Klinikkonzern Fresenius will "im gesamten Portfolio Kosten senken"

Der Gewinn des Unternehmens, zu dem auch die Helios-Gruppe gehört, "fiel um 15 Prozent auf 371 Millionen Euro". Kosten sen­ken, das hört sich neu­tral und nach­ge­ra­de posi­tiv an. Nach allen Erfahrungen ist aller­dings mit wei­te­rem Druck auf die Beschäftigten und mit der Schließung "unren­ta­bler" Häuser und Stationen zu rech­nen. Auch ohne eine "Pandemie, die noch nicht vor­bei" sei, wie es aus den Medien tönt, wird hier deut­lich: Es läuft gewal­tig etwas schief, wenn im Gesundheitswesen nach Renditeerwartungen von Konzernen ent­schie­den wird. dpa mel­det dazu am 31.10.:

"Neuer Fresenius-Chef will nach näch­ster Gewinnwarnung durchgreifen
Bad Homburg (dpa) – Der neue Fresenius-Chef Michael Sen will nach der zwei­ten Gewinnwarnung des Dax-Konzerns bin­nen weni­ger Monate durch­grei­fen. Alle Aktivitäten kämen auf den Prüfstand, kün­dig­te der Manager am Montag an. «Wir bewer­ten alle Geschäfte, von oben nach unten und in hoher Geschwindigkeit.» 

Das wer­de in mehr Entschlossenheit resul­tie­ren. Währenddessen müss­ten die Kosten sin­ken, um mit einem har­ten Umfeld zurecht­zu­kom­men. Man schaue auf das gesam­te Portfolio und prü­fe die «Möglichkeiten und Herausforderungen» in allen Märkten. Im drit­ten Quartal konn­te das Unternehmen aus Bad Homburg zwar den Umsatz stei­gern, der Gewinn fiel aber deut­lich.

Der Gesundheits- und Klinikkonzern müs­se sich auf die Angelegenheiten kon­zen­trie­ren, die in «unse­rer eige­nen Kontrolle lie­gen, auch genannt Selbsthilfe», sag­te Sen, der Fresenius seit Anfang Oktober lenkt. Die Produktivität müs­se stei­gen und das Unternehmen bei den Kosten ent­schlos­se­ner wer­den. Konkrete Maßnahmen nann­te er Manager nicht. Schlüssel sei der Fokus auf Rentabilität.

Wegen schwie­ri­ger Geschäfte in Nordamerika muss­ten der Dialysekonzern Fresenius Medical Care (FMC) und die Mutter Fresenius am Sonntagabend die Geschäftsziele für die­ses Jahr sen­ken. FMC machen ein Mangel an Pflegekräften in den USA, Lieferkettenprobleme sowie stei­gen­de Löhne und Materialkosten zu schaf­fen. Auch alle ande­ren Fresenius-Bereiche, beson­ders der Dienstleister Vamed, sei­en vom schwie­ri­gen wirt­schaft­li­chen Umfeld geprägt, hieß es. Erst Ende Juli hat­ten FMC und in der Folge Fresenius die Ziele kor­ri­gie­ren müssen…

Im drit­ten Quartal wuchs der Fresenius-Umsatz um 12 Prozent auf 10,46 Milliarden Euro, wie der Konzern am Sonntag wei­ter mit­teil­te. Der Gewinn vor Sondereinflüssen fiel um 15 Prozent auf 371 Millionen Euro. Bei FMC wuchs der Umsatz um 15 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro, wäh­rend das Ergebnis um 16 Prozent auf 230 Millionen Euro einbrach.

Fresenius, Deutschlands größ­ter pri­va­ter Klinikbetreiber, steckt in der Dauerkrise mit rei­hen­wei­se Gewinnwarnungen. Der Konzern lei­det an den Folgen der Pandemie, in der vie­le Dialyse-Patienten sterben…

Zuletzt hat­te Fresenius bestä­tigt, Kontakt mit dem US-Hedgefonds Elliott gehabt zu haben, der Berichten zufol­ge auf eine Aufspaltung der kom­ple­xen Konzernstruktur drin­gen könn­te. An der Aufstellung von Fresenius mit den Sparten Dialyse, Flüssigarzneien, Kliniken und Dienstleistungen gab es immer wie­der Kritik von Investoren. Über fünf Jahre haben Fresenius-Aktien gut zwei Drittel an Wert ver­lo­ren…"

Wir ler­nen auch hier, Löhne und Materialkosten sind Gift für ein Unternehmen. Ganz beson­ders gewinn­sen­kend ist es, wenn als "Folge der Pandemie" PatientInnen weg­ster­ben, bevor sie an die Dialyse-Geräte ange­schlos­sen wer­den können.

Virus pessimum est capitalismus

"Hac enim ex par­te respuen­da esse per­git sen ten tia capi­ta­lis­mi rigi­di, ut aiunt, un de ius uni­cum defen­dit­ur pri­va­ti domi­nii in effec­tion­is bono­rum instru­men­ta tam­quam vitae oeco­no­mic­ae invio­la­bi­le « dogma »."

Das ist auf dem Übersetzungsportal de​.glos​be​.com zu fin­den. Zu Deutsch:

"In die­ser Hinsicht bleibt der Standpunkt des »stren­gen« Kapitalismus, der das aus­schließ­li­che Recht des Privateigentums an den Produktionsmitteln wie ein unan­tast­ba­res »Dogma« des Wirtschaftslebens ver­tei­digt, wei­ter­hin unan­nehm­bar."

12 Antworten auf „Klinikkonzern Fresenius will "im gesamten Portfolio Kosten senken"“

  1. Gähn. Haben Sie sich schon ein­mal aus­ge­rech­net, wel­che Summe ent­steht, wenn 80 Mio Bürger durch­schnitt­lich 200 Euro im Monat für die "Krankenversicherung" bezah­len? Ich sage es Ihnen: 192 Milliarden Euro im Jahr.

    Die Kosten für den Lohn las­sen sich nicht sen­ken (außer, die Inflation tut es). Denn: es gilt die Nachfrage, die den Preis bestimmt. Außer, wenn staat­lich hin­ein­di­ri­giert wird. Und das ist dann der Fall, wenn der "Gesundheitsminister" oder "gesetz­li­che Krankenversicherungen" über "Fallpauschalen" zu ent­schei­den haben. Ich sag mal forsch: Sie Hirn!

    Für die rest­lo­se Übernahme des Gesundheitswesens durch den Souverän! Dem Staat die kor­rup­ten Finger am Gesundheitswesen kappen! 

    Noch for­scher, Herr Aschmoneit: Sie sind peinlich!

    Die Aussage von Fresenius: "… . Der Konzern lei­det an den Folgen der Pandemie, in der vie­le Dialyse-Patienten ster­ben…" ist aber auch pein­lich. Denn die "Folgen der Pandemie" sind ein Lüge. Denn die Leute ster­ben, wenn, dann an der Pfizer-Spritze.

    1. @sv: Ich Hirni aber sage Ihnen: 371 Millionen Euro mit Krankheit/Gesundheit zu schef­feln, ist obszön. Ich bin sehr für Ihre Meinung, der Souverän sol­le das Gesundheitswesen über­neh­men. Zu den Löhnen: Ist Ihnen schon ein­mal zu Ohren gekom­men, daß es in der von Ihnen gelieb­ten Marktwirtschaft sehr wohl dazu kommt, daß ins­be­son­de­re im Osten Löhne sehr viel nied­ri­ger sind als im Westen, uns zwar seit Jahrzehnten? Heute hör­te ich im Radio von einem Berliner Bäcker, der sich an einer Kampagne "Bake for Ukraine" betei­ligt, daß er bedau­er­li­cher­wei­se sei­nen 30 Angestellten nun den erhöh­ten Mindestlohn zah­len muß. Manchmal muß man froh sein, daß "staat­lich hin­ein­di­ri­giert wird", fin­den Sie nicht auch?

      1. Wir nähern uns an, Herr Aschmoneit. 

        Das betrifft den Souverän, der sein Gesundheitswesen zukünf­tig ohne einen "Gesundheitsminister" und ohne eine "gesetz­li­che Krankenversicherung" auf die Beine stellt.

        Und das betrifft zwei­tens das Mindesteinkommen. Alle zivi­li­sier­ten Länder haben ein sol­ches. Deutschland war sehr spät dran.

        Warum zum Kuckuck aber gefal­len Ihnen die läp­pi­schen 371 Millionen Gewinn nicht? Werden die nicht inve­stiert? Natürlich sind da eini­ge dabei, die tüch­tig ein­sacken und wir wol­len es ihnen gön­nen. Es ist nicht ein jeder Geschäftsmann, der sein Geld inve­stiert und auf Gewinn setzt. In Amerika inve­stie­ren aber viel mehr Leute in ihre Ökonomie als in Deutschland.

        Ein Unternehmen benö­tigt immer eine Kapitalrücklage. Schlicht, um wei­ter machen zu kön­nen. Leute, die von Geschäften nicht die Bohne Einblick haben, soll­ten sich weni­ger Gedanken um Gewinne machen.

        Und dann noch eine Ergänzung:

        Die Grafik des Helios-Konzerns zeigt (1. Link), dass die Krankenbelegung 2019 viel höher als die­ses Jahr und 2021 war. Ich habe jetzt nur das Krankenhaus St. Elisabeth in Bad Kissingen unter­sucht. Helios zeigt die Belegung aber für alle sei­ne 77 Krankenhäuser im PDF:

        https://​www​.heli​os​-gesund​heit​.de/​f​i​l​e​a​d​m​i​n​/​U​W​S​_​Z​e​n​t​r​a​l​e​r​_​B​i​l​d​-​_​u​n​d​_​F​i​l​m​p​o​o​l​/​D​a​t​e​i​e​n​/​C​o​v​i​d​-​1​9​_​A​u​s​l​a​s​t​u​n​g​_​K​l​i​n​i​k​e​n​/​C​o​v​i​d​-​1​9​_​B​K​G​_​H​e​l​i​o​s​_​S​t​.​_​E​l​i​s​a​b​e​t​h​-​K​r​a​n​k​e​n​h​a​u​s​_​B​a​d​_​K​i​s​s​i​n​g​e​n​_​1​1​0​2​_​2​0​2​2​1​1​0​1​.​pdf

        https://​www​.heli​os​-gesund​heit​.de/​q​u​a​l​i​t​a​e​t​/​a​u​s​l​a​s​t​u​ng/

        1. @aa

          Was die Löhne in Ostdeutschland anbe­langt, so ist das Mirakulum in etwa das glei­che, wie das zwi­schen Kreuzberg und Zehlendorf. Gehen Sie mal Gemüse in Zehlendorf ein­kau­fen und dann in Kreuzberg. Auf Ihre älte­ren Tage (mei­ne ungleich jün­ger) kön­nen Sie sich viel­leicht noch wundern. 

          Die Preise glei­chen sich immer dem an, was die Leute zah­len kön­nen. Und das betrifft auch die Preise für die Arbeitskraft bzw. deren Lohn. Es gibt Gefälle. Natürlich müs­sen Münchner mehr ver­die­nen als Leute in der Provinz.

          Einem Sozialisten zu erklä­ren – ich wie­der­ho­le mich – woher die Löhne kom­men, gleicht dem Unterfangen, einem Dreijährigen zu erklä­ren, woher die Kinder kommen.

          1. @SV

            In der Charité in Berlin gibt es immer noch unter­schied­li­che Löhne, je nach­dem, ob der Vertrag mit einem Klinikteil im Ostteil oder im Westteil geschlos­sen wur­de. Eingesetzt wer­den kann das Personal aber in allen Teilen, ohne dass sich das auf das Gehalt aus­wirkt. Erklären Sie das doch mal mit Ihrer mehr als frag­wür­di­gen Theorie.

  2. "Gewinnwarnung", "Portfolio", etc., und das in Bezug auf das Gesundheitswesen. Solche Begriffe kön­nen sich auch nur irgend­wel­che leb­lo­sen Technokraten aus­den­ken. Geldgeile noch dazu.

  3. 'Die Produktivität müs­se stei­gen und das Unternehmen bei den Kosten ent­schlos­se­ner wer­den. Konkrete Maßnahmen nann­te er Manager nicht. Schlüssel sei der Fokus auf Rentabilität.' – Verfickte Gutmenschen sind das, immer nur das Beste für den Patienten im Sinn. Also jeden irgend­wie rein ins CT, Röntgen immer, Spiegelungen von allem immer. Wenns geht, wird irgend­was transplantiert…

  4. Leider wird ver­ges­sen, dass FMC ein Dialyse-Spezialist ist( größ­ten­teils USA-Markt) ! Warum feh­len dort die Dialysepatienten.
    Ein befreun­de­ter Pharmaberater hat das sel­be über Deutschland gesagt. Viele Dialyse-Patienten sind ein­fach nicht mehr zur Behandlung erschienen.
    Sudden Death, wer schaut auf die vul­ner­ablen Patienten?

  5. "Gewinnwarnung" heißt ja nicht, dass ein Unternehmen Verluste macht, son­dern nur weni­ger Gewinn. Oft füh­ren "Gewinnwarnungen" aber bereits zu Personalabbau. Menschen ver­lie­ren also ihren Job nicht etwa, weil ihr Arbeitgeber rote Zahlen schreibt und von der Pleite bedroht ist. Sondern nur des­we­gen, weil er weni­ger Profit gemacht hat. Und das Wohl von Investoren natür­lich wich­ti­ger ist, als der Erhalt von Arbeitsplätzen.

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