Im Beitrag Charité räumt Begünstigung von TIB Molbiol von Olfert Landt ein wird von den Antworten berichtet, die die Charité auf Fragen des Magazins „Rubikon – Magazin für die kritische Masse“ gab.
Hier soll es um die Antwort auf eine Frage zum merkwürdigen angeblichen Nicht-Verhältnis der Charité zum Internet-Angebot von corona-testen.com gehen. (Vgl. Medi.Lab – Drostens Labor Berlin – Viele Fragen offen)
Die Frage lautete:
» Die Zeitschrift Spiegel.. thematisierte ein möglicherweise betrügerisches Angebot unter www.corona-testen.com. Von privaten Personen konnten PCR-Test-Röhrchen erworben werden. Der Test sollte zur Entwicklung ausweislich des vorbeschrifteten Versandumschlags dann an die Virchow Labor GmbH gesandt werden. Auf Nachfrage äußerte eine Mitarbeiterin des Labors: „Herr Drosten erhält keine Zahlungen aus den Überschüssen des Labors". Erhält Herr Prof. Drosten hier jedoch andersgeartete Zahlungen? Partizipiert die Charité oder Herr Prof. Drosten direkt oder indirekt an den Erlösen der vorgenannten Tests bzw. an der Rechte-Verwertung?
Herr Prof. Drosten erhält keine Zahlungen und unterhält keine Verbindungen zu dem genannten Labor.«
DiesFrage wurde korrigiert, da es sich um die Labor Berlin Charité-Vivantes GmbH handelt. Die Antwort darauf:
»Die Frage enthält unzutreffende Sachverhaltsunterstellungen.
Es gab und gibt keine wirtschaftlichen Verbindungen mit den Betreibern von www.corona-testen.com. Die Einnahmen für privat- und wahlärztliche Leistungen des Virologischen Labors (Leitung Prof. Drosten) gehen komplett an die Charité.
Aus diesen Einnahmen erhalten Mitarbeitende einen Anteil im Rahmen einer Poolregelung. Prof. Dorsten [so im Original!] ist an diesen Einnahmen nicht beteiligt.
In den letzten Jahren bewegte man sich hier bei etwa 40.000 bis 45.000 Euro pro Jahr. Dies wurde in Form einer Jahreszahlung an die Mitarbeiter anteilig übermittelt (brutto). Für dieses Jahr liegt abschließend noch keine Aufstellung vor.«
Bei dieser Antwort wird die Nervosität der Charité-Rechtsabteilung deutlich. Das sprachliche Ungetüm "unzutreffende Sachverhaltsunterstellungen" spricht bereits Bände.
Der Spiegel (Bezahlschranke) hatte berichtet:
»Dem SPIEGEL liegt ein Testkit vor, das vergangene Woche bestellt wurde…
Zumindest das angeblich beteiligte Labor macht einen guten Eindruck. Der Kunde soll seinen Abstrich an die "Labor Berlin Charité Vivantes GmbH" schicken. Der Leiter der dortigen Virologie ist Professor Christian Drosten, Deutschlands wohl bekanntester Coronaexperte. Sein Name steht sogar auf einem der Dokumente in dem Testkit. Was hat einer der wichtigsten Regierungsberater in der Coronakrise mit einer Firma zu tun, für die das Ex-Playmate Jessica Czakon arbeitet? Lässt sich sein hoch gelobtes Labor auf zweifelhafte Geschäftspartner ein? Oder ist er selbst zum Opfer einer raffinierten Masche geworden?
Mit den Recherchen konfrontiert, antwortet das Labor Berlin knapp: "Wir stehen in keinem geschäftlichen Verhältnis zu den unten genannten Firmen und gehen von einer betrügerischen Verwendung von Materialien/Logos/Anforderungsscheinen von Labor Berlin aus. Wir prüfen aktuell, inwieweit wir gegen die Firmen rechtliche Schritte einleiten." Ob Drostens Labor in der Vergangenheit die Proben des Start-Ups untersucht hat, wollte oder konnte das Labor trotz mehrfacher Nachfragen in den vergangenen Tagen nicht beantworten.«
Über eine von mehreren Firmen, die vermutlich hinter dem Angebot von www.corona-testen.com stecken, heißt es:
»Futrlab hat nach eigenen Angaben ein Büro im mondänen Haus Cumberland am Kurfürstendamm. Dort soll laut Unterlagen auch die Allgemeinmedizinerin ansässig sein, die den Fragebogen für das Labor unterzeichnet hat…
Das Testkit, das dem SPIEGEL vorliegt, legt nahe, dass Betreiber hinter corona-testen.com die Proben ihrer Kunden vom Labor Berlin untersuchen ließ. Für dieses Labor arbeitet Christian Drosten, Leiter des Instituts für Virologie der Charité. Der Wissenschaftler leitet auch den Fachbereich für Virologie des Labor Berlin, seit er 2017 von der Universität Bonn nach Berlin wechselte. Corona-testen benutzt einen Anforderungsschein des Labors, der im Internet heruntergeladen werden kann, darauf steht Drostens Name. Der Rückumschlag ist an die Einrichtung adressiert.
Das Labor Berlin ist die größte Klinikeinrichtung dieser Art in Europa. Sie gehört den landeseigenen Klinikgesellschaften Charité und Vivantes. Coronatests sind für das Unternehmen ein interessantes Geschäft, insbesondere bei Privatkunden wie im Falle von corona-testen. Sie zahlen locker doppelt so viel wie gesetzliche Krankenkassen.
Der SPIEGEL hat mehrmals versucht, beim Labor Berlin Auskünfte über die etwaige Zusammenarbeit mit den Anbietern des Testkits zu bekommen. Etwa über die Zahl der eingeschickten Proben oder mögliche Umsätze mit dem Unternehmen. Keine Antwort. Am Montag teilte die Charité mit, es sei eine Kanzlei beauftragt worden, um den Fall rechtlich zu prüfen. Christian Drosten wollte sich nicht äußern. Eine Sprecherin ließ ausrichten, Drosten werde persönlich weder an "externen Erlösen" des Labors noch an "sonstigen Einnahmen im Zusammenhang mit Coronatestungen beteiligt".«
In der Antwort der Charité ist keine Rede von Ergebnissen einer rechtlichen Prüfung. Sie geht nicht auf die bereits vom Spiegel gestellten Fragen ein.
Statt dessen erzählt sie die herzzerreissende Geschichte von einem Prof. Dorsten (!), der seine Einnahmen an die Mitarbeitenden verteilt, und zwar "komplett". An den Einnahmen (?) sei er zudem nicht beteiligt. Es handelt sich bei der Darstellung der Charité auch nur um "Einnahmen für privat- und wahlärztliche Leistungen". Eine Antwort auf die Frage nach andersgearteten Zahlungen gibt sie nicht.
Update 3.7.: Erst jetzt gefunden ein Bericht des Spiegel vom 22.4.:
»Die Zentralstelle Cybercrime Bayern ermittelt wegen der Website Corona-testen.com. Das bestätigte ein Sprecher der in Bamberg ansässigen Stelle auf Anfrage des SPIEGEL. Im Zuge des Ermittlungsverfahrens seien am Freitag und Samstag Durchsuchungen in Oberbayern und Berlin durchgeführt worden.«