"Drosten: Corona-Lage könnte sich auch hierzulande zuspitzen" ist wenig überraschend heute vom Erfinder des umstrittenen Corona-PCR-Test zu hören.
»Angesichts der derzeit in Deutschland gemeldeten Neuinfektionen müsse man sich klarmachen, "dass wir, wenn wir die Kurven übereinanderlegen, etwas hinterherhinken hinter Spanien und Frankreich und England", sagte der Leiter der Charité-Virologie in Berlin.
Er betonte, "dass wir uns aber auch nicht vormachen sollten, dass sich das bei uns alles ganz anders entwickelt. Wir machen auch jetzt nicht sehr viele Sachen sehr anders"…
Wie Drosten erklärte, gingen die Fallzahlen in Deutschland über den Sommer zu einem großen Teil auf Rückkehrer aus dem Urlaub zurück, die das Virus nicht unbedingt in großem Maße hierzulande weitergetragen hätten. Diese Infizierten gäben eher Hinweise auf die Corona-Lage im Herkunftsland. "Was wir jetzt im Moment sehen, ist eine Reflexion durchaus wieder von dem, was in Deutschland los ist in Form von Virusfällen."
Drosten ist der "Erfinder des PCR-Tests"? Es wird immer abenteuerlicher hier.
@Marc: Danke, habe es präzisiert, für den Fall jemand könnte das tatsächlich mißverstehen.
Was verstehen Sie eig. unter "Erfinder"? Der PCR-Test ist ein seit vielen Jahren etabliertes Diagnoseverfahren, das in aller Welt u.a. zur Diagnose von allen möglichen Viruserkrankungen verwendet wird. Umstritten ist er nur in der Verquerdenker-Bubble.
Die Überhöhung von Drostens Rolle hier gehört zum Absurdesten unter den (an Absurditäten nicht armen) Querdenker-Argumenten. Weder hat Drosten den PCR-Test erfunden, noch die Anwendung der PCR auf die Diagnose von Infektionskrankheiten. Sein Team war lediglich mit der Veröffentlichung eines Protokolls für den speziellen Test auf Sars CoV2 einige Tage schneller als andere, die auch dabei waren, einen solchen Test zu entwickeln, u.a. (aber nicht nur) das amerikanische CDC. Weder ist der "Drosten-Test" (m.W. war der Hauptentwickler Corman) ein irgendwie neuartiges Verfahren, noch ist er "der weltweit verwendete Test". Da gibt's inzwischen Dutzende, wenn nicht Hunderte andere, die z.T. auch andere Protokolle verwenden.
Jetzt kann man sich ja mal fragen,
a) wie wahrscheinlich es ist, dass HNO-Ärzte, pensionierte Amtsärzte und emeritierte Bakteriologen, von denen keiner bisher durch Beiträge zu diesem Themenkomplex aufgefallen ist, nach Jahrzehnten der weltweiten Verwendung ohne Beanstandung plötzlich den Beweis gefunden haben, dass PCR-Tests zur Diagnose von Infektionskrankheiten völlig ungeeignet sind,
b) warum diese Leute eine solch bahnbrechende Erkenntnis nicht mit der wissenschaftlichen Community teilen – niemand kann sie schließlich abhalten, ein Paper zu schreiben und das zumindest auf einen Preprint-Server zu laden – und statt dessen auf Youtube ein Laienpublikum beglücken, dass gar nicht die Expertise hat, ihre Behauptungen zu prüfen,
c) wie aussichtsreich vor diesem Hintergrund wohl Klagen gegen dieses Testverfahren sind, besonders Sammelklagen in den USA, wo dieses Testprotokoll überhaupt nicht Standard ist, weil vom CDC von Anfang an darauf Wert gelegt wurde, dass mit den von ihnen entwickelten Testprotokollen und nicht mit dem der WHO gearbeitet wird,
und schließlich
d) was, gegeben all das, von Anwälten und anderen Beteiligten zu halten, die zur Unterstützung solcher Klagen Spendengelder und Geldgeschenke einzutreiben versuchen.
Viel Stoff zum Reflektieren in der Reflektionspause. 😉
Dann mache ich hier mal die Urlaubsvertretung.
Vorab die Bitte um Sachlichkeit. Etikettierungen wie "Verquerdenker-Bubble" und ad hominem Abqualifizierungen wie "pensionierte Amtsärzte" oder "emeritierte Bakteriologen" (oder wissen Sie nicht, dass sehr viel mehr Qualifikation hinter Wodarg und Bhakdi steht?) tragen sicher nicht zur Wahrheitsfindung bei. Wer auch immer Sie sind, haben Sie jedes Recht, sich zur PCR zu äußern und entweder es stimmt oder nicht. Darum sollte es gehen und darüber kann man diskutieren.
Der Erfinder der Methode, Kary Mullis, hat sich vehement gegen die Verwendung seiner Methode als HIV-Test eingesetzt (das war die erste diagnostische Virus-PCR) und leider kann er sich jetzt nicht mehr zur SARS-CoV-2-PCR äußern, da er im vergangenen Jahr gestorben ist.
Hier ging es selbstverständlich um die SARS-CoV-2-PCR und wie sehr Drosten an den Vorgaben dafür beteiligt war, ist hier zusammengestellt: https://www.corodok.de/cycling-recycling-sars/ Übrigens steht Corman an erster Stelle – hat also die Arbeit gemacht – aber der Verantwortliche steht an letzter Stelle der Autorenliste. Und das ist Drosten (Eurosurveillance), der auch als Kontakt genannt ist (WHO).
Das WHO-Protokoll von u.a. Drosten und Landt ist die Vorgabe – übrigens mit einem absurden Ct-Wert von 45 -, nach der weltweit die Tests entwickelt wurden, teilweise mit anderen Zielsequenzen und meist niedrigerem Ct (der für diesen Zweck immer noch viel zu hoch ist).
Zu Ihren Fragen:
a) s.o. – übrigens hat sich u.a. auch Prof. Kämmerer geäußert.
b) Worüber Wodarg, Bhakdi etc. informieren, sind keine neuen Erkenntnisse, sondern fachliches Grundlagenwissen und ich bin sehr froh, daß sie diesen Weg an die Öffentlichkeit gegangen sind, denn sonst könnten wir jetzt wahrscheinlich nicht darüber diskutieren.
c) Solche Äußerungen vonseiten der CDC kenne ich nicht, sie würden mich aber interessieren – haben Sie eine Quelle? Und zur Sammelklage: nicht mein Metier, wird man sehen, ich drücke die Daumen.
d) Mein Kenntnisstand ist, daß die beteiligten Anwälte nicht für ihre Arbeit wie Klagen etc. Spenden sammeln, sondern für das, was sie außerhalb ihrer Arbeit machen wie den Corona-Ausschuß, der u.a. der Technik wegen Kosten verursacht.
Richtig, Frau Kämmerer ist neuerdings auch mit von der Partie und wird aus welchen Gründen auch immer als "Virologin" herumgereicht, obwohl sie seit Jahrzehnten in der Krebsforschung tätig ist und dort bedauerlicherweise seit einigen Jahren mehr durch Ernährungsratgeber und Kochbücher für umstrittene Diäten von sich reden macht als mit wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Wie kommt es eigentlich, dass nicht ein einziger aktiv in der Virologie, geschweige denn an Coronaviren, arbeitender Wissenschaftler unter diesen Experten ist? Wenn diese Leute etwas zu kritisieren haben, dann sollen sie doch den normalen Weg einschlagen wie jeder andere Wissenschaftler auch und ein wissenschaftliches Papier dazu verfassen. Es gibt da keine Verschwörungen, durch die man davon abgehalten wird.
Zum Erlernen von Grundlagenwissen ist anstelle von Lektionen an der Youtube-Universität seitens fachfremder Experten mit einer klaren Agenda dringend die Lektüre von Standard-Lehrbuchliteratur zu empfehlen. Die stehen an jeder ordentlichen Universitäts- und Landesbibliothek.
Man kann Ihnen nur dringend empfehlen, sich außerhalb von Alternativmedien und Corona-Ausschüssen zu informieren, wenn der Teil über das Testprotokoll der Unsinn ist, den man Ihnen dort erzählt. Keine nationale Behörde in einem größeren entwickelten Industrieland braucht das WHO-Protokoll, um solch einen Test zu entwickeln oder entwickeln zu lassen. Das können die schon alle selber, und das machen die auch selber. Das machten die auch schon selber, als die Charité das Testprotokoll noch gar nicht veröffentlicht hatte, sie waren halt nur ein paar Tage hinterher. Die WHO stellt das Protokoll in erster Linie für Länder zur Verfügung, die diese Möglichkeiten nicht haben und nicht als "Vorgabe" für entwickelte Länder. Das kann sie auch gar nicht, denn sie hat dazu überhaupt keine Richtlinien- oder sonstige Kompetenz.
Zum Thema Tests in den USA, mit sämtlichen unrühmlichen Begleiterscheinungen sei zum Einstieg dieser recht informative Blogbeitrag empfohlen:
https://rogerpielkejr.com/2020/04/13/eight-weeks-behind-clarifying-the-early-u-s-coronavirus-testing-failure/
ebenso die dort verlinkten weiterführenden Artikel, insbesondere hier:
https://www.nytimes.com/2020/04/11/us/politics/coronavirus-red-dawn-emails-trump.html?searchResultPosition=12
https://www.nytimes.com/2020/03/17/health/coronavirus-tests-who.html
Zur Spendenfrage im Zusammenhang mit Querdenken siehe hier: https://netzpolitik.org/2020/intransparenz-die-fragwuerdigen-spenden-tricks-der-anti-corona-bewegung/
Die Klagen sind ein Witz. Wenn überhaupt, dann müsste man gegen die Zulassungsbehörden klagen, denn man kann wohl kaum auf arglistige Täuschung dieser Behörden plädieren bei einem Verfahren, das seit Jahrzehnten auf der ganzen Welt etabliert ist und dessen Funktionsweise, wie Sie so schön sagen, Grundlagenwissen ist. Besonders lächerlich ist dies in den USA, wo man das WHO-Protokoll sogar explizit überging. In den USA gäbe es schon genug Grund, wegen verpfuschter Testkits, die das CDC selbst in Umlauf brachte, gegen das CDC zu klagen (siehe die oben verlinkte Berichterstattung zum US-Testdesaster). Dass selbst das nicht passiert ist, sollte ein Hinweis sein, wie aussichtsreich so etwas ist.
@Marc: Tapfer, wie Sie hier seit 6 Wochen für Drosten und gegen die KritikerInnen ankämpfen. Es wäre Ihnen gegönnt, wenn diese Leistung gut bezahlt würde. Zu Ihrer Art, Menschen zu denunzieren, sei hier nur auf Ihre Bemerkung eingegangen, Frau Prof. Kämmerer werde "aus welchen Gründen auch immer als 'Virologin' herumgereicht". Mag Ihnen einleuchten, daß etwa die Beschreibung des Universitätsklinikums Würzburg ein solcher Grund ist, wonach die Spezialgebiete von Frau Kämmerer "Humanbiologie, Virologie, Immunologie, Zellbiologie" sind?
"Als Honorar für die Beteiligung an dem von ihnen einzureichenden "class action suit" verlangen die Anwälte – im Gegensatz zu den meisten US-Kollegen – eine Vorauszahlung von 800 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Sollte die Klage Erfolg haben, beanspruchen die beteiligten Kanzleien zudem zehn Prozent der konkret erstrittenen Summe als Erfolgshonorar."
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/sammelklage-corona-119.html
Natürlich, alles rein idealistisch motiviert.
@aa
Schauen Sie einfach mal nach, woran Frau Kämmerer die ganzen Jahre gearbeitet hat. Darauf hinzuweisen, dass das nichts mit Virologie zu tun hatte, ist keine Diskreditierung. Und für die Kochbücher kann ich auch nichts.
@Marc
Es geht hier nicht um Sympathie, und über die Motivation von wem auch immer zu spekulieren, ist müßig. Konkrete Taten dagegen kann man analysieren, darum bemühen wir uns hier. Und wer auf "Follow the Money" steht, wird sicher in der "Corona-Community" fündig, da geht es auch um sehr viel mehr.
Zuguterletzt eine Erinnerung: im Text ging es um Fallzahlen und Drosten, wozu Sie nichts geschrieben haben. Stattdessen haben Sie immer wieder neue Baustellen aufgemacht, die ich hiermit alle für mich abschließe.