Mit dem ersten Zitat überschrieb der Focus am Samstagabend einen Bericht über die "Querdenker"-Demo in Stuttgart. Auch hier ist das langweilige Spielchen zu finden, daß sich die Angaben von Polizei und Veranstaltern über TeilnehmerInnen um den Faktor 10 unterscheiden. Stichwortgeberin für den Titel ist ausgerechnet eine Juwelierin:
»Auf halber Strecke schießt dann plötzlich die Inhaberin eines Juweliergeschäfts vor ihre Tür. "Ihr seid schuld, dass unsere Wirtschaft den Bach runtergeht. Traurig, wie dumm die Menschheit ist", ruft Iris Adamo den Demonstranten von den Stufen ihres Geschäfts entgegen. Die Mitsechzigerin zürnt ob des "Leichtsinns", mit dem die Demonstranten andere einer Neuinfektion aussetzten. "Die Menschen brauchen Grenzen, denn sie tun sonst nur das, was sie wollen, ignorieren aber, was sie nicht dürfen."«
Ein Manko auf Seiten der Demonstrierenden hatte hingegen der Kabarettist Florian Schroeder offengelegt.
Ihm, dem bekennenden Corona-Maßnahmen-Befürworter, hatten die Veranstalter die Gelegenheit gegeben, auf ihrer Kundgebung aufzutreten. Daß sie es mit einem politischen Gegner zu tun hatten, war vielen im Publikum jedoch nicht so schnell klar. Deshalb hob immer wieder Jubel an, als Begriffe fielen wie "die Wahrheit sagen", "in Stuttgart ist die Freiheit", "Corona-Diktatur". Derartige Reflexe waren bereits auf der Berliner Demo am 1.8. zu beobachten.
Schroeder warb für "AHA" und für Dialektik. Niemand mußte seiner Argumentation folgen, doch es war immerhin eine Argumentation. Den Veranstaltern ist es anders als den Mainstream-Medien, für die Schroeder sich einsetzte, gelungen, einen Dialog aufzuzeigen.
(Nett ist die URL des Focus-Berichts. Sie lautet https://www.focus.de/politik/deutschland/eine-woche-nach-skandal-protest-in-berlin-ihr-zerstoert-unsere-wirtschaft-bei-coronademo-in-stuttgart-prallen-welten-aufeinander_id_12298414.html.)