Bundesfinanzminister Olaf Scholz sprach von einer "sehr, sehr guten Lösung", als er Ende Mai das Milliarden-Hilfspaket für die Lufthansa schnürte. Die MitarbeiterInnen hatte er dabei nicht im Sinn. Im Gegenteil hatte er Forderungen zurückgewiesen, die Staatshilfe an Arbeitsplatzsicherung zu knüpfen. Aktuell ist aus der FAZ zu erfahren:
»2.000 Vollzeitstellen abbauen, 100 Flugzeuge abstoßen – die bekannten Einschnitte für die Deutsche Lufthansa haben schon gewaltig geklungen. Doch auf einer internen Online-Mitarbeiterveranstaltung hat der Vorstandsvorsitzende Carsten Spohr am Dienstag geäußert, dass diese Schritte nicht reichen dürften, um den Konzern nach der Corona-Pandemie genesen zu lassen. Das wird in Unternehmenskreisen berichtet.
Vor den nächsten Sitzungen von Vorstand und Aufsichtsrat in der kommenden Woche zeichnet sich nun ab, dass einige tausend Posten mehr wegfallen und rund 30 weitere Flugzeuge aus der Flotte verschwinden könnten.«
Seinerzeit hatte die FAZ berichtet:
»Die Corona-Pandemie hat dem Lufthansa-Konzern schwer zugesetzt. Neun Milliarden Euro sollen das Unternehmen wieder flugfähig machen…
Das Hilfspaket sieht vor, dass der Staat 20 Prozent an dem Luftfahrt-Unternehmen übernimmt. Der Löwenanteil der Hilfen besteht aus einer stillen Einlage in Höhe von 4,7 Milliarden Euro. Hinzu kommt eine weitere stille Beteiligung über eine Milliarde Euro, die in Aktien umgewandelt werden kann. Der Staat könnte so seine Beteiligung an der Lufthansa auf 25 Prozent plus eine Aktie erhöhen, falls ein anderer Investor versuchen sollte, die Fluggesellschaft zu übernehmen. Die Staatsbank KfW steuert einen Kredit von bis zu drei Milliarden Euro bei.
Lufthansa wird auf Nachhaltigkeit verpflichtet
Im Gegenzug verpflichtet sich der Konzern "zur Verfolgung von Nachhaltigkeitszielen einschließlich einer Erneuerung seiner Flotte". Laut Bundesregierung sind zudem "weitgehende Vergütungsbeschränkungen für den Konzernvorstand, die Vorstände der Konzerngesellschaften sowie das Management vorgesehen."«
In der Druckausgabe vom 17.9. schreibt das Blatt:
»Den Abbau von 22 000 der knapp 140 000 Vollzeitstellen, die Hälfte davon in Deutschland, hat Lufthansa schon beschlossen… Doch wenn auch nur Befürchtungen wahr werden, daß jede fünfte Stelle gestrichen werde, wäre 5000 bis 6000 zusätzlich betroffen...«
Lohnsenkungsprojekt "Ocean"
»Unter diesem Titel arbeitet Lufthansa an einer neuen Plattform für touristische Strecken. Das Personal dort soll nicht dem Konzenrtarif unterliegen, sondern zu günstigeren Konditionen arbeiten.«
Nun ist dieses Verfahren alles andere als neu. Wie hier mehrfach berichtet wurde, verfährt auch die senatseigene Charité mit ihren ausgegliederten Unternehmen so (s. u.a. Drostens Testlabor muß "nachhaltiges Wachstum" erzielen – Fragen an Charité / Vivantes, Kommerzielle In2teressen von Charité und Labor Berlin , Stiftung Charité – fest in der Hand der Wirtschaft).
»Lufthansa-Chef Spohr hat im vergangenen Jahr über vier Millionen Euro verdient – laut einer Studie ist das 85-mal so viel, wie der durchschnittliche Mitarbeiter im Konzern bekommt.«
Das hatte am 10.7.2018 airliners.de gemeldet. Außer einer vagen Ankündigung von Lufthansa-Chef Spohr ist nichts über "Vergütungsbeschränkungen für den Konzernvorstand" bekannt geworden.