Die Medien überschlagen sich mit Warnungen des Mannes, der keine 20 Minuten ohne Mikrofon leben kann. Angeblich verfügt er über sensationelle neue Erkenntnisse, die ihn abraten lassen, Kitas zu öffnen.
Will man das glauben, dann hieße das, innerhalb von 2 Tagen habe es eine wundersame Erkenntnisquelle gegeben. Die AutorInnen der Studie müssen zwar anmerken, daß ihre Datengrundlage äußerst schmal ist, kommen aber schon mal zu dem Schluß:
"We recommend collecting and evaluating more viral load data from testing laboratories to achieve more robust statistical assessments and independent confirmation of the present results. Based on the absence of any statistical evidence for a different viral load profile in children found in the present study, we have to caution against an unlimited re-opening of schools and kindergartens." Link
Es ist unüblich in der wissenschaftlichen Welt, derartig fragile Ergebnisse vor einer Diskussion in der Fachwelt in die großen Medien zu setzen. Aber offenbar galt hier eher: The show must go on.
In seinem Podcast vom 28.4. zitiert Drosten eine niederländische Studie, die zu ganz anderen Ergebnissen kommt, stellt dann fest, daß er so gut wie gar keine Daten über Kinder zur Verfügung hat und kündigt eine Untersuchung an, auf die er gespannt ist.:
Studien aus China zeigen: "Kinder haben selten Symptome. Das heißt nicht, daß wir keine betroffenen Kinder haben… Es gibt ja eine sehr gute Haushaltskontaktstudie… und da gibt es ein Hauptergebnis, daß sich nur ungefähr 15% infizieren… und [man] hat auch gesehen, daß… die Rate, in der sich Kinder infizieren, genau die gleiche Rate ist…
Ein anderer wichtiger Parameter, den wir überhaupt nicht kennen, ist wie infektiös ist ein Kind… Hier ist es jetzt relativ schwierig, das anhand von epidemiologischen Untersuchungen in der jetzigen Situation festzumachen… Und wenn man jetzt Analysen von Übertragungketten macht, dann kann man natürlich durchaus die Beobachtung machen: Aha, interessant, Kinder stehen immer am Ende einer solchen Übertragungskette in Haushalten.…
Man muß mal überhaupt Übertragungspaare untersuchen und man muß mal schauen, wie sieht es denn aus, wenn man Empfänger einer Infektion zählt und Infizierte zählt. Wie kommt man dann in den Daten raus, und da findet man, daß relativ wenig Kinder zu den Abgebenden einer Infektion gehören.
Und da gibt es eine Studie… die hat das Nationale Institut für Öffentliche Gesundheit der Niederlande gemacht, und die ist interessant. Und gerade die niederländischen Kollegen sind eben dabei, stückchenweise die Evidenz zusammenzutragen… Da gibt es z.B. eine Zusammenstellung, die Kontaktpersonen aufschlüsselt. Also in Haushalten oder in Übertragungspaaren, die man analysiert hat, kann man ja sagen, wer ist hier eigentlich Kontaktperson von einem Erstfall und wer hat sich davon infiziert… Wie verteilt sich das jetzt auf die Altersgruppen? Und da gibt es eine interessante Grafik, die zeigt eigentlich, daß es infizierte Kontakte eher in den erwachsenen Altersgruppen gibt und eigentlich nicht so bei den Kindern, im Prinzip gar keine bei den Kindern. Das Problem ist jetzt hier allerdings an dieser Analyse, und so ist es häufig in solchen epidemiologischen Untersuchungen, wenn man sie statistisch auswertet, dann findet man, daß das nicht signifikant ist, also nicht nachweisbar statistisch belegbar und robust. Will sagen: Es sind einfach zu wenig Kinder in dieser Untersuchung drin. Und das ist das ganz große Problem, das man eigentlich immer hat, wenn man Kinder untersuchen will… In den Fallgruppen, die man da zusammenstellt, sind immer zu wenig Kinder drin…
Und es gibt eine Sache, die uns deswegen auch fehlt, und das ist etwas Anderes, eine ganz andere Herangehensweise als die epidemiologische Herangehensweise, das wäre zu fragen: Wieviel Virus ist denn im Hals von so nem Kind? Also wie ist denn die Konzentration?… Bei dieser Erkrankung ist es so ne Sache. Also wir haben das im Prinzip noch gar nicht gemessen. Also hat jetzt ein Kind, wenn wir jetzt sagen wollen, die Kinder, die sind nicht so infektiös, also das ist ja, was wir wirklich wissen wollen, wenn wir sagen, können wir die Kitas aufmachen, dann wollen wir wissen: Wird von einem Kind das Virus in der gleichen Weise abgegeben wie von einem Erwachsenen?
Und da können wir zwei Wege wählen. Das eine ist eben eine epidemiologische Studie, in der wir fragen: Wie viele infizieren sich eigentlich an Kindern und zwar sowohl in der Kita könnte man das messen, aber die Kitas sind zu, also kann man es im Moment nicht messen. Oder man könnte es in der Familie messen, aber da haben wir im Moment die Sondersituation, wir sind im Lockdown, und Kinder schleppen das eher nicht ein. Im Moment können wir das nicht beantworten.
Der zweite Weg wäre, daß man einfach technisch darangeht und einfach fragt, wieviel Virus ist denn im Rachen von nem Kind? Und da kann man ja sagen, wenn es wirklich so sein sollte, daß man jetzt einfach die Kitas wieder öffnen kann, dann müßte man ja schon auch verlangen, daß im Rachen von einem Kind wirklich weniger Virus drin sein muß als von einem Erwachsenen. Und diese Frage kann man leider auch nur ganz schwer beantworten, weil in den Testen, den Labortesten, die gemacht werden, auch weniger Kinder dabei sind…
Und das ist noch eben jetzt eine Möglichkeit, ein Weg, den wir gehen können, daß wir mal nachschauen, auch wenn wir wenige Daten haben von Kindern, wenn wir jetzt ganz große Labore nehmen, dann sind es irgendwann doch wieder mehr als ne Handvoll Kinder in den Labordaten. Und dann kann man schauen, wie die Viruskonzentration im Rachen von Kindern ist.
Wir sind jetzt hier bei uns im Labor gerade dabei, das zu machen, und ich bin gespannt, was bei raus kommt, wir werden das ganz schnell jetzt auch an die Öffentlichkeit bringen, so daß man's auch verstehen kann, wie die Datengrundlage ist."
(Der Beitrag wurde am 8.6.2020 überarbeitet.)
https://www.corodok.de/hauptverhandlung-traegt-christian/
Ja? Ist das tatsächlich der Fall?
Das ist verblüffend an corodok.de – hier kann man Fragen aus der Vergangenheit mit Antworten aus der Zukunft beantworten.
Auf dieser Website kann keiner mehr sagen: "mit dem Wissen von heute hätten wir die Friseurläden nicht geschlossen".
🙂
Das ist sehr wichtig. So etwas gibt es in keinem Geschichtsbuch, in keiner Bibliothek. Antworten aus der Zukunft auf Fragen der Vergangenheit.
Zauberhaft! Raffiniert, genial, brillant.
https://www.corodok.de/entmu-bu-die/#comment-171465
https://www.corodok.de/corona-pcr-tests/
@Zurück…: Zum ersten Link: Laut Herrn Kühbacher ist dieser Termin geplatzt. Updates folgen.