FFP2-Masken aus Apotheken: "Dumm und dämlich verdient"

So ist ein Arti­kel auf tages​schau​.de am 17.3. über­schrie­ben. Zu lesen ist:

»Die Fach­ab­tei­lun­gen im Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um waren nach Recher­chen von WDRNDR und SZ gegen die kos­ten­lo­se Abga­be von FFP2-Mas­ken durch Apo­the­ken: Doch Gesund­heits­mi­nis­ter Spahn setz­te sich durch – und ver­schaff­te Apo­the­ken damit gigan­ti­sche Gewinne.
Von Lena Kampf, Mar­kus Grill, Moritz Bör­ner und Arnd Hen­ze, NDR/WDR

Für den Apo­the­ker Det­lef Glass war der Dezem­ber ein beson­de­rer Monat. Der Phar­ma­zeut besitzt in Ber­lin drei Apo­the­ken. Das Geschäft läuft auch so gut, aber kurz vor Weih­nach­ten bescher­te ihm Gesund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn noch Ein­nah­men von 170.000 Euro. Denn Glass ver­teil­te im Dezem­ber, wie Apo­the­ken bun­des­weit, FFP2-Mas­ken gra­tis an Rent­ner. "Wir haben die Mas­ken für ein Euro bis 1,50 Euro ein­ge­kauft", sagt Glass. Der Bund kal­ku­lier­te aber mit einem Erstat­tungs­preis von sechs Euro pro Mas­ke. Die Rech­nung sei "sehr gut auf­ge­gan­gen", sagt Glass. Oder, ein biss­chen kla­rer for­mu­liert: "Wir haben uns dumm und däm­lich verdient." 

Überteuerte Erstattung?

Wie das BMG letzt­end­lich auf die Sum­me von sechs Euro inklu­si­ve Mehr­wert­steu­er kam, geht aus den Unter­la­gen nicht her­vor. Es fin­det sich aber in den Unter­la­gen des Minis­te­ri­ums eine "Preis­pro­ben­stich­ana­ly­se", erstellt von den Wirt­schafts­prü­fern EY, die das BMG bereits in der Beschaf­fung von Schutz­aus­rüs­tung berieten.

In den Unter­la­gen des Minis­te­ri­ums befin­den sich zwei Prä­sen­ta­tio­nen, in denen EY-Bera­ter die Prei­se ver­schie­de­ner Mas­ken­ty­pen zu bestim­men Stich­ta­gen auf­be­rei­tet haben. Die Quel­len: Preis­ver­gleichs­por­ta­le wie etwa Idea​lo​.de, geiz​hals​.de, und rest​pos​ten​.de sowie Pres­se­ar­ti­kel. Auf durch­schnitt­lich 4,29 Euro kamen die Bera­ter Anfang Okto­ber und auf 1,22 im Groß­han­del in einer wei­te­ren Preis­er­mitt­lung vom 25. Novem­ber. Die Dif­fe­renz zwi­schen dem erho­be­nen mög­li­chen Ein­kaufs­preis von 1,22 und dem Erstat­tungs­preis von 6 Euro erklärt das BMG damit, dass man die 4,29 Euro zu Grun­de gelegt und dann noch Arbeits­kos­ten der Apo­the­ker pau­schal hin­zu­ge­fügt habe. EY äußert sich auf Anfra­ge "grund­sätz­lich nicht zu Beratungsmandaten"…

Durchschnittlich 25.000 Euro pro Apotheke

Die Beam­ten [leg­ten] einen kom­pli­zier­ten Weg fest: Die Abga­be von 15 Mas­ken pro Per­son wur­de in drei Pha­sen unter­teilt. Im Dezem­ber konn­te jeder und jede über 60 Jah­ren drei Mas­ken in der Apo­the­ke gra­tis abho­len. Der Bund ging davon aus, dass 27,3 Mil­lio­nen Men­schen in Deutsch­land anspruchs­be­rech­tigt sei­en: 491,4 Mil­lio­nen Euro, die der Bund somit ein­fach an den Apo­the­ker­ver­band über­wies, der das Geld wie­der­um an die Apo­the­ken ver­teil­te. Egal wie vie­le Mas­ken sie abga­ben, sie erhiel­ten einen fes­ten Anteil aus Bun­des­mit­teln: Im Schnitt gab es mehr als 25.000 Euro für jede Apo­the­ke in Deutschland. 

Danach folg­ten die Pha­sen zwei und drei, in denen Men­schen, die Anspruch auf eine Mas­ke hat­ten, zwei­mal sechs Gut­schei­ne von ihrer Kran­ken­kas­sen erhiel­ten, die sie dann in den Apo­the­ke ein­lö­sen konn­ten. Das Dru­cken der fäl­schungs­si­che­ren Gut­schei­ne durch die Bun­des­dru­cke­rei schlug dabei mit zusätz­lich rund 9,3 Mil­lio­nen Euro zu Buche. Für die ers­ten sechs Mas­ken erhiel­ten die Apo­the­ker wei­te­re 36 Euro pro Per­son, für die zwei­ten sechs Mas­ken 23,40 Euro. Ein Geld­re­gen, mit dem sich auch vie­le Apo­the­ker nicht wohl füh­len. Eini­ge haben ange­kün­digt, die Ein­nah­men oder Mas­ken zu spen­den…«

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3 Antworten auf „FFP2-Masken aus Apotheken: "Dumm und dämlich verdient"“

  1. Es muß natür­lich „Dumm und Däm­lich ver­die­nen“ hei­ßen. Einer von bei­den soll Minis­ter wer­den, wie ich gehört habe.

  2. Das wird jetzt immer so wei­ter gehen. Jetzt sind die"gierigen" Apo­the­ker als Sün­den­bock dran. Wenn sich die Impf­schä­den nicht mehr weg­dis­ku­tie­ren las­sen, wer­den die "ver­ant­wor­tungs­lo­sen Haus­ärz­te" die Schul­di­gen sein. Haupt­sa­che, kei­ner kommt auf die Idee, dass die Regie­rungs­par­tei­en (+ Oppo­si­ti­on) uns in die­se Situa­ti­on gebracht haben.
    Hof­fent­lich erwischt uns nicht mal eine wirk­li­che (ech­te) Epi­de­mie. Das wird mit dann wirk­lich hart.…

  3. Mir war nicht bekannt, dass sich man­che Apo­the­ken mit den Ein­nah­men nicht wohl­füh­len und die­se sogar spen­den wol­len. Ges­tern habe ich mei­nen Beu­tel mit Schutz­mas­ken ver­lo­ren und brau­che jetzt unbe­dingt neue Mas­ken. Hof­fent­lich lässt sich schnell eine gute Apo­the­ke mit neu­en FFP2-Mas­ken finden.

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