Die von zahllosen PolitikerInnen und Medien lange vorgetragene Stimmungsmache gegen "Party-People" und Asoziale, die in Zeiten wie diesen Kindergeburtstage oder Verlobungen feiern oder sich dem Drostenschen Imperativ der "Vorquarantäne" entziehen, trägt die beabsichtigten Früchte.
tagesspiegel.de berichtet heute:
»Anonymer Hinweisgeber meldet Berliner Familie in Ferienhaus bei der Polizei
Weil die Kinder der Familie schon schliefen, ließ die Polizei sie gewähren. Nun muss das Gesundheitsamt über Konsequenzen entscheiden.
Ein anonymer Hinweisgeber hat der Polizei gemeldet, dass sich eine vierköpfige Familie aus Berlin über das Wochenende in einem Ferienhaus in Neuruppin eingemietet habe. Beamte seien am Freitagabend diesem Hinweis auf einen Verstoß gegen das Beherbergungsverbot nachgegangen, berichtete die Polizeidirektion Nord am Sonntag.
Einen negativen Corona-Test habe die Familie nicht nachweisen können. Das Ferienhaus stehe aber in einem ländlich gelegenen Ortsteil der Stadt im Landkreis Ostprignitz-Ruppin ohne direkte Nachbarhäuser, sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage.
Außerdem hätten die beiden kleinen Kinder bereits geschlafen. Daher sei die Familie von den Beamten über die geltenden Abstands- und Hygieneregeln belehrt worden, habe aber in dem Ferienhaus bleiben dürfen.
Die Polizei habe das zuständige Gesundheitsamt informiert, das nun über mögliche Konsequenzen entscheiden müsse.«
Es gibt kein Wort der Kritik im Tagesspiegel. Das Blatt hatte selbst schon Rufmord an Ärzten betrieben (s. Tagesspiegel denunziert Ärzte). Qualitätsmedien setzen sich gerne für das Sperren von Hass-Kommentaren ein – woanders. Hier veröffentlicht das Blatt so etwas:
»Gut gemacht. Hoffentlich folgt eine saftige Geldstrafe.«
»Der Egotripp sogenannter Partypeople wird hart kritisiert. Der Egotripp von Familien ist besser? Warum? Beide verstossen gegen geltendes Recht. Schämen muss sich nur, wer das tut.«
»Leute wie diese uneinsichtige Familie sind doch der Grund für die aktuelle Situation! Alle leben frei nach dem Motto: Ich mache mir die Welt, wie sie MIR gefällt! Hunderten Leuten ist es sche… egal, was passiert! Da werden Partys ohne Ende gefeiert! Da muss man unbedingt im vollbesetzten Flieger nach Malle! Und die Leidtragenden sind doch die, die sich korrekt verhalten! Also ich finde es gut, wenn solche Leute vorgeführt werden!«
In Denunziation leicht gemacht ist zu lesen, daß die Stadt Essen ganz offen zur anonymen Denunziation auffordert. auch in Karlsruhe war das so (s. Nicht nachmachen!).
Der Diskurs wir gezielt verroht: und zwar aus der Chefetage heraus ("Covidioten", "Egotripp", "Partypeople" für Leute, die Ihren Sechzigsten mit ihren Freunden feiern wollen, …).
Zugleich wird das Internet mit Hassbotschaften geflutet, zu 90% von PR-Agenturen und bezahlten Trollen, um Akzeptanz zu schaffen, dass mittels "Nettiquette" und Moderation und "gegen Hate Speech" im Internet den Diskurs auf Kindergartenregel-Niveau zu bringen sei.
Erwachsene Menschen dürfen dann zu einem anderen Erwachsenen Menschen, der sich völlig unbelehrbar und bescheuert gibt, nicht "Du Depp" sagen. Das wäre ja sonst Diskriminierung von Meinungen (gilt aber nur, wenn der Depp die Herrschende Meinung vertritt).
Ja, und manchmal fragt man sich, ob, wenn einst alles wieder gut wird (wird es das?,) dieses Denunziantentum dann versiegt oder doch eher latent vorhanden bleibt.
Als ob es einen jetzt nicht schon genug grausen würde.
N.B. hatte mich erst verschrieben, statt 'latent' -> 'letal'. Paßt leider zu gut…