Wird sich diese Situation am Mittwoch wiederholen? Am 18.11. demonstrierte die Regierung mit dem Durchpeitschen des "Bevölkerungsschutzgesetzes" Stärke. Konterkariert wird dies von den Umständen des Nullsummengipfels der Kanzlerin und der MPs der Länder zwei Tage zuvor. Dazu war in der Süddeutschen Zeitung am 17.11. zu lesen:
»Zoff zwischen Kanzlerin und Ministerpräsidenten: Wie es dazu kam, dass in der Videokonferenz zur Corona-Politik neun Seiten Papier gefüllt, aber kaum Entscheidungen getroffen wurden.
Es ist 22.15 Uhr am Sonntagabend, als das Büro von Kanzleramtschef Helge Braun ein Papier an alle 16 Landesregierungen verschickt. Normalerweise kennen die Empfänger die wichtigsten Punkte der Beschlussvorlagen für die Videokonferenzen der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten schon aus vielen Vorgesprächen.
Doch diesmal enthält das Papier einige Überraschungen – seine Wirkung ist ungefähr so, als habe jemand Knallfrösche unter den Türen der Staatskanzleien durchgeschoben. Die Länder, berichtet ein Insider am nächsten Morgen, seien "sehr sauer".
Als sich die Ministerpräsidenten am Montag zu ihrer Vorbesprechung zusammenschalten, lassen einige ihrem Ärger freien Lauf, wie später aus Teilnehmerkreisen zu hören ist. Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher, eigentlich kein Mann der lauten Töne, schimpft: Was das Kanzleramt mitten in der Nacht veranstalte, finde er "nicht mehr witzig". Daniel Günther aus Schleswig-Holstein findet das Vorgehen "nicht akzeptabel". Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet bemerkt ironisch, er sei vielleicht noch nicht lange genug dabei, "aber müsste so ein Papier nicht mit dem Vorsitz der Ministerpräsidentenkonferenz abgestimmt sein?".
Was die Länderchefs so aufbringt, ist zum einen, dass sie in erster Linie mit einer Zwischenbilanz der bisherigen Beschränkungen gerechnet hatten, Angela Merkel und Helge Braun nun aber schon ganz konkret zusätzliche Verschärfungen vorschlagen. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, derzeit Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz, berichtet zwar von Gesprächen mit dem Kanzleramt, nicht aber von Konsens. Später, in der Videokonferenz mit Merkel, verwahrt er sich auch gegenüber der Kanzlerin dagegen, dass er und seine Kollegen am späten Abend Papiere erhielten mit Punkten, von denen klar gewesen sei, dass sie sie nicht mitgetragen würden. So setze man die Ministerpräsidenten unter Druck. In der Öffentlichkeit sei dann wieder von Hin und Her die Rede und davon, wer sich am Ende durchsetze. Das halte er angesichts der Lage nicht für klug…
Der einhellige Aufruhr über das eigenmächtige Vorgehen des Kanzleramts überdeckt allerdings, dass die Positionen zur Notwendigkeit weiterer Maßnahmen nicht ganz so deckungsgleich sind. Vor allem Baden-Württembergs Regierungschef Winfried Kretschmann und sein Kollege aus dem Saarland, Tobias Hans, plädieren für weitere Kontaktbeschränkungen. Man könne nicht alle Entscheidungen erst in der kommenden Woche treffen, so Kretschmann. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hätte wohl eher eine härtere Linie vertreten. Zur Zeit der Vorbesprechung befand er sich allerdings noch auf der Autobahn in Richtung Berlin…«
@aa: Nein, diese Situation wird sich am Mittwoch nicht wiederholen. Der Nullsummengipfel war nur ein amüsantes Zwischenspiel ohne Folgen. Am Mittwoch werden Nägel mit Köpfen gemacht.