeichneten Veranstaltung.
Kammer appelliert an Hamburger: Nehmen Sie nicht teil!
"Halten Sie sich bitte weiterhin unbedingt an die einfachen AHA-Regeln – Abstand, Hygiene, Alltagsmasken. Tun Sie das für sich, für Ihre Mitmenschen und für alle Beschäftigten im Gesundheitswesen. Alle müssen dazu beitragen, dieses Virus in den Griff zu bekommen, und jeder und jede weiß mittlerweile, was auf dem Spiel steht, wenn wir das nicht schaffen", sagten Kammerpräsident Dr. Pedram Emami und Vizepräsidentin PD Dr. Birgit Wulff, die beide an die Hamburger Bevölkerung appellieren, nicht teilzunehmen.
Zwar sei die Meinungs- und Demonstrationsfreiheit ein hohes Gut, aber: "Hier wird die irrige Meinung Einzelner zur Gefahr für viele." Emami und Wulff sehen es als "reales Risiko für neue Infektionen", wenn Menschen dazu aufgerufen werden, ihre Masken nicht zu tragen und Abstandsregeln nicht zu beachten.
Kein Verständnis für Ärzte, die Corona verharmlosen
Als "besonders unverständlich" bezeichnete es der Kammervorstand, dass sich auch Ärzte an solchen Protestveranstaltungen beteiligen und "dabei die dem ärztlichen Berufsstand zugeschriebene Kompetenz und Glaubwürdigkeit zur Verbreitung ihrer Privatmeinung nutzen, die nicht dem aktuellen medizinischem Wissensstand entspricht."
Der Vorstand kündigte an, bei Mitgliedern der Hamburger Ärztekammer genau zu beobachten, ob es zu Verstößen gegen die Berufsordnung kommt. Ein solcher Verstoß könne etwa das Ausstellen falscher Atteste sein.
Querdenken 40 gibt sich liberal
In den vergangenen Monaten hatten Ärzte mehrfach aus Protest gegen die Corona-Maßnahmen an vergleichbar umstrittenen Veranstaltungen im Bundesgebiet teilgenommen. Wie berichtet hatte in Mecklenburg-Vorpommern ein Vorstandsmitglied der dortigen Ärztekammer eine Mahnwache mit organisiert.
Die Initiative Querdenken 40 bezeichnet sich auf ihrer Website als "friedliche Bewegung, die Demokratie lebt, Meinungen zulässt und das Schubladendenken 'Links/Mitte/Rechts' ignoriert." Radikales, faschistisches, menschenverachtendes Gedankengut oder gewaltbereites Potenzial habe keinen Platz in dieser Bewegung, heißt es.«
Es entscheidet also ein Kammervorstand darüber, was aktueller medizinischer Wissensstand ist und was lediglich Privatmeinung. Abweichlern wird das Ausstellen falscher Atteste unterstellt. Es reicht nicht, wenn die Veranstalter sich von faschistischem, menschenverachtenden Gedankengut und gewaltbereitem Potenzial distanzieren. Man gibt sich ja nur so.
Dem Kammervorstand wäre zu empfehlen, sich mit dem obrigkeitstreuen Verhalten seines Berufsstands in der Zeit des Nationalsozialismus zu beschäftigen. Ein guter Einstieg hierzu könnte die Artikelserie sein zur Tradition des Hamburger Bernhard-Nocht-Instituts (ja, genau das, an dem C. Drosten seine Karriere startete).
Update: Zum Thema Sterbehilfe hatte Präsident Emami noch so argumentiert:
»Bei hoch komplexen ethischen Themen, die persönliche und emotionale Grenzen berühren, geht es am Ende nicht um Mehrheiten, sondern um Lösungen, mit denen alle Menschen leben können (so schwer das ist, so ernsthaft müssen wir das versuchen).«
(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)
@AA:
Danke für Ihre präzise und in jeder Hinsicht zutreffende Kritik des unüberlegten Agierens der Frau Wulff und des Herrn Emami.
Es ist alles so beängstigend gut gemeint, was die Corona-Gemeinde sagt und tut.
"Gut gemeint" gilt allerdings nur für die Gemeinde, nicht für deren theo-virologische Wortführer: Ein Prof. Drosten und ein Prof. Wieler wissen, was für ein unseriöses Spiel sie treiben, und sie tun es trotzdem.