Kubickis Liberallala

Wer Soli­da­ri­tät ein­for­dert, soll­te die von den Nicht­ge­impf­ten ein­for­dern“ ist ein Inter­view auf faz​.net am 28.2. mit Wolf­gang Kubicki über­schrie­ben. Wenn ein FDP-Funk­tio­när von "Soli­da­ri­tät" spricht, wird man hell­hö­rig, wenn man nicht gera­de Hote­lier ist. Kubicki ist mit­un­ter als Vor­kämp­fer gegen die eine oder ande­re Regie­rungs­maß­nah­me miß­ver­stan­den wor­den. Nun offen­bart er sein Ver­ständ­nis von Libe­ra­lis­mus. Wir lesen u.a.:

»Wer Soli­da­ri­tät ein­for­dert, soll­te die von den Nicht­ge­impf­ten ein­for­dern. Wenn wir jetzt die älte­ren Men­schen durch­ge­impft haben, soll­te man ihnen eine schnellst­mög­li­che Rück­kehr in ein nor­ma­les Leben ermög­li­chen und sie nicht mit frei­heits­be­schrän­ken­den Maß­nah­men über­zie­hen, die nicht mehr nötig sind. Ich fän­de es schön, wenn eine Acht­zig­jäh­ri­ge ohne Beschrän­kun­gen am öffent­li­chen Leben teil­neh­men kann. 

Ab wann soll das gelten? 

Ab dem Zeit­punkt, an dem fest­steht, dass von ihr kei­ne Gefahr mehr aus­geht. Das ist im Moment über­wie­gend wahr­schein­lich, aber noch nicht sicher. Sobald das fest­steht, ist von die­ser Sekun­de an jede frei­heits­be­schrän­ken­de Maß­nah­me unzu­läs­sig.«

Sehr schön demons­triert Kubicki eine Opfer-Täter-Umkeh­rung. Aus der weg­ge­sperr­ten Acht­zig­jäh­ri­gen wird eine Gefähr­de­rin. Die Behör­de, die über Frei­heits­rech­te ent­schei­det, ist für ihn das RKI:

»Wer ent­schei­det das? 

Das Robert-Koch-Insti­tut, wenn es bestä­tigt, dass von Geimpf­ten und Gene­se­nen kei­ne Gefahr mehr aus­geht. Im RKI lau­fen in einer Epi­de­mie alle Fäden zusammen.

Das ist aber eine unglaub­li­che Macht­fül­le für das RKI. 

Ja, das bedaue­re ich auch, aber das hat der Gesetz­ge­ber so vor­ge­se­hen. Man kann lan­ge dar­über dis­ku­tie­ren, ob das RKI sei­ne Auf­ga­be opti­mal erfüllt hat, aber das RKI ist die Behör­de, die dafür ein­ge­setzt ist. Irgend­ei­ner muss es ja tun, und da ist mir das RKI lie­ber als die Kanz­le­rin.«

„Einer muß der Blut­hund wer­den“ ist in die­sem Zusam­men­hang ein lesens­wer­ter Arti­kel im "Spie­gel" von 2018 über­schrie­ben. Er beschäf­tigt sich mit dem SPD-Kriegs­mi­nis­ter Noske, der mit die­sen Wor­ten 1919 demons­trie­ren­de Arbei­ter und Sol­da­ten zusam­men­schie­ßen ließ. Ist Wie­ler der Noske von heu­te? Dem Libe­ra­len Kubicki ist Leib­ei­gen­schaft, aus­ge­übt durch Mer­kel, nicht so Recht, die Drecks­ar­beit soll eine von ihr bzw. ihrem Gesund­heits­mi­nis­ter ein­ge­setz­te Behör­de leis­ten. Kubicki sieht aber auch Verfassungsprobleme:

»Dass Gar­ten­cen­ter auf­ma­chen dür­fen, Bau­märk­te aber gleich­zei­tig nicht, leuch­tet nicht ein. Eben­so wenig, dass Fri­sö­re geöff­net wer­den, aber ande­re kör­per­na­he Dienst­leis­tun­gen ver­bo­ten blei­ben. Ver­fas­sungs­recht­lich las­sen sich die­se unter­schied­li­chen Maß­stä­be nicht begründen.«

Hotels ver­kneift es sich an die­ser Stel­le. Dafür for­dert er Frei­heit für geimpf­te Geschäfts­leu­te, denn:

»… wenn die Inha­ber der Geschäf­te auch geimpft oder gene­sen sind, das heißt, kei­ne Infek­ti­ons­trei­ber mehr sein kön­nen. Dann kann ihnen der Staat nicht mehr unter­sa­gen, Cafés, Restau­rants oder Kul­tur­ver­an­stal­tun­gen zu öff­nen. Für eine Über­gangs­frist wird es Dif­fe­ren­zie­run­gen geben, aber das Pro­blem kann auch häu­fig durch Schnell­tests gelöst wer­den. Wenn klar ist, dass die Infek­ti­ons­ge­fahr nicht besteht, ist eine Unter­sa­gung in der Regel recht­lich unzulässig.«

Recht bor­niert sieht er hier auf die "Inha­ber der Geschäf­te", die Bediens­te­ten nimmt er erst gar nicht in den Blick. "Frei­heit ist immer auch die Frei­heit der Getes­te­ten" scheint ihm ein Wahl­spruch zu sein:

»Die­je­ni­gen, die noch nicht geimpft sind, kön­nen dar­auf bestehen, dass sie durch Schnell­tests auch am nor­ma­len Leben teil­neh­men kön­nen. Es gibt kaum einen Unter­schied zwi­schen Geimpf­ten und Getesteten.«

Es gibt durch­aus eini­ge Libe­ra­le, die sich etwa bei "Frei­heit statt Angst" der Total­über­wa­chung ent­ge­gen­stel­len. Auf Kubicki kön­nen sie nicht setzen:

»Muss bald jeder mit sei­nem gel­ben Impf­pass durch die Gegend lau­fen? Einen digi­ta­len Nach­weis wird es frü­hes­tens in drei Mona­ten geben.

Es wäre natür­lich sehr prak­tisch, wenn man den Nach­weis auf sei­nem Smart­phone hät­te. Man kann die App auch rela­tiv fäl­schungs­si­cher durch einen QR-Code machen. Abge­se­hen davon bekom­men wir ihn ja ohne­hin irgend­wann euro­pa­weit. Es hat auch prak­ti­sche Vor­tei­le, denn über­all dort, wo ich mich ansons­ten tes­ten las­sen müss­te, könn­te ich doku­men­tie­ren, dass ich bereits geimpft bin. Ana­log wer­den wir das gar nicht so schnell hin­be­kom­men.«

17 Antworten auf „Kubickis Liberallala“

  1. https://www.nordbayern.de/politik/bedroht-corona-politik-unsere-grundrechte-wissenschaftlerin-warnt-vor-schleichendem-prozess‑1.10850868
    "Die aktu­el­le Impf-Debat­te zeigt in mei­nen Augen vor allem, dass es inzwi­schen anschei­nend nicht mehr Kon­sens ist, dass Grund­rech­te weder ver­han­del- noch teil­bar sind. An dem Tag, an dem Außen­mi­nis­ter Maas ins Gespräch gebracht hat, man müs­se Geimpf­ten ihre Grund­rech­te wie­der zurück­ge­ben, bin ich wirk­lich sehr erschro­cken. Denn dar­auf­hin ist eine brei­te Dis­kus­si­on dar­über aus­ge­bro­chen, dass der Zeit­punkt noch zu früh sei, und man hat ihm par­tei­po­li­ti­sche Moti­ve unter­stellt. Was nicht pas­siert ist, ist, dass brei­te Tei­le der Gesell­schaft ent­schie­den zurück­ge­wie­sen haben, dass Grund­rech­te an Bedin­gun­gen geknüpft sind. Der Tabu­bruch hat­te in die­sem Moment also bereits stattgefunden."

  2. Vor­hin auf coro­dok, Zitat @aa:

    Mona­te­lang muß­ten sich die Senio­rIn­nen anhö­ren, oft auch von ihren Kin­dern und Kin­des­kin­dern, sie müß­ten sich bloß den "klei­nen Pieks" (mein Top-Kan­di­dat für das Unwort des Jah­res) geben las­sen, und schön könn­ten sie ihre Lie­ben wie­der in die Arme schlie­ßen. In einem zivi­li­sier­ten Blog soll­te das Wort gemie­den wer­den, mir fällt aller­dings kein ande­res ein als "Ver­ar­schung".
    https://​www​.coro​dok​.de/​t​r​o​t​z​-​c​o​r​o​n​a​i​m​p​f​u​n​g​e​n​-​a​l​t​e​n​h​e​i​m​b​e​w​o​h​n​er/

    Hier Kubicki:

    Wenn wir jetzt die älte­ren Men­schen durch­ge­impft haben, soll­te man ihnen eine schnellst­mög­li­che Rück­kehr in ein nor­ma­les Leben ermög­li­chen und sie nicht mit frei­heits­be­schrän­ken­den Maß­nah­men über­zie­hen, die nicht mehr nötig sind. Ich fän­de es schön, wenn eine Acht­zig­jäh­ri­ge ohne Beschrän­kun­gen am öffent­li­chen Leben teil­neh­men kann. 

    Fra­ge: wor­in besteht nun der Unter­schied? Sie bei­de sind sich doch einig.

    1. Ach , davon wird es gar nicht so weni­ge geben. Außer­dem glau­be ich, dass Men­schen, die den Mut haben, sich trotz aller Buh­ru­fe, nicht imp­fen zu lasen, sich sel­ber gut schüt­zen können.

  3. … Sie wer­den der­zeit kei­ne Par­tei fin­den, die sich gegen das Imp­fen posi­tio­niert hat, nicht ein­mal die AfD – die glänzt vor allem durch Maß­nah­men­kri­tik, auch Kubicki grum­melt ab und an zu Maß­nah­men. ALLE ande­ren nicht mal das.

  4. Kubicki möge bit­te die höher­ran­gi­ge recht­li­che Grund­la­ge nen­nen, von der MENSCHENWÜRDE und GRUNDRECHTE abhän­gig sind!

  5. Nie­mann kann gezwun­gen wer­den, in einem Geschäft ein­zu­kau­fen, das einen Schnell­test oder PCR-Test verlangt.

    Nie­mand muss bei Ama­zon ein­kau­fen oder Goog­le nutzen

    Wer mit­spielt, ist Teil des Problems.

    Die Macht des Konsumenten.

      1. @Xman: Kein Geschäft muss etwas verkaufen?
        Hier fin­det eine Ver­dre­hung der Tat­sa­chen statt, die man jetzt häu­fig vorfindet.
        Für mei­ne Begrif­fe ist das auch eine Mani­pu­la­ti­on der Mas­sen, um den Men­schen vor­zu­gau­keln, dass sie noch nicht ein­mal durch ihr Kon­sum­ver­hal­ten etwas bewir­ken kön­nen. Aber genau das stimmt eben nicht. Die Ver­brau­cher ent­schei­den letzt­end­lich über Erfolg oder Miss­erfolg eines Anbieters.
        Nicht wir sind auf die Anbie­ter ange­wie­sen, die Anbie­ter sind auf uns angewiesen.
        Ent­schei­dend wird natür­lich sein, ob die Men­schen sich ihrer Macht auch bewusst sind, oder ob sie sich wei­ter klein machen lassen.

  6. Gesell­schafts­tei­lung in Geimpf­te oder Getes­tet ist eine Grau­sam­heit beson­de­re Güte. Men­schen­rechts­ver­let­zung oben­drein, Dis­kri­mi­nie­rung Plus.
    Die Poli­ti­ker haben jeg­li­che Rea­li­tät ver­lo­ren , fol­gen ihrem Glau­ben am The­ma, ohne jeg­li­che Kri­tik auch nur ansatz­wei­se zu über­den­ken. Die brau­chen wir nicht.
    Es gibt Alter­na­ti­ven dieDi­rek­te / Thors­ten Schulz ), die­Ba­sis sind ent­stan­den aus der C‑Krise. Die­Ba­sis ist eine Anti­co­ro­na­par­tei und das fin­de ich schon nicht so gut. Wir brau­chen einen kom­plet­ten Ssys­ten­wech­sel, da ist die Dirk­te schon bes­ser und wei­ter auf­ge­stellt. Hat gute Lösungs­an­sät­ze. Es gibt noch Die Par­tei ( Satie­re­par­tei ) mal stö­bern, es gibt Alternativen.
    Alt­par­tei­en sind unwähl­bar geworden.

    1. Die Alt­par­tei­en sind schon lan­ge unwähl­bar. Lei­der wer­den in unse­rem Land neue Par­tei­en nur mit Mühe es schaf­fen, dafür sorgt schon das Wahl­recht, dass die eta­blier­ten Par­tei­en schön auf die Absi­che­rung ihrer Macht zuschnei­den können.
      Und jede neue Par­tei wird unwei­ger­lich in den glei­chen Trott gera­ten wie die Alten.
      Das gan­ze Sys­tem Bun­des­re­pu­blik taugt nichts. Wird mir immer kla­rer, seit ich "Die Deutsch­land­ak­te" lese.
      Mit die­sem Sys­tem wird es kei­ne Ver­bes­se­run­gen geben.

  7. Nur gut, daß die­se bes­se­ren Herr­schaf­ten so weit vom Leben der Nor­ma­los ent­fernt sind, daß sie von den Aus­wir­kun­gen der poli­ti­schen Maß­nah­men kei­nen Scha­den davontragen.

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