Ein guter Gedanke in der FAZ von gestern:
"Statistik ist kompliziert. Aber könnte es nicht zur Gewohnheit auch von Fernsehmoderatoren und Journalisten werden, den Wissenschaftlern die Gretchenfrage zu stellen: Haben andere Wissenschaftler ihre Ergebnisse schon überprüft?"
Allein, auch diese Zeitung bezieht das kritische Herangehen an WissenschaftlerInnen vornehmlich auf diejenigen, die nicht völlig mit dem regierungsamtlichen Mainstream übereinstimmen.
Aktuell eingebettet ist dieser Hinweis in einen Artikel, der die Ergebnisse der "Heinsberg-Studie" um Prof. Streeck in Frage stellt. Das ist völlig legitim. Nur fällt auf, daß es Dutzende von wirklichen oder vermeintlichen "Faktenchecks" zu kritischen Stimmen gibt. Die zu RKI oder Johns-Hopkins-Universität muß man mit der Lupe suchen.
Einen durchaus kritischen, aber sachlichen Bericht zur Heinsberg-Studie findet man bei spektrum.de
tagesschau.de kann wie stets abweichende Positionen nicht gelten lassen.
"Mehrere Wissenschaftler haben auf Anfrage des SWR die fehlerhafte Hochrechnung der Zahlen des Ortes Gangelt auf Deutschland bestätigt."
Genannt wird dann lediglich der Tübinger Statistikprofessor Philipp Berens, der den Autoren vorwirft, was sie gar nicht behaupten:
"Sie unterschlagen die Unsicherheit, die bei dieser letzten Schätzung eine Rolle spielt."
Weiter heißt es:
"Auch andere Wissenschaftler, wie der Biowissenschaftler und Virenforscher Richard Neher von der Universität Basel haben bereits Kritik an der Hochrechnung geäußert."
Wie dessen Argumentation lautet, wird nicht mitgeteilt. Als letzte Instanz kommt schließlich das RKI, es habe andere Zahlen.
Immerhin gibt es bei tagesschau.de auch einen Link zu einem Beitrag, mit dem sich die Forscher verteidigen dürfen, selbstversändlich eingebettet in Meldungen, daß viele, viele nicht ihrer Meinung seien. Dort ist zu lesen:
"Falsch, sagt die Uni Bonn. Bei der angezweifelten Zahl von 1,8 Millionen Infizierten handele es sich um eine rein theoretische Beispiel-Hochrechnung. Die sei auch ganz klar als solche gekennzeichnet.
Auch werde in der Studie deutlich gesagt, dass sich die Todesrate bei Infektionen auf den Ort Gangelt in Heinsberg beziehe und nicht auf ganz Deutschland. Denn für eine bundesweite Aussage müssten zusätzliche statistische Unsicherheiten mit einbezogen werden. Daher existierten auch keine Widersprüche zu der Bonner Studie."