Kein Mensch würde in diesem Land einen Toaster oder auch nur eine Nagelfeile kaufen, ohne sich vorher einen Testbericht zu Gemüte zu führen. Auch die "Bild-Zeitung" und ihre Ableger verdienen gutes Geld mit Produktbewertungen, die mehr oder weniger unabhängig erstellt werden. Ganz anders beim neuesten Hype-Thema. Zu "Nebenwirkungen nach der Impfung – was dann?" befragt bild.de die Firmen Biontech und Moderna, hat aber zusätzlich einen Dr. Rolf Hömke als Experten zur Verfügung. Der weiß Bescheid und kann helfen, denn er spricht für den "Verband forschender Arzneimittelhersteller".
»Die ersten Corona-Impfstoffe könnten bereits Mitte Dezember, spätestens aber Anfang 2021 zugelassen werden – schneller als jemals zuvor. Demnach konnten noch keine Langzeitstudien mit den neuentwickelten Impfstoffen gemacht werden. Aber: „Die ersten Studienteilnehmer, die die Impfstoffe erhalten haben, konnte man jetzt schon länger als sechs Monate beobachten; es geht ihnen gut“, weiß Dr. Rolf Hömke.«
"Bild" will gar nicht wissen, daß es sich bei den "ersten Studienteilnehmern" um ein paar Dutzend gesunder, nicht allzu alter Menschen handelte (s. Impfstoff, Trump, EU – wer ist hier nicht kriminell?). Man hätte nachlesen können, was der Pharma-Lobbyist noch im April mitzuteilen hatte:
In einem Artikel der "Mediaschool Bayern", der auf einem Gespräch mit ihm aufbaut, ist zu lesen:
»Ein bis zwei Jahre – so lange wird es nach Schätzungen führender Virolog*innen dauern, bis ein zuverlässiger Impfstoff gegen das Coronavirus auf dem Markt ist. Viele fragen jetzt: Warum dauert das so lange? Dabei ist die reibungslose Entwicklung eines zuverlässigen Wirkstoffes überhaupt nicht selbstverständlich. Bestes Beispiel: Selbst nach 40 Jahren Forschung gibt es keinen hundertprozentig wirksamen Impfstoff gegen HIV. Das Coronavirus sorgt allerdings in der Pharmabranche für einen Ausnahmezustand…
NEUE METHODE – ERFOLG FRAGLICH
… Der dritte Ansatz ist – zumindest theoretisch – am elegantesten: Dabei werden nur die Gene des Virus verwendet, also künstlich hergestellte Virus-DNA bzw. ‑RNA. „Im Körper werden dann Viren-Proteine hergestellt, gegen die das Immunsystem Abwehrstoffe bildet. Dadurch ist der Körper auf eine Infektion vorbereitet”, berichtet Dr. Hömke. Problem ist nur: Bisher gibt es gegen keine Krankheit einen Impfstoff dieser Art, die Forschung betritt hier völliges Neuland. An einem solchen Wirkstoff gegen Corona forschen die deutschen Unternehmen BioNTech und CureVac. Welcher Weg am Ende der erfolgreichste sein wird, ist noch unklar. „Das ist jetzt ein großes Erproben. Es ist sehr gut, dass wir so viele verschiedene Ansätze haben, die gleichzeitig verfolgt werden, weil wir eben nicht wissen, welcher am Ende perfekt passt”, so Dr. Hömke.«
Update:
Am 24.3. fragte mdr.de: "Bekommen wir noch dieses Jahr einen Corona-Impfstoff?" Dort ist zu lesen:
»Noch vor ein paar Jahren sei alles anders gewesen, sagt Rolf Hömke vom Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa). Hätte man ihn da gefragt, wie lange es dauert, einen Impfstoff neu zu entwickeln, hätte er geantwortet: 15 bis 20 Jahre. Das war die Erfahrung, die man damals hatte, so Hömke. Doch seither sei aber viel passiert.
"Die Techniken haben sich enorm weiterentwickelt. Außerdem haben sich eine Reihe Unternehmen vorbereitet auf so einen Fall, indem sie sozusagen Prototyp-Impfstoffe entwickelt haben, ohne einen bestimmten Erreger im Blick zu haben. Solche Prototyp-Impfstoffe können dann, wenn ein bestimmter Erreger kommt, auf den angepasst werden."
Dr. Rolf Hömke, Forschungssprecher vfa
Außerdem gebe es ja schon einiges an Vorarbeit: Auch bei SARS und MERS – den Verwandten des neuen Coronavirus – wurde ja schon an Impfstoffen geforscht. Umso schneller geht es jetzt, erläuterte auch die Hamburger Infektiologie-Professorin Marylyn Addo dem ZDF. Die ersten Stoffe gehen demnach bereits in die Tests am Menschen. Auch ihr Team arbeite mittlerweile mit einer Art Baukasten-System. Das sei eine Lehre, die man aus der Ebola-Epidemie gezogen habe, um schneller reagieren zu können:
"Man hat damals dann gewisse Erreger beschrieben und gesagt: Für die entwickeln wir jetzt proaktiv Impfstoffe. Und es wurden Impfstoff-Plattformen entwickelt – so verschiedene Konstrukte, die man halt nehmen kann wie bei einem Lego-Baustein und sagen: Heute brauchen wir Krankheit X oder Covid und dann machen wir einen Covid-Baustein da rein. Somit sind wir schon viel schneller, als wir vielleicht vor zehn Jahren gewesen wären."
Prof. Marylyn Addo, UKE Hamburg«
Wenn alles erfolgreich läuft,
»… folgt die Zulassung: Die muss bei den Behörden beantragt werden. Zuständig dafür ist die Europäische Arzneimittelbehörde EMA, die in der Regel etwa sieben Monate für einen Antrag braucht. Doch auch das dürfte im Fall des Corona-Impfstoffes wohl deutlich schneller gehen als bisher.«
Zu Prof. Addo siehe Warner aus Hamburg-Eppendorf basteln seit März an Impfstoff.
(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)
Die Menschen, auch die Intelligenten, in diesem Land sind in der Praxis nicht selten gefährlich dumm.
Ich kenne persönlich in Naturwissenschaften promovierte Menschen, die beim Essen sparen und 100 Handytestberichte lesen, aber ein Haus auf Pump kaufen, ohne einen Gutachter zu bestellen. Warum sollte man die nicht mit ungetesten Stoffen impfen können?
Weil man niemand mit ungetesteten Stoffen impft, so was macht man einfach nicht.
Meiner Erfahrung nach haben viele, Titel hin oder her, nicht gelernt, selbständig zu denken und auch nicht, wie man mit seiner eigenen Angst umgehen kann.
Hierzu fällt mir gerade der Satz ein: der Kopf ist rund, so dass man beim Denken die Richtung ändern kann.