Schönes Wetter, Freunde treffen war heute angesagt. Dazu mußten wir eine halbe Stunde mit S- und U‑Bahn fahren. Aus Prinzip und weil die schwüle Luft dazu einlud, haben wir das jeweils ohne Gesichtsverhüllung absolviert.
Was soll ich sagen? Es hat buchstäblich kein Mensch davon Notiz genommen. Selbst das in den letzten Tagen beobachtbare aufmunternde Zunicken der – wenigen – Leute ohne "MNS" blieb aus. Von den Vermummten trug auch nur ein Teil FFP‑2, und von vorschriftsmäßigem Bedecken von Mund und Nase konnte durchaus nicht immer die Rede sein.
Und wenn einer fragt, feiert man nur den Sieg von Eintracht Frankfurt mit.
Aber die Affenpocken werden uns bald alle dahinraffen, versprochen.
Es gab nur noch keine Studie aus Harvard, die das in einem Modell dargestellt hat.
@Westi: Denkste! Siehe Seven monkeys.
Das ist auch meine Erfahrung. Jetzt müssen wir den Blödsinn nur noch ganz abschaffen. Schließlich wird die nächste Sau, die durchs Dorf getrieben wirden soll, durch Sexualkontakte übertragen:
"Bei der Mehrheit der bisher bekannt gewordenen Fälle sind nach WHO-Angaben Männer betroffen, die Sexualkontakte zu anderen Männern hatten."
Soll das etwa die nächste Schwulen-Seuche werden?
So isses. Ich bin seit Wochen täglich oben ohne unterwegs und kein Schwein guckt auch nur.
@AA
Kann ich so bestätigen. Ich musste diese Woche auch zwei Stunden mit der Bahn fahren und trug statt FFP2 eine OP-Maske, so gut wie die ganze Zeit unter dem Kinn hängend. Beim Ausstieg- und Einstieg setzte ich die Maske auf, weil ich das als Situationen einschätze, wo sich einige durch Gruppenzugehörigkeit mutiger fühlen könnten und weil man da tatsächlich sehr nah aneinandersteht. Da wollte ich Diskussionen vermeiden und zog den Spuckschutz über den Mund (nicht jedoch die Nase).
Hätte mich jemand auf meinem Sitzplatz angesprochen, warum ich die Maske nicht über Mund und Nase trage, hätte ich gesagt, dass 1,5 m Abstand zu anderen Menschen sind und ob er/sie dafür verantwortlich sein will, wenn ich einen Kreislaufzusammenbruch bekomme. Da der Zug nur relativ selten gehalten hat, war die Wahrscheinlichkeit, rausgeworfen zu werden vom Personal auch relativ gering. Wäre dies der Fall gewesen, hätte ich die nächste Bahn genommen, da ich auch keine konkreten Termine hatte. Bei anderen Fahrten würde das möglicherweise anders aussehen.
Von den Fahrgästen hat aber auch in meinem Fall niemand etwas gesagt und bei mir im Zug waren alle (!!!), wirklich alle bei über 25 Grad mit FFP2 maskiert. Vielen hat man angesehen, dass sie ermattet waren von der Hitze, aber sie trugen brav die Masken. Die meisten nahmen mich aber überhaupt nicht wahr und gesagt hat erst Recht niemand etwas.
Ich werde versuchen, in den nächsten Monaten (falls ich noch einmal in solche Situationen komme, wo Maskenpflicht per Hausrecht gilt) die Situation auszureizen. Je nachdem, wie gut ich selbst drauf bin, Maske unter die Nase, Maske unters Kinn, OP-Maske statt FFP2, Maske ganz weglassen und Diskussionen mit Geschäften führen, dass ich bei Maskenpflicht lieber im Internet einkaufe. Letzteres (das mit den Diskussionen) schaffe ich leider nur ganz selten.
Für mich war die Bahnfahrt auch eine interessante Erfahrung, dass viele Schranken nur im eigenen Kopf bestehen. Ich bin nicht so unfrei. Ich halte die Grundrechte und die Menschenwürde für unveräußerlich. Ich verstoße zwar damit gegen die Hausrecht-Regel, empfinde dabei aber keinerlei Schuld, weil ich die Regel für widersinnig und gesundheitsgefährdend einstufe und weil diese Regelung rückblickend (falls nochmal unabhängig und menschlich geurteilt wird) zu 100% keinen Bestand haben dürfte. Es ist also in solch einer Situation irgendwo auch meine eigene Pflicht, dass ich mir die Grundrechte und Menschenwürde zurückhole, die mir das Grundgesetz gewährleistet. Es kostete mich anfangs sehr viel Überwindung, denn es ist ja in uns Deutschen sehr tief eingeprügelt, dass Regeln und Gesetze wichtig sind (und in vielen Fällen sind sie das auch). Eigenständig zu entscheiden (entgegen den ganzen Drohungen, Unsolidaritäts-Beleidigungen und Fehlinformationen), dass eine solche Regelung nicht mit der Menschenwürde und dem Grundgesetz vereinbar ist und dann auch noch die Konsequenzen im Alltag zu gehen (und dabei die eigenen Ängste vor dem sozialen Ausschluss und unfairer Behandlung auf sich zu nehmen), ist überhaupt nicht einfach. Viele schaffen das nicht, senken lieber den Kopf, lassen die Menschenwürde und Grundrechte fallen und trotten mit der Masse.
Von daher ist es eine interessante Erfahrung wie schmal der Grat ist zwischen "hier stehst du richtig" und "hier bist du Mensch". Es ist ja nicht wie früher eine Mauer, bei deren Übertritt man t**gesch*** wird, auch ist man nicht in wirklichen Ketten, es findet viel im eigenen Kopf statt. Man kann am eigenen Leib erleben, wie man sich durch Hörigkeit selbst versklavt und wie es möglich ist, durch eigene Entscheidungen zu versuchen, aus der Versklavung rauszukommen. Natürlich muss ich die Konsequenzen der Gesellschaft dafür einkalkulieren. Man hätte mich hochkant aus dem Zug werfen können. Jugendliche hätten auf mich losgehen und mich mit Flaschen verprügeln können. Man hätte mich beschämen, beschimpfen und als Solidaritätsschädling bezeichnen können. Ich habe es aber in Kauf genommen, weil ich es mir schuldig war, mich nicht zwei Stunden selbst wie ein Unmensch zu behandeln, aus Gründen die vollkommen widersinnig sind. Ich bin ein Mensch und die Menschenwürde gilt auch für mich. Wenn einem jemand diese Würde nehmen will, halte ich es für legitim, sich die Menschenwürde zurückzuholen, auch wenn man dabei gegen die 'Gesetze' verstößt, die momentan gelten.
Vielleicht war es in diesem Zug Glück, in einem anderen Zug erlebte ich schon einen komplett fasch*** Schaffner, der per Zugdurchsage sogar das Essen und Trinken verbot (O‑Ton-Durchsage: "Ihr Wunsch nach einem Bissen vom Brot oder einem Schluck aus der Wasserflasche entbindet Sie nicht von der Maskenpflicht"). Aber man muss es wohl immer wieder riskieren, sonst werden wir niemals zur Menschenwürde zurückkommen. Wir müssen sie uns wieder zurückerobern. Ich hoffe, dass nicht zu viele Menschen ihr Leben dafür lassen müssen. Die Menschenwürde ist unantastbar!!! Und das gilt für alle Zeit!