Facebook löscht Heinrich Heine

»Stralsund – Im „Land der Dichter und Denker“ gera­ten jetzt auch deut­sche Klassiker ins Visier der Zensoren. Zumindest auf Facebook, der welt­weit größ­ten Internetplattform.

Es geht um Heinrich Heine (1797–1856), einer der bedeu­tend­sten Dichter und Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Von ihm stammt u.a. der bekann­te Aphorismus:

„Der Deutsche gleicht dem Sklaven, der sei­nem Herrn gehorcht ohne Fessel, ohne Peitsche, durch das blo­ße Wort, ja durch einen Blick. Die Knechtschaft ist in ihm selbst, in sei­ner Seele; schlim­mer als die mate­ri­el­le Sklaverei ist die spi­ri­tua­li­sier­te. Man muß die Deutschen von innen befrei­en, von außen hilft nichts.“

Facebook-Nutzer Dirk Schwarzrock (59) hat­te die­ses Zitat kürz­lich in sei­nem Profil ver­öf­fent­licht – und war dann bass erstaunt. Der Social-Media-Konzern ent­fern­te die Heine-Worte mit dem Hinweis, dass der Beitrag gegen die Gemeinschaftsstandards zu Hassrede und Herabwürdigung verstoße…

Der Stralsunder will sich das nicht bie­ten las­sen. Über Promi-Anwalt Joachim Steinhöfel (58) ließ er Klage beim Landgericht Stralsund ein­rei­chen…«
bild​.de

Ein Leser berich­tet heu­te in einem Kommentar daß ihm Ähnliches wider­fah­ren ist.

11 Antworten auf „Facebook löscht Heinrich Heine“

  1. Wahrscheinlich ist das Wort "S***ve" inzwi­schen ver­bo­ten wor­den. Sprachpolizei funk­tio­niert im Glauben, dass ver­schwin­det, was man nicht aus­spre­chen darf. Das Gegenteil ist der Fall!

  2. Gut ange­täuscht! Nach dem Lesen des ver­link­ten Kommentars und unge­fähr wei­ter geklick­ten 10 Artikeln dahin­ter, bei denen ich mich von mal zu mal mehr wun­de­re, wes­halb jetzt plötz­lich alt­be­kann­te Sachen wie­der zum Thema werden…(naja, ist ja bei die­sem Virus Remmidemmi eigent­lich schon mehr als ein Jahr so) fällt mir auf, daß ich beim 23. Oktober gelan­det bin!
    So geht das halt, wenn es heißt. "Ein Leser berich­tet heu­te" ohne das Artikeldatum. Ich habe mir dann ver­knif­fen unter all die Beiträge vom 23.10.2020 intel­li­gen­te oder gar aktu­el­le Kommentare zu set­zen. Das wäre wohl ein schö­nes Tohuwabohu geworden.
    Ach ja, über welch schlich­te Gedanken man sich in Corona-Zeiten schon freu­en kann. 😀

      1. @aa:
        Wenn man oben auf "Kommentar" klickt, lan­det man auf die­ser Seite vom 23. OKTOBER 2020 VON AA:
        Zensiert Facebook Heinrich Heine?
        Ist das ein gut gemach­ter Fake oder boden­lo­se Dummheit von Facebook?

        Darunter ste­hen eini­ge Kommentare vom 18. oder 19.4.21 – mich hat das auch verwirrt.….…

  3. Heine beschreibt prak­tisch das Prinzip der selbst­be­stim­mung einer Nation. Der preu­ßi­sche Staat damals war alles ande­re als selbst bestim­mend, er war von außen gesteu­ert. Von Frankreich von England und von den USA. Und auch vom rus­si­schen kai­ser­reich dem Zaren.

  4. Würde dann auch Hölderlin zen­siert? 'So kam ich unter die Deutschen' – https://​www​.pro​jekt​-guten​berg​.org/​h​o​e​l​d​e​r​l​/​h​y​p​e​r​i​o​n​/​h​y​p​e​r​4​1​1​.​h​tml

    'So kam ich unter die Deutschen. Ich for­der­te nicht viel und war gefaßt, noch weni­ger zu fin­den. Demütig kam ich, wie der hei­mat­lo­se blin­de Oedipus zum Tore von Athen, wo ihn der Götterhain emp­fing; und schö­ne Seelen ihm begegneten –

    Wie anders ging es mir!

    Barbaren von alters her, durch Fleiß und Wissenschaft und selbst durch Religion bar­ba­ri­scher gewor­den, tief­un­fä­hig jedes gött­li­chen Gefühls, ver­dor­ben bis ins Mark zum Glück der hei­li­gen Grazien, in jedem Grad der Übertreibung und der Ärmlichkeit belei­di­gend für jede gut­ge­ar­te­te Seele, dumpf und har­mo­nie­los, wie die Scherben eines weg­ge­wor­fe­nen Gefäßes – das, mein Bellarmin! waren mei­ne Tröster.'

    Oder müss­te erst jemand einen Hölderlin auf eine 'schwar­ze Liste' schreiben…

    1. Ich wür­de Luther auf den Index set­zen. Dieser Fettsack hat auch nur die Interessen der Herrschenden ver­tre­ten. Und uns ein Schauspiel erster Klasse geliefert.

      Aus: Erinnerungen an einen Wandertag der uns zur Wartburg führ­te.… Danke Klaus F. unse­ren Geschichtslehrer:

  5. Wichtiger Hinweis:
    Die Iniatialen die­ses oni­nö­sen Heinrich Heine die­nen in einer Szene als grup­pen­in­hä­ren­tes Verständigungssignal. 

    Die Sperre ist somit völ­lig angemessen.

  6. Hm, was kommt als näch­stes – viel­leicht Thomas Hobbes (Der Mensch ist des Menschen Wolf)? Homers Odyssee mit ihrer her­ab­wür­di­gen Darstellung der Frau in Gestalt der Zauberin Circe? 85% der Reportagen von Spielen gegen ita­lie­ni­sche Mannschaften, da die­se den Satz "Schauspielerei gehört in Italien zum Fußball dazu" oder "unan­sehn­li­cher ita­lie­ni­scher Betonfußball" enthalten?

    Willkommen in der Welt der mäßig intel­li­gen­ten Algorithmen und beschränk­ten Anwender.

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