Centogene-Chef: „Wir werden noch bis zu zwei Jahre mit Corona-Tests leben müssen“

In einem Inter­view auf welt​.de plau­dert der "Chief Infor­ma­ti­on Offi­cer" einer Fir­ma, die mit Tests ordent­lich Geld ver­dient, über sei­ne Hoffnungen.

»Rund 40.000 Pas­sa­gie­re hat das Bio­tech-Unter­neh­men Cen­to­ge­ne in den letz­ten sie­ben Tagen an den Flug­hä­fen Ham­burg, Frank­furt am Main, Ber­lin und Düs­sel­dorf auf das Coro­na­vi­rus getestet…

WELT: Jetzt setzt Cen­to­ge­ne immer mehr auf Anti­gen-Schnell­tests. Immer wie­der gab es Kri­tik an den Kos­ten: Bis zu 139 Euro für den PCR-Test und 59 Euro pro Anti­gen­test. Sind Ihre Prei­se zu hoch?

Weckes­ser: Wir betrei­ben einen hohen Auf­wand für die Test­zen­tren, in denen die Abstri­che genom­men wer­den. Und auch der Labor­be­trieb ist per­so­nal­in­ten­siv. Denn wir set­zen ja nicht nur bei der PCR-Ana­ly­se, son­dern auch bei den Anti­gen­tests auf sehr sen­si­ti­ve, aber eben labor­ge­bun­de­ne bezie­hungs­wei­se instru­men­ten­ba­sier­te Tests. Außer­dem haben die Beschaf­fungs­kos­ten im Markt zuge­nom­men. Und wir haben ein digi­ta­les Por­tal auf­ge­baut, auf dem die Ergeb­nis­se sicher über­mit­telt wer­den. Im Ver­gleich zum Test beim Arzt glau­be ich, dass wir fai­re Prei­se haben.«

Dabei sind die Zah­len mick­rig gemes­sen an dem, was die Fir­ma im Früh­jahr als Ziel vor­gab – sie­he Auch Ex-Cen­to­ge­ne-Chef trom­mel­te früh für Mil­lio­nen Tests. Auch auf­schluß­reich: Wer steckt hin­ter Cen­to­ge­ne? Die Crè­me de la Crè­me von Big Phar­ma und Bill Gates.

Der Akti­en­kurs zeigt, daß PR-Arbeit wie hier in der "Welt" drin­gend nötig ist:

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»WELT: Also soll­ten Rei­sen­de und Berufs­pend­ler bei­spiels­wei­se auch vor Zug­rei­sen getes­tet werden?

Weckes­ser: Da gab es ja schon Ansät­ze, auch Cen­to­ge­ne hat­te eini­ge Wochen lang in Bay­ern an Bahn­hö­fen Rei­se­rück­keh­rer aus dem Aus­land getes­tet. Ich hal­te es für ange­mes­sen, wenn man die Pan­de­mie und Muta­tio­nen in den Griff bekom­men will.«

Klar, daß es ihm dar­um geht: die Pan­de­mie in den Griff zu bekom­men. Da gibt es noch Spielraum:

»WELT: Nur ein Bruch­teil aller Pas­sa­gie­re lässt sich direkt am Flug­ha­fen tes­ten. Die Zah­len müss­ten doch viel höher sein, auch im Hin­blick auf die dop­pel­te Testpflicht.

Weckes­ser: Ja, damit hat­ten wir eigent­lich auch gerech­net. Aller­dings kön­nen Rei­sen­de sich ja auch im Abflug­land tes­ten las­sen. Und als pri­vat­wirt­schaft­li­ches Unter­neh­men set­zen wir die Anord­nung nicht durch, son­dern bie­ten nur eine Lösung hier­für an.

WELT: Wenn sich Pas­sa­gie­re aus Groß­bri­tan­ni­en oder Irland am Flug­ha­fen nicht tes­ten las­sen wol­len, kön­nen Sie also nichts tun?

Weckes­ser: Wir arbei­ten eng mit den Lan­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­en zusam­men, die wie gesagt einen Pro­zess eta­bliert haben, dass Rei­sen­de ohne nega­ti­ven Test bei uns einen Abstrich machen müs­sen. Das sind etwa eine Hand­voll, die pro Flug noch getes­tet wer­den.«

Die gro­ße Her­aus­for­de­rung für sein Geschäft ist die Kon­kur­renz der Impf-Fraktion.

»Weckes­ser: Die Ent­wick­lung ist immer sehr dyna­misch. Wir gehen davon aus, dass bald wie­der mehr gereist wird, wenn das Pan­de­mie­ge­sche­hen abflaut. Dann braucht es eben die zusätz­li­che Sicher­heit durch prä­ven­ti­ve Tests. Ich bin über­zeugt davon, dass die Not­wen­dig­keit der Tes­tun­gen in der brei­ten Mas­se in den kom­men­den Mona­ten wie­der zuneh­men wird.

WELT: Und wo steht Cen­to­ge­ne dann?

Weckes­ser: Hof­fent­lich ist das Land beim Imp­fen dann deut­lich wei­ter, aber wir wer­den trotz­dem noch weit ent­fernt von einer aus­rei­chen­den Her­den­im­mu­ni­tät sein. Ich rech­ne damit, dass im Früh­jahr der Rei­se­be­trieb zunimmt, und dafür brau­chen wir Lösun­gen. Ande­re Län­der wer­den wei­ter­hin Tests bei der Ein­rei­se ver­lan­gen. Gene­rell gehe ich davon aus, dass der Bedarf an prä­ven­ti­ven Tests hoch bleibt, wenn wir die Wirt­schaft zum Lau­fen brin­gen wol­len und wie­der zu einem nor­ma­len Leben zurück­kom­men wollen…

WELT: Nun gera­ten neben den Flug­rei­sen­den auch Grenz­pend­ler in den Fokus der EU. Wie könn­te das Tes­ten hier prak­tisch umge­setzt werden?

Weckes­ser: Damit haben wir bereits seit Mona­ten in der Ober­pfalz, dem bay­ri­schen Grenz­ge­biet zu Tsche­chi­en, Erfah­run­gen gesam­melt. Dort haben wir seit Mit­te Okto­ber eine fes­te Test­sta­ti­on in der Kreis­stadt Cham eta­bliert, in der sich Grenz­gän­ger umsonst tes­ten las­sen kön­nen – und zeit­wei­se gab es mobi­le Test­stre­cken an ande­ren Orten. Finan­ziert wer­den bei­de über den Frei­staat Bayern…

Glau­ben Sie mir, Cen­to­ge­ne fokus­siert sich ger­ne wie­der voll auf das Kern­ge­schäft der sel­te­nen ange­bo­re­nen Krank­hei­ten, wenn die Pan­de­mie im Griff ist. Aber gera­de mit den neu­en Muta­tio­nen und im Hin­blick auf die inter­na­tio­na­le Impf­quo­te, die noch eini­ge Zeit nied­rig blei­ben dürf­te, kann ich sagen: Die nächs­ten zwölf bis 24 Mona­te brau­chen wir die Tests, um eine zusätz­li­che Sicher­heit zu schaffen.

WELT: Also noch zwei Jah­re tes­ten, auch mit einer Her­den­im­mu­ni­tät und einem gro­ßen Teil der Bevöl­ke­rung, der geimpft ist?

Weckes­ser: Ja, davon gehe ich fest aus. Und selbst wenn ein bestimm­ter Bevöl­ke­rungs­an­teil geimpft ist, wer­den Ein­rei­se­län­der einen Nach­weis dar­über ver­lan­gen, ob Pas­sa­gie­re infek­ti­ös sind oder nicht. Ich hof­fe, dass die meis­ten Men­schen sich ent­ge­gen anders­lau­ten­der Umfra­ge­wer­te imp­fen las­sen – und dass der Anste­ckungs­schutz, den die Impf­stof­fe bie­ten, mög­lichst lan­ge anhält.«


Die "Initia­ti­ve Wir tes­ten" wirbt auf ihrer Inter­net­sei­te u.a. mit Ex-Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Rudolf Schar­ping ("Tes­ten muss in Zei­ten von Coro­na so nor­mal wer­den wie Zäh­ne­put­zen"). Betrie­ben wird die Web­sei­te von der Fir­ma Cen­to­ge­ne GmbH. Sie­he dazu "Initia­ti­ve Wir tes­ten" von Test­an­bie­ter betrie­ben.

Auch nett:

Quel­le: https://t.me/s/uncut_news

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