Wer steckt hinter der Demo-Superspreader-Studie des ZEW?

In einem Bei­trag "„Stu­die“ zu Coro­na-Pro­tes­ten – wie bestellt" gibt Boris Reit­schus­ter eini­ge Hin­wei­se (wobei er das "wie" auch hät­te weg­las­sen können).

»Über das ZEW (Zen­trum für Euro­päi­sche Wirt­schafts­for­schung) heißt es auf Wiki­pe­dia, das sonst kei­ne zuver­läs­si­ge Quel­le ist, aber hier durch­aus unver­däch­tig: „Die Finan­zie­rung des ZEW erfolgt zum größ­ten Teil aus Mit­teln des Lan­des Baden-Würt­tem­berg sowie seit dem Jahr 2005 aus der Bund-Län­der-Finan­zie­rung; die­se insti­tu­tio­nel­le För­de­rung betrug im Jahr 2019 ca. 61 Pro­zent. Dritt­mit­tel (inklu­si­ve „sons­ti­ger Erträ­ge“) mach­ten 36 Pro­zent aus.“

War­um es in den Medi­en heißt, bis hin zum ZDF und auf der Sei­te des ZEW, es sei auch eine Stu­die der Hum­boldt-Uni­ver­si­tät (HU), ist mir schlei­er­haft. Ein­zi­ger Hin­weis auf die Hum­boldt-Uni in dem Dis­kus­si­ons­pa­pier ist, dass einer der Ver­fas­ser mit der HU in Ver­bin­dung gebracht wird.«

Er fragt nach und erfährt:

»Die Medi­en zitie­ren abso­lut kor­rekt, wenn sie schrei­ben: „…Dies zeigt eine aktu­el­le Stu­die des ZEW Mann­heim und der Hum­boldt-Uni­ver­si­tät zu Ber­lin“ – denn genau so hat es das bei der Stu­die feder­füh­ren­de ZEW per Pres­se­mit­tei­lung publi­ziert (u.a. hier:) https://​idw​-online​.de/​d​e​/​n​e​w​s​7​6​2​798

Was sagt das ZEW selbst über sich?

»Das ZEW – Leib­niz-Zen­trum für Euro­päi­sche Wirt­schafts­for­schung in Mann­heim gehört zu den füh­ren­den deut­schen Wirtschaftsforschungsinstituten…

Das ZEW steht für unab­hän­gi­ge und fun­dier­te Wirt­schafts­for­schung mit Poli­tik­re­le­vanz. Mit sei­nen For­schungs­the­men agiert das Insti­tut am Puls der Zeit. Poli­tik- und gesell­schafts­re­le­van­te The­men wie Digi­ta­li­sie­rung, demo­gra­fi­scher Wan­del, euro­päi­sche Inte­gra­ti­on und Ener­gie­wen­de set­zen als über­grei­fen­de Fokus­the­men die For­schungs­agen­da. Als fach­kun­di­ger Ansprech­part­ner auf die­sen Gebie­ten berät das ZEW poli­ti­sche Ent­schei­dungs­trä­ger an den zen­tra­len Schalt­stel­len und bringt sich aktiv in die öffent­li­che Debat­te ein

Über­grei­fen­der For­schungs­leit­ge­dan­ke ist die Ana­ly­se und das Design funk­ti­ons­tüch­ti­ger Märk­te und Insti­tu­tio­nen in Euro­pa. Kon­kret befasst sich die For­schung des ZEW damit, wie die Rah­men bedin­gun­gen [sic] von Markt­pro­zes­sen gestal­tet sein müs­sen, um eine nach­hal­ti­ge und effi­zi­en­te wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung der euro­päi­schen Volks­wirt­schaf­ten zu ermög­li­chen. Die wis­sen­schaft­lich fun­dier­te Poli­tik­be­ra­tung ist ein wei­te­res Ziel des ZEW.«

Wenn das Insti­tut den funk­ti­ons­tüch­ti­gen Impf­stoff­markt gefähr­det sieht, bringt es sich aktiv in die öffent­li­che Debat­te ein.

Lobbyismus allerorten, auch im Epizentrum Mannheim

In sei­nem Jah­res­be­richt für 2019 teilt das Insti­tut stolz mit:

»Das Mit­glied unse­res wis­sen­schaft­li­chen Bei­rats, Prof. Dr. Isa­bel Schna­bel, wur­de ins Direk­to­ri­um der EZB [Euro­päi­sche Zen­tral­bank, AA] beru­fen. Jetzt stellt die Coro­na-Kri­se die Staa­ten­ge­mein­schaft vor neue Mam­mut­auf­ga­ben, auf die rich­tungs­wei­sen­de Ant­wor­ten gefun­den wer­den müs­sen. Mit die­sen Her­aus­for­de­run­gen setzt sich das ZEW aus­ein­an­der und bringt kon­kre­te Hand­lungs­emp­feh­lun­gen in die öffent­li­che Debat­te ein. Wie, das kön­nen Sie in unse­rem Schwer­punkt zum The­ma Euro­pa nachlesen. 

Auch auf Bun­des­ebe­ne hat das ZEW ein­schlä­gi­ge For­schungs- und Bera­tungs­ar­beit geleis­tet. Aus­weis hier­für ist unter ande­rem die Beru­fung von Prof. Dr. Ire­ne Bert­schek, Lei­te­rin des ZEW-For­schungs­be­reichs „Digi­ta­le Öko­no­mie“, in die sechs­köp­fi­ge Exper­ten­kom­mis­si­on For­schung und Inno­va­ti­on (EFI), die die Bun­des­re­gie­rung zu den The­men Bil­dung, For­schung und Inno­va­ti­on berät…

Berichts­jahr wur­de auch die För­de­rung des gemein­sa­men Leib­niz-Wis­sen­schafts­Cam­pus Mann­heim­Ta­xa­ti­on fort­ge­setzt, der Mann­heim zu einem Epi­zen­trum für exzel­len­te Steu­er­for­schung macht.«

Auf euro­päi­scher Ebe­ne sieht das so aus:

»Seit 2014 regt das ZEW mit sei­nen Lunch Deba­tes im Her­zen des EU-Insti­tu­tio­nen­vier­tels vier Mal im Jahr Dis­kus­sio­nen zu zen­tra­len euro­päi­schen Fra­gen an. Auf Impuls­re­fe­ra­te von ZEW-Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­lern fol­gen hoch­ka­rä­tig besetz­te Panel­dis­kus­sio­nen mit Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern der Wis­sen­schaft, der EU-Kom­mis­si­on, des EU-Par­la­ments, der Wirt­schaft und aus euro­päi­schen Organisationen. 

Die Lunch Deba­tes, die in der Ver­tre­tung des Lan­des Baden-Würt­tem­berg bei der EU statt­fin­den, bil­den ein brei­tes Mei­nungs­spek­trum über die ver­schie­de­nen EU-Mit­glied­staa­ten hin­weg ab und sto­ßen auf hohe Reso­nanz. Sie eröff­nen dem ZEW die Chan­ce, Poli­tik­emp­feh­lun­gen in die Ent­schei­dungs­pro­zes­se auf EU-Ebe­ne ein­zu­brin­gen. Wie das kon­kret aus­sieht? Sehen Sie selbst: https://​you​tu​.be/​_​V​U​p​d​O​l​H​-fQ«

Neue Märkte schaffen und Nachfrage generieren

Das Kapi­tel "Inno­va­ti­ons­po­li­tik" beschreibt Mit­te 2020 (zum Erschei­nen des Jah­res­be­richts) anschau­lich, was wir gera­de erleben:

»Bei Inves­ti­tio­nen in For­schung und Ent­wick­lung ver­liert Euro­pa im Ver­gleich mit der Kon­kur­renz aus Asi­en immer mehr an Boden. Auch mit den Ver­ei­nig­ten Staa­ten kann Euro­pa in die­sem Punkt kaum Schritt hal­ten. Trotz der Bemü­hun­gen der ver­gan­ge­nen Jah­re, FuE-Inves­ti­tio­nen in der EU zu för­dern, wer­den ins­be­son­de­re dis­rup­ti­ve* Inno­va­tio­nen meist außer­halb der EU ent­wi­ckelt.

Die euro­päi­sche Inno­va­ti­ons­po­li­tik will daher neue Wege gehen. Ziel ist sowohl die Ent­wick­lung dis­rup­ti­ver Inno­va­tio­nen als auch die Dif­fu­si­on neu­er Tech­no­lo­gien durch den Markt. Bei­des kann erreicht wer­den, indem Res­sour­cen gezielt in Berei­chen ein­ge­setzt wer­den, die das Poten­zi­al haben, dis­rup­ti­ve und wir­kungs­vol­le Inno­va­tio­nen her­vor­zu­brin­gen und die für das Wachs­tum in Euro­pa von Bedeu­tung sind. Hier­bei kön­nen tra­di­tio­nel­le Maß­nah­men auf der Ange­bots­sei­te mit wei­te­ren stra­te­gi­schen Maß­nah­men in die­sen Schlüs­sel­be­rei­chen kom­bi­niert wer­den, um neue Märk­te zu schaf­fen und Nach­fra­ge zu generieren. 

Es müs­sen Anrei­ze für Unter­neh­men geschaf­fen wer­den, in ris­kan­te Inno­va­ti­ons­pro­jek­te mit hohen Ertrags­chan­cen zu inves­tie­ren. Auch bedarf es poli­ti­scher Maß­nah­men, die die Über­nah­me neu­er Tech­no­lo­gien in der euro­päi­schen Wirt­schaft sicher­stel­len kön­nen. Tech­no­lo­gi­sche Dif­fu­si­ons­pro­zes­se könn­ten mit­hil­fe spe­zi­fi­scher Unter­stüt­zungs­pro­gram­me und der Stär­kung des euro­päi­schen Mark­tes bei der Finan­zie­rung inno­va­ti­ver Unter­neh­men beschleu­nigt wer­den. Mis­si­ons­ori­en­tier­te Regie­rungs­in­sti­tu­tio­nen sind bei der Schaf­fung von Schlüs­sel­tech­no­lo­gien ent­schei­dend.«

Genau das setzt die Bun­des­re­gie­rung mit mis­si­ons­ori­en­tier­ten Insti­tu­tio­nen wie dem RKI und dem Paul-Ehr­lich-Insti­tut um. Die mRNA-basier­ten Impf­stof­fe lösen her­kömm­li­che Pro­duk­te ab, indem sie aus Bau­käs­ten für jede erdenk­li­che Art von Imp­fun­gen her­ge­stellt wer­den kön­nen. Gleich­zei­tig wird ihnen ein immer­wäh­ren­der Markt garantiert.

Zur Finan­zie­rung infor­miert das ZEW:

http://​ftp​.zew​.de/​p​u​b​/​z​e​w​-​d​o​c​s​/​j​b​/​j​b​1​9​.​pdf

Zum 31.12.2019 ver­füg­te das Insti­tut über ein Ver­mö­gen von mehr als 21 Mil­lio­nen Euro:

http://​ftp​.zew​.de/​p​u​b​/​z​e​w​-​d​o​c​s​/​j​b​/​j​b​1​9​.​pdf

Förderkreis

»Der ZEW-För­der­kreis schafft einen Raum für ver­trau­ens­vol­len Dia­log zwi­schen Wis­sen­schaft und Pra­xis. Sei­ne Mit­glie­der – rund 140 Unter­neh­men und Per­sön­lich­kei­ten – initi­ie­ren z.B. pra­xis­re­le­van­te For­schungs­pro­jek­te, för­dern Ver­an­stal­tun­gen und stif­ten Prei­se für her­aus­ra­gen­de wis­sen­schaft­li­che Arbei­ten am ZEW…

Die LBBW/BW Bank ist eines der Grün­dungs­mit­glie­der des För­der­krei­ses und steht seit 1993 an der Sei­te des ZEW… Auch die MVV Ener­gie AG ist schon seit über 25 Jah­ren Förderkreismitglied.«

Personalia

Vor­sit­zen­der des Auf­sichts­rats ist der Grü­nen-Poli­ti­ker Ulrich Stein­bach, Minis­te­ri­al­di­rek­tor und Amts­chef im Minis­te­ri­um für Wis­sen­schaft, For­schung und Kunst Baden-Würt­tem­berg.

Sein Stell­ver­tre­ter ist Dr. Ralf Krie­ger, Mit­glied der Unter­neh­mens­lei­tung Freu­den­berg & Co. Kom­man­dit­ge­sell­schaft, Wein­heim sowie Funk­tio­nen bei der Deut­schen Bank, der HDI-Ger­ling Indus­trie Ver­si­che­rung AG und ande­ren Unternehmen.
(https://​www​.freu​den​berg​.com/​f​i​l​e​a​d​m​i​n​/​d​o​w​n​l​o​a​d​s​/​d​e​u​t​s​c​h​/​2​0​1​8​.​0​4​.​0​9​_​C​V​_​R​K​_​d​e​.​pdf)

Dem Auf­sichts­rat gehö­ren wei­ter Hoch­schul­leh­rer und mit Dr. Phil­ipp Stein­berg ein Ver­tre­ter des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Wirt­schaft und Ener­gie an.

Es han­delt sich mit­hin um ein wahr­haft unab­hän­gi­ges Forschungsinstitut.


* »Eine „dis­rup­ti­ve Tech­no­lo­gie“ ist eine neu auf­ge­kom­me­ne Tech­nik, die eine alte obso­let macht und damit völ­lig ablöst oder wei­test­ge­hend ver­drängt. Bei­spiels­wei­se hat das Auto die Kut­sche ver­drängt, das Smart­phone hat ande­re Mobil­te­le­fo­ne sowie zahl­rei­che wei­te­re elek­tro­ni­sche Gerä­te abge­löst und die Digi­tal­ka­me­ra hat die Foto­film­in­dus­trie schwer getrof­fen.«
https://​neu​es​wort​.de/​d​i​s​r​u​p​tiv

(Her­vor­he­bun­gen nicht in den Originalen.)

Sie­he auch WISSENSCHAFTLICHE STUDIE: Infek­tio­nen neh­men durch Quer­den­ker-Demos zu.

21 Antworten auf „Wer steckt hinter der Demo-Superspreader-Studie des ZEW?“

  1. Zu: "War­um es in den Medi­en heißt, bis hin zum ZDF und auf der Sei­te des ZEW, es sei auch eine Stu­die der Hum­boldt-Uni­ver­si­tät (HU), ist mir schleierhaft."

    Eine Ver­bin­dung zur HU gibt es durch­aus, sie besteht dar­in, dass einer der Co-Autoren die­ser… räus­per… hust… "Stu­die", Dr. Ole Mon­scheu­er, an der dor­ti­gen wirt­schafts­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tät lehrt: https://​www​.wiwi​.hu​-ber​lin​.de/​e​n​/​P​r​o​f​e​s​s​o​r​s​h​i​p​s​/​v​w​l​/​m​i​c​r​o​e​c​o​n​o​m​i​c​s​/​p​e​o​p​l​e​/​o​m​o​n​s​c​h​e​uer

    Die HU selbst macht eben­falls auf die "Stu­die" auf­merk­sam und bewirbt die­se sogar auf ihrer Haupt­sei­te: https://​www​.hu​-ber​lin​.de/​d​e​/​p​r​/​n​a​c​h​r​i​c​h​t​e​n​/​f​e​b​r​u​a​r​-​2​0​2​1​/​n​r​-​2​1​211

    Pein­lich und traurig.

    Hegel, Schel­ling, Schlei­er­ma­cher, Scho­pen­hau­er, Schrö­din­ger und vie­le wei­te­re ehe­ma­li­ge Ange­hö­ri­ge die­ser Uni­ver­si­tät wer­den sich vor lau­ter Fremd­schä­men ziem­lich doll in ihren Grä­bern umdre­hen müssen…

  2. Man­che Kri­ti­ker die­ser Stu­die ver­mu­ten, dass es sich bei ihr um Sati­re han­delt. Das ist wohl lei­der nicht der Fall. Aber die Stu­die zeigt schon, wel­ches Ver­hält­nis die Autoren zur Wis­sen­schaft haben: Wis­sen­schaft redu­ziert sich für sie auf metho­di­sches Vor­ge­hen ohne eige­nen inne­ren Sinn und Zweck, und des­halb für jedes Ziel ein­setz­bar. Wis­sen­schaft ist für sie nicht per­sön­li­che Wahr­heits­su­che, son­dern ein Job, der zu erle­di­gen ist. 

    Sol­che Wis­sen­schaft­ler machen sich einen Spaß aus der Wis­sen­schaft. Denn dass die Autoren Spaß beim Schrei­ben hat­ten, dürf­te als sicher gel­ten. Bestimmt haben sie sich stre­cken­wei­se gekrümmt vor Lachen. Sie hät­ten auch gar nichts dage­gen, wenn jemand sie mit den eige­nen Mit­teln wider­le­gen wür­de. Das wäre ähn­lich amü­sant, man könn­te dann noch eine drauf­le­gen. Nicht ohne Grund wird die Stu­die als "Dis­cus­sion Paper" vor­ge­stellt. Viel­leicht freu­en sich die Autoren auch noch über die vie­len bösen und ver­zwei­fel­ten Reak­tio­nen der Men­schen, die ihrer metho­di­schen Raf­fi­nes­se nicht gewach­sen sind. 

    Aus Sicht der Autoren ist das, was sie tun, legi­tim. Sie bewe­gen sich im Rah­men des Metiers, das sie gelernt haben. Sie beschrän­ken sich auf das, was sie kön­nen. Sie lie­fern einen klei­nen Bau­stein zu einem gro­ßen Gan­zen, das sie nicht über­bli­cken, nicht über­bli­cken kön­nen und nicht über­bli­cken müssen. 

    Für das gro­ße Gan­ze sind aus ihrer Sicht ande­re ver­ant­wort­lich: das ZEW, die Sci­en­ti­fic Com­mu­ni­ty, "die Poli­tik", die Bun­des­kanz­le­rin, viel­leicht auch nur der lie­be Gott. Kann sein, dass die Autoren im Sin­ne ihrer eige­nen, pri­va­ten poli­ti­schen Über­zeu­gung geschrie­ben haben. Das muss aber gar nicht sein. Das war den Autoren auch gar nicht wich­tig (ansons­ten wären sie wirk­lich so dumm, wie ihnen von man­cher Sei­te unter­stellt wird). Pri­va­te Mei­nun­gen zäh­len für sie nicht: Ihnen ist nur wich­tig, metho­disch kor­rekt gear­bei­tet zu haben. Denn das ver­langt der Job. 

    Eine sol­che Berufs­auf­fas­sung ist typisch für Wis­sen­schaft­ler in der Tra­di­ti­on eines Max Weber oder Niklas Luh­mann. Der Wis­sen­schaft­ler über­nimmt nur Ver­ant­wor­tung für sein eige­nes, beschränk­tes Fach­ge­biet, er bleibt bei sei­nem Leis­ten. Was dar­über hin­aus pas­siert, wel­che Wir­kung sein Tun sonst noch hat, wie sei­ne Arbeit von ande­ren instru­men­ta­li­siert wird: Das muss ihn nicht kümmern. 

    Das Gegen­bild zu sol­chen Wis­sen­schaf­lern bil­den poli­ti­sche Akteu­re wie Dros­ten und Wie­ler. Sie über­schrei­ten mit ihrem Tun die Gren­zen ihres engen Spe­zi­al­ge­bie­tes in fast furcht­erre­gen­der Wei­se, sie schei­nen die­se Gren­zen gar nicht mehr wahr­zu­neh­men, sie han­deln wirk­lich so, wie ihnen von Kri­ti­kern vor­ge­wor­fen wird: näm­lich dumm und dreist. 

    Den Autoren des Dis­cus­sion Papers ist bes­ten­falls vor­zu­hal­ten, dass sie sich auf Kos­ten des Steu­er­zah­lers mit Belang­lo­sig­kei­ten befas­sen, deren fach­ge­rech­te Wider­le­gung genau­so belang­los wäre und nur viel Zeit und Ner­ven kos­ten würde. 

    Was wirk­lich pein­lich berührt, ist, dass ein sol­ches Papier im Namen eines Insti­tuts ver­öf­fent­licht wird, das sich mit dem Namen Leib­niz schmückt. Weber oder Luh­mann wären in Ord­nung, Leib­niz aber tut weh. Das ZEW soll­te sich umbenennen.

    1. Aber mE gehört zu " metho­di­sches Vor­ge­hen " doch auch sinn­haf­tes vor­ge­hen. Wer nicht anfäng­lich die Auf­ga­ben­stel­lung und sein Stu­di­en­ge­gen­stand exakt defi­niert, der geht auch nicht metho­disch vor (oder höchs­tens als Stückwerk).

      Ich wür­de die Zuschrei­bung von metho­di­schem Vor­ge­hen bei der frag­li­chen "Stu­die" gene­rell in Abre­de stellen.

      Da wur­de ein­fach zu einem gewünsch­ten Ergeb­nis ein mathe­ma­tisch-pseu­do­wis­sen­schaft­li­ches Bei­werk zusam­men­phan­ta­siert. Mehr sehe ich da nicht. Wissenschafts-Relotiustismus.

  3. Bei den 21 Mil­lio­nen han­delt sich nicht um Ver­mö­gen, son­dern um die Haus­halts­bi­lanz – also letzt­lich Ausgaben.…

    Statt die Selbst­be­weih­räu­che­rung des Insti­tuts wider­zu­ge­ben wäre es inter­es­san­ter zu wis­sen, ob deren For­schungs­er­geb­nis­se tat­säch­lich inter­na­tio­na­le Aner­ken­nung fin­den. Wie oft wer­den sie bei­spiels­wei­se von Wissenschaftle*innen ande­rer welt­weit aner­kann­ter For­schungs­in­sti­tu­te zitiert?…

  4. Hence forth the Uni­ver­si­ty should be named: Hum­bug-Uni­ver­si­tät and the sci­ence sys­tem shall be reor­ga­ni­zed into the first gre­at galac­tic jun­k­yard. Fear will keep the local sys­tems in line, fear of this battlestation.

  5. Eines kommt in dem läng­li­chen Arti­kel über­haupt nicht her­aus (oder wird sogar falsch dargestellt):

    das ZEW hat weder Kom­pe­tenz noch Auf­trag "Stu­di­en" der frag­li­chen Art zu erstel­len. Die "Stu­die" wäre, wenn über­haupt irgend­wie sinn­voll oder mach­bar, im Wis­sen­schafts­be­reich Sozio­lo­gie oder angren­zen­den Gebie­ten anzu­sie­deln – ganz gewiss aber nicht im Bereich Wirtschaftsforschung.

    Oder ist der eigent­lich Kern der Stu­die die Erfor­schung der wirt­schaft­li­chen Aus­wir­kung von Pro­test­be­we­gun­gen auf Bus­un­ter­neh­men und Kon­junk­tur? Offen­sicht­lich nicht!

    Also war­um die­se "Stu­die" aus­ge­rech­net vom ZEW? Und was kommt als nächs­tes daher? Eine Stu­die über das Paa­rungs­ver­hal­ten des Amöbentierchens?

  6. zugu­te kommt den Autoren die Ehr­lich­keit, zu sagen, dass die
    Art der Daten­samm­lung kata­stro­phal ist und dadurch mani­pu­la­tiv. Ande­rer­seits sind sie im ver­wir­ren uns ent­wir­ren inspi­rie­rend, empa­thisch und klug. Mein ers­ter Gedan­ke war: nie wie­der wer­de ich einem Wis­sen­schaft­ler ver­trau­en kön­nen. Die­ses Ver­trau­en konn­te mir durch die­sen Arti­kel aber nicht genom­men wer­den. Somit habe ich etwas neu­es gelernt. Zum Glück war es somit nicht umsonst.

  7. Es gibt eine berühm­te Stu­die, die die Kor­re­la­tio­nen auf­zeigt zwi­schen der Zahl der Men­schen, die in Swim­ming-pools ertrin­ken, und der Zahl der Auf­trit­te von Nicho­las Cage im Fern­se­hen. War viel­leicht eine Inspi­ra­ti­on für die Autoren.

    1. @Michael:
      Ich habe den Unter­schied zwi­schen Kor­re­la­ti­on und Kau­sa­li­tät an einem ähn­li­chen Bei­spiel gelernt:
      Die Anzahl der Stör­che und der Gebur­ten in Deutsch­land nah­men in einem bestimm­ten Zeit­raum par­al­lel ab (hohe Kor­re­la­ti­on – aber ziem­lich sicher kei­ne Kausalität).

  8. Ich den­ke dahin­ter steckt wie­der ein Auf­trag, viel­leicht dies­mal nicht vom Innen­mi­nis­te­ri­um? Ich bit­te um einen Whist­le blower:)
    Ansons­ten ist solch eine Dreis­tig­keit nach dem Leo­pol­di­na­pa­pier vor Weih­nach­ten kaum zu fassen.

  9. Arti­kel im Nordkurier:

    „STATISTISCH VERBRÄMTE PROPAGANDA”
    Exper­ten zer­pflü­cken Stu­die über Querdenken-Demos

    Gro­ße Quer­den­ken-Demos sol­len Super­sprea­der-Events gewe­sen sein, wol­len zwei Wis­sen­schaft­ler her­aus­ge­fun­den haben. Exper­ten zwei­feln das Ergeb­nis an und dia­gnos­ti­zie­ren poli­tisch moti­vier­te Zahlenschieberei.

    https://​www​.nord​ku​rier​.de/​p​o​l​i​t​i​k​-​u​n​d​-​w​i​r​t​s​c​h​a​f​t​/​e​x​p​e​r​t​e​n​-​z​e​r​p​f​l​u​e​c​k​e​n​-​s​t​u​d​i​e​-​u​e​b​e​r​-​q​u​e​r​d​e​n​k​e​n​-​d​e​m​o​s​-​1​1​4​2​4​0​0​6​0​2​.​h​tml

  10. Mal so ein Gedan­ke: Der Schnee wird ja nun dem­nächst tau­en und den Was­ser­stand der Flü­ße stei­gen las­sen. Viel­leicht gibt es neben der Jahr­hun­dert­vi­ren­pa­nik auch mal wie­der ein Jahr­hun­dert­hoch­was­ser und vie­le hel­fen­de Hän­de wer­den gebraucht, die Sand­sä­cke auf­schich­ten. Wer­den die Hel­fer auch geimpft sein und Gesichts­win­del tra­gen müs­sen? Und wer­den das dann auch schlim­me Super­sprea­der-Events sein?

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