Maul halten!

Im heu­ti­gen Spie­gel fin­det sich nicht nur ein Inter­view zu Schwei­ge­ge­bot im öffent­li­chen Nah­ver­kehr?. Der Irr­sinn wird noch gestei­gert durch einen Bei­trag "Spre­chen kann genau­so gefähr­lich sein wie Hus­ten". Dan­kens­wer­ter­wei­se gibt es dort auch Links zu Apps, mit denen das Gefah­ren­po­ten­ti­al model­liert wer­den kann.

»In Innen­räu­men ist die Coro­na-Gefahr deut­lich erhöht, so viel ist klar. Eine Stu­die legt nun nahe, dass nicht nur Sin­gen oder Hus­ten vie­le gefähr­li­che Aero­so­le pro­du­zie­ren – das Glei­che gilt auch für ein­fa­ches Sprechen.«

Noch wird nicht vor Atmen gewarnt, was unlo­gisch erscheint, denn:

»Klei­ne­re Par­ti­kel kön­nen stun­den­lang in der Luft hän­gen blei­ben, wenn nicht gelüf­tet wird. Pro­ble­ma­tisch ist das in Innenräumen.

Es gibt mitt­ler­wei­le eini­ge Rech­ner im Netz, mit denen Inter­es­sier­te das Coro­na-Risi­ko in sol­chen Situa­tio­nen abschät­zen kön­nen. Einer davon stammt zum Bei­spiel vom Max-Planck-Insti­tut für Che­mie in Mainz und dem Cyprus Institut.

Einen neu­en Rech­ner hat nun ein Team um den Strö­mungs­me­cha­ni­ker Pedro Magal­hães de Oli­vei­ra von der Uni­ver­si­tät im bri­ti­schen Cam­bridge im Fach­ma­ga­zin »Pro­cee­dings of the Roy­al Socie­ty A« vor­ge­stellt. Die For­schungs­ar­beit lie­fert dabei eine inter­es­san­te Erkennt­nis: Mit einem Infi­zier­ten zu spre­chen, könn­te wegen der dabei aus­ge­sto­ße­nen Aero­so­le ähn­lich pro­ble­ma­tisch sein, wie wenn die­se Per­son in die Raum­luft hus­tet.«

Sprechen noch gefährlicher als Husten, vor allem beim Mutanten

»Kon­kret haben die For­scher simu­liert, dass durch 30 Sekun­den Spra­che deut­lich mehr Aero­so­le unter fünf Mikro­me­tern ent­ste­hen als bei einem kur­zen Hus­ten. Damit erreicht auch mehr infek­tiö­ses Mate­ri­al die Men­schen in der Umge­bung – laut Simu­la­ti­on genug, um tat­säch­lich eine Coro­na-Infek­ti­on auszulösen…

»Sehr wich­ti­ger Punkt, der berück­sich­tigt wer­den muss«

Spre­chen sei ein »sehr wich­ti­ger Punkt, der berück­sich­tigt wer­den muss«, weil dabei viel fei­ne­re Par­ti­kel ent­stün­den als beim Hus­ten, so de Oli­vei­ra. Ob es tat­säch­lich zur Anste­ckung kommt, hängt aller­dings von vie­len Fak­to­ren ab, von denen sich meh­re­re in dem Rech­ner ein­stel­len las­sen: Wie groß ist die Flä­che des betref­fen­den Raums? Wie hoch ist die­ser? Wie oft wird die Luft aus­ge­tauscht? Wie vie­le Men­schen hal­ten sich wie lan­ge in dem Raum auf? Wel­che Mas­ken tra­gen sie?..

Mit dem Rech­ner lässt sich auch der Effekt simu­lie­ren, wenn statt ein­fa­cher Stoff­mas­ken etwa OP-Mas­ken oder FFP2-Mas­ken getra­gen wer­den, wie es in Deutsch­land im Super­markt und im öffent­li­chen Per­so­nen­ver­kehr nun zur Pflicht wird. Wich­tig ist natür­lich: Sol­che Rech­nun­gen basie­ren immer auf bestimm­ten Annah­men, im kon­kre­ten Fall etwa einer ver­gleichs­wei­se hohen Virus­last. Auch sind die neu­en Coro­na-Mutan­ten noch nicht berück­sich­tigt. Die­se gel­ten als deut­lich infek­tiö­ser als die bis­he­ri­gen Virus­va­ri­an­ten. Im Grund­satz kön­nen Rech­ner wie der von de Oli­vei­ra und sei­nen Kol­le­gen aber dabei hel­fen, den Effekt bestimm­ter Maß­nah­men abzuschätzen.«

Zum Zeit­punkt des Lesens wur­den die­se Anzei­gen unter den Text gesetzt, bei denen man sich fragt: Wel­che Mas­ke ist attraktiver?

https://​www​.spie​gel​.de/​w​i​s​s​e​n​s​c​h​a​f​t​/​m​e​d​i​z​i​n​/​c​o​r​o​n​a​-​s​p​r​e​c​h​e​n​-​k​a​n​n​-​g​e​n​a​u​s​o​-​g​e​f​a​e​h​r​l​i​c​h​-​s​e​i​n​-​w​i​e​-​h​u​s​t​e​n​-​w​e​g​e​n​-​d​e​r​-​a​e​r​o​s​o​l​e​-​a​-​6​3​9​c​3​d​a​a​-​d​1​6​7​-​4​3​0​c​-​9​e​0​e​-​8​1​9​7​b​b​d​4​a​199

14 Antworten auf „Maul halten!“

  1. Die­se Rech­ner schei­nen ja der Ren­ner zu sein. Ich könn­te auch einen Rech­ner pro­gram­mie­ren, der auf fünf Nach­kom­ma­stel­len genau die Wahr­schein­lich­keit simu­liert, mit der ein Jour­na­list Blöd­sinn schreibt.

  2. Die Drecks­ban­de möch­te den Men­schen nach der kom­plet­ten Iso­la­ti­on noch das ana­lo­ge Maul stop­fen, nach­dem man dazu über­gan­gen ist digi­tal Auf­müp­fi­ge abzuschalten.

    Es hilft NICHTS mehr außer radi­ka­le Sub­ver­si­on jedes Einzelnen.

  3. Jetzt, wo Ange­la Mer­kel die Zah­len über­wun­den und den vor­sorg­li­chen Lock­down ver­kün­det hat, müs­sen die Mathe­ma­ti­ker an ande­rer Stel­le ihre Zah­len­wich­se­rei anbieten…

  4. Die vor­ge­stell­te Stu­die reiht sich naht­los in die Bemü­hung ein, das vier­te Wie­ler­sche G‑bot (*G*espräche in leb­haf­ter Atmo­sphä­re ver­mei­den) nun auch wis­sen­schaft­lich zu legitimieren. 

    Es ist auch inter­es­sant, die ent­spre­chen­de erkennt­nis­theo­re­ti­sche Stei­ge­rung der Miet­mäu­ler zu beobachten:

    Empi­rie
    Modellrechnung
    Simulation

    Wäh­rend bei einer Modell­rech­nung immer­hin die Annah­men gleich­blei­bend doof gewe­sen sind, gilt bei einer Simu­la­ti­on nun auch die­se läs­ti­ge Hin­der­nis als über­wun­den. Empi­rie ist out.

    (Der sub­ver­si­ve Humor in den Arti­keln und den sie beglei­ten­den Kom­men­ta­ren auf die­ser Sei­te ist für mich in die­sen Zei­ten einer der Grün­de, die mich am Leben hal­ten. Vie­len Dank.)

  5. Ja super, dann hören jetzt doch wohl end­lich auch die sinn­lo­sen Schwätz­run­den in den Talk­shows auf. Es ärgert mich näm­lich schon ziem­lich lan­ge, dass der Herr Lau­ter­bach stän­dig von Aero­sol-Wol­ken labert, die sich beim Spre­chen bil­den und die ja so gefähr­lich sind, und dann die­se (also sei­ne) dann bei jeder Gele­gen­heit selbst absondert.

  6. Ich sage mei­ner Frau schon län­ger, wenn die Leu­te immer alles mit­ma­chen, wer­den immer mehr Ein­schrän­kun­gen fol­gen. Es reicht nicht, wenn man alle / man­che "Maß­nah­men" für Blöd­sinn hält, aber nicht dage­gen auf­be­gehrt. Man muss sich dann halt ein­fach auch mal nicht dar­an hal­ten oder mal den Mund aufmachen.
    Sie ver­steht mich immer noch nicht…

  7. "Wel­che Mas­ke ist attraktiver?"

    Das ist mal ein tref­fen­der Kom­men­tar zu Tho­mas Gott­schalk, dem Pio­nier des öffent­li­chen Maskentragens.

  8. Sprech­ver­bot kommt nächs­ten Monat. Auch Gebär­den­spra­che ist ver­bo­ten. Wir­belt zu vie­le Aero­so­le auf. Buß­geld: 50,- Euro, bei wie­der­hol­tem Ver­stoß auch mehr.

    Was kommt danach?

  9. Ich las neu­lich ein Inter­view mit einer Thea­ter­ma­che­rin, die sich bereit­wil­lig vor und hin­ter der Büh­ne an alle Maß­nah­men hält. Aus Soli­da­ri­tät natür­lich! Und die ist auch ganz moti­viert vor lau­ter Soli­da­ri­tät – sie sagt jetzt nicht mir wem genau, aber Soli­da­ri­tät ist es auf alle Fäl­le. Sie mein­te, sie woll­ten auch mal wie­der ihre Kin­der umar­men, wes­halb sich brav alles befol­gen jetzt beson­ders loh­ne … Ich dach­te: gehts noch! – Es gibt tat­säch­lich Men­schen, die ihre Kin­der nicht mehr umar­men wegen die­sem offen­sicht­lich ver­lo­ge­nen Scheiß? – Wie geht das, Eltern­sein und sowas den­ken, tun, sagen?

  10. @Faktencheckcheck so geht es mir auch. Ich freue mich jeden Tag auf die Bei­trä­ge. Ob in den Modell­rech­nun­gen auch berück­sich­tigt wird, das es trotz Viren­last Men­schen gibt die auf­grund ihres per­fek­ten Immun­sys­tems trotz anhus­ten und ‑rot­zen nie die Influ­en­za hat­ten oder sich mit Covid ansteck­ten. Teflon.
    Ich tra­ge seit Beginn der "Pan­de­mie" kei­ne Mas­ke (Attest) und habe wei­ter­hin mei­ne nor­ma­len Kon­tak­te. Der War­schein­lich­keit der Model­lie­rer nach hät­te ich doch schon längst erkran­ken müs­sen. Die gan­ze Fami­lie ist kern­ge­sund! Komisch.

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