Wie "Labor Berlin" vom Berliner Senat Geschäfte mit Tests zugeschanzt werden

Erst der Hinweis in einem Kommentar hat mich ver­an­laßt, zu den Hintermännern eines Projekts zu recher­chie­ren, das vom Berliner Kultursenator als Hoffnungsschimmer auf dem Weg zu neu­er Normalität ver­kauft wird. Spannenderweise spielt die Firma "Labor Berlin" eine wich­ti­ge Rolle. Für sie ist auch Christian Drosten tätig. Was pas­siert in dem Projekt?

Zur "Clubculture Reboot Pilotveranstaltung" teilt die club­com­mis­si­on mit:

»… ‑Durch die vor­ge­schla­ge­ne Prozedur wird eine „tem­po­rä­re SARS-CoV-2-freie Kohorte“ geschaf­fen, d.h. etwa­ige SARS-CoV‑2 Träger:innen wer­den vor dem Ereignis iden­ti­fi­ziert und her­aus­ge­fil­tert und es tre­ten wäh­rend der Veranstaltung kei­ne Infektionen auf.

– Etwaige posi­ti­ve SARS-CoV‑2 Fälle, die bei den Besucher:innen nach dem Ereignis auf­tre­ten, kön­nen nach­ver­folgt und ein­ge­grenzt wer­den bzgl. des Zeitpunktes (und Ortes) der Infektion (inkl. dem unwahr­schein­li­chen Auftreten einer Infektion wäh­rend des Ereignisses).

– Im Erfolgsfall – kei­ne Infektion wäh­rend der Veranstaltung – kann kon­klu­diert wer­den, dass ähn­li­che Ereignisse unter ver­gleich­ba­ren Vorgaben auch künf­tig durch­ge­führt wer­den kön­nen.«

Wenn alle nega­tiv gete­ste­ten TänzerInnen nach dem Tanz immer noch gesund sind, dann wird kon­klu­diert, daß man mit dem Unsinn wei­ter machen kann, unter sol­chen Bedingungen:

»Wo und wann kön­nen Besucher:innen die PCR-Tests machen?
Für den PCR-Test wird ein regu­lä­rer Nasen-/Rachenabstrich zur Sars-CoV‑2 Testung durch­ge­führt. Dieser wird an drei Standorten (Kitkat, Festsaal Kreuzberg, SO36) am Freitag,06.08. zwi­schen 14 und 20 Uhr ange­bo­ten. Ort und Zeit wird beim Kauf der Eintrittskarte festgelegt.
Die Ergebnisse der Tests wer­den digi­tal an die Vorverkaufsstelle kom­mu­ni­ziert und so die Eintrittskarte akti­viert (sie­he oben). Die Ergebnisse wer­den noch am Freitagabend vor­lie­gen (zwi­schen 17 und 23.30 Uhr – abhän­gig von der Zeit des Abstriches). Die Nachtests fin­den eine Woche spä­ter, am 13.08., für die Teilnehmer:innen an der glei­chen Teststation (glei­cher Zeitslot wie beim ersten Abstrich) statt.

Wer muss sich testen lassen?
Das Pilotprojekt unter­schei­det nicht zwi­schen geimpf­ten und unge­impf­ten oder gene­se­nen Teilnehmenden – alle müs­sen die ein­heit­li­che PCR-Teststrategie durch­lau­fen.«

Was das in der Praxis heißt, ist nach­zu­le­sen in Wie geil ist das denn?.

"Freiheit zu Feiern"

Die "Clubcommission Berlin Vorsitzende Pamela Schobeß" meint dazu:

»“Das Projekt bie­tet eine wirk­li­che Perspektive für die Eröffnung von Clubinnenräumen, soll­ten die Inzidenzen und Hospitalisierungen im Herbst stark stei­gen. Es beweist, dass mit die­ser Methodik siche­re Räume geschaf­fen wer­den kön­nen, die es ermög­li­chen, Clubkultur auch in einer Pandemie erleb­bar zu machen.”

Welche neu­en Chancen sich aus der Studie für die Clubs erge­ben ist noch offen. Jeder Club muss her­aus­fin­den, wie wirt­schaft­lich es ist, unter die­sen erschwer­ten Bedingungen einen Neustart zu wagen und die Politik muss dafür ent­spre­chen­de Beschlüsse fassen.

Da die Pandemie nach allem was wir wis­sen im Winter nicht vor­bei sein wird und Corona nach Meinung von Experten nicht mehr weg­ge­hen wird, müs­sen drin­gend neue Wege beschrit­ten wer­den, um das Überleben von Clubs, Musikern, DJs und Personal zu sichern – und nicht zuletzt unse­re Freiheit zu Feiern.«
ton​spi​on​.de

Die Tierchen im Hamsterrad arbei­ten stolz an der Optimierung des Mechanismus mit und hof­fen, daß das Rad sich wei­ter dreht. Sie mei­nen, damit "siche­re Räume" für sich zu schaffen.

Charité begleitet. Wer verdient?

Die "wis­sen­schaft­li­che Begleitung" beschreibt die Charité auf ihrer Seite. Politisch ein­ge­ord­net ist das Projekt in die "Impfkampagne":

»Dr. Klaus Lederer, Bürgermeister und Senator für Kultur und Europa:
„Nur sicher ist sicher! Ich appel­lie­re an jede und jeden, sich imp­fen zu las­sen – nur dann haben wir tat­säch­lich die höch­ste Schutzwirkung. Solange wir die­sen Zustand noch nicht erreicht haben, sehe ich es auch als mei­ne Aufgabe, Kulturerlebnisse so sicher wie nur mög­lich statt­fin­den zu las­sen – im Interesse der Künstler:innen wie der Besucher:innen. Dies gilt auch für die Berliner Clubkultur, die nach 18 Monaten ver­ant­wor­tungs­vol­lem Handeln Perspektiven genau­so braucht, wie Bühnen und Museen. Die wis­sen­schaft­li­che Begleitung durch die Charité gibt uns einen Rahmen, in dem wir aus­lo­ten kön­nen, was zukünf­tig gehen wird. Dafür bin ich dankbar.“«
club​com​mis​si​on​.de

Darüber hin­aus geht es um die Auslastung der Labore, wie in der glei­chen Quelle der damit beauf­trag­te Testveranstalter mitteilt:

»Dr. Florian Kainzinger, Geschäftsführer von Think​.Health Hygiene Solutions:
„Öffnungsschritte in ande­ren Bundesländern haben bereits gezeigt, dass Antigentests nicht immer eine aus­rei­chen­de Sicherheit zur Öffnung von Clubs bie­ten und Ausbrüche dar­aus resul­tie­ren kön­nen. Nach unse­rer Auffassung bie­tet nur die PCR-Diagnostik eine hin­rei­chend gro­ße – wenn auch nie 100%ige – Sicherheit, um das Nachtleben wie­der mit einer Perspektive zu ver­sor­gen. Wie das auch unter wirt­schaft­li­chen Gesichtspunkten gelin­gen kann, wol­len wir mit die­sem Piloten eru­ie­ren
[sic].“«

Was ist die Think​.Health Hygiene Solutions GmbH?

Um das zu erfah­ren, soll­te man nicht die Seite think​-health​-hygie​ne​.com/​p​e​r​s​o​e​n​l​i​c​hes auf­ru­fen. Dort erfährt man nur:

Die Firma ist eine GmbH, die gut im Geschäft steht. Ihr Geschäftsführer ist Dr. Florian Kainzinger (nicht der im Bild). Die Firma erklärt ihr Geschäftsmodell so:

»Think​.Health Hygiene Solutions is spe­cia­li­zed in deve­lo­ping and moni­to­ring spe­ci­fic health and safe­ty con­cepts to mini­mi­ze risks of infec­tions and viral out­breaks. We part­ner with high-class experts and labo­ra­to­ries to help pro­fes­sio­nal sports and cul­tu­ral events.«
think​-health​-hygie​ne​.com

Das sind nur eini­ge ihrer Kunden:

think-health-hygie­ne

Redseliger ist die Seite think​-health​.de. Dort heißt es, über­setzt aus dem Englischen:

»Think​.Health inve­stiert als Risikofirma [bou­tique risk-taker] in Unternehmen des Gesundheitswesens. Wir sind stän­dig auf der Suche nach Innovationen und bahn­bre­chen­den Geschäftsmodellen in den Bereichen digi­ta­le Gesundheitsversorgung, medi­zi­ni­sche Technologien und Gesundheitsdienstleister…

Wir unter­hal­ten enge Beziehungen zu einer Reihe von Einzelanlegern und Family Offices, die gemein­sam mit uns inve­stie­ren und so unse­re Investitionsmöglichkeiten nutzen…«

Wer ist Kainzinger?

Der Geschäftsführer wird so vorgestellt:

»Florian Kainzinger hat mehr als 17 Jahre Erfahrung in Führungspositionen im Gesundheitswesen. Von 2011 bis 2015 war er Chief Executive Officer (CEO) des Labor Berlin und damit ver­ant­wort­lich für mehr als 500 Mitarbeiter an 12 Standorten in Berlin. Vor sei­nem Eintritt in die Labororganisation von Charité und Vivantes war Florian Kainzinger für Roland Berger Strategy Consultants tätig und betreu­te Krankenhäuser und Pharmakunden in Deutschland und Europa.«

Dann wird das nicht gera­de ein Zufall sein:

think​-health​-hygie​ne​.com

Labor Berlin

Das Unternehmen gehört jeweils zur Hälfte der Charité und der Vivantes GmbH. Es wur­de 2011 eigens gegrün­det, um zwei Ziele zu erreichen:

      • Es soll­te Gewinne machen, die den lan­des­ei­ge­nen Müttern so nicht mög­lich wären.
      • Die Beschäftigten soll­ten nicht den übli­chen Tarifverträgen unterliegen.

Direktor des Fachbereichs Virologie ist Prof. Christian Drosten. (Näheres u.a. in Kommerzielle Interessen von Charité und Labor Berlin , Der Charité-Konzern und der Einfluß der Privatwirtschaft und Labor Berlin – inno­va­tiv bis zum Umkippen.)

Anläßlich sei­nes Ausscheidens aus "Labor Berlin" berich­te­te kma-online 2014 über den Lohndrücker:

»Kainzinger war frü­her Manager der Unternehmensberatung Roland Berger und hat die Ausgründungen der Labore von Charité und Vivantes seit 2008 beglei­tet. Zunächst als Berater über sei­ne Firma Think Health mit Sitz in Fürstenfeldbruck, Anfang 2011 rück­te der pro­mo­vier­te Kaufmann zusam­men mit einem Anwalt in die Führungsetage der neue gegrün­de­ten Labor Berlin Charité Vivantes GmbH. Eine Entscheidung über einen Nachfolger sei noch nicht gefal­len, die Stelle sei noch nicht ausgeschrieben.
Das gemein­sa­me Tochterunternehmen von Charité und Vivantes war ins­be­son­de­re auf Druck der Politik ent­stan­den. Das Ziel war die Senkung der Kosten in den bei­den lan­des­ei­ge­nen Betrieben. Erst im ver­gan­ge­nen Jahr konn­te auf dem Gelände der Charité im Bezirk Wedding und in Anwesenheit von Klaus Wowereit (SPD), dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, ein neu­es Laborgebäude ein­ge­weiht wer­den. Mit einer Fläche von 4.000 Quadratmetern angeb­lich das größ­te Laborgebäude in Europa.

Die Tochter spart Millionen für Charité und Vivantes
Die Politik fei­ert das Unternehmen als Erfolgsmodell mit Vorbildcharakter. Durch Synergieeffekte, Erlöse aus exter­nen Aufträgen sowie durch Kooperationen habe sich ein öffent­li­ches Unternehmen erfolg­reich am Markt plat­ziert. Für Charité und Vivantes erwirt­schaf­te die Tochter Einsparungen in Millionenhöhe.

Die Labor Berlin GmbH beschäf­tigt rund 400 Mitarbeiter an 12 Standorten und sichert die Versorgung von rund 10.000 Krankenhausbetten in der Stadt. Hinzu kom­men exter­ne Kunden wie nie­der­ge­las­se­ne Fachärzte, MVZ, die Justizvollzugsanstalten des Landes Berlin sowie Auftraggeber aus ande­ren Bundesländern. Nach eige­nen Angaben erwirt­schaf­te­te das Unternehmen im ver­gan­ge­nen Jahr einen Umsatz von 53,7 Millionen Euro.«

Für den dama­li­gen rot-roten Senat war Kainzinger der rich­ti­ge Mann für das Sparprogramm der öffent­li­chen Hand. Löhne und Gehälter konn­ten so gedrückt wer­den, um Gewinne zu erzie­len, die öffent­li­chen Unternehmen so nicht mög­lich sind.

Heute hat der Spitzenkandidat der Linkspartei für das Abgeordnetenhaus, Klaus Lederer, Kainzinger aus­er­ko­ren, mit­tels absur­der Testkonzepte wei­ter Geld in die Kassen von "Labor Berlin" zu spü­len. Er wird dies nicht umsonst tun.

(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)

6 Antworten auf „Wie "Labor Berlin" vom Berliner Senat Geschäfte mit Tests zugeschanzt werden“

  1. Pamela Schobeß war eine zeit­lang häu­fig mit Dunya Hayali auf jeder bekann­ten Veranstaltung in Berlin zu sehen. Einfach goog­len und auf Bilder klicken.

  2. Ach was. Wie wür­de es Christian D. aus­drücken? "Die Leute glau­ben viel­leicht, also, da ist einer, der ver­dient an den Tests." Recht hat er, nie­mals gäbe es irgend­wel­che Parallelen aktu­el­ler Personen zum "Tango Korrupti" von Reinhard Fendrich:
    "Die Herzen schla­gen, der Handel ist perfekt
    Durch eine groß­zü­gi­ge Spende
    Kriegt man am Ende
    Fast jedes Großprojekt.
    Plötzlich lacht der Herr Minister
    Denn er kennt die­ses Geknister
    Und er hat auf sei­nen Lippen eine klei­ne Melodie"

    Das kann man aus­schlie­ßen. Nichts ande­res als Edelmut und mensch­li­che Güte sind die Leitmotive der heu­te Handelnden.

    Schön, dass wir unso­li­da­ri­schen, aso­zia­len Ungeimpften unse­ren feh­ler­haf­ten Charakter ein wenig dadurch aus­glei­chen dür­fen, dass wir sol­che Projekte mit­fi­nan­zie­ren. Bei vol­ler Kostentransparenz und aus­schließ­lich durch die Nutzer zu tra­gen­den Kosten hät­te sich ein sol­ches "Projekt" näm­lich schnel­ler erle­digt als Klabauterbach eine Studie liest.

    Frau Schobeß hat übri­gens 2019 als Gastrednerin auf der Landesdelegiertenkonferenz der Grünen zum Thema "Selbstbestimmt Leben" (im Alter) gespro­chen… passt wie die Faust aufs Auge. "Die Bühne ist deins…"
    https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​Q​p​S​y​P​Z​S​l​7iU

  3. Habe da mal eine Frage, bezieht sich jetzt nicht direkt auf die­sen Artikel son­dern auf die ab mor­gen gel­ten­den Coronaregeln bzgl. der PCR- Testung in NRW. Vielleicht kann mir ja jemand helfen.
    Meine Tochter hei­ra­tet über­näch­stes Wochenende. Bei 75 gela­de­nen Gästen haben nur 2 Personen kei­nen Impfschutz- mein Mann und ich.
    Mit unse­ren hof­fent­lich nega­ti­ven Schnelltests dür­fen wir solan­ge an der Feier teil­neh­men wie kei­ne Musik auf­ge­legt wird. Sobald Musik erklingt, benö­ti­gen wir einen PCR- Test, deren Preise seit gestern komi­scher­wei­se durch die Decke geschos­sen sind.
    Nun fra­ge ich mich, wer hier für wen eine Gefahr dar­stellt und war­um die erst mit Einsetzen der Musik entsteht.
    Und wie schlau ist die­ses Virus? Wird es durch Musik geweckt?
    Oder wird es durch`s Herumsitzen träge?
    Ist die Impfung so unsi­cher, dass ich die Geimpften gefähr­de oder ver­tei­len die Geimpften trotz­dem so vie­le Viren, dass ich damit rech­nen muss, mich zu infi­zie­ren? Gibt es also doch kei­ne "Herdenimmunität"?

    1. Aufgrund von Hinweisen der Fernsehmoderatorin Frau Prof. Dr. Dunja Pflaster, hat der Talkshow-Experte Herr Prof. Dr. K. Lauterbach gemein­sam mit der Physikerin Frau Prof. Dr. A. Merkel erforscht, dass Coronaviren beson­ders ger­ne auf Schallwellen durch die Lüfte surfen.
      Deshalb ist Musik beson­ders gefährlich.
      Dabei haben die Experten her­aus­ge­fun­den, dass die Viren, je nach Mutante, unter­schied­li­che Frequenzen bevorzugen.
      Die Firma der Tochter von Herrn Prof. Dr. M. Söder, hat jetzt Ohrstöpsel ent­wickelt, bei denen sich spe­zi­el­le Filter ganz ein­fach aus­tau­schen lassen.
      Man muss nur noch ermit­teln, wel­che Mutante vor Ort gera­de vor­herrscht und den geeig­ne­ten Filter einsetzen.
      Dazu kann man sich ab kom­men­den Montag, gegen eine gerin­ge Gebühr, an jeder Apotheke ein Mutanten-Testgerät aus­lei­hen, wel­ches im Labor von Herrn Prof. Dr. O. Landt ent­wickelt wurde.

      Das Verfahren wur­de dank eines inno­va­ti­ven, tele­s­ko­pier­ten Testverfahrens in kür­ze­ster Zeit von den Herren Prof. Dr. hc. med. vet. C. Drosten und dem BankkaufmannIn Prof. Dr. J. Spahn veri­fi­ziert und validiert.
      Die Stiko prüft aller­dings der­zeit noch die Zulassung für Kinder und Jugendliche. Aber da kann eigent­lich nichts schief gehen.

      Trotz den selt­sa­men Zeiten eine schö­ne Hochzeitsfeier. Lasst Euch den Spaß nicht verderben.

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