Diese Überschrift von dpa am 13.7. klingt paradox, ist aber nur sprachlich verunglückt. Interessanter sind womöglich andere Infos.
"Marburg (dpa/lhe) – Beschäftigte des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM) haben am Mittwoch bei einem Streik sichere Arbeitsbedingungen in dem privatisierten Krankenhaus gefordert. Nach Angaben von Fabian Dzewas-Rehm von der Gewerkschaft Verdi nahmen in Marburg rund 350 Menschen teil. Die Mitarbeiter fürchteten eine Aufgliederung des Unternehmens und Kündigungen sowie das Auslaufen von Übernahmegarantien für Auszubildende, weil der Mehrheitseigner Rhön-Klinikum-AG eine Zukunftsvereinbarung gekündigt habe, sagte Dzewas-Rehm. Man wolle wieder einen Tarifvertrag…
Das Klinikum sieht die Arbeitsniederlegungen kritisch. «In der
jetzigen Situation, mitten in den Verhandlungen mit dem Land Hessen
und immer noch ohne konkrete Ergebnisse, sehen wir weiterhin keine
Grundlage für die Forderungen der Gewerkschaft ver.di nach einem
Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung», erklärte der Vorsitzende
der Geschäftsführung des UKGM, Gunther Weiß…"
Marburg, da war doch was. Und Rhön-Klinikum?
Richtig, Uniklinik Marburg hilft Patienten mit Long Covid-Symptomen nach Corona-Impfung. Und auch das:
»Marburger Koalition zerbricht an Streit um Gewerbesteuer
… Anlass für diesen Bruch war die am späten Abend erfolgte Abstimmung über die Senkung der Gewerbesteuer: einen Plan, dem die Linke bereits im Vorfeld ihre Zustimmung verweigert hatte. "Wer den Reichen nichts nimmt, kann den Armen nichts geben", sagte Stephanie Wittich dazu am Freitagabend laut Oberhessischer Presse. Die Linke fühle sich in der Koalition nicht mehr vertreten.
Trotz des Ausscheidens der Linken wurde von den verbliebenen Koalitionären am späten Freitagabend der Gewerbesteuerhebesatz von 400 auf 357 Punkte gesenkt. Dafür stimmten SPD, Grüne, AfD, CDU, die Bürger für Marburg (BfM), die AfD [sic] und zwei der vier Stadtverordneten der Klimaliste. Neben der Linken verweigerten zwei Abweichler der Klimaliste, die Piraten und ein fraktionsloser Grüner Stadtverordneter ihre Zustimmung.
Die Linke hatte kritisiert, dass der Magistrat damit vor dem Pharma-Konzern Biontech einknicke. Dieser hatte seine Impfstoff-Produktion Anfang des Jahres nach Marburg verlegt und der Stadt damit einen wahren Geldsegen beschert…«
hessenschau.de (17.12.21)
Zum Rhön-Klinikum weiß der Arbeitgeber von Karl Lauterbach, die Harvard T.H. Chan School of Public Health, etwas. Auf deren Seite ist zu lesen:
»Dr. Lauterbach war von 2001 bis 2013 auch Mitglied des Aufsichtsrats der Rhon-Klinikum AG, der größten privaten Krankenhausgruppe in Deutschland. Die Rhon-Klinikum AG betreibt 53 Krankenhäuser an 42 Standorten in zehn Bundesländern, von Stadtkliniken bis zu Universitätskliniken. Dr. Lauterbach war auch als Berater für große Krankenkassen in Deutschland tätig, die über 30 Millionen Menschen versorgen. Seine Expertise wurde von großen internationalen Unternehmen der pharmazeutischen Industrie und Anbietern von Zusatzleistungen zu den Themen Preisgestaltung, effektive Versorgung und Qualitätsverbesserung angefragt…
Er ist Mitglied des Flagship-Programms der Weltbank und Berater der Internationalen Entwicklungsbank.
Er ist einer der führenden Experten für die COVID 19-Pandemie in Deutschland und einer der wichtigsten politischen Entscheidungsträger bei der Eindämmung der COVID 19-Pandemie.«
Das und weitere interessante Details über das Wirken des Gesundheitsministers in den USA liest man in "Manchmal haben wir Mist gebaut oder uns dumm angestellt, und wir machen uns keine Illusionen darüber, dass das nicht wieder passieren wird… und wieder."
Es wird immer einen Grund geben, warum ein Tarifvertrag oder dessen Verhandlungen zeitlich nicht passend sind. Man kann die euphemistische Umschreibung auch gleich weglassen und sagen: Tarifvertrag wollt ihr? Wir zeigen euch mal wo der Hammer (oder die Kanüle) hängt. Das "Volk" wird euch als unsolidarisch und "gesellschaftsschädlich" sehen.
Zum Aufsichtsrat Kalle braucht es keine Worte. Er mag ideologisch und lobbyistisch geschult sein, in Gesundheitsökonomie sicherlich eher ein Amateur. Denn Gesundheitsökonomie ist mehr, als nur Einsparungen und Arbeitsverdichtung (und Installierung von Fallpauschalen). Wie gut Kalle das System der Gesundheitsökonomie versteht, wurde gerade wieder mit dem Testregime bewiesen. Vielleicht nimmt er mal ein paar Nachhilfestunden. Muss ja nicht jeder wissen …
Natürlich knickt jede Kommune vor geballter wirtschaftlicher Macht ein. Aber wieviel Werke kann ein Biontech schnell in Betrieb nehmen (nicht die afrikanischen Containerwerke)? Wieviel muss investiert werden und wie lange dauert es? Wenn Biontech seine Macht ausspielt, wieso dann nicht auch eine Stadt? Unabhägig davon: Man sollte auf einen Rückgang der Biontech-Absatzkurve aus gesundheitlichen Erwägungen hoffen.