Schwurbler ohne Doktortitel? Das hat die Welt Christian Drosten geglaubt:

Im 33. sei­ner belieb­ten Podcasts nahm der Chefvirologe am 20.4.2020 Stellung zu dro­hen­den "Lockerungen" nach den grund­rechts­ein­schrän­ken­den Maßnahmen. Er mach­te sich "tat­säch­lich ein biss­chen Sorgen dar­über". Denn:

»… Man [muss] sich immer kri­tisch die Frage stel­len: Können wir was über­se­hen haben? Und wenn ja, was könn­te das sein?

Diffusion unter der Decke der Maßnahmen

Da gibt es schon eini­ge Dinge, an die man den­ken kann. Einen Punkt hat­te ich letz­te Woche schon ange­spro­chen. Das ist die­se Idee, dass sich die Erkrankung unter der Decke der Maßnahmen wei­ter­ver­brei­tet, ohne dass man das merkt. Die Frage ist: Was heißt das, die­se Weiterverbreitung? Das sind eben dif­fu­se Prozesse. Also wenn Sie irgend­wo etwas star­ten, ört­lich oder räum­lich, dann ver­teilt sich das von selbst. Also wir haben Konzentrationsgradienten: Irgendwo ist eine Konzentration hoch, und irgend­wo anders ist die Konzentration nied­rig und durch selbst­tä­tig lau­fen­de Vorgänge, die im Hintergrund lau­fen und schlech­ter zu kon­trol­lie­ren sind, glei­chen sich bestimm­te Konzentrationen an. Das ist ins­ge­samt, was man unter Diffusion versteht.

Korinna Hennig: Konzentration der Infektionszahlen, mei­nen Sie jetzt?

Christian Drosten: Ja, genau. Also auf das Beispiel der Infektion jetzt über­tra­gen, wür­de das das bedeu­ten. Zum Beispiel mal gesagt: Da kommt jemand aus dem Skiurlaub zurück, und in dem Ort, wo er ist oder in der Nachbarschaft, wo er wohnt, dort geht eine Infektionskette los. Aber in ande­ren Teilen der Stadt, wo kein Skifahrer zurück­ge­kom­men ist, eben nicht. Das ist die­se Anfangssituation der Einsaat von frü­hen Infektionsketten, die wir in Deutschland in der Zeit Anfang März hat­ten. Relativ bald kamen wir dann zu einer Situation, wo wir die Maßnahmen der Kontaktminimierung ein­ge­führt haben in Deutschland. Und die­se Situation, die­se ört­lich ver­teil­te, die­se ört­lich hete­ro­ge­ne Konzentration von Fällen ist dadurch ein Stück weit ein­ge­fro­ren wor­den, sodass an bestimm­ten Orten viel Virus war und an ande­ren Orten gar nicht«
ndr​.de, 20.4.20

Man sieht die Epidemie-Tätigkeit in überproportionaler Art und Weise in den nackten Zahlen nicht. Ach, wieso?

Bereits zu die­ser Zeit ist das Muster der zahl­lo­sen Podcasts zu erken­nen. Frau Hennig stellt eine von Tatsachen nicht in gering­ster Weise tan­gier­te Frage und Herr Drosten ant­wor­tet mit "Genau!".

»Korinna Hennig: Und weil asym­pto­ma­ti­sche Infizierte ja auch eine gro­ße Rolle spie­len dabei und wir es nicht bemerken.

Christian Drosten: Und weil asym­pto­ma­ti­sche Infizierte eine gro­ße Rolle spie­len, genau. Man merkt das nicht. Und man merkt auch im Moment noch nicht die Auswüchse aus die­sen Eintragungen an ande­re Orte und in ande­re Altersgruppen. Das ist etwas, das man in den nack­ten Zahlen im Moment nicht sieht. Also in der Auffassung, die effek­ti­ve R, die momen­ta­ne Rate, die ist jetzt unter eins, das stimmt schon. Aber man sieht nicht die­se Hintergrundeffekte. Das führt dann dazu, wenn jetzt R wie­der über eins kom­men soll­te, dass plötz­lich die Epidemie-Tätigkeit in über­pro­por­tio­na­ler Art und Weise oder in nicht erwar­te­ter Wucht wie­der los­geht, wegen der ört­li­chen Verteilung, dass plötz­lich der Eindruck ent­steht, wir neh­men jetzt Maßnahmen zurück, über­all geht das Leben wie­der los. Und auf ein­mal hat man eine Wucht einer Infektionswelle inner­halb von einem Monat, die man nicht erwar­tet hat­te. Hinter der ste­hen dann plötz­lich auch wie­der neue Todesfälle, die die Intensivstationen bela­sten in einer Art, mit der man im Moment nicht rech­net, wenn man im Moment sagt: Ach, wie­so? Die Intensivstationen sind gera­de nur halb voll und in München wird es schon wie­der weniger.

Solche Effekte sind fast zwangsläufig

Übrigens, in der Charité wird es nicht weni­ger. Wir haben hier nie eine Situation von einer sehr hohen Übertragung gehabt in Berlin, trotz­dem wer­den die Intensivstationen der Charité immer vol­ler, lang­sam, lang­sam, lang­sam, immer ein paar Patienten dazu«

Hongkonger Experten führen zu einer Auffassung, die mich immer wieder beschleicht

Noch hat­te er sei­ne alle­samt an den Haaren her­bei­ge­zo­ge­nen Cluster- und Perkulationstheorien nicht an die Öffentlichkeit gebracht. Heute sind es Diffusionseffekte:

»Ich möch­te hier nicht vor­sich­tig aka­de­misch spe­ku­lie­ren, son­dern ich erwar­te, dass es zu die­sen Effekten kommt. Denn das sind Diffusionseffekte, die fast zwangs­läu­fig sind…

Ich lese eigent­lich sehr viel aus dem Ausland. Ich lese wis­sen­schaft­li­che Artikel. Ich lese aber auch über die Meinungen von ame­ri­ka­ni­schen und eng­li­schen und ins­be­son­de­re auch Hongkonger Experten zu die­sem Thema und dar­aus for­miert sich die­se Auffassung, die mich immer wie­der beschleicht…«

Schweden hat die Maßnahmen hochgefahren. Man sieht jetzt zunehmende Todeszahlen

»Vielleicht kann man sagen, durch das, was die Schweden von vorn­her­ein nicht for­mal ein­ge­führt haben, aber durch Aufklärung der Bevölkerung und durch Kooperation der Bevölkerung schon erreicht haben, dass sich klei­ne Verhaltensänderungen über ein Nachdenken, Information der Bevölkerung ein­ge­stellt haben. Das ist viel­leicht genau das­sel­be, was wir jetzt in Deutschland haben. Dadurch, dass über die­se Zeit der Kontaktbeschränkungen jetzt auch bei vie­len in Deutschland ein Lerneffekt ein­ge­tre­ten ist und vie­le mehr dar­über nach­ge­dacht haben. Dass wir jetzt aber auch ein paar Maßnahmen lockern. Vielleicht tref­fen sich Schweden und Deutschland in Wirklichkeit schon längst am sel­ben Punkt. Es ist nicht so, dass die Maßnahmen in Schweden so gering sind. Man muss aber schon sagen, Schweden hat das lang­sam hoch­ge­fah­ren, die Erkenntnis hat sich lang­sam durch­ge­setzt. Und man sieht jetzt, dass die Todeszahlen wirk­lich zunehmen.

Korinna Hennig: Also ein Bild, das sich teil­wei­se auch viel­leicht ein biss­chen ver­selb­stän­digt hat…«


Die Frau hat dafür den Grimme-Preis und zahl­rei­che ande­re Auszeichnungen erhal­ten. Ein Einschub über sie.

Der Blog "Germanistik im Beruf" lobt:

»In der klar struk­tu­rier­ten Präsentation über ihre Aufgaben in der Redaktionsarbeit und Produktion von Podcasts wird spür­bar, dass eine inten­si­ve the­ma­ti­sche Vorbereitung zu Hennigs Alltag in der Wissenschaftsredaktion gehört. Einige Wortspiele kann sie sich dabei nicht ver­knei­fen; in die­sen Momenten blitzt selbst­iro­nisch die Germanistin in ihr auf…

„Germanistische Grundkenntnisse kön­nen vor unbe­wuss­tem Framing schüt­zen“, mahnt Hennig – sowohl bei der Reflektion eige­ner als auch frem­der Texte…«

In einem ganz ande­ren Zusammenhang war heu­te im Bundestag die Rede von "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing":

daim​ler​-benz​-stif​tung​.de

Das kleine Dorf Vo und die Asymptomatischen, die nicht durch die Lappen gegangen sind

»Es gibt eine Studie, die fin­de ich inter­es­sant. Die ist in einem klei­nen Dorf gemacht wor­den, das heißt Vo. Das ist eine Studie, die jetzt auch als Preprint erschie­nen ist. Das ist eine Kooperation zwi­schen ita­lie­ni­schen Epidemiologen und der Gruppe von Neil Ferguson aus London, einer der welt­weit füh­ren­den Epidemiologen-Gruppen.

Korinna Hennig: Am Imperial College.

Christian Drosten: Genau, am Imperial College ist das. Da sieht man etwas Interessantes, ins­be­son­de­re zur Rate der Asymptomatischen. Was hier pas­siert ist: Es ist ein klei­nes Dorf, wo es nur ein paar hun­dert Einwohner gibt, also kein Riesenort. Einer der Orte, wo die ersten Fälle in Italien über­haupt auf­ge­tre­ten sind. Es gab am 21. Februar einen Todesfall und es kam dann zwei Tage spä­ter zu der Verhängung einer ziem­lich dra­sti­schen Ausgangssperre. Und dann nur für zwei Wochen, also eine rela­tiv kur­ze Beobachtungszeit, in der die­se Studie gemacht wur­de. Es wur­de am Anfang die­ser zwei Wochen und am Ende die­ser zwei Wochen jeweils ein­mal fast die gan­ze Bevölkerung, fast jeder im Ort (weil das nur ein paar hun­dert Leute sind) mit der PCR auf das Vorhandensein von Virus gete­stet. Da gibt es eine ganz inter­es­san­te Beobachtung, und zwar: In der ersten Untersuchung hat­te man in der gan­zen Bevölkerung – und die Alterskohorten waren unge­fähr gleich reprä­sen­tiert in der Testung, unge­fähr 70, 80 Prozent der Mitglieder jeder Alterskohorte waren wirk­lich erfasst in dem Test -, da kann man sagen, in der Bevölkerung dort gab es 41 Prozent Asymptomatische. Und spä­ter in der zwei­ten Untersuchung gab es 45 Prozent Asymptomatische…

Das hat mich von der Präzision der Datenerhebung beein­druckt. Ich glau­be, dass das ein Wert ist, von dem man schon mal aus­ge­hen kann. Insbesondere auch des­we­gen, weil ich nicht glau­be, dass einem dort Infektionen durch die Lappen gegan­gen sind. Denn man hat in kur­zem zeit­li­chem Abstand fast alle Personen in der PCR gete­stet. Da ist zwar kei­ne Antikörpertestung dabei gewe­sen, aber wenn man so eng­ma­schig testet, dann hal­te ich da schon sehr, sehr gro­ße Stücke drauf. Ich den­ke, das ist eine Zahl, mit der man jetzt arbei­ten kann in Zukunft.

Korinna Hennig: Kann das sogar auch ein biss­chen aus­sa­ge­kräf­ti­ger sein, weil man auf das Virus direkt gete­stet hat und eben nicht auf Antikörper, wie es in Gangelt zum Beispiel gemacht wur­de, weil die Studie dort ein­fach spä­ter war? Sodass man da bes­ser hoch­rech­nen kann, weil doch weni­ger Unwägbarkeiten dabei sind?

Christian Drosten: Kein Test ist per­fekt. Sowohl PCR wie auch Antikörpertestung haben ihre Grenzen, und die muss man mit ein­rech­nen…«

Nein, ich wer­de jetzt nicht schrei­ben, was ich von der Qualifikation der Wissenschaftsredakteurin halte.

Und das steht in der Studie

Einem Kommentar auf coro­dok ver­dan­ke ich den Hinweis dar­auf, was in der Studie wirk­lich steht, die Drosten erwähnt. Zunächst ein­mal gibt er kei­ne ein­zi­ge Zahl kor­rekt wie­der, was bei einer Live-Radioshow viel­leicht zu ver­zei­hen ist. Im wesent­li­chen rich­tig ist sein Zitat zu "Asymptomatischen". In der Studie heißt es:

»Bemerkenswert ist, dass 42,5 % (95 % CI: 31,5–54,6 %) der bestä­tig­ten SARS-CoV-2-Infektionen, die in den bei­den Erhebungen fest­ge­stellt wur­den, asym­pto­ma­tisch waren (d. h. sie hat­ten zum Zeitpunkt der Abstrichuntersuchung kei­ne Symptome und ent­wickel­ten auch danach kei­ne Symptome).«

Man könn­te sagen, wenn knapp die Hälfte der "Infizierten" kei­ner­lei Auswirkungen bemerk­ten, kann es mit dem Test nicht so beson­ders gut bestellt sein. Allerdings ist die Datengrundlage denk­bar klein. Ich weiß nicht wie in Drostens hei­mat­li­chen Emsland klei­ne Dörfer defi­niert wer­den. In Vo leb­ten nach der Studie 3.275 Menschen. So gut wie nie­mand von ihnen wur­de posi­tiv getestet:

natu​re​.com

Einen Tag, nach­dem die letz­ten Tests vor­ge­nom­men wur­den, schick­te die ita­lie­ni­sche Regierung 10 Millionen Menschen im Norden des Landes in einen har­ten Lockdown. Dabei hat­te die Studie ergeben:

»Ein beträcht­li­cher Teil der infi­zier­ten Teilnehmer (58,9 %; 95 % CI: 46,8–70,3 %, prä­sym­pto­ma­tisch, sym­pto­ma­tisch und asym­pto­ma­tisch in allen Altersgruppen) hat die Infektion zwi­schen der ersten und der zwei­ten Erhebung über­wun­den, d. h. der Test war bei der zwei­ten Erhebung nega­tiv, wäh­rend er bei der ersten Erhebung posi­tiv war.«

"Alles gesund", aber positiv getestet

Dennoch darf man auf die­se Ergebnisse nichts geben. Wie lächer­lich die Basis war, wird an die­ser Passage deutlich:

»Die Rolle der asym­pto­ma­ti­schen Personen bei der Übertragung
Das Vorhandensein einer signi­fi­kan­ten Anzahl asym­pto­ma­ti­scher SARS-CoV-2-Infektionen wirft die Frage auf, ob die­se Personen das Virus über­tra­gen kön­nen. Um die­se Frage zu klä­ren, führ­ten wir eine umfas­sen­de Analyse der Kontaktverfolgung bei den 8 Neuinfektionen durch, die in der zwei­ten Erhebung iden­ti­fi­ziert wur­den (ergän­zen­de Tabelle S1). Drei der Neuinfektionen tra­ten mit leich­ten Symptomen auf und erfor­der­ten kei­ne Krankenhauseinweisung. Person 1 leb­te mit sym­pto­ma­ti­schen infi­zier­ten Verwandten in der­sel­ben Wohnung. Testperson 2 hat­te Kontakt zu vier infi­zier­ten Verwandten, die zum Zeitpunkt des Kontakts kei­ne Symptome auf­wie­sen. Testperson 3 berich­te­te von Kontakten mit zwei infi­zier­ten sym­pto­ma­ti­schen Personen vor der Abriegelung. Fünf der acht Neuinfektionen zeig­ten kei­ne Symptome; Testperson 4 teil­te die Wohnung mit sym­pto­ma­tisch infi­zier­ten Verwandten. Proband 5 gab an, vor der Abriegelung eine asym­pto­ma­ti­sche infi­zier­te Person getrof­fen zu haben; die Probanden 6 und 7 berich­te­ten von kei­nem Kontakt mit posi­ti­ven Personen und Proband 8 leb­te mit einem asym­pto­ma­ti­schen und einem sym­pto­ma­ti­schen Verwandten in der­sel­ben Wohnung. 

Wir fan­den auch Hinweise dar­auf, dass die Übertragung vor dem Auftreten von Symptomen erfol­gen kann, wie im Folgenden für einen Familiencluster beschrie­ben. Person A (ergän­zen­de Tabelle S2) war die erste bestä­tig­te SARS-CoV-2-Infektion in der Familie, die am 22. Februar fest­ge­stellt wur­de: Die Person zeig­te am 22. Februar leich­te Krankheitssymptome, wur­de am 25. Februar in die Abteilung für Infektionskrankheiten ein­ge­lie­fert und am 29. Februar mit Quarantänebeschränkungen wie­der ent­las­sen. Der Partner (Testperson B) und die Kinder (Testpersonen C und D) wur­den am 23. Februar posi­tiv gete­stet, zeig­ten jedoch nur leich­te Symptome und muss­ten nicht ins Krankenhaus ein­ge­wie­sen wer­den. Proband A berich­te­te, dass er drei oder vier Tage vor Ausbruch der Symptome zusam­men mit einem Elternteil (Proband E) und drei wei­te­ren Geschwistern (Probanden F, G und H) an einem Familientreffen teil­nahm. Zu die­sem Zeitpunkt waren sie alle gesund. Nasen- und Rachenabstriche bestä­tig­ten das Vorhandensein von vira­ler RNA bei allen Familienmitgliedern. Die Übertragungsdynamik inner­halb die­ser Familie zeigt deut­lich, dass die Übertragung von SARS-CoV‑2 in den frü­hen Stadien der Infektion und bei Fehlen von Symptomen erfolg­te.«
sta​tic​-con​tent​.sprin​ger​.com

Mit der­art hane­bü­che­nen Daten einer vom Wellcome Trust und ande­ren Stiftungen finan­zier­ten Studie konn­te Christian Drosten wöchent­lich Panik ver­brei­ten. Wer ihn des­halb Verbrecher nennt, wird bestraft.

Gut, wir rechnen das mal so und mal so

Eine wei­te­re Studie zur Prävalenz kommt zur Sprache. Ich habe sie mir erspart und zitie­re nur den Virologen:

»Korrigiert auf die Altersgruppen hät­te man 2,8 Prozent bei über 3000 Personen, die man gete­stet hat. Das ist vom Umfang gar nicht so eine schlech­te Studie. Was man dann noch gemacht hat, man hat noch eine Korrektur rein­ge­rech­net auf die Test-Performance. Das ist so gemacht wor­den: Man hat 37 bekannt Positive vor­her im Labor mit die­sem Test gete­stet und auch 30 bekannt Negative gete­stet. Was man gese­hen hat, ist, der Test hat nicht alle der Positiven erkannt, son­dern nur 68 Prozent von denen. Darum sagt man, da muss man auf die gefun­de­ne Rate noch was oben­drauf rech­nen. Also wenn wir sagen, 70 Prozent kön­nen wir erken­nen mit dem Test, dann rech­nen wir Dreisatz, um die 100 Prozent zu bestim­men, das ist leicht zu verstehen.

Es gibt noch einen ande­ren Rechenweg, das ist über die Herstellerangabe. Auch der Hersteller hat eine Vorvalidierung gemacht mit unge­fähr 70 Patienten. Der fin­det natür­lich, wie Hersteller das manch­mal so fin­den, dass 100 Prozent Sensitivität besteht. Also der Hersteller sagt: Unser Test ist voll­kom­men qua­li­fi­ziert. Jeder wird erkannt, der gete­stet wird. Dann kann man sagen: Gut, wir rech­nen das mal so und mal so und je nach­dem, wie man das rech­net, kommt man dar­auf, dass 2,5 oder 4,2 Prozent popu­la­ti­ons­kor­ri­giert dann als posi­tiv zu wer­ten sind. Also der höch­ste anzu­neh­men­de Wert, der aus die­ser Studie raus­kommt, sind 4,2 Prozent Bevölkerungsprävalenz. Wenn man den Test nimmt und an die Bevölkerungsaltersgruppen anpasst: 2,8 Prozent.«

Die Fraktion der Bevölkerung, die Antikörper hat

»Korinna Hennig: Prävalenz ist die Zahl derer, die schon betrof­fen waren von der Infektion.

Christian Drosten: Ja, genau. Also die Fraktion der Bevölkerung, die Antikörper hat

Wir kön­nen im Moment sagen, 2 Prozent Falsch-Positiven-Rate – das sind nur Anhaltswerte, die ich aus Erfahrung und aus unse­ren eige­nen Validierungsarbeiten über den Daumen gepeilt jetzt sagen kann, das sind unse­re Erfahrungswerte. Wir müs­sen ein­fach so eine Zahl abzie­hen, aber die kann man in einem Test ganz schwer erken­nen. Wenn wir sagen, wir rech­nen mal mit 2 Prozent, die kann ich nicht erken­nen, wie das jetzt in die­ser Studie gemacht wur­de, wenn man das an 30 Negativen testet. Also wenn ich 2 von 100 erken­nen möch­te, aber in Wirklichkeit nur 30 teste, dann ist das Risiko, dass ich aus rei­nem Zufall den einen, den ich jetzt erken­nen möch­te oder nicht erken­nen kann, ob ich den jetzt erken­ne oder nicht, das ist eine rei­ne sta­ti­sti­sche Verteilung. Und in die­ser Studie war es so, die haben 30 Negative gete­stet und da wur­de kei­ner falsch posi­tiv. Aber was heißt denn das?

Korinna Hennig: Kann Zufall gewe­sen sein.

Christian Drosten: Genau, das kann Zufall sein… Ich bin in die­ser Nennung der Zahlen ganz bewusst grob. Ich bin ganz bewusst nicht hin­ge­gan­gen und habe mir das auf einem Blatt Papier auf­ge­schrie­ben und alles mit Confidence-Intervall durch­ge­rech­net, weil ich die­sen Punkt gar nicht machen möch­te. Ich möch­te nur sagen, wir bewe­gen uns hier im nied­rig-ein­stel­li­gen Bereich als Folge aus die­ser Studie…«

Zweifellos hat Drosten hier einen Punkt. Die Verve, mit er die klei­nen Zahlen hier kri­ti­siert, die ihm bei der zuvor genann­ten Studie nicht bemer­kens­wert waren, mag dar­auf zurück­zu­füh­ren sein: Man hat­te nicht sei­nen "Goldstandard" ver­wen­det, son­dern einen "Schnelltest von einer Firma, die den ein­fach mal so auf den Markt gewor­fen hat".

Der Eindruck, den ich hier nennen kann, ohne genaue Zahlen nennen zu wollen

»Keine nen­nens­wer­te Herdenimmunität

Aus all die­sen Gründen will ich hier kei­ne exak­ten Zahlen rech­nen, son­dern ich will nur sagen, die Botschaft aus die­ser Studie ist, die kön­nen wir auch für uns anneh­men: Wir haben im ganz nied­rig ein­stel­li­gen Bereich die Antikörper-Prävalenz. Und das ist das, was man auch aus ande­ren Ländern im Moment hört, in ande­ren euro­päi­schen Ländern. Auch in Deutschland gibt es erste Kollegen im Labormedizinbereich, die sagen, wie ihre Zahlen aus­se­hen, und wir sel­ber betrei­ben auch ein gro­ßes Labor. Wir haben eini­ge Tausend ELISA-Teste gemacht. Das ist auch der Eindruck, den ich hier nen­nen kann, ohne genaue Zahlen nen­nen zu wol­len. Wir bewe­gen uns in all die­sen Situationen, nicht nur in Deutschland, immer dort, wo Labore sind, die schon viel gete­stet haben, in die­sem Bereich bei zwei Prozent, viel­leicht mal drei Prozent. Aber dann muss man dazu­sa­gen, eigent­lich sind bestimm­te Sachen, die man abzie­hen muss, noch nicht abge­zo­gen. Also wir haben kei­ne Situation, wo man sagen könn­te, hier besteht schon eine nen­nens­wer­te Herdenimmunität. Wir sind über­haupt nicht in der Nähe einer Herdenimmunität.«

Eine Studie aus Island lieber nicht besprechen

»Korinna Hennig: …Wie sehr sind Kinder eigent­lich betrof­fen von Infektionen, von Erkrankungen? Wie sehr kön­nen sie Überträger sein? In China ver­öf­fent­licht man rela­tiv viel dazu, gera­de zu die­ser Frage der Attack-Rate.

Christian Drosten: Ja, es ist so, dass nicht nur in China, son­dern auch in Island Daten ver­öf­fent­licht wor­den sind. Gerade die­se islän­di­sche Studie hat sehr star­ke Diskussionen auch in Fachkreisen aus­ge­löst, aber sehr viel mehr noch in der Öffentlichkeit.

Korinna Hennig: Die ist kein Preprint mehr mitt­ler­wei­le. Deswegen auch in der Öffentlichkeit: Im "New England Journal" erschienen.

Christian Drosten: Richtig. Fachkreise haben die­se Studie schon län­ge­re Zeit gekannt. Ich habe auch über­legt, in Vorbereitung auf den Podcast, ob wir die mal bespre­chen sol­len. Ich habe mich dage­gen ent­schie­den, weil ich die für gefärbt hal­te. Das ist erst mal eine beein­drucken­de Studie, eine gro­ße bevöl­ke­rungs­ba­sier­te Studie, wo man ganz vie­le Personen in Island mit der PCR gete­stet hat auf das Vorliegen von Erkrankungen. Einer der Befunde dort, der sich zeigt, ist: Man fin­det wenig Infektionen bei Kindern. Das Problem ist hier, ich will da nicht detail­liert dar­auf ein­ge­hen, ich will nur sagen, ganz grob gespro­chen, wir haben hier auch wie­der eine Verfärbung in die­ser Studie drin…«

Andere hat­ten über die Studie berich­tet, bei­spiels­wei­se coro­dok. Dort gibt es wei­te­re span­nen­de Infos aus Island.

Kinder haben noch viel seltener Symptome als Erwachsene. Das hilft uns aber nicht bei Schulschließungen

»Ich glau­be, es ist inzwi­schen unbe­strit­ten anhand der vor­han­de­nen Daten und der Charakterisierungen von Kindern, dass das Vorkommen von Symptomen bei Kindern noch viel sel­te­ner ist als bei Erwachsenen.

Wie stark kön­nen Kinder das Virus verbreiten?

Nur hilft uns das alles ja nicht hin­sicht­lich unse­rer öffent­li­chen Diskussion zu Schul- und Kita-Schließungen oder wie­der Aufhebungen die­ser Maßnahmen. Dort inter­es­sier­te uns etwas ande­res, näm­lich die Frage, ob Kinder über­haupt infi­ziert wer­den in einer bestimm­ten Rate und ob sie dann logi­scher­wei­se auch ande­re wie­der infi­zie­ren kön­nen? Da gibt es zu die­ser Sachlage nur eine ein­zi­ge Studie, die mir bekannt ist in der Literatur. Das ist eine Studie, der Erstautor heißt Bi, das ist eine chi­ne­si­sche Studie, die ist schon am 27. März in Med Archives erschie­nen, auf einem Preprint-Server…

Da kann man mit sta­ti­sti­scher Sicherheit etwas sagen, dass man als Take-home-Message, als Nachricht für zu Hause sich mer­ken kann: Die Kinder aller Altersgruppen und die Erwachsenen haben unge­fähr glei­che Attack Rates…«

Eine Zeitschrift oder ein Portal namens "Med Archives" habe ich nicht gefun­den, die Suche nach einem Autor namens Bi erspa­re ich mir. Stop, Kommando zurück. In einem Kasten wird die­se Studie, aller­dings auf medrxiv​.org, genannt. Darin ist nichts zu fin­den zur Frage, ob Kinder "ande­re wie­der infi­zie­ren kön­nen". Vielmehr geht es dar­um, "daß Kinder einem ähn­li­chen Infektionsrisiko aus­ge­setzt sind wie die Allgemeinbevölkerung".

»Korinna Hennig: Das heißt, mög­li­cher­wei­se ist die Frage, die offen ist und die uns Hoffnung machen könn­te, auch eine, die nega­tiv beant­wor­tet wer­den muss? Kinder spie­len mög­li­cher­wei­se die glei­che Rolle wie alle anderen?

Christian Drosten: Das wäre eine Schlussfolgerung, die man zie­hen könn­te. Da muss man aber sagen, das ist nur eine Studie. Ich hät­te so etwas ger­ne auch noch mal aus meh­re­ren Studien bestä­tigt. Also eine Studie, da weiß man immer nie, was los ist. Natürlich wäre es inter­es­sant, das auch mal in Europa erho­ben zu haben. Vielleicht sind die Haushaltsstrukturen und Familienstrukturen in China auch ein biss­chen anders. Das wäre inter­es­sant, das in Europa zu sehen…«

Die typi­sche Drosten-Masche. Erst etwas groß behaup­ten und sich dann eine klei­ne Hintertür bau­en. Sicherheitshalber betont er aber noch einmal:

Egal wie, Schulschließungen sind schon eine gute Sache

»[Es] könn­te es, dass hier die Kinder nicht mehr als die Erwachsenen aus­schei­den. Vielleicht sind die Kinder genau wie Erwachsene zu betrach­ten. Aber dann ist es immer noch eine berech­tig­te Überlegung mit den Schulen, dass man die redu­ziert oder schließt. Ich will bei den Daten blei­ben und nicht bei Empfehlungen an die Politik, son­dern sagen, wie es aus­sieht. Es sieht nach die­ser Studie so aus: Kinder infi­zie­ren sich genau­so häu­fig wie Erwachsene. Ob sie gleich viel aus­schei­den, wis­sen wir nicht…

Übrigens: Ich fin­de es auf­fäl­lig, vie­le Sachen, die wir hier bespre­chen, die erschei­nen nach eini­gen Wochen wirk­lich in den höchst­ka­li­bri­gen Journals. Also fast immer fin­den wir unse­re bespro­che­nen Studien spä­ter in "Nature", "New England Journal", "Lancet" oder jetzt "Nature Medicine" wie­der. Wir haben anschei­nend eine gute Trefferquote und einen guten Riecher auf Qualität

Goldfische zeigen: PCR sagt nichts über Infektiosität aus

Drosten kommt noch ein­mal auf die Vo-Studie zurück.

»Wenn jemand vier Tage Symptome hat­te, ist er fast nicht mehr infek­ti­ös. Und nach einer Woche Symptomatik ist er nicht mehr infektiös.

Korinna Hennig: Auch wenn man in der PCR-Testung, wir haben das Bild mit den Goldfischen hier im Podcast gehabt, trotz­dem das Virus noch manch­mal nach­weist. Das ist dann kein Hinweis dar­auf, wie infek­ti­ös es noch ist.

Christian Drosten: Richtig, das hat nichts mit­ein­an­der zu tun. Die Überlegung mit den Goldfischen und dem manch­mal noch posi­ti­ven Nachweis selbst nach drei oder vier Wochen – das ist alles mög­lich -, aber das ist RNA in der PCR. Während die Aussage, die ich gera­de noch mal wie­der­ge­ge­ben habe aus die­sem Paper, dass die Infektiosität nach vier Tagen prak­tisch vor­bei ist und nach einer Woche ziem­lich ganz vor­bei ist, das basiert nicht auf schnö­den direk­ten Nachweisen in irgend­wel­chen Labortesten, son­dern das basiert auf bestens auf­ge­ar­bei­te­ten sta­ti­sti­schen Daten von Infektionsketten. Von wirk­li­chen Übertragungsereignissen, wo man ganz genau ana­ly­siert: Wer hat sich wann an wem infi­ziert? Und wie lagen jeweils die Symptome? Das basiert gar nicht auf Laboruntersuchungen, son­dern auf genaue­sten epi­de­mio­lo­gi­schen Modellierungen.

Modellierungen sind kein Kartenhaus

Auch noch mal ein gutes Beispiel hier, ich habe das schon mehr­mals gesagt, ich wür­de es ger­ne noch mal sagen: Man darf nie den Fehler machen, zu sagen, eine epi­de­mio­lo­gi­sche Modellierung, das ist nur eine Modellierung. Und wenn man da einen Faktor ändert, dann bricht das alles wie ein Kartenhaus zusam­men. Nein. Wir machen epi­de­mio­lo­gi­sche Modellierungen, um die Wirklichkeit bes­ser zu ver­ste­hen. Das bricht über­haupt nicht wie ein Kartenhaus zusam­men. Diese Modellierungen sind heut­zu­ta­ge so gut, dass die Faktoren, die wich­tig sind, sich zum Teil gegen­sei­tig kon­trol­lie­ren…«

Modellierung spült etwas zutage

»Patienten sind nie nach einer Woche von Symptomen noch infek­ti­ös, sowohl aus dem Rachen wie auch aus dem Sputum, als aus dem Lungensekret. Speziell aus dem Rachen hört es auch schon vor­her auf mit der Infektiosität. Da ist es tat­säch­lich so, dass wir nur in den aller­er­sten paar Tagen Virus iso­lie­ren konn­ten aus Rachenabstrichen. Das ent­spricht genau dem, was die­se epi­de­mio­lo­gi­sche Modellierung auf einem ganz ande­ren wis­sen­schaft­li­chen Weg auch zuta­ge spültDas ist immer das Beste der Wissenschaft, wenn man auf zwei unter­schied­li­chen Wegen zum sel­ben Schluss kommt.

Korinna Hennig: Es lohnt sich also, in die Studien auch noch mal rein­zu­gucken.«

(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)

10 Antworten auf „Schwurbler ohne Doktortitel? Das hat die Welt Christian Drosten geglaubt:“

  1. 🙂
    Das ist nicht nett vom Blogbetreiber am sehr spä­ten Abend im April.

    Das ist ein wei­te­rer bru­ta­ler Angriff auf mei­ne see­li­sche Balance, mei­ne inne­re Ruhe und mei­ne Lachmuskulatur. Ich bit­te, die­sen hin­ter­häl­ti­gen Artikel sofort wie­der zu löschen. Es könn­ten ihn noch mehr Leute lesen. Nicht jeder hat dann gleich Taschentücher für Lachtränen zur Hand.
    ——–
    Zitate:
    »Wenn jemand vier Tage Symptome hat­te, ist er fast nicht mehr infek­ti­ös. Und nach einer Woche Symptomatik ist er nicht mehr infek­ti­ös. … Vielleicht sind die Haushaltsstrukturen und Familienstrukturen in China auch ein biss­chen anders. Das wäre inter­es­sant, das in Europa zu sehen…«

    Und in die­ser Studie war es so, die haben 30 Negative gete­stet und da wur­de kei­ner falsch posi­tiv. Aber was heißt denn das?

    Korinna Hennig: Kann Zufall gewe­sen sein.

    Christian Drosten: Genau, das kann Zufall sein…

    Zitate Ende

    Zufälle gibts! Die gibts gar nicht. Ich sehe eine rie­si­ge Menge asym­pto­ma­tisch infi­zier­te Menschen mit falsch-posi­ti­ven Tests ande­re asym­pto­ma­tisch infi­zie­ren. Die dann ihrer­seits ohne jedes Symptom, kom­plett gesund, vital und mun­ter wie­der die näch­sten Kolleginnen, Freunde, Nachbarn in der U‑Bahn, den Patenonkel, die Cousine infi­zie­ren. Die alle gehen asym­pto­ma­tisch wei­ter zur Arbeit oder zum Sport … nee, hier höre ich jetzt auf. Es ist zu schlimm.

    Es war eine Geisterpandemie, es war Nebel im Nichts … es war Gehirnnebel. Mehr nicht. Geisterfahrer im Gegenwind, Gedankengespenster im Podcast und im Fernsehen. Gruseln pur.

    Von einer, die aus­zog, das Gruseln zu ler­nen, wen trifft sie? 

    https://​www​.grimm​sto​ries​.com/​d​e​/​g​r​i​m​m​_​m​a​e​r​c​h​e​n​/​m​a​r​c​h​e​n​_​v​o​n​_​e​i​n​e​m​_​d​e​r​_​a​u​s​z​o​g​_​d​a​s​_​f​u​r​c​h​t​e​n​_​z​u​_​l​e​r​nen

  2. Und außer­dem – Aufarbeitung – es ist scha­de und trau­rig, daß 

    https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​M​a​r​i​o​_​O​h​o​ven

    und

    https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Oppermann_%28Politiker%29

    viel zu früh – plötz­lich und uner­war­tet – von uns gegan­gen sind. Eventuell waren das auch Zufälle. Zufällig nichts mehr sagen kön­nen, ganz zufäl­lig. So wie vie­le zufäl­li­ge falsch-posi­ti­ve oder falsch-nega­ti­ve Coronatests aus jeder­zeit auch kri­mi­nel­len Testzelten von dubio­sen Testzeltbetreibern, die die Krankenkassen betro­gen und die "Pandemie"-Zahlen damit ver­fälscht haben.

    Alles Zufälle.

  3. @ AA

    Interessant am Thema der Studie in Vo/Italien!

    Warum gera­de Vo in Italien? Warum gera­de das Imperial College? 

    Wer an der Studie in Vo betei­ligt war. 

    Christl A. Donnelly (3,4) ,
    Neil M. Ferguson (3)
    Andrea Crisanti (1,5)

    1 Universita’ degli Studi di Padova, Via Otto Febbraio 2, Padova, Italy
    3 MRC Centre for Global Infectious Disease Analysis, Imperial College
    London, London, UK
    4 Department of Statistics, University of Oxford, Oxford, UK
    5 Imperial College London, Exhibition Road, London, UK

    Zu Neil Ferguson – aus Spektrum – 07.04.2020

    "Als Neil Ferguson das Herz der bri­ti­schen Regierung in der Londoner
    Downing Street besuch­te, war er der Covid-19-Pandemie viel näher, als
    ihm bewusst war. Mitte März infor­mier­te Ferguson, mathematischer
    Epidemiologe am Imperial College London, die Beamten über die neuesten
    Ergebnisse sei­ner Computermodelle.

    … Die Modellierer gin­gen auch davon aus, dass Menschen, die keine.Symptome zei­gen, das Virus ver­brei­ten kön­nen, und zwar bis zu 4,6 Tage, nach­dem sie sich infi­ziert hatten. 

    … Manche Parameter müs­sen ohne jeg­li­chen Anhaltspunkt abge­schätzt wer­den. So nahm das Team um Ferguson bei­spiels­wei­se an, dass es kei­ne natür­li­che Immunität gegen Covid-19 gibt. Anfangs gehört dem­nach die
    gesam­te Bevölkerung zur anfäl­li­gen Gruppe. Menschen, die sich von der Krankheit erho­len, soll­ten kurz­fri­stig immun gegen eine Neuinfektion sein.

    … Dasselbe Modell wur­de im Jahr 2006 ver­wen­det, um zu untersuchen,
    wie Großbritannien und die USA die Auswirkungen einer tödlichen
    Grippepandemie mil­dern könn­ten. Damals hat­te Ferguson gegen­über »Nature«
    gesagt, es sei schwie­ri­ger, genaue Daten über die thai­län­di­sche Bevölkerung zu sam­meln, als den Programmcode für das Modell zu schrei­ben. Dieser Code wur­de nicht ver­öf­fent­licht, als die Prognosen des
    Teams zur Coronavirus-Pandemie zum ersten Mal ver­kün­det wur­den. Es arbei­te aber mit Microsoft zusam­men dar­an, den Code auf­zu­räu­men und zugäng­lich zu machen, sagt Ferguson."

    https://​www​.spek​trum​.de/​n​e​w​s​/​s​i​m​u​l​a​t​i​o​n​e​n​-​d​i​e​-​r​e​g​i​e​r​u​n​g​e​n​-​l​e​n​k​e​n​/​1​7​2​0​164

    Er arbei­te­te nicht nur mit Microsoft zusam­men – son­dern in der Studie
    auch mit:

    Andrea Crisanti – Padua/London – der von illu­ste­ren Geldgebern unter­stützt wurde! 

    "During my recent aca­de­mic care­er I have been award­ed seve­ral com­pe­ti­ti­ve grants from natio­nal and inter­na­tio­nal rese­arch agen­ci­es inclu­ding the Wellcome
    Trust, BBSRC, the European Commission, the American Government (DARPA), The Bill and Melinda Gates Foundation and NIH for a total of £ 8,000.000, US $ 2,600,000 and € 15,700,00"

    Dabei der Wellcome Trust und BaMGS – die bei­den gröss­ten Stiftungen der Welt!

    Zu guter Letzt lohnt sich ein Blick auf das aktu­el­le Projekt "Welcome Leap" des Welcome Trust.

    "So wie der Sputnik das Raumfahrtzeitalter aus­ge­löst hat, so könn­te auch das Coronavirus ein Gesundheitszeitalter ein­läu­ten. Nicht nur, um künf­ti­ge Pandemien zu bekämp­fen, son­dern auch, um drin­gen­de Fortschritte bei Krebs, psy­chi­scher Gesundheit und mehr zu erzielen."

    https://​well​come​leap​.org/

    Auch hier fin­det man eine Verbindung zur DARPA:

    "Angeführt von der CEO von Wellcome Leap, Regina E. Dugan, die als 19. Direktorin der DARPA ein jähr­li­ches Portfolio von Projekten im Wert von 3 Mrd. USD über­wach­te, das von der Hyperschalltechnik bis zu RNA-basier­ten Impfstoffen reicht. Als erfah­re­ne Führungskraft im Silicon Valley bau­te sie auch fort­schritt­li­che Projektorganisationen bei Google und Facebook auf und lei­te­te sie."

    "Wellcome Leap ent­wickelt muti­ge, unkon­ven­tio­nel­le Programme und finan­ziert sie in gro­ßem Umfang.

    Programme, die über einen Zeitraum von 5 bis 10 Jahren einen Durchbruch in der mensch­li­chen Gesundheit anstre­ben und schein­bar unmög­li­che Ergebnisse in schein­bar unmög­li­chen Zeiträumen zeigen."

    Ein Blick auf die Projekte zeigt wo die Reise hingeht

    "$50M PROGRAM
    Multi-Channel Psych

    $45M PROGRAM
    The First 1000 Days

    $50M PROGRAM
    Human Organs, Physiology, and Engineering"

    https://​well​come​leap​.org/

    Während wir noch "auf­ar­bei­ten" müs­sen, um ver­ste­hen was wirk­lich pas­sier­te, pla­nen "Philanthropen" mit unse­ren Geldern Dinge, die wir dadurch noch nicht ver­ste­hen können!

  4. Auch wenn Corodok in sei­nem Artikel vom 08.12.2022 sei­ne Vorbehalte gegen die "chi­ne­si­sche Spur" geäu­ßert hat, so kamen doch vom Pseudonym-Autor Robert Kogon des viel­köp­fi­gen texa­ni­schen Brownstone-Instituts auch danach noch etli­che Artikel, in denen Bezug auf die Namen Christian Drosten und Angela Merkel sowie auf die Stadt Wuhan genom­men ist, wes­halb ich mich fra­ge, wel­ches Hauptaugenmerk am auf­schluss­reich­sten wer­den könn­te. Hier nur bei­spiel­haf­te Links vom 19.12.2022 bis zum 17.03.2023:

    https://​de​.brown​s​tone​.org/​A​r​t​i​k​e​l​/​d​a​s​-​a​n​d​e​r​e​-​L​a​b​o​r​-​i​n​-​W​u​h​an/

    https://​de​.brown​s​tone​.org/​A​r​t​i​k​e​l​/​C​h​r​i​s​t​i​a​n​-​D​r​o​s​t​e​n​-​u​n​d​-​d​i​e​-​F​l​e​d​e​r​m​a​u​s​f​r​a​u​-​v​o​n​-​W​u​h​an/

    https://​de​.brown​s​tone​.org/​A​r​t​i​k​e​l​/​n​e​u​g​i​e​r​i​g​-​a​n​g​e​l​a​-​m​e​r​k​e​l​s​-​s​e​p​t​e​m​b​e​r​-​2​0​1​9​-​b​e​s​u​c​h​-​i​n​-​w​u​h​an/

  5. @ AA
    Zum Thema Schwurbeln – Drosten Zitat:

    "Zu die­sem Zeitpunkt waren sie alle gesund. Nasen- und Rachenabstriche bestä­tig­ten das Vorhandensein von vira­ler RNA bei allen Familienmitgliedern"

    Nur für das Ansteckungsrisiko bedarf es der anstecken Viruslast auf der Schleimhaut. Nicht dem Vorhanden sein von Viren!

    Dazu Drosten am 09.09.2020
    (54) Coronavirus-Update: Eine Empfehlung für den Herbst

    "Hennig: Aber wie bemisst man das? Das ist in der Forschung, wenn ich rich­tig infor­miert bin, noch nicht ganz klar: Wie viel Virus brau­che ich denn über­haupt, um jemand ande­ren anzu­stecken? Wie hoch muss die Viruslast sein?

    Drosten: Richtig, da gehört Mut und Pragmatismus dazu und ein gutes Bauchgefühl und eine gute Kenntnis der kli­ni­schen Virologie, um da ein­fach mal eine Zahl zu sagen. Denn das ist, was man eigent­lich machen muss. Man muss jetzt ein­fach mal eine Zahl sagen: Ab wann in Form von Viruslast ist jemand noch infek­ti­ös? Und ich sage mal, ab einer Million Kopien pro Abstrich-Tupfer oder auch pro Milliliter Flüssigkeit, das wäre eine Maßeinheit."

    https://​www​.ndr​.de/​n​a​c​h​r​i​c​h​t​e​n​/​i​n​f​o​/​5​4​-​C​o​r​o​n​a​v​i​r​u​s​-​U​p​d​a​t​e​-​E​i​n​e​-​E​m​p​f​e​h​l​u​n​g​-​f​u​e​r​-​d​e​n​-​H​e​r​b​s​t​,​p​o​d​c​a​s​t​c​o​r​o​n​a​v​i​r​u​s​2​3​8​.​h​tml

    Wichtig für die Ansteckungsgefahr ist die Viruslast! Diese war aber, wie Drosten zugibt – gar nicht bekannt. "Man muss halt mal ne Zahl sagen" – sagt viel über die Art von Wissenschaft aus, die von ihm betrie­ben wurde.

    Der Trick war, die Prävalenz (Anteil der Krankheit!!! Covid 19 in der Bevölkerung zu eine bestimm­ten Zeitpunkt) durch die Inzidenz (Anzahl der neu­en posi­ti­ven Fälle) zu erset­zen.. Was bedeu­ten wür­de, dass wahr­schein­lich nie mehr als 1 Prozent der Bevölkerung zur glei­chen Zeit von COVID 19 (Krankheit mit Symptomen) betrof­fen waren.

    .Man soll­te sich auch die Frage stel­len, war­um die Prävalenz einen signi­fi­kan­ten Einfluss auf das Ergebnis des PCR-Tests und die Vortestwahrscheinlichkeit hat!?

  6. https://www.zeit.de/gesundheit/2022–02/wuhan-labor-corona-ursprung-roland-wiesendanger

    Was ist eigent­lich dar­aus gewor­den? Ist das even­tu­ell auch eine "Beleidigung" oder "Verleumdung" – ? Wie stuft man den Begriff "Extremcharakter" ein? Musste sich Roland Wiesendanger belei­digt füh­len? Oder dach­te er sich, so jemand, so ein Virologe KANN mich gar nicht beleidigen?

    Und was ist DAS hier?! Passt das zum Thema??

    https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​q​Z​j​O​8​M​U​t​-xs

    ?

    🙂 😉 🙂

  7. @ AA

    zur Ehrenrettung von Korinna Hennig – sie stellt in CORONAVIRUS-UPDATE
    FOLGE 57 vom 22.09.2020 die alles ent­schei­den­de Frage:

    "
    Korinna Hennig:
    Das führt uns zu der Frage, was für eine Rolle der
    Abstrich für den direk­ten Nachweis spielt, also den unmit­tel­ba­ren Nachweis durch einen PCR-Test. Viele, die
    schon mal so einen Test haben machen las­sen, wissen,
    dass so ein Abstrich im Nasen-Rachenraum oder im
    Rachenraum nicht ganz sim­pel ist. Da muss man
    genug Material auf dem Tupfer haben. Diese Angaben
    zur Sensitivität von PCR-Tests, ist da ein möglicher
    Fehler bei der Abnahme des Abstrichs schon einberechnet?

    Sandra Ciesek
    Nein, in der Regel nicht. Man muss erst mal sagen, das
    ist auch eine Schwierigkeit über­haupt bei die­ser Erkrankung. Wir neh­men ein Nasen-Rachen-Abstrich und
    so ein Abstrich ist von vie­len, vie­len Faktoren abhängig. 

    Zum Beispiel wel­ches Abstrichbürstchen Sie nehmen,
    da gibt es unter­schied­li­che Qualitäten. Ich weiß noch,
    als im April alle Materialien eng waren, da haben wir
    jeden Abstrichtupfer und jedes Abstrichröhrchen
    genom­men, das wir bekom­men haben. Da gibt es
    aber unter­schied­li­che Qualitäten. Es gibt einfach
    so Watteabstriche, dann gibt es extra sogenannte
    Phlox-Swaps. Die neh­men deut­lich mehr Material auf
    und sind bes­ser geeig­net. Dann gibt es verschiedene
    Transportmedien, in denen der Abstrich transportiert
    wird. Das hat auch Einfluss auf das Ergebnis. Es kommt
    auf die Technik vom Abstreicher oder Untersucher an, wie gut das gemacht ist. Wie vie­le Zellen hat der auf­ge­nom­men. Wie dann die Probe gela­gert wur­de, zum Beispiel. Also hat der Arzt die in die Sonne gelegt und da ein paar Stunden lie­gen las­sen oder ist die Probe gekühlt wor­den. Und dann ist beim Rachenabstrich
    sicher­lich auch mög­lich, dass der Erreger ungleich­mä­ßig in der Probe ver­teilt ist. Das ist ein biss­chen anders, als wenn Sie Blut oder Serum unter­su­chen. Wenn der Arzt Blut abnimmt und dann das Serum unter­sucht, das ist rela­tiv defi­niert. Da kön­nen Sie genau sagen, ich neh­me zehn Milliliter Blut ab oder ich brau­che zwei Milliliter Serum. Und bei ist das nicht so homo­gen. Und bei Abstrichen ist das nicht so homo­gen. Und das spielt alles auch für den Test eine Rolle."

    https://​www​.ndr​.de/​n​a​c​h​r​i​c​h​t​e​n​/​i​n​f​o​/​c​o​r​o​n​a​s​k​r​i​p​t​2​2​8​.​pdf

    Dass ein von Hand aus­ge­führ­ter Nasopharynxabstrich, mit ein 15 cm lan­gen Tupfer, eine signi­fi­kan­te Messungenauigkeit hat, dürf­te unbe­strit­ten sein.

    Alle haben gewusst, dass in der Präanalytik – vor der eigent­li­chen PCR-Analyse – 2/3 der Fehler pas­sie­ren. In der wich­tig­sten Phase der gesamten.Laboruntetsuchung!!! Gerade hier müss­ten aber die höch­sten Qualitätsstandards erfüllt wer­den!? Die es nicht gibt – und laut "Österreichische Ärztezeitung Nr. 07 /10.04.2022" nicht geben kann: – denn …

    "Zwei Faktoren beein­flus­sen den Ct-Wert einer Probe wesent­lich: die Qualität der Probengewinnung und die Qualität des Analyseverfahrens. Die Probengewinnung erfolgt nicht stan­dar­di­siert: Weder mittels
    Abstrichtupfer noch beim Gurgeln wird ein ein­heit­li­ches Volumen des
    Nasen-Rachen-Sekrets auf­ge­nom­men. Ebenso haben der Ort der
    Probenentnahme (Nasenraum, Nasenrachen, Rachen) und die Dauer des
    Kontakts des Abstrichtupfers mit der Schleimhaut wesent­li­chen Einfluss
    auf die Zusammensetzung des Probenmaterials und somit auf die darin
    ent­hal­te­ne Viruslast…

    … Abnahmeverfahren und Abnahmetechniken kön­nen jedoch nicht
    stan­dar­di­siert wer­den. Somit bleibt ein wesent­li­cher Unsicherheitsfaktor
    zur Quantifizierung der Viruslast beim Probanden bezie­hungs­wei­se auf
    sei­ner Nasenrachen-Schleimhaut.

    … HINWEIS: Auch das beste Laborverfahren kann schlech­tes Probenmaterial nicht kompensieren."

    https://aerztezeitung.at/2022/oaz-artikel/medizin/corona-pcr-tests-bei-sars-cov‑2/

    Was hier pas­sier­te, hat­te mit den "Grundsätzen der guten Labordiagnostik" wohl nichts mehr zu tun!

    1. @Manne
      Die Labore haben jeden­falls gut dar­an ver­dient. Alles lief unter EUA bzw. auf dt. Bedingte oder Notfallzulassung. Hier gibt es eine
      Liste vom Stand 8/2022:

      https://​www​.vdgh​.de/​c​o​v​i​d​-​1​9​/​s​a​r​s​-​c​o​v​-​2​-​u​n​d​-​d​i​e​-​i​n​d​u​s​t​r​i​e​/​h​e​r​s​t​e​l​l​e​r​/​a​r​t​i​k​e​l​1​6​741

      "Liste Testhersteller
      Hersteller und COVID-19-Diagnostik

      Die Nachfrage nach Tests für das Coronavirus SARS-CoV‑2 bleibt außer­or­dent­lich hoch und viel­fäl­tig. Sie erstreckt sich auf nukle­in­säu­re­ba­sier­te Verfahren, Antigentests und Antikörpertests, jeweils als Laborapplikation und als Schnelltest (Point-of-Care-Test oder Selbsttest). Zur Unterstützung stellt der VDGH hier­zu eine Liste mit detail­lier­ten Informationen zum Download bereit."

      Übersicht SARS-CoV‑2 Tests der VDGH_Mitgliedsunternehmen Stand_16.08.2022_. | xlsx | 242 KB

      Leider kann ich die Datei nicht (mehr) öff­nen. Es ist die Frage in wel­chen der Tests Drosten/Landt's Verfahren ("Goldstandard"), das auch in dem Expertengremium unter dem Vorsitz der v.d. Leyen bewor­ben wur­de, zur Anwendung kam. An Varianten man­gel­te es jeden­falls nicht, wenn ich das rich­tig im Kopf habe.

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