»Eine Epidemie bedeutet ständige Veränderung. Die Situation ist im Fluss, doch wohin? Zahlen bieten Orientierung, aber sie verwirren auch. Ein Wert alleine wird der Dynamik nicht gerecht. Deshalb hier ein Überblick über Zahlen und Trends – für Deutschland und die Welt.«
Das lesen wir am 13.1. auf deutschlandfunk.de. Dort sehen wir auch diese Grafik. Was will sie uns sagen?
Zunächst einmal, was sie uns sagen soll:
»Auf den ersten Blick wirkt die Kurve bei den positiven Testergebnisse auf SARS-CoV‑2 erfreulich… Aber dieser positive Trend dürfte weniger den tatsächlichen Verlauf der Epidemie widerspiegeln, als den Rückgang der Tests über die Feiertage um mehr als 40 Prozent.«
Die Feiertage werden wohl bis Ostern als Argument vorhalten müssen. Bestätigt wird auch: Wenn es weniger Tests gibt, entstehen auch weniger "Fälle". Würden tatsächlich Erkrankte in Arztpraxen und Kliniken gezählt, wäre das also zielführender. Ungeachtet der Logik muß aber gelten: "Umso wichtiger, dass die Impfungen in Deutschland und der ganzen EU begonnen haben".
Was zeigt die Grafik aber wirklich?
Mit der "Fernsehansprache Merkel" und "Bundesweiten Kontaktbeschränkungen" steigen die Fallzahlen. Obwohl getestet wird wie verrückt, sinken sie sehr bald wieder.
Die Öffnung der Gastronomie hat ebensowenig Auswirkungen wie das "Ende der Corona-Grenzkontrollen" – trotz Panikmache wegen der Reiserückkehrer, woran auch der "Verpflichtende Test für Rückkehrer aus Risikogebieten" nichts ändert. Auch der Schulbeginn kann die Zahlen nicht hochtreiben.
Erst mit einer veränderten Teststrategie im Herbst kommt es wieder zu einem Anstieg der "Fälle". Die Lockdown-Varianten ändern daran nichts. Eine modifizierte Fall-Definition des RKI bringt nach Weihnachten eine Abwärtsbewegung. Vollends sinnfrei soll mit der Markierung des Impfbeginns suggeriert werden, er habe irgendeinen Einfluß auf das "Infektionsgeschehen" – wobei bekanntlich schon das Wort irreführend ist.
Vor allem aber ist zu sehen: Die Zahlen der Toten, die "an oder mit" Corona verstorben sein sollen, ist nach wie vor in dieser Grafik kaum darstellbar.
Gegen Fakten hilft nur der Glaube
Trotzig wird wiederholt:
»Seit den Weihnachtstagen fallen die Kurven praktisch überall in Deutschland, aber das liegt wie erwähnt vor allem an der geringeren Testaktivität. Wenn man diese Tage nicht mitbetrachtet [so im Original, AA] , bleibt als wichtigste Erkenntnis: Keine Region kann sich vor SARS-CoV‑2 in Sicherheit wiegen.,, In vielen zwischenzeitlich besonders betroffenen Großstädten sind die Zahlen gefallen. Sie steigen dann aber wieder an. Sobald die Bevölkerung bei der Kontaktereduzierung [so im Original, AA] nachlässt, breitet sich das Virus erneut aus. Entscheidend sind nicht nur die Strategien im Umgang mit der Epidemie, sondern vor allem auch deren Akzeptanz…
Die Schulen und Kitas sind weitgehend geschlossen, deshalb spielen sie aktuell keine Rolle. Dass in der Statistik der öffentliche Nahverkehr oder Restaurants oder Hotels kaum auftauchen, heißt nicht, dass sie keine Rolle spielen. Die Mathematikern Christina Pagel vom University College London schließt aus dem Vergleich verschiedener europäischer Lockdown-Strategien, dass gerade das Schließen von Restaurants und Bars einen wichtigen Einfluss hatte. Andere aktuelle Studien bewerten dagegen Schulschließungen als besonders wirksam. Insgesamt gibt es noch keine einheitliche Bewertung durch die Wissenschaft…
Die Politik versucht über den harten Lockdown die Zahl der Kontakte zu senken. Aber auch jede und jeder Einzelne sollte an der AHA+L‑Regel festhalten: Alltagsmaske, Hygiene, Abstand – und in Innenräumen viel lüften.«
Und Modellierungswahn
Der Mann kommt von der Universität des Saarlandes. Im Mai war auf bild.de zu lesen:
»Saarbrücken – Die simulierte Kurve zeigt ein Horror-Szenario fürs Saarland: 60 000 Corona-Tote bis August!
Nur die rigorosen Maßnahmen, das neuartige Virus (Covid-19) einzudämmen, hätten das verhindert. Davon ist Professor Thorsten Lehr vom Lehrstuhl für Klinische Pharmazie überzeugt. Er beruft sich dabei auf ein Simulationsprogramm („Cosim“), das er mit einer Arbeitsgruppe an der Saar-Uni entwickelt hat.
„Hätte man nach Ausbruch der Corona-Pandemie überhaupt keine Maßnahmen ergriffen, hätte man bereits im April 25 000 Intensiv-Betten mehr benötigt als vorhanden“, sagt Lehr gegenüber BILD. „Allein im Saarland hätten dann 17 000 Beatmungsplätze gefehlt.“«
Siehe dazu Modellierer leben auch nicht von der Hand in den Mund.
Dazu passend – "Schusters Ausritte" oder "Neues von der Umlaut-Spezialistin hinter der Theke" :
"Glauben statt Studien": Merkels Grundlage für den Lockdown
https://www.youtube.com/watch?v=KzXwi0An9g8&feature=youtu.be
(… wie lange er wohl noch auf dem "Parcour" bleiben darf ? "Unbefristete" Akkreditierungen sind doch eher selten …)
@Günter Adams: Ja, immer wieder köstlich Boris Reitschuster in der BPK wie ein heißes Messer durch ein Pfund Butter.
@Günter Adams
Wusste gar nicht, dass es da so eine Art Ringrichter und Rausschmeißer im Auftrag der Bundesregierung gibt, der das ganze dann abwürgt, wenn die "Fach-Journalistin" oder besser "die Kettenhündin" Ihre Tage hat. Auch das sehr aufschlußreich…;-)
Es ist doch glasklar zu erkennen: Auslöser war Merkel mit ihrer Ansprache. Möge sie sich unter vielen servilen Verbeugungen und Entschuldigungen zurückziehen. Oder sich ein Beispiel an Asien, speziell Japan nehmen wie man solchen Sachen ehrenvoll regelt…