"Corona-Fonds" kostet EU mehr als 200 Milliarden Zinsen

faz​.net (12.10.23, Bezahlschranke)

Der "FAZ" vom 12.10. ist zu ent­neh­men, daß die EU nicht nur Pharmakonzerne fürst­lich ent­lohnt. Den BürgerInnen wird nicht nur für ver­meint­lich kosten­lo­se "Impfungen" tief in die Tasche gegrif­fen. Sie wer­den auch für das Finanzkapital blu­ten müs­sen – auf Jahrzehnte hinaus.

»Noch vor zwei Monaten zeig­te sich die EU-Kommission außer­stan­de, über­haupt eine Zahl anzu­ge­ben. Was der schul­den­fi­nan­zier­te Corona-Wiederaufbaufonds über die zwi­schen 2028 und 2058 anfal­len­de Rückzahlung der Kredite und die Zinstilgung die euro­päi­schen Steuerzahler kosten wer­de, las­se sich nicht genau vor­her­sa­gen, schrieb EU-Haushaltskommissar Johannes Hahn Anfang August…

Nachdem aus dem Europaparlament Kritik am intrans­pa­ren­ten Gebaren der Kommission laut gewor­den war, hat die EU-Behörde dem Haushaltsausschuss des Parlaments intern nun doch eine detail­lier­te Kalkulation vor­ge­legt. Zugleich haben Ökonomen des Brüsseler Thinktanks Bruegel im Auftrag des Ausschusses eine wei­te­re Analyse mit ähn­li­chen Zahlen erstellt.

Bis zu 230 Milliarden Euro an Zinskosten

Die bei­den Papiere lie­gen der F.A.Z. vor. Die Autoren der Studien beto­nen jeweils aber­mals, die Kosten lie­ßen sich vor allem wegen der schwan­ken­den Zinsen nicht end­gül­tig berech­nen. Sie kom­men dem­entspre­chend auch auf etwas unter­schied­li­che, aber durch­aus ähn­li­che Zahlen. Diese sind aber deut­lich höher als bis­her abseh­bar. Demnach müss­te die EU für Rückzahlung und Zinsen im Jahr 2028 ins­ge­samt knapp 30 Milliarden Euro zah­len. Die Zinskosten allein kal­ku­lie­ren die Ökonomen bis zum Ende der Rückzahlungsperiode im Jahr 2058 auf zwi­schen 225 und 230 Milliarden Euro…

Die Grundidee des Aufbaufonds bestand dar­in, für Hilfsgelder an die Mitgliedstaaten schnell Schulden auf­zu­neh­men und die Rückzahlung auf einen lan­gen Zeitraum zu strecken. Die Kalkulation der Ökonomen betrifft jenen Teil des 750-Milliarden-Euro-Pakets, den die EU den Staaten als nicht rück­zahl­ba­re Zuschüsse gewährt…

In bei­den Papieren ist davon die Rede, dass die EU die Rückzahlung der von ihr auf­ge­nom­me­nen Kredite zwi­schen 2028 und 2058 in gleich­blei­ben­den Beträgen von 14 bis 15 Milliarden Euro schul­tern wer­de. Die Zinszahlungen sol­len degres­siv gestal­tet wer­den, fal­len aber den­noch deut­lich höher aus, als in der Nullzinsphase erwar­tet wor­den war. Je nach „Stressszenario“, also je nach zugrun­de geleg­tem Zinsumfeld, errei­chen die Zinsleistungen im ersten Rückzahlungsjahr 2028 knapp 15 Milliarden Euro. Das bedeu­tet, dass etwa im EU-Budget 2028 allein knapp 30 Milliarden Euro für die Finanzierung der Wiederaufbau-Schulden zu Buche schla­gen wer­den. Zum Ende der Tilgungsperiode sol­len die Zinsen gegen null gehen…«

Was bei nai­ver Betrachtung aus­se­hen mag wie not­wen­di­ge Ausgaben für wirt­schaft­li­che Hilfen "in Zeiten der Pandemie" ent­puppt sich nicht nur als ein inzwi­schen übli­ches rie­si­ges Umverteilungsprogramm von unten nach oben, son­dern zudem als gro­ßer Betrug. Am 5.10.23 war auf faz​.net zu lesen:

»Erstmals hat der Europäische Rechnungshof in die­sem Jahr in gro­ßem Stil die Mittelvergabe aus dem Corona-Fonds über­prüft. Das Urteil fällt ver­nich­tend aus. Von den 13 Finanzhilfezahlungen, für die 2022 ins­ge­samt 46,9 Milliarden Euro in elf EU-Staaten flos­sen, sind nach Angaben des Hofs sechs „in wesent­li­chem Ausmaß feh­ler­be­haf­tet gewe­sen“. Das ist noch nicht alles: „Darüber hin­aus stie­ßen die Prüfer auf Fälle, in denen die Maßnahmen und zugrun­de lie­gen­de Etappenziele oder Zielwerte schlecht kon­zi­piert waren oder Zweifel an der Zuverlässigkeit der Angaben bestanden.“…«

»Geld gegen Reformen«

Ohne Phrasen wie "Zeitenwende" und "histo­risch" geht es weder bei Hochrüstung noch bei angeb­li­cher Digitalisierung und Klimaschutz ab:

»Nachdem die EU-Staats- und ‑Regierungschefs im Juli 2020 das rund 750 Milliarden Euro schwe­re EU-Corona-Wiederaufbauprogramm beschlos­sen hat­ten, sprach Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron von einem „histo­ri­schen Moment“ und Ratspräsident Charles Michel von einer „koper­ni­ka­ni­schen Wende“ in der EU…

Die von der EU am Markt auf­ge­nom­me­nen Gelder soll­ten und sol­len – teils als Zuschüsse, teils als Kredite – nach einem Bedürftigkeitsschlüssel an die Mitgliedstaaten wei­ter­ge­reicht wer­den. Diese sol­len ihre Wirtschaft mit den Aufbau-Mitteln umge­stal­ten und das Geld für diver­se Reformprojekte aus den Bereichen „grü­ner“ Umbau, digi­ta­le Transformation, nach­hal­ti­ges Wachstum, sozia­ler und ter­ri­to­ria­ler Ausgleich, Gesundheits- und Krisenprävention sowie Bildungspolitik aus­geben…«
faz​.net (11.8.23)

Jede ein­zel­ne Floskel ist ver­lo­gen. Grüner Umbau bedeu­tet in Frankreich die wei­te­re Förderung der hei­mi­schen Atomindustrie, in der BRD anhal­ten­de Subventionen der deut­schen Chemie- und Automobillobby. Digitale Transformation – ein Segen, daß sie nir­gends funk­tio­niert und bei Wahnsinnskosten extrem anfäl­lig ist – heißt in erster Linie an Techkonzerne aus­ge­reich­te Milliarden. Wo es nicht durch poli­ti­sche Dummheit wie die Rußland-Sanktionen zer­stört wird, ist Wachstum alles ande­re als nach­hal­tig. Von sozia­lem und ter­ri­to­ria­lem Ausgleich wis­sen gemei­ne Menschen in Ostdeutschland wie Griechenland seit Jahrzehnten ein Lied zu sin­gen. Gesundheitsprävention wird auch in rei­chen EU-Ländern als Krankenhausschließungen über­setzt, als Kaputtsparen und Vergraulen qua­li­fi­zier­ten Personals. Das Wort Bildungspolitik stellt eine Verhöhnung von Kindern, Eltern und der gan­zen Gesellschaft dar.

All das fin­det in einer der wirt­schaft­lich poten­te­sten Regionen der Welt statt, die, wie wir sehen, Geldmittel in nahe­zu gren­zen­lo­sem Ausmaß zur Verfügung stel­len kann. Wie schon immer ist die Frage, für wen. Und wem die Rechnung prä­sen­tiert wird. In die­sem Punkt sind sich die im Auftrag ihrer jeweils wirt­schaft­lich Mächtigen Handelnden einig, egal, ob sie markt­ra­di­kal, neo­fa­schi­stisch, kle­ri­kal-natio­na­li­stisch oder sozi­al­de­mo­kra­tisch aus­ge­rich­tet sind. Stets geht es um das "natio­na­le Kapital", wenn es ger­ne auch euro­pä­isch dra­piert wird. Die Zeche zah­len über­all die­je­ni­gen, deren Kapitalkraft nicht oder kaum vor­han­den ist. Zu oft las­sen sie sich dum­mer­wei­se ein­re­den, daß an ihrem Elend ein Virus, ein Russe oder ein Migrant die Schuld tra­ge. Wie lan­ge mag das gut gehen?

14 Antworten auf „"Corona-Fonds" kostet EU mehr als 200 Milliarden Zinsen“

  1. «Grüner Umbau bedeu­tet […] in der BRD anhal­ten­de Subventionen der deut­schen Chemie- und Automobillobby.»
    Vor allem bedeu­tet in der BRD «grü­ner Umbau» «Klima», obwohl sich immer mehr die Anzeichen ver­dich­ten, dass die Hypothese, der Mensch kön­ne das Klima bein­flus­sen, sich ent­puppt als Grössenwahn und Versuch des Kapitals, den Ökodiskurs zu kapern.
    [>] https://​welt​ex​pe​ri​ment​.com/​b​i​o​s​p​h​a​e​r​e​n​k​r​i​s​e​.​h​tml

    1. "Klima" ist auf­fäl­li­ger­wei­se im Bundeswirtschaftsministerium ange­sie­delt, nicht im Bundesumweltministerium. Es bestä­tigt sich der Verdacht, dass mit Klimaschutzmaßnahmen in erster Linie Wirtschaftsförderung gemeint ist – für einen klei­nen aber ein­fluss­rei­chen Teil der Wirtschaft.

  2. Super, Artur, vor allem dei­ne letz­ten bei­den Abschnitte am Schluss! Hab ich gleich zwei­mal gele­sen und an mei­ne loka­le poli­ti­sche Gruppe geschickt, die ja von Corona noch immer nix wis­sen will.

    1. Dem schlie­ße ich mich an. Danke, Artur!

      Ich bin am Montag wie­der auf der Montagsspaziergangsdemonstration (habe das per­sön­lich nun auf ein- bis zwei­mal pro Monat ein­ge­schränkt) und wer­de damit für mei­ne Redebeiträge arbei­ten kön­nen (wir pro­bie­ren zum zwei­ten Mal etwas Neues aus).
      Wie auch mit meh­re­ren ande­ren Informationen hier …

      Corodok ist so wenig am Ende, wie der Corona-Wahnsinn der Menschheit ein Ende gefun­den hat (so sehr sie auch durch ande­ren, viel­leicht noch grö­ße­ren Wahnsinn nun­mehr ver­sucht, der Menschheit ein Ende zu machen).

  3. Das wird nicht mehr all­zu­lan­ge gut­ge­hen, mit den Geldmitteln die angeb­lich in nahe­zu gren­zen­lo­sem Ausmaß zur Verfügung stün­den. Das bil­der­buch­haf­te Doppeltop an den Aktienmärkten sei erwähnt und ja, die sagen­haf­te Staats-Überschuldung.
    Vor dem Hintergrund ist das gere­de von der bald sin­ken­den Inflation Unsinn, es geht über­haupt kein Weg an hoher Inflation vor­bei. Und das ist noch das ange­nehm­ste Szenario.

  4. Wir soll­ten Mutter Ursula ver­trau­en. Sie wird das alles schon rich­ten. Unser Geld ist bei ihr in guten Händen. Gott seg­ne sie.

  5. Um auch zu wis­sen was es alles so umzu­ver­tei­len gibt hat man 2022 den Zensus gestar­tet, unter der hei­li­gen Angela der Schlachthöfe den Lastenausgleich neu novel­liert usw. Otto-Normalverbraucher kann ja im Normalfall nicht mal schnell sein biss­chen Inventar in eine Steueroase ver­schie­ben. Er soll glück­lich sein, wenn er nichts besitzt.

    Eine Art Meta-Studie zu Mechanismen der Umverteilung hier:
    https://​club​der​kla​ren​wor​te​.de/​d​i​e​-​b​e​w​u​s​s​t​s​e​i​n​s​e​r​w​e​i​t​e​r​u​n​g​-​z​u​-​k​r​i​s​e​n​-​u​n​d​-​k​r​i​e​g​en/

    Das komi­sche ist, dass ein Großteil der Leute, die man dar­auf anspricht, nur ein­fach mal der Spur des Geldes zu fol­gen. in die­sem Punkt oft­mals genau­so in kogni­ti­ve Dissonanz ver­fal­len wie beim Thema Corona. Man darf sich dar­über nicht ärgern, muss es halt zur Kenntnis neh­men. Es ist halt so. In der Vergangenheit (als es noch kein Internet oder ande­re moder­ne Massenmedien gab) sind ja auch vie­le Leute in Kirchen gerannt und haben sich allen mög­li­chen Unfug ange­hört und wenn es not­wen­dig war, haben die Priester fix mal die Waffen geseg­net. Geschichte wie­der­holt sich halt immer wie­der – nur die Erscheinungsformen ändern sich.

    1. @arnulf: Schon wahr. Aber man­ches ist Kappes, wie wir aus dem Rheinland zu sagen pfle­gen. Der Zensus ist der Flop des Jahres 2022, zum Lastenausgleich sagt selbst das Lobbyportal immo​ver​kauf24​.de zu Recht: "Die im Netz ver­brei­te­ten Gerüchte über Zwangszahlungen für Immobilieneigentümer sind falsch!" 

      Die Prognose des Glücklichseins ohne Besitz als eine Forderung von Klaus Schwab bzw. des WEF ist eine der hart­näckig­sten Falschinformationen. Es gibt in der Tat einen Forbes-Artikel aus dem Jahr 2016 unter dem Titel "Welcome To 2030: I Own Nothing, Have No Privacy And Life Has Never Been Better". Verfaßt wur­de er von der däni­schen Politikerin Ida Auken. Sie ist eine von hun­der­ten "Young Global Leaders" des WEF und hat den Beitrag anläß­lich der Jahrestagung des "Global Future Councils" des Weltwirtschaftsforums ver­faßt. Und es gibt ein Video, in dem u.a. die­ser Satz ver­wen­det wird ("You'll own not­hig. And you'll be hap­py"), als eine von "8 Prognosen für die Welt im Jahr 2030". Wollte man alle die­se Prognosen als Pläne des WEF anse­hen, dann setz­te es sich eben­so ein für die­se wei­te­ren Ziele: "The US won't be the world's lea­ding super­power", "A bil­li­on peo­p­le will be dis­pla­ced by cli­ma­te chan­ge", "Western values will habe been tested to the brea­king point". Diese Auswahl mag zei­gen, daß die Gedankenspiele nicht not­wen­dig die Zielsetzungen des WEF aus­drücken. Daß es das Anliegen des Weltwirtschaftsforums ist, Kapitalismus, wirt­schaft­li­che Ungleichheit und Umverteilung von oben nach unten zu för­dern, steht dabei außer Zweifel.

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