Drosten-Dissertation nur Ersatzthema?

Die wich­tig­sten Einwände gegen das Herumreiten auf der Doktorarbeit von Christian Drosten lauten:

    • Es han­delt sich um ein Ersatzthema.
    • Bei einer deut­schen Universität sind Manipulationen nicht vorstellbar.
    • Eine Dissertation bei MedizinerInnen ist ohne­hin belanglos.

Beginnen wir mit dem zwei­ten Punkt und erin­nern uns an die Plagiatsfälle Guttenberg, Koch-Mehrin, Steffel oder Schavan. Den Damen und Herren wur­de der Doktorgrad aberkannt. Frau von der Leyen ent­ging dem, weil die Hochschule bei den Plagiaten kei­ne Täuschungsabsicht erken­nen wollte.

Hier soll dahin­ge­stellt blei­ben, war­um die jewei­li­gen Doktorväter und ‑müt­ter blind waren oder die Augen zudrück­ten. Tatsache ist, daß oft erst nach beharr­li­chen Recherchen außer­halb der Hochschulen Manipulationen zuta­ge traten.

Manchmal war es nicht bei geschlos­se­nen Augen geblie­ben. So hat­te die Universität Bayreuth Guttenberg gestat­tet, ab dem 7. Mai 2007 vor­läu­fig einen Doktortitel zu füh­ren. Das wäre dem Verteidigungsminister regu­lär erst mit Abgabe der Pflichtexemplare sei­ner Arbeit im Januar mög­lich gewe­sen. (Siehe u.a. Wikipedia und FR vom 23.2.2011).

Bei den pro­mi­nen­ten Fällen ist zu berück­sich­ti­gen, daß die Hochschulgremien, die Vorwürfe zu prü­fen haben, einem erheb­li­chen poli­ti­schen Druck aus­ge­setzt sind.

Medizinische Dissertation bedeutungslos?

Es mag sein, daß es zur Regel gewor­den ist, bei MedizinerInnen die zwin­gen­den Vorschriften der Promotionsordnungen zu igno­rie­ren und das Klischee stimmt, es rei­che für den Doktortitel die Einreichung einer Excel-Tabelle mit Statistiken über geimpf­te Mäuse.

Träfe die­ser Umgang auf die Arbeit von Herrn Drosten zu, hät­te er also kei­ne beson­de­re Schuld auf sich gela­den. Aufhorchen läßt jedoch der damit gestar­te­te Karriereweg. Unterstellt, die Arbeit sei wie vie­le ande­re wis­sen­schaft­lich belang­los, so öff­ne­te sie ihm jeden­falls den Weg zum Aufbau eines Virologischen InstitutsLabors am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Dies wie­der­um ermög­lich­te ihm (und Anderen!) 2003 die Entdeckung des SARS-Virus.

Entgegen der Bedeutung der SARS-Erkrankung, die weder der dama­li­gen noch der heu­ti­gen Definition nach eine Pandemie genannt wer­den kann (vgl. Denkwürdiges um die Entdeckung des SARS-Coronoavirus 2003 durch C. Drosten), wur­de die Entdeckung über Jahre hin­weg medi­al immer mehr über­höht. Schließlich reich­te dies, um es Herrn Drosten zu ermög­li­chen, ohne eine Habilitation zunächst eine Professur in Bonn und spä­ter an der Charité in Berlin zu erhalten.

Das Ersatzthema

Aktuell sitzt Christian Drosten auf Professuren eines Instituts, das von der Milliardärsfamilie Quandt initi­iert und ali­men­tiert wird (vgl. Wie wur­de Christian Drosten Prof. an der Charité?) Im August 2019 war bekannt gewor­den, daß Stefan Quandt, der in Leitungsgremien der "Stiftung Charité" sitzt, in den Aufsichtsrat der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gewählt wurde.

»"Die 'FAZ' ist ein wich­ti­ges und mei­nungs­bil­den­des Medienunternehmen, das sich den Herausforderungen der Digitalisierung stellt und dabei span­nen­de neue Wege geht", teil­te Quandt-Sprecher Jörg Appelhans auf "kress pro"-Anfrage mit.«

Appelhans ist eines von zwei Vorstandsmitgliedern der "Stiftung Charité" (vgl. Stiftung Charité – fest in der Hand der Wirtschaft).

Nun wäre es absurd, den Quandts zu unter­stel­len, sie hiel­ten sich mit Christian Drosten seit 2001 einen Langzeitagenten. Ebenso abwe­gig wäre es, den in Bonn leh­ren­den Prof. Dietmar Quandt in die Geschichte hin­ein­zu­zie­hen oder Prof. Dr. Thorsten Quandt, der an Uni Münster zu Corona und Verschwörungstheorien arbei­tet. Nicht jeder Quandt gehört zum Milliardärsclan und ver­tritt deren Interessen. Und wie letz­te­re sich in der Corona-Frage gestal­ten, ist auch noch nicht geklärt.

Insofern ist der Vorwurf nicht ganz von der Hand zu wei­sen, bei den Fragen um merk­wür­di­ge Umstände rund um die Dissertation von Christian Drosten gehe es um Anderes. Tatsächlich wäre das Thema hier ver­mut­lich nie auf­ge­kom­men, wenn die Rolle des Herrn Drosten in der Corona-Diskussion nicht so pro­ble­ma­tisch wäre. Da Drosten nicht nur von den Medien, in denen sein Förderer Quandt über Einfluß ver­fügt, zur unab­hän­gi­gen und nur der Wissenschaft ver­pflich­te­ten Lichtgestalt auf­ge­baut wur­de, ist es sinn­voll, die­ses Bild in Frage zu stellen.

Drosten ist nicht unab­hän­gig von wirt­schaft­li­chen Interessen zu den­ken. Ob der Blick dar­auf über den frag­wür­di­gen Umgang mit sei­ner Dissertation, die wirt­schaft­li­che Begünstigung von Olfert Landt oder ande­re Themen geschärft wird, kann letz­ten Endes gleich­gül­tig sein. Ja, es geht nicht um Figuren, mögen sie Drosten, Landt oder Gates hei­ßen. Sie sind aus­tausch­bar. Auf den Prüfstand gehört ein System, das sol­che Figuren erzeugt und nutzt.

Weiter geht es mit "Wasserschaden"verhinderte Zugang zu Drosten-Dissertation.

Eine Antwort auf „Drosten-Dissertation nur Ersatzthema?“

  1. Sehr guter Artikel, weil er auch eine Argumentationslinie für den Alltag anbietet.

    Der nicht uner­heb­li­che Einfluss von Alt-Finanz und Alt-Industrie in die Politik und Wissenschaft/Forschung bedarf einer durch­wegs genau­en Beleuchtung, um den Sumpf des Alt-System ver­ste­hen und zuord­nen zu können.

    Herzlichen Dank!

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