Schnellschuß in den Ofen

So schnell muß­te Spahn bis­her noch nicht zurück­ru­dern. Zwi­schen sei­ner War­nung vor Mas­ken (die damals nicht lie­fer­bar waren) und der Pflicht zu ihnen lagen Mona­te. Am 25.1. mel­de­te rp​-online​.de um 6:57 Uhr:

»Plä­ne für Ende Januar
Schnell­tests für Bür­ger wären eine enor­me Erleichterung
Coro­na-Schnell­tests sol­len künf­tig auch Pri­vat­per­so­nen abneh­men dür­fen, nicht mehr nur Ärz­te, Apo­the­ker oder Labor-Mit­ar­bei­ter. So will es Gesund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn – und das ist gut so.«

Am Vor­tag hieß es erläuternd:

»Jens Spahn (CDU) [will] nun eine bis­her gel­ten­de Abga­be­be­schrän­kung auf­he­ben. „Anti­gen­test zur Eigen­an­wen­dung mit­tels Anti­gen­be­stim­mung wer­den von der Abga­be­be­schrän­kung aus­ge­nom­men“, heißt es in einem Ent­wurf zur Ände­rung der Medi­zin­pro­duk­te-Abga­be­ver­ord­nung, der unse­rer Redak­ti­on vor­liegt. Der Arzt­vor­be­halt gel­te für die­se Tests dann nicht mehr.«

Auch hier macht der Minis­ter Gebrauch von einer Ermäch­ti­gung des im Novem­ber beschlos­se­nen "Bevöl­ke­rungs­schutz­ge­set­zes". Weni­ge Stun­den nach sei­ner Ankün­di­gung muß­te ein Spahn-Spre­cher klein­laut zuge­ben: Die Tests gibt es noch gar nicht und eine Zer­ti­fi­zie­rung wird dauern.

Um 11:35 Uhr berich­te­te ndr​.de:

»Kieler Virologe sieht Corona-Schnelltests für zu Hause kritisch

Der Kie­ler Viro­lo­ge Hel­mut Ficken­scher sieht einen Coro­na-Schnell­test für zu Hau­se kri­tisch. Man kön­ne die­sen nicht mit einem Schwan­ger­schafts­test ver­glei­chen, bei dem es sel­ten ein fal­sches Ergeb­nis gebe. "Die Schnell­tests haben eine gerin­ge Emp­find­lich­keit und noch dazu eine recht sub­ob­ti­ma­le Spe­zi­fi­tät, kön­nen also auch falsch posi­tiv und falsch nega­tiv sein. Es kann leicht pas­sie­ren, dass das Ergeb­nis gar nicht aus­sa­ge­kräf­tig ist", sag­te der Viro­lo­ge NDR Schles­wig-Hol­stein. Laut Ficken­scher besteht des­halb auch die Gefahr, dass ver­meint­lich nega­tiv getes­te­te Men­schen die Abstands- und Hygie­ne­re­geln nicht mehr so ernst neh­men und even­tu­ell dadurch ande­re Men­schen mit dem Coro­na­vi­rus infi­zie­ren könnten…«

War es viel­leicht Spahns miß­lun­ge­ne Suche nach so etwas wie einem "Plan B"? Ange­sichts des dro­hen­den Schei­terns der Impf­kam­pa­gne ein alter­na­ti­ves "Licht am Ende des Tun­nels", mit dem für Frei­ge­tes­te­te der Lock­down erträg­li­cher gestal­tet wer­den könnte?

7 Antworten auf „Schnellschuß in den Ofen“

  1. @Jutta W: Davon muss es vor allem in Ber­lin bereits eine Men­ge Leu­te gege­ben haben, bevor man über­haupt etwas von einem Coro­na-Schnell­test wis­sen konnte.

  2. Sich ein Wat­te­stäb­chen ins Ohr ste­cken – ganz ganz böse. Sich selbst ein Wat­te­stäb­chen tief in die Nase fast ins Hirn ram­men – geht schon.

  3. Es gibt eine Initia­ti­ve, die sich für die Schnell­tests ein­setzt und auch ein bekann­ter ame­ri­ka­ni­scher Epi­de­mio­lo­ge bewirbt die recht stark. In der Theo­rie sind die auch durch­aus nicht ver­kehrt (gehen wohl auch ohne Stäb­chen ins Hirn), man kann sich zuhau­se tes­ten, wenn man sich z.B. krank fühlt oder jeman­den aus einer Risi­ko­grup­pe tref­fen will, lie­fert sich aber nicht dem Gesund­heits­amt aus. Ist der Test posi­tiv, kann man dann sel­ber sei­ne Kon­se­quen­zen zie­hen und halt mal ein paar Tage die Füße still hal­ten, Krank­schrei­bung per Tele­fon oder Home­of­fice und gut ist. Das ist aber natür­lich nicht das, was die Poli­tik gebrau­chen kann, denn wer nicht muss, wird nach dem Heim­test wohl in den sel­tens­ten Fäl­len los ren­nen, und sich eine Pflicht-Qua­ran­tä­ne ver­pas­sen las­sen. Also zögert man das jetzt hübsch raus, denn die Test­zah­len brauch man ja als Druck­mit­tel. Spahn ist aber natür­lich total unschul­dig, wenn es län­ger dauert…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.