Mitte März hatte das Bundesinnenministerium ein geheimes Thesenpapier "Wie wir COVID-19 unter Kontrolle bekommen" erstellt. Erst auf öffentlichen Druck wurde es am 28.4. veröffentlicht. Nach Aussage des Ministeriums floß es "in die Diskussion über den weiteren Umgang mit der Corona-Pandemie" ein. Es wurde nie zurückgenommen.
Einer der Verfasser, der Sprachlehrer und Softwareentwickler Kölbl, legte unlängst nach:
»Die Tatsache, dass sich das Maskentragen in den Westlichen Ländern nur sehr langsam gegen zähen Widerstand durchsetzte, obwohl es eine wirksame und wenig beeinträchtigende Massnahme ist, hat nicht nur bei vielen das Vertrauen in die Menschheit, Behörden und Experten erschüttert. Das monatelange Zaudern und Ringen hat auch unzählige Menschenleben gefordert und die im März eingeführten Lockdowns unnötig verlängert. Mit gesundem Menschenverstand oder rationalen Enscheidungen hat dies nichts zu tun…
In Europa setzt sich diese Erkenntnis nach einer Übersterblichkeit von ca. 200'000 Personen ganz langsam durch.«
Nicht nur "unzählige Menschenleben", sondern konkret den Tod von "200'000 Personen" hat das Keine-Maske-Tragen also gefordert. Das ist grober Unfug, siehe dazu Euromomo: Normale Sterblichkeit in Europa.
Gesichtsmasken unterbinden Produktion von Tröpfchen an der Quelle
»Bis einschliesslich März überwog unter Westlichen Experten die Meinung, dass relativ einfache Gesichtsmasken die Träger kaum gegen ein Virus schützen können. Warum aber der Schwerpunkt auf den Schutz der Träger? Aus Asien kam sehr schnell die Information, dass Gesichtsmasken die Ausbreitung des Virus vor allem dadurch hemmen, dass sie die Produktion von Tröpfchen an der Quelle unterbinden.«
So einfach kann es sein: Maske auf, keine Tröpfchen mehr, Virus hat keine Chance. Hätten die "Westlichen Experten" doch eher auf diese Idee reagiert!
»Es waren jedoch nicht Epidemiologen, sondern besorgte Bürger, die Anfang April in selbst gemachten Videos die Wirksamkeit von selbst einfachen Gesichtsmasken zur Senkung der Tröpfchenproduktion beim Sprechen belegten.
Inzwischen gibt es zahlreiche Studien über dieses Thema. Es fehlt jedoch die Antwort auf die wichtigste Frage: Um welchen Faktor kann das allgemeine Tragen von Gesichtsmasken die Ausbreitung des Virus während einer COVID-19-Epidemie reduzieren? Studien über Gesichtsmasken allein können darauf keine Antwort liefern.«
Was sind schon Studien, wenn wir Videos "besorgter Bürger" haben. Und es könnte alles so einfach sein:
»Es ist heutzutage nicht schwer, den Einfluss von verschiedenen Faktoren zu trennen, wenn man die nötigen Daten hat. Wenn man zum Beispiel für sehr viele Länder in regelmässigem Zeitabstand weiss, wie viele Personen in verschiedenen Umgebungen Masken tragen, wie gut Abstand eingehalten wird, wie weit verbreitet Heimarbeit ist, wie viele Personen auf private Feste verzichten, wie viele Sitzungen und Geschäftsreisen durch Zoom ersetzt werden usw., kann man den Einfluss der einzelnen Massnahmen auf die Zu- oder Abnahme der Fälle berechnen. Weitere benötigte Daten wie etwas die Bevölkerungsdichte, die Zu- oder Abnahme der Mobilität usw. können leicht von verschiedenen Quellen bezogen werden.«
EpidemiologInnen zu faul zum Zählen
Gibt es aber nicht. Und warum? Weil die EpidemiologInnen zu faul sind zum Zählen:
»Diese Daten müssten für diesen Zweck eigens erhoben werden, z.B. durch Beobachtung in Läden, ÖPNV, Betrieben, Schulen, usw. nach einheitlichen Kriterien in verschiedenen Ländern. Qualifizierte Arbeitskräfte gibt es eigentlich dafür genug. In Deutschland arbeiten mehrere Tausend Forscher an Epidemiologie-Instituten. Sie wurden jahrzehntelang mit Steuergeldern bezahlt, um im Fall einer Epidemie einsatzbereit zu sein. Was machen sie jetzt? Es ist einfach nichts zu sehen von der Datensammlungs- und ‑analyseaktivität, die von Arbeitskräften in dieser Grössenordnung locker bewerkstelligt werden könnte. Infolgedessen können weder die Regierung noch private Maskenaktivisten die von ihnen geforderten Massnahmen überzeugend belegen…
Und diese in grossem Massstab datengestützte Forschung kann eben nicht dadurch ersetzt werden, dass man nebeneinander stehenden Käfigen mit Hamstern einmal Tücher umbindet und einmal nicht und dann misst, wie schnell das Virus vom Käfig mit infizierten Hamstern zum anderen überspringt.«
An dieser Stelle muß man dem Experten einmal Recht geben.
In Schweden hat es das Virus extrem schwer
»Schweden hingegen ist ein extremer Fall eines Landes, wo das Virus es nur schon von den normalen Bedingungen extrem schwer hat. Zu behaupten: Wenn wir in anderen Ländern die gleichen Massnahmen wie in Schweden getroffen hätten, wäre es gleich verlaufen, ist also reiner Unsinn. All dies ist jedoch nur das Ergebnis einer informellen Analyse der verfügbaren (unzureichenden) Daten. Auch wenn man in grossem Massstab die verschiedenen verfügbaren Datensätze in Excel analysiert und grafisch darstellt, ersetzt dies nicht ein sorgfältig ausgearbeitetes multivariates Modell…
Jetzt haben wir eine Epidemie, die für die gesamte Gesellschaft zur Zerreisprobe wird, unter anderem, weil die Experten und Ärzte sich gegenseitig eben nicht nur akademische Schriften an den Kopf schmeissen, sondern auch weniger gepflegte Ausdrücke.«
Noch nicht mal ein Name für die KritikerInnen!
»Nicht einmal eine Bezeichnung für diese Bewegung haben wir. Was die verschiedenen Personen, die in dieser Bewegung aktiv sind, gemeinsam haben, scheint auch niemand genau zu wissen. Vor noch ein paar Jahren wurden rechtsextreme Bewegungen oft gleichgesetzt mit Neonazis. Dies gilt gegenwärtig nicht mehr; vielleicht ist sogar das Gegenteil wahr. Viele Teilnehmer an der Demo in Brlin und in den damit verwandten Bewegungen in den sozialen Medien bezeichnen sich als Antifascisten, anti-Nazi und sogar anti-AfD. [Alles so im Original, AA]«
Vielleicht ist also wahr, das Nazis (fälschlicherweise?) mit Rechtsextremen gleichgesetzt werden.
Dieser Mann ist ernsthaft Mitverfasser eines Strategiepapiers des Bundesinnenministers.
Die FAZ weiß dazu:
»Nachdem am 10. März das Papier von sieben Ökonomen über die wirtschaftlichen Implikationen der Krise auf dem Tisch lag, bat Seehofer seinen Staatssekretär Markus Kerber, selbst Ökonom und früher Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, ein Strategiepapier zu erarbeiten – und zwar eins, das ein Worst-Case-Szenario ausleuchtet. Kerber stellte eine Gruppe von rund zehn Fachleuten zusammen. Michael Hüther und Hubertus Bardt vom Institut der deutschen Wirtschaft, außerdem Christoph M. Schmidt und Boris Augurzky vom RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Drei Tage arbeiteten die Wissenschaftler rund um die Uhr, am 22. März war das Papier fertig. Das war der Sonntag, an dem die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin die Ausgangsbeschränkungen beschlossen. Am kommenden Tag hatte der Chef des Kanzleramts das Papier auf dem Tisch.«
Ausführlicheres in Schock-Papier – verfaßt von Lobbyisten und verstörendem Sprachlehrer, Schockpapier Innenministerium: Verfasser plaudert Interessantes aus und Wie war das noch… mit dem Schock-Papier des Innenministeriums?
(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)
Irgendwie ist dieser Sprachlehrer und Corona-Masken-"Fachmann" nicht ganz koordiniert mit seinem Vorsänger Drosten. Hat der doch nicht daletzt zum Besten gegeben, dass sich in vielen asiatischen Ländern Covid-19 TROTZ Masken ausgebreitet hätte?
Es stellt sich das verstörenden Gefühl ein, dass es VÖLLIG EGAL ist, was diese Leute von sich geben, so lange dabei rüberkommt:
"Corona ist schrecklich. Wir werden alle sterben. Nur die Aufgabe elementarer Freiheits- und Selbstbestimmungsrechte kann uns noch retten! Führer befiel, wir folgen Dir, egal wohin!"
Ganz abgesehen vom unwissenschaftlichen, geradezu naiven Geschwafel des Herrn Kölbl (den ich persönlich zutiefst für sein Pamphlet verachte), frage ich mich ja immer wieder:
Wieso gibt es in diesen vorbildlichen asiatischen Ländern, in denen so gern diese hoch wirksamen Masken getragen werden, immer wieder schwere Grippewellen? So wie in allen anderen Ländern auch?
Es bleibt ein Mysterium.
Sogenannten Verschwörungsideologen und Coronamaßmahmenkritikern wird immer wieder vorgehalten, sie lebten in einer Blase und verstünden sich nur auf einfache "Wahrheiten". "Bill G. ist böse und will die Weltherrschaft…").
Hier merkt man wieder mal: Andersrum wird ein Schuh draus.
22.221, "… Ein Herr Otto Kölbl, so berichtet die welt.de, 21.2.2021 (€), seines Zeichens ein Germanist (also gewissermaßen ein Mann des wirkenden Wortes), hat das Innenministerium wohl in Sachen Covid-19-Strategie beraten.
Warum bedient man sich der Dienste jenes Herrn?
Wer als braver Bürger nach rationalen Erklärungen fürs irrationale Handeln der Mächtigen sucht, dem bleibt zuweilen wenig mehr als der Verweis auf eine okkulte, uns verschlossene Weisheit (»die werden schon wissen, was sie tun«).
Außer seiner Unqualifikation und der rätselhaften Zuneigung gewisser Mächte für ihn ist an diesem Germanisten ein weiteres Detail spannend: Laut welt.de, 21.1.2021 schien er auffällig freundliche Worte für diktatorische Entwicklungen mit der Welt teilen zu wollen (also »Welt« im Sinne der allgemeinen Lebensrealität, nicht mit der ihn aktuell zitierenden Zeitung (soweit eben, wie jener bekannte, china‑, diktaturen- und konzernfreundliche Kurznachrichtendienst mit »Realität« gleichzusetzen sei)):
"[…] Dann schickte Mao die Intellektuellen Kloputzen, und das Land entwickelte sich, während es vorher der „Kranke Mann Asiens“ war.« (Otto Kölbl, 18.2.2021; zitiert nach welt.de, 21.1.2021)
Oder auch, recht sachlich:
"Die grössten Fortschritte hat China unter Mao und dann unter den autoritären Präsidenten Hu Jintao und Xi Jinping gemacht. […] (Otto Kölbl, 18.2.2021, zitiert nach welt.de, 21.1.2021)"
https://www.dushanwegner.com/provisorische-wahrheit/#