Natürlich ist die Technik abgenutzt und veraltet, dennoch wird sie immer noch täglich in den meinungsbildenden Medien verwendet: mit großen Zahlen große Angst verbreiten.
Dabei kann kaum ein Geist derartig klein sein, daß er nicht erkennen würde: Die Gesamtzahl der "Corona-Infizierten" wird ebenso wenig jemals fallen können wie die der Verstorbenen. Je mehr getestet wird, desto mehr "Fälle" wird es geben (von denen schon statistisch eine erhebliche Anzahl falsch positiv sein muß, s. dazu PCR-Spezifität: Auswirkungen auf Fallzahlen und R‑Wert).
Es werden alle möglichen Rankings aufgestellt, die belegen sollen, daß der Lockdown die Welt vor der Katastrophe gerettet hat und Deutschland auch hier so etwas wie Weltmeister ist.
Auch wenn die Definition der "Corona-Toten" sehr unterschiedlich gehandhabt wird, gibt es bei ihr weniger Spielraum für Manipulation als bei der Zahl der "Fälle", die über die Zahl der Tests gesteuert wird. (Mal sehen, ob Bayern klug beraten ist, jetzt Massentests anzubieten.) Deshalb scheint der Anteil der "an oder mit Corona Verstorbenen" an der Bevölkerung ein recht zuverlässiger Maßstab für die Beurteilung der Gefährlichkeit, aber auch der getroffenen Maßnahmen zu sein.
Im Beitrag Die meisten Corona-Toten in San Marino (Anteil an Bevölkerung) wurde gezeigt, daß Deutschland in dieser Beziehung auf Platz 28 von 165 Ländern liegt, wobei die höhere Zahl auf weniger Tote verweist.
Hat uns der Lockdown gerettet?
Es wird daran auch deutlich, daß die Bewertung des Lockdowns komplex ist. In der Regel werden uns Schweden, Großbritannien, Brasilien und die USA als Beispiele dafür angeführt, daß ein Verzicht auf strengste Maßnahmen zu einer hohen Zahl von Opfern führt.
Kein Zweifel: Die Zahl der Verstorbenen dort ist sehr hoch. Nur ist sie im strengen Belgien (immer als Anteil an der Bevölkerung) höher als im vermeintlich laxeren Vereinigten Königreich. Die rigiden Maßnahmen in Spanien und Italien haben dort nicht zu weniger Opfern geführt als in Schweden. Der Anteil in den strengen Niederlanden ist höher als in Brasilien.
Das Ausmaß der Beschränkungen des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens in Deutschland und Kuba war und ist ähnlich. Bei uns werden 10,87 Tote pro 100.000 Einwohner gezählt, in Kuba 0,77. Vietnam mit einer größeren Bevölkerung als die BRD vermeldet keinen einzigen "Corona-Toten".
Es müssen also weitere Faktoren in die Bewertung der Maßnahmen und des Lockdowns einbezogen werden, wie der Zustand des Gesundheitswesens, die Altersstruktur und viele andere.
Was bei der Beschränkung auf die Zahl der "Corona-Toten" außen vor bleibt, ist zudem die Frage der "Kollateralschäden", die schwer zu messen sind, aber erhebliche Bedeutung für die zukünftige Bewertung der Maßnahmen haben werden.