"Der Karlatan", Teil 4 ist da

Auf hin​ter​grund​.de ist am 4.1.23 der vier­te Teil der Serie von Tho­mas Kubo ver­öf­fent­licht wor­den, die sich mit den Merk­wür­dig­kei­ten im aka­de­mi­schen Lebens­lauf von Karl Lau­ter­bach beschäf­tigt. Es heißt dort:

»Wo war Karl Lau­ter­bach wäh­rend sei­ner Zeit als bestall­ter Hoch­schul­leh­rer? Hielt er Lehr­ver­an­stal­tun­gen ab? Ja! Sogar zwei zur glei­chen Zeit. „Karl­chen über­all“ nann­te man ihn spöt­tisch. Er galt als der „fauls­te Professor“…

Aus­weis­lich der Vor­le­sungs­ver­zeich­nis­se vom Win­ter­se­mes­ter 1995/96 bis Som­mer­se­mes­ter 1998 ist kei­ne ein­zi­ge Lehr­tä­tig­keit Lau­ter­bachs auf­find­bar. Erst im Win­ter­se­mes­ter 1998/99 sind sei­ne ers­ten Ver­an­stal­tun­gen doku­men­tiert. Mög­li­cher­wei­se hat Lau­ter­bach in den drei Jah­ren nichts ande­res gemacht, als der Uni­ver­si­tät Köln die­sen „Gedan­ken an ein Insti­tut für Gesund­heits­öko­no­mie nahe“ zu brin­gen. Dies wäre sogar im gewis­sen Maße auch plau­si­bel, weil der Stu­di­en­gang „Gesund­heits­öko­no­mie“ erst 1999 eta­bliert wur­de. Aber auch die regu­lä­ren Ver­an­stal­tun­gen, die in den Ver­zeich­nis­sen zumin­dest ange­kün­digt wor­den sind und damit der Nach­welt digi­tal sug­ge­rie­ren, dass sie statt­ge­fun­den haben, müs­sen betrach­tet werden.

Die Ärz­te-Zei­tung berich­tet in ihrer Aus­ga­be vom 8. Mai 2002 jedoch Fol­gen­des: Die dama­li­gen Stu­die­ren­den „beschwe­ren sich in einem Brief an den Dekan der medi­zi­ni­schen Fakul­tät der Uni Köln, Lau­ter­bach ver­nach­läs­si­ge sei­ne Lehr­tä­tig­keit. Außer­dem feh­le den Stu­di­en­gän­gen an Lau­ter­bachs Insti­tu­ten das Kon­zept“. Der Brief der Fach­schaft ver­merkt: „Seit Beginn der Vor­le­sungs­zeit im Som­mer­se­mes­ter 2000 hat Prof. Dr. Karl Lau­ter­bach kei­ne Lehr­ver­an­stal­tun­gen per­sön­lich gehal­ten.“ Der Ver­fas­ser des Por­träts in der Ärz­te-Zei­tung aus dem Jah­re 2002 ist zwan­zig Jah­re spä­ter übri­gens Lau­ter­bachs Pres­se­spre­cher Han­no Kau­tz…«

Mit Aus­zü­gen aus dem Vor­le­sungs­ver­zeich­nis wird belegt:

»Zählt man hier ein­mal die Wochen­stun­den pro Semes­ter zusam­men, dann kommt man ganz groß­zü­gig gerech­net auf 4,5. Das Lehr­de­pu­tat ordent­li­cher Pro­fes­so­ren beträgt in Deutsch­land je nach Bun­des­land aller­dings 8–10.«

Der Autor beschäf­tigt sich aus­führ­lich mit Unter­la­gen aus dem Tübin­ger Uni­ver­si­täts­ar­chiv zur Bewer­bung Lau­ter­bachs an der Hoch­schu­le 1995, die er dort ein­se­hen konn­te. Er been­det den lesens­wer­ten Arti­kel mit:

»Fazit und Ausblick

Lau­ter­bach wird in unter­schied­li­chen Varia­tio­nen und in unter­schied­li­chen Quel­len als Lehr­be­auf­trag­ter, Hoch­schul­do­zent, Pri­vat­do­zent, Pro­fes­sur­ver­tre­ter und schließ­lich Pro­fes­sor gehan­delt, hat aber ledig­lich in der Pha­se vom WS 1998/99 bis zum WS 1999/2000, dann erst wie­der ab dem SS 2002 über­haupt Lehr­ver­an­stal­tun­gen abge­hal­ten, die aus­weis­lich ande­rer Zeug­nis­se jedoch auch frag­wür­dig gewe­sen sind. Vor sei­ner Beru­fung kann ledig­lich eine ein­zi­ge Ver­an­stal­tung zwei­fels­frei nach­ge­wie­sen wer­den, die er aber nicht allei­ne gehal­ten hat. Bis zum Beweis des Gegen­teils ist die Ver­mu­tung zuläs­sig, dass Lau­ter­bach im Hin­blick auf vor­her abge­hal­te­ne Lehr­ver­an­stal­tun­gen und Tätig­kei­ten die Beru­fungs­kom­mis­sio­nen getäuscht hat.

Es taten sich in der Tübin­ger Beru­fungs­ak­te noch wei­te­re Abgrün­de auf, denen wir in einem zusätz­li­chen fünf­ten Teil nach­ge­hen wol­len. Er wur­de ange­sichts der Befun­de nötig.«

Fuß­no­ten des Ori­gi­nals wur­den hier weggelassen.

8 Antworten auf „"Der Karlatan", Teil 4 ist da“

    1. Lie­be Anne Helga
      Von "Bestal­lung" spricht man bei der Ein­set­zung in ein zumeist öffent­li­ches Amt, also bei Beam­ten. Das Wort mag etwas aus der Zeit gefal­len klin­gen, stammt es doch aus jenen Tagen, in denen Hoch­schul­leh­rer zumin­dest ein gewis­ses Maß an Pflicht­be­wusst­sein aufwiesen.
      Ein bestall­ter Hoch­schul­leh­rer ist dem­entspre­chend ein ins Amt beru­fe­ner Pro­fes­sor, zum "ordent­li­chen Pro­fes­sor" wur­de man nach alter Ter­mi­no­lo­gie aber erst mit einer C4-Pro­fes­sur. Kein Wun­der, war Lau­ter­bach dar­an interessiert.
      Ich fand den Begriff sehr pas­send und habe ihn des­halb für den "Anrei­ßer" gewählt.
      Cla­ra Rei­ter – Hintergrund

  1. Ich wür­de mir lie­ber von Herrn Pos­tel einen medi­zi­ni­schen Rat geben las­sen als von Kla­bau­ter­bach. Jede Wet­te, daß der rich­ti­ger liegt als die­ser Schar­la­tan mit sei­nem zusam­men­ge­stop­pel­ten Akademikerleben.

    1. Der hat gar kei­nen Beruf. Der hat, wie die meis­ten in die­ser Schwach­strom­trup­pe, viel­leicht irgend­et­was stu­diert, meis­tens nicht bis zum Schluß. Um einen Beruf zu haben, soll­te man auch gear­bei­tet haben. Haben die­se Selbst­dar­stel­ler aber nicht. Des­halb sind die Anga­ben zur Per­son in ihren Lebens­läu­fen oft glat­te Lügen. Hat Frau Gö.-Eck. in ihrer Vita auf ihre Qua­li­fi­ka­ti­on als Küchen­hil­fe und ihr abge­bro­che­nes Stu­di­um hin­ge­wie­sen? Herr Kü. auf sei­nen Job im Call­cen­ter und sein Schei­tern an der Uni­ver­si­tät? Und, und, und. Sie haben kei­nen Beruf. Sie kön­nen nichts Geschei­tes. Sie kön­nen nur blöd daher­re­den, im bes­ten Fall.

      1. @Fietje: Naja, Arbeit ist nicht gleich Beruf. Und ich glau­be, dass sich Herr Lau­ter­bach sehr wohl dazu berufen fühlt, der Phar­ma­in­dus­trie die Taschen fül­len. Und neben­bei auch sich für sei­ne treu­en Dienste. 😉

        1. Arbeit ist aller­dings nicht auto­ma­tisch gleich Beruf, weil man in die­sem Schwei­ne­sys­tem bei Stra­fe des Ver­hun­gerns regel­mä­ßig dazu gezwun­gen wird, zu arbei­ten, wozu man sich nicht beru­fen fühlt.

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