Ignoriert man die Ungenauigkeiten von Google-Algorithmen, dann widmen sich Medien in fast 2000-facher Zahl der neuesten Schnapsidee des Chef-Perkolationisten. Bei den wenigstens handelt es sich um Satiremagazine.
Noch besser als das zur Schlagzeile geronnene Bekenntnis, er halte die von ihm erfundene "Vorquarantäne" für eine gute Idee, ist nur die Einsicht "Ich bin absolut ersetzbar." Was noch die Hürden der Schlußredaktion von zeit.de genommen hat, ist hier zusammengefaßt:
Das Magazin stellt Fragen, die uns alle bewegen. "Bei Kälte drinnen im Restaurant sitzen? Die geplante Party wirklich feiern?", aber auch:
»ZEIT ONLINE: Haben wir die Zügel in der aktuellen Phase noch in der Hand?
Drosten: Absolut. Die Frage ist: Wie viel Puffer haben wir, sollte es wieder mehr schwere Fälle geben, weil sich zunehmend wieder mehr ältere Menschen infizieren? Im Moment gibt es in der klinischen Versorgung noch ganz viel Puffer. Aber anderswo in Europa sehen wir, dass die Stationen schon wieder voll sind, etwa in Südfrankreich oder in Madrid. Das zu vermeiden, haben wir in der Hand.«
Das erzählt er nun schon fast ein halbes Jahr. Hier ist es noch ganz passabel, aber Brasilien, aber Afrika, aber Schweden (war ein Scherz). "In Frankfurt ist der letzte an Corona erkrankte Altenpflegeheimbewohner im Juno verstorben, und wir haben keine weiteren Einträge in die Altenpflegeheime." sagt die ehemalige stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamts Frankfurt/Main (s. Ist das der Anfang vom Ende der Corona-Hysterie?). Und der jetzige Leiter betont: "Bundesweit sind die Meldedaten vergleichbar." (s. "PCR-Tests häufig falsch positiv" sagt Chef des Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt).
Madrid?
Sicher weiß Drosten, was das Problem in Madrid ist, aber er verschweigt es. Am 24.9. war bei der Deutschen Welle zu lesen:
»Die Chirugin Ángela Hernández weiß ganz genau, woran es liegt: "Es fehlt medizinisches Personal an allen Ecken und Enden." Die 44-Jährige ist Vize-Präsidentin der Gewerkschaft AMYTS..
"Dass im März niemand mit der Pandemie gerechnet hat, obwohl sie sich ankündigte, ist noch nachzuvollziehen. Aber dass die Politiker nichts gelernt haben, ist enttäuschend", sagt die dreifache Mutter, die nicht müde wird, darüber zu klagen, wie schlecht das medizinische Personal in den meisten der 17 autonomen Regionen Spaniens bezahlt wird…
Deutschland hat rund 34 Intensivbetten pro 100.000 Einwohner, während Spanien auf knapp zehn kommt. Während im Norden Europas die Krankenhäuser kleiner und gerecht auf die Einwohner verteilt sind, ballen sie sich in Spanien in den Großstädten. Auf dem Land fehlt dagegen die Versorgung.«
Geht es nach der Bertelsmann-Stiftung, dann sollen wir diesen Zustand auch bald hier erreichen. Behilflich sind die Privatisierungs-Phantasien von Charité und Dr. mm. Drosten* (siehe Mehr privatisierenStudie von Charité Global Health und Bill Melinda Gates Foundation).
In einem sind wir auf jeden Fall den Spaniern voraus. "'Ab morgen kann man aus Berlin nach Madrid kommen, aber nicht aus einem Vorort“, spottete die Ministerpräsidentin [der Region Madrid] Isabel Díaz Ayuso". Das kann in Schleswig-Holstein nicht passieren.
In der Fabrik ist praktisch draußen
"Die Zeit" fragt, ob die Regeln wirklich schon streng genug sind.
»Drosten: Das kann keiner beurteilen, das müssen wir sehen. Sicherlich ist es sinnvoll, die Gruppengröße für geschlossene Räume zu begrenzen, denn das reduziert die Wahrscheinlichkeit von Superspreading-Ereignissen, bei denen ein Einzelner viele andere ansteckt. Aber man kommt bei solchen Regeln relativ schnell in Unsicherheiten hinein. Da stellen sich Fragen: Wie groß darf so eine Gruppe sein? Und was ist mit der Aufenthaltsdauer oder der Höhe des Raums? Ich war vor Kurzem auf einer Veranstaltung in einer Fabrikhalle. Die war so hoch, das war praktisch draußen.«
Was er da wohl getrieben hat? Die Redakteure verstehen.
»ZEIT ONLINE: Das heißt, man muss gewisse Werte einfach willkürlich festlegen?
Drosten: Genau, und das ist der Unterschied zwischen Wissenschaft und Politik. Ein Politiker muss pragmatisch sagen: "Da ist jetzt mal die Grenze."«
Parameter spielen Fangen
»ZEIT ONLINE: Das wichtigste Kriterium, ob strengere Maßnahmen eingeführt werden, ist weiterhin die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen. Aber nicht jede davon führt zu einer schweren Erkrankung. Wissenschaftler wie Hendrik Streeck fordern deshalb, stärker auch andere Kriterien mit heranzuziehen, etwa die Zahl der Krankenhauseinweisungen oder die Testpositivenrate, wie es etwa schon in Österreich passiert. Hielten Sie das für sinnvoller als die aktuelle Hotspotstrategie?
Drosten: Es stimmt natürlich: Nicht jeder Covid-19-Fall ist für das Ausbruchsgeschehen oder medizinisch gesehen gleich relevant. Die Fallsterblichkeit unterscheidet sich zwischen den Altersgruppen sehr stark. Alte Menschen sterben im Schnitt viel häufiger an einer Covid-Erkrankung als junge, auf die in den letzten Monaten besonders viele Infektionen entfielen. Ich kann deshalb verstehen, dass man gern einen Zusatzindikator hätte, etwa die Bettenbelegung. Mein Einwand ist, dass die Neuinfektionen selbst schon ein nachlaufender Parameter sind.
ZEIT ONLINE: Was bedeutet das?
Drosten: Die Diagnose hat eine Verzögerung von einer Woche, teilweise durch die Überlastung einiger Labore sogar etwas mehr. Ein Patient, bei dem heute das Coronavirus festgestellt wird, ist also ein Indikator dafür, wie viel an Virus vor einer Woche in der Gesellschaft unterwegs war. Und die Bettenbelegung läuft noch länger nach, weil die Patienten oft erst eine Woche nach der Diagnose ins Krankenhaus müssen. Eine Möglichkeit für ein weiteres Kriterium wäre: Man könnte nicht nur die Infizierten zählen, sondern gesondert auch die Infizierten über 50 Jahre. Anhand dieser Zahl könnte man gut prognostizieren, mit wie viel schweren Verläufen man demnächst rechnen muss.«
Besser als drinnen essen eine Viertelstunde frieren und dann nach Hause gehen
»ZEIT ONLINE: … Welche Tipps haben Sie jenseits der AHA-Regeln aus Abstand, Hygiene und Alltagsmasken oder des besseren Lüftens?
Drosten: Wichtig ist, dass wir alle mitdenken und verstehen: Wir haben es selbst in der Hand. Dann handeln wir auch klug, selbst wenn wir unbeobachtet sind. Es geht um viele kleine Alltagsentscheidungen. Wenn man zum Beispiel essen geht und die Frage aufkommt: Sollen wir uns noch reinsetzen, obwohl es drinnen recht voll ist? Geht man rein oder sagt man: "Ja, es ist kalt, aber lasst uns doch noch eine Viertelstunde draußen sitzen und dann nach Hause gehen." Oder die Frage, ob man eine Party, die man geplant hatte, wirklich feiern muss diesen Winter, ob man für sie vielleicht einen luftigen, besonders großen Raum finden kann oder sie auf nächstes Jahr verschiebt. Das sind ja alles Dinge, die sind nicht verboten und die kann und will auch keiner regulieren. Es geht darum, dass wir alle die Lage ernst nehmen, während wir versuchen, einen normalen Alltag zu haben. Wir müssen alle dafür ein Augenmaß entwickeln.«
Seine Fabrikhalle böte sich für die Familienparty an, wenn man sie partout nicht auf nächstes Jahr verschieben will.
Endlich Vorquarantäne, Oma und Opa nicht mit sozialen Kontakten belasten
»ZEIT ONLINE: Wie soll es an Weihnachten werden, wenn ganz Deutschland zur Familie fährt und dann auch mit den Großeltern in Kontakt kommt? Lässt sich das risikoärmer gestalten?
Drosten: Ich halte das Prinzip der Vorquarantäne für eine gute Idee. Also dass Menschen einige Tage, optimalerweise eine Woche, vor dem Familienbesuch mit Oma und Opa soziale Kontakte so gut es geht vermeiden. Natürlich muss jeder im Einzelfall überlegen, wie das im Alltag umsetzbar ist: Wie macht man das mit den Kindern, die in die Kita oder die Schule gehen? Und kann man vor dem Familienbesuch einige Tage lang Besprechungen vermeiden oder ganz im Homeoffice arbeiten, wenn der Beruf es zulässt?
Dann fährt man zu den Verwandten und hat im Hinterkopf, dass man sich in dieser Woche mit weniger Kontakten wahrscheinlich nicht infiziert hat. Wenn überhaupt, dann hat man sich vielleicht eher in der Woche zuvor angesteckt, und dass in diesem Fall alle aus der Familie symptomfrei bleiben, ist eher unwahrscheinlich. Das könnte ein Ansatz sein für die kommende Zeit, jetzt für die Herbstferien und vielleicht auch für Weihnachten. Aber natürlich gilt auch hier: Menschen müssen Risiken in einer Pandemie ein Stück weit selbst abwägen. Es gibt keine totale Sicherheit, es bleiben immer Restrisiken.«
Dinge verschleißen, besonders auf der Südhalbkugel
»ZEIT ONLINE: Umfragen zeigen, dass wieder etwas mehr Menschen in Deutschland glauben, ein hohes Ansteckungsrisiko zu haben. Gleichzeitig geben weniger Leute an, sich an die AHA-Regeln zu halten. Können Sie nachvollziehen, dass manche es schleifen lassen oder ausbrechen wollen?
Drosten: Ja, das ist komplett menschlich. Und so etwas passiert natürlich auch situativ, zum Beispiel unter Alkoholeinfluss. Ich kann auch nachvollziehen, dass Dinge verschleißen und dass man über den Sommer die Lage nicht ernst genommen hat, weil die Krankheit nicht so stark sichtbar war. Aber nun zeigt den Menschen der Blick ins europäische Ausland, dass es auch wieder schwierigere Situationen geben kann. Vielleicht sollten wir auch mehr auf die Südhalbkugel schauen, die den Winter schon hinter sich hat. Argentinien zum Beispiel, ein Land mit ähnlicher Altersstruktur wie Deutschland, hat die Pandemie trotz eines langen Lockdowns nur schwer unter Kontrolle gebracht.«
Deutschland hat die zweitälteste Bevölkerung der Welt (Median 45,5), Argentinien liegt auf Platz 52 (Median 31,1). Paraguay hat nach dem Winter mit 10,80 weniger "an und mit Corona" Verstorbene pro 100.000 Ew. als Deutschland jetzt(11,32), im Kongo sind es 5.04, in Namibia 4,77 usw.
Die aber an dem Weg, das sind die, die es hören; danach kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihrem Herzen, damit sie nicht glauben und selig werden. (Lukas 8,12)
»ZEIT ONLINE: Neben dem individuellen Verhalten ist auch der sinnvolle Einsatz von Tests wichtig. Aktuell überarbeitet die Politik die nationale Teststrategie. Sind Sie daran beteiligt?
Drosten: Ich werde vielleicht hier und da mal gefragt, was meine Meinung ist. Und wenn nicht, ist das auch nicht schlimm. Ich bin absolut ersetzbar. Ich erwarte, dass ich die Teststrategie das erste Mal sehe, wenn sie veröffentlicht wird.
ZEIT ONLINE: Was sollte in der Teststrategie stehen?
Drosten: Mein Mantra ist, dass wir die Menschen testen sollten, die Corona-Symptome haben. Ich lehne nicht all die Gründe für symptomfreies oder Massentesten ab. Aber wir können nicht alle testen. Wir können nicht damit rechnen, dass wir die Diagnostik mit PCR noch weiter ausbauen können. Es könnte sogar sein, dass die Kapazität schrumpft, weil Materialien fehlen. Das sind nicht nur die Reagenzien, sondern auch Verbrauchsmaterialien, Plastikteile etwa. Deshalb müssen wir die Testung dahin steuern, wo sie mit höherer Wahrscheinlichkeit die Krankheit anzeigt. Das hilft Gesundheitsämtern bei der Kontaktnachverfolgung und den einzelnen Patienten. Und bei einem positiven Test muss ein Hausarzt seine Patienten auf dem Zettel haben, was verhindert, dass Schwerkranke zu spät in die Klinik gebracht werden.«
Für uns Normalos ist ein Mantra etwas, was man immer und immer wieder sagt, und nicht was einem urplötzlich wie Schuppen von den Augen fällt. Und gäbe es ausreichend Plastikteile, wäre symptomfreies Testen (?) auch ganz gut. Hauptsache, die Zettel beim Hausarzt gehen nicht aus.
Noch eine Rakete im Feuerwerk der guten Ideen
»ZEIT ONLINE: Was sollte in der Teststrategie noch vorkommen?
Drosten: Ich halte es für wichtig, einen Schwellenwert zu finden, der unterscheidet zwischen Infektion und Infektiosität. Der also nicht nur zeigt, ob ein Mensch infiziert ist, sondern auch, ob er ansteckend ist. Das ist zum Beispiel für die Gesundheitsämter sehr wichtig und wird in der Teststrategie sicherlich umgesetzt werden.
ZEIT ONLINE: Und wie genau findet man diesen Schwellenwert?
Drosten: Wir wissen inzwischen ziemlich genau, dass Infizierte ungefähr eine Woche nach den ersten Symptomen ansteckend sind: durch epidemiologische Beobachtungen und weil sich im Labor eine Woche nach Symptombeginn das Virus nur noch bei einem Fünftel aller Proben anzüchten lässt. Ein Expertengremium, das die Studienlage dazu sichtet, könnte sich anhand dieser Daten pragmatisch auf einen Schwellenwert einigen. Unterhalb dieser Schwelle an Viruslast würde ein Mensch nicht als infektiös gelten, oberhalb schon. Wahrscheinlich wird es dazwischen noch einen Korridor geben, einen Graubereich, in dem das nicht so klar ist. "Wahrscheinlich infektiös", "Graubereich" oder "wahrscheinlich nicht infektiös zum Zeitpunkt der Probenentnahme": Das könnte künftig in allen Laborberichten stehen.«
Das ist wie beim Schwangerschaftstest, mit dem Drosten die Schnelltests gerne vergleicht: Entweder man ist schwanger oder nicht oder eben im Graubereich.
Antigentest in einem Bereich positiv, in dem Menschen wahrscheinlich auch infektiös sind – das wäre super
CD hat zwar nichts mit irgendeiner Teststrategie zu tun. Aber doch schon mit neuen Antigentests:
»Das ist eine total gute Entwicklung. Diese einfachen Antigentests funktionieren bei Sars-CoV‑2 deutlich besser als etwa bei der Influenza, also der Grippe. Wohl auch, weil Infizierte ziemlich viel Virus im Rachen haben. Wir sind hier an meinem Institut gerade wie einige andere Labore in Deutschland damit beschäftigt, die Tests zu validieren. Wir testen die Produkte verschiedener Firmen. Die Qualität schwankt teilweise noch etwas, weil die Produktionsprozesse gerade erst aufgebaut werden. Aber insgesamt funktionieren diese Tests gut. Sie sind zwar nicht so empfindlich wie eine PCR, werden aber in einem Bereich positiv, in dem Menschen wahrscheinlich auch infektiös sind.«
Flatschneue Tests mit schwankender Qualität, die noch weniger empfindlich sind als PCR und wahrscheinlich Ergebnisse zeigen, veranlassen das Wochenmagazin der deutschen Intelligenzija zu der folgenden Frage:
»ZEIT ONLINE: Das heißt, Antigentests könnten bald dabei helfen, zu unterscheiden, ob jemand ansteckend ist oder nicht?
Drosten: Wenn es gut läuft, dann vielleicht schon. Das wäre natürlich super. Damit könnte man in ganz vielen Situationen arbeiten. Endgültig kann ich das aber noch nicht sagen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Validierung der Antigentests aus mehreren Laboren zur neuen Teststrategie bis Mitte Oktober vorliegt. Und wahrscheinlich wird man bis dahin auch nicht mit der Einschätzung fertig sein, bis zu welcher Viruslast jemand ansteckend ist.«
Bei noch mal etwas härteren Daten kein Covid-19
»Drosten: Menschen haben, während sie Symptome haben, viel Virus im Rachen, selbst bei milden Beschwerden. In so einem Fall könnte man sagen: Wenn jemand Symptome hat und der Antigentest negativ ist, dann hat diese Person nicht Covid-19. Diese Aussage würde ich mir wahrscheinlich demnächst zutrauen, wenn die Daten noch mal etwas härter sind, als ich sie jetzt schon sehe. Im positiven Fall müsste man das Ergebnis des Antigentests per PCR bestätigen – auch schon allein wegen der Meldung.«
Negatives Testergebnis nur für die Dauer des Besuchs Gültigkeit
Irgendwie wird es schon gelingen, alle Getesteten zu Positiven zu machen:
»ZEIT ONLINE: Es wird aber auch darüber diskutiert, Antigentests an der Tür zu Pflegeheimen einzusetzen, um zu entscheiden, ob jemand seine Angehörigen besuchen darf. Diese Menschen haben in der Regel keine Symptome und trotzdem müsste ein Test zuverlässig erkennen, ob sie infektiös sind.
Drosten: Einerseits wissen wir mittlerweile, dass asymptomatisch Infizierte nicht weniger Virus ausscheiden, höchstens kürzer. Daher gehe ich davon aus, dass ein Antigentest auch bei Infizierten ohne Symptome positiv ausfallen wird. Wenn die Tests einmal validiert sind und sich die Labore ein Bild davon gemacht haben, können solche Tests gerade für Pflegeeinrichtungen ein Gewinn sein, zumal es dort medizinisches Personal gibt, das den Test durchführen kann. Wichtig ist aber, dass in diesem Fall keine Diagnose gestellt wird, sondern nur eine momentane Abschätzung der Infektiosität gemacht wird. Eine Lösung wäre, festzulegen, dass das negative Testergebnis nur für die Dauer des Besuchs Gültigkeit hat und danach verfällt. Unabhängig davon bleibt es aber weiterhin wichtig, Maske zu tragen, Abstand zu halten und die Hygieneregeln zu beachten.«
Man weiß bei Drosten ja nie… Aber der letzte Satz kommt doch wohl eher als Textbaustein vom PC der Redakteure. Damit auch klar wird, wohin die Reise gehen soll, bringt "Die Zeit" nun dieses Foto:
Jeder hat Symptome. Jedenfalls fast
»Drosten: Sicher ist jedenfalls: Wir werden uns nicht aus der Pandemie raustesten können. Das sind Gedankenexperimente, die akademisch reizvoll sind, aber nicht umsetzbar. Viel wichtiger scheint mir, die Bevölkerung mitzunehmen. Dazu gehört auch, noch einmal zu erklären, dass doch die meisten Infizierten Symptome bekommen und wie die sich anfühlen können. Selbst in Deutschland gibt es noch so viel Unkenntnis darüber, obwohl wir schon extrem viel geschafft haben bei der Informationsvermittlung.
ZEIT ONLINE: Wen sehen Sie da in der Pflicht?
Drosten: Vor allem die Politik. Dass die Bundeskanzlerin vor der Kamera schrittweise eine Verdoppelung der Fallzahlen vorrechnet, finde ich gut. Ich würde mir von Politikern auch wünschen, dass sie sagen: Wahrscheinlich haben 80 Prozent aller Erwachsenen eben doch Symptome, wenn man die laufende Nase und das leichte Halskratzen mitzählt. Achten Sie darauf. Und wenn Sie so etwas haben, bleiben Sie zu Hause. Ein Wort von sehr hoher Stelle hat da einfach eine große Reichweite, und die Botschaften sind simpel. Es ist aber wichtig, dass sie gesendet werden.«
Rasputin
Hierzu ein Einschub aus Wikipedia:
»Grigori Jefimowitsch Rasputin (russisch Григорий Ефимович Распутин…) war ein russischer Wanderprediger, dem Erfolge als Geistheiler nachgesagt wurden. Er war mit der Familie von Zar Nikolaus II., dem letzten russischen Monarchen, befreundet und gewann in den letzten Jahren des Russischen Kaiserreichs bedeutenden Einfluss…
Berühmt wurde Rasputin, weil er an den Zarenhof gerufen wurde, in der Hoffnung, die Blutungen des an Hämophilie leidenden Zarensohns und Zarewitsch Alexei durch Gebet zum Stillstand zu bringen. Zeitzeugen, wie auch Ärzte und Kritiker, bestätigten, dass Rasputin einen damals unerklärlichen Einfluss auf den Zarensohn und dessen lebensgefährliche Blutungen besaß. Diese Fähigkeit Rasputins brachte die Zarin Alexandra zur Überzeugung, dass Rasputin ein Heiliger war, der ihr von Gott geschickt worden sei.«
Die unsterblichen Boney M. sangen Ende der 70er:
»There lived a certain man, in Russia long ago
He was big and strong, in his eyes a flaming glow
Most people looked at him with terror and with fear
But to Moscow chicks he was such a lovely dear
He could preach the Bible like a preacher
Full of ecstasy and fire
But he also was the kind of teacher
Women would desire.
[Chorus]
Ra, Ra, Rasputin
Lover of the Russian Queen
There was a cat that really was gone
Ra, Ra, Rasputin
Russia's greatest love machine
It was a shame how he carried on
He ruled the Russian land and never mind the Tsar
But the kazachok he danced really wunderbar
In all affairs of state, he was the man to please
But he was real great when he had a girl to squeeze
For the Queen he was no wheeler-dealer
Though she'd heard the things he'd done
She believed he was a holy healer
Who would heal her son
"This man's just got to go!" declared his enemies
But the ladies begged, "Don't you try to do it, please"
No doubt this Rasputin had lots of hidden charms
Though he was a brute, they just fell into his arms
Then one night some men of higher standing
Set a trap, they're not to blame
"Come to visit us" they kept demanding
And he really came
[Chorus]
Ra, Ra, Rasputin
Lover of the Russian Queen
They put some poison into his wine
Ra, Ra, Rasputin
Russia's greatest love machine
He drank it all and he said "I feel fine"
Ra, Ra, Rasputin
Lover of the Russian Queen
They didn't quit, they wanted his head
Ra, Ra, Rasputin
Russia's greatest love machine
And so they shot him till he was dead
[Outro]
Oh, those Russians….«
Hier kann man es auch sehen und hören. Doch zurück aus der schönen Geschichte in die finstere Gegenwart.
Statt Masken untergraben: Botschaft streuen
»ZEIT ONLINE: Müssten nicht auch Hausärztinnen und ‑ärzte die Menschen hier besser aufklären?
Drosten: Ja, das müssten sie unbedingt. Allerdings wundere ich mich manchmal schon, dass von dieser Seite bei der Aufklärung der Patientenschaft nicht nur Unterstützung kommt, sondern dass einzelne Niedergelassene offenbar Schutzmaßnahmen wie etwa Masken nicht für nötig halten oder in manchen Fällen sogar gezielt untergraben. Gerade Haus- und Kinderärzte haben eine enge Beziehung zu ihren Patienten und sollten daher die Botschaft streuen: Das ziehen wir jetzt alle gemeinsam durch. Zum Wohle vor allem der vulnerablen Patienten informieren wir jetzt die Menschen und erklären ihnen noch einmal die Dinge.«
Das Virus selbst hat Fitnessvorteil und deshalb Ewigkeitswert
»ZEIT ONLINE: Welche Diskussion um das Virus selbst scheint Ihnen im Moment besonders wichtig?
Drosten: Die Idee, dass es sich demnächst abschwächt, unterstütze ich nicht. Es gab eine Mutation, die dem Virus offenbar einen großen Fitnessvorteil gebracht hat. Diese D614G-Mutation aber ist schon in der frühesten Zeit der europäischen Epidemie entstanden und ist jetzt weltweit verbreitet. Die krank machende Wirkung des Virus hat sich nach Datenlage nicht verändert, nur die Verbreitungsfähigkeit, und das minimal. Und so wird es wohl auch in nächster Zukunft bleiben. Wenn sich ein Virus zufällig abschwächt, also irgendein Gen verliert, dann gibt es in der Nachbarschaft immer gleich ein konkurrierendes Virus, das über kurze Zeit in der Gesellschaft Überhand nehmen wird. Eine abgeschwächte Variante des Erregers wird sich also nicht so bald durchsetzen.«
Ab in die Populationsnische und die gute Seite der Stabilität
»ZEIT ONLINE: Andere pandemische Coronaviren haben sich wohl im Laufe der Zeit abgeschwächt, inzwischen verursachen sie meist nur noch leichte Erkältungen. Wird das auch mit Sars-CoV‑2 geschehen?
Drosten: Gut möglich, aber wenn, dann erst lange nach der Pandemie, wenn in vielen Ländern der Erde Populationsnischen entstanden sind, das Virus sich also nur noch lokal verbreitet. In diesen Nischen kann sich ein abgeschwächtes Virus bilden, das sich gut verbreiten kann, aber nicht mehr so krank machend ist. Das ist bei den anderen Coronaviren auch passiert, aber es dauerte Jahrzehnte. Die Stabilität von Sars-CoV‑2 hat aber auch eine gute Seite: Wir müssen nicht befürchten, dass sich das Virus demnächst so stark verändert, dass ein Impfstoff seine Wirkung verliert.«
Impfstoffe schützen nicht vor Ansteckung
»ZEIT ONLINE: Viele Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass die Impfstoffe der ersten Generation wahrscheinlich nicht davor schützen werden, dass man sich ansteckt. Stimmen Sie zu?
Drosten: Die Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie eher vor einem schweren Verlauf schützen als vor der Infektion an sich. Daten aus Versuchen mit Primaten deuten aber auch darauf hin, dass eine Impfung die Viruslast im Rachen verringert (zum Beispiel: New England Journal of Medicine: Corbett et al., 2020). Daher glaube ich nicht daran, dass sich das Virus unter der Decke des Impfschutzes ungehindert weiterverbreiten wird. Ich erwarte, dass auch die nicht so guten Impfstoffe der ersten Generation ihren Teil zur Kontrolle der Pandemie beitragen werden. Wenn man denn genug davon hat…
Wir werden verschiedene Impfstoffe haben, die vielleicht sogar unterschiedlich wirksam sind und mit denen sich Teile der Bevölkerung impfen lassen können. Gleichzeitig werden aber Kontaktbeschränkungen und AHA-Regeln weiter wichtig bleiben…
Es kann sein, dass sich zeigt, dass sie nicht genügend schützen oder dass es Nebenwirkungen gibt, die einer Empfehlung für Jüngere im Wege stehen, die nicht so schwer erkranken. Die Bürger auf eine Impfung vorzubereiten, die möglicherweise nicht perfekt ist: Ich finde, das muss man jetzt angehen.«
Nicht so richtig im Fernsehen durchstarten
»Drosten: Ich werde auf der Straße ständig erkannt und hoffe, dass das dann irgendwann wieder vorbei ist. Ich habe aber weiterhin das Gefühl, dass es eine richtige Entscheidung war, so an die Öffentlichkeit zu gehen, weil man doch viel erreicht, indem man aufklärt. Aber ich bin niemand, der das danach weiterführen will. Ich will das nicht als Sprungbrett nutzen, um demnächst so richtig im Fernsehen durchzustarten.«
Eidesstattliche Versicherung
In Kenntnis einer eidesstattlichen Versicherung und der Strafbarkeit der Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung versichere ich, AA, hiermit folgendes an Eides statt:
Die hier gezeigten Zitate entstammen samt und sonders der oben angegebenen Quelle von "ZEIT ONLINE". Der Eindruck, ich oder ein anderes krankes Hirn habe sie sich ausgedacht, mag verlockend sein, ist nichts desto weniger unzutreffend.
* Dr. mm. = mutmaßlicher Doktor
(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)
… das mit der eidesstattlichen Versicherung am Ende war echt nötig …
Bei "Parameter spielen Fangen" dachte ich schon wieder mal : AA spielt mit der Tastatur und erfindet eine neue Wissenschaft …
(*mm : auch das mit der mutmaßlichen Holzpuppe ist überaus grandios …)
Wichtig ist, dass wir alle mitdenken und verstehen: Wir haben es selbst in der Hand.
–
Wir haben es in der Hand?
Dann schleunigst weg mit dem Kerl, der ist gemeingefährlich!
Dies mein Kommentar im Zeit-Artikel, der auch veröffentlicht wurde.
"Wichtig, sich in laufende Debatten wie z.B. hier
https://www.corodok.de/anfan…
mit sachlich fundierten Beiträgen einzubringen."
Hoffe sehr, dass die LeserInnen dieses Blogs wichtige Infos
entsprechend weitergeben.
Gegenseitiges Schulterklopfen kann zwar gut tun, reicht aber nicht. 😉
"Wichtig ist, dass wir alle mitdenken und verstehen …" Echt jetzt? Aber unser oberster Tierarzt hat doch gesagt, "nicht nachfragen, nicht nachdenken". Jetzt bin ich verwirrt.
"Ja, es ist kalt, aber lasst uns doch noch eine Viertelstunde draußen sitzen", und morgen ist man erkältet und muß zum Corona-Test. Und mit 1%-iger Chance gewinnt man (ich meine gewinnt Drosten, wieder einer mehr).
"[Party] … auf nächstes Jahr verschiebt" Geht das? Ich dachte, Ausnahmezustand für immer?
"einen normalen Alltag zu haben" Ja, das hätte ich gerne. Aber ein gewisser Prof. Dr. (nicht!) C. D. hat was dagegen.
"Die Idee, dass es [das Virus] sich demnächst abschwächt, unterstütze ich nicht." Genau das hat aber genau er vor ein paar Monaten noch behauptet.
"Die Bürger auf eine Impfung vorzubereiten, die möglicherweise nicht perfekt ist: Ich finde, das muss man jetzt angehen" Ach! Sag es doch gleich klar und deutlich, die Impfung ist nicht wirksam, aber gefährlich.