Schwerbehinderte Frau (57) klagt Politik an: „Impfpflicht für Pfleger zerstört mein Leben“

»„Es ist vor die­sem Hintergrund für uns über­haupt nicht mehr nach­voll­zieh­bar, wie die­ses Gesetz gegen jeg­li­chen ope­ra­ti­ven Sachverstand offen­bar aus poli­ti­schen Gründen durch­ge­zo­gen wer­den soll. Das kann nicht gut gehen.“«

Das sagt der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands in einem Artikel unter genann­ter Überschrift auf focus​.de am 14.2. Der ange­spro­che­ne Hintergrund wird an einem Beispiel erläutert:

»Kerstin Arnold aus Niedersachsen sitzt seit 45 Jahren im Rollstuhl und kann ohne Hilfe nicht leben. Nun droht ihr der Weggang von zwei Betreuerinnen, die sich nicht gegen Corona imp­fen las­sen. Die Pflegebedürftige ist ver­zwei­felt – und kein Einzelfall. Verbände fürch­ten mas­si­ve Personal- und Versorgungsengpässe für Behinderte…

Zwei von Arnolds lang­jäh­ri­gen Assistentinnen wol­len sich nicht gegen Corona imp­fen las­sen. Deshalb wer­den sie nach dem 16. März nicht mehr für die schwer­be­hin­der­te Frau da sein. Ab dem Tag gilt in Deutschland die „ein­rich­tungs­be­zo­ge­ne Impfpflicht“ für Heil- und Pflegeberufe. Davon betrof­fen sind auch sämt­li­che Pfleger, Therapeuten und Heilerzieher, die sich um Menschen mit Behinderung kümmern.

Kerstin Arnold ist ver­zwei­felt. „Da ich immer sehr lan­ge suchen muss, um über­haupt Assistentinnen zu fin­den, die sich auf die­se Zeiten ein­las­sen und auch mit dem Gehalt ein­ver­stan­den sind, wür­de ich etwa 17 Tage im Monat ohne Hilfe sein“, sagt sie zu FOCUS Online. „Das wür­de bedeu­ten, dass ich nicht mehr selbst­be­stimmt leben könn­te, mir wür­de die Lebensgrundlage entzogen.“

Botschaft an Lauterbach: „Ab 16. März ist mein Leben zerstört“

Wenn Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärt, durch das Gesetz wer­de ledig­lich „der eine oder ande­re radi­ka­le Impfgegner, der in der Pflege arbei­tet“ aus sei­nem Job aus­stei­gen, klingt das für Kerstin Arnold wie blan­ker Hohn. Und wenn das Bundesverfassungsgericht – wie ver­gan­ge­nen Freitag gesche­hen – juri­stisch kühl fest­stellt, dass für unge­impf­te Pfleger ein „Wechsel der bis­lang aus­ge­üb­ten Tätigkeit“ oder die „Aufgabe des Berufs“ ansteht, kann sie ihre Wut kaum ver­ber­gen. Sie schimpft: „Für Menschen wie mich bedeu­tet das, dass ab 16. März mein Leben zer­stört ist.“

So wie Kerstin Arnold könn­te es schon bald vie­len Frauen, Männern und Jugendlichen mit kör­per­li­chen oder gei­sti­gen Beeinträchtigungen gehen. In Deutschland leben rund 7,9 Millionen Menschen mit einer amt­lich aner­kann­ten schwe­ren Behinderung, das ent­spricht einem Bevölkerungsanteil von rund 9,5 Prozent. Sie alle sind drin­gend auf Hilfe von Pflegern und Assistenten angewiesen…

Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, warnt im Gespräch mit FOCUS Online: „Nicht nur in der Altenpflege, son­dern auch in der Betreuung und Assistenz für Menschen mit Behinderungen dro­hen regio­nal mas­si­ve Personal- und Versorgungsengpässe, wenn die ein­rich­tungs­be­zo­ge­ne Impfpflicht zum 16. März in Kraft tritt. Die Folgen für die Betroffenen kön­nen fatal sein.“

Schneider ver­weist dar­auf, dass Menschen mit Behinderungen durch die pan­de­mie­be­ding­ten Kontaktbeschränkungen der letz­ten zwei Jahre ohne­hin schwer zu lei­den hat­ten. „Wenn nun auf­grund von Personalausfällen Assistenz- oder Fahrdienst weg­fal­len, Betreuungsangebote oder auch Arbeitsmöglichkeiten nicht wahr­ge­nom­men wer­den kön­nen, sind Selbstbestimmung und Teilhabe ein­mal mehr dra­stisch beschnit­ten.“…«

Für die SprecherInnen meh­rer Sozialverbände hilft da nur die "all­ge­mei­ne Impfpflicht". Helfen wir, ihnen die­sen Zahn zu zie­hen. Einige wer­den wis­sen, wie unsin­nig der Vorschlag ist, sie kann der Widerstand gegen den "Impf"-Zwang unter­stüt­zen. Andere wer­den ver­bohrt und ver­äng­stigt blei­ben, die wer­den erst durch Schaden klug werden.

11 Antworten auf „Schwerbehinderte Frau (57) klagt Politik an: „Impfpflicht für Pfleger zerstört mein Leben““

  1. @AA: Wieso zitie­ren Sie hier selek­tiv und ver­än­dern mit der Umstellung der Textblöcke den Inhalt? Wichtige Zitate aus dem Artikel feh­len bei Ihnen komplett:

    „Wir for­dern die Politik auf, die ein­rich­tungs­be­zo­ge­ne Impfpflicht an die all­ge­mei­ne Impfpflicht zu koppeln. […]"

    „Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen haben beson­de­re Ängste, sich mit Corona zu infi­zie­ren und sind daher besorgt, wenn Mitarbeiter der Behindertenhilfe unge­impft sind.“ 

    „Als Bundesvereinigung Lebenshilfe ste­hen wir für die zügi­ge Einführung einer all­ge­mei­nen Impfpflicht, um Menschen mit Behinderung vor der Ansteckung mit Covid 19 wirk­sam zu schüt­zen und ihre Teilhabe am gesell­schaft­li­chen Leben zu sichern“

    „Wir vom SoVD spre­chen uns wei­ter­hin für einen umfas­sen­den Impfschutz und in der Konsequenz für eine all­ge­mei­ne Impfpflicht aus.“ 

    „Wir war­nen davor, den Diskussionstakt einer Minderheit der Impfunwilligen vor­ge­ben zu las­sen. Ziel muss es sein, die noch Unentschlossenen zu errei­chen, um im Sinne der Solidarität auch sie zu einer Impfung zu überzeugen.“ 

    „Jeder, der mit Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderung arbei­tet, soll­te sich daher sei­ner Verantwortung für sie bewusst sein. Wenn das Gesetz noch Lücken auf­weist, die Einrichtungen oder Politiker nut­zen kön­nen, um die Impfpflicht nicht umzu­set­zen, soll­te es drin­gend nach­ge­bes­sert werden.“

    1. @König Döser: Sie beschrei­ben hier ein schwer lös­ba­res Problem von Öffentlichkeitsarbeit, aber auch Wissenschaft. Einzig sau­ber wäre die Wiedergabe eines voll­stän­di­gen Textes. Dabei gibt es einer­seits urhe­ber­recht­li­che Hürden. Andererseits ist es oft so, daß in einem Schwall von Müll sich eine Perle ver­steckt. Jede Auswahl ist sub­jek­tiv und ver­folgt meist ein Ziel. Ich beken­ne, mich ger­ne auf die Perlen zu kapri­zie­ren. Ich ver­lin­ke immer auf das Original, so daß man sich ein voll­stän­di­ges Bild machen kann. Auch in die­sem Fall kam es mir dar­auf an, den kri­ti­schen Aspekt zu betonen.

  2. Es tut mir leid für alle Menschen die auf sol­che Weise zu Schaden kom­men. Betonköpfe nicht nur wegen ihrer Sturheit, anschei­nend auch vom Wissen her, wol­len immer durch die Wand. Die Geschichte hat jedoch gelehrt, dass die­se an die­ser ("Niemand hat die Absicht eine") Mauer zer­schel­len wer­den. Dieser Vorgang erschafft eine neue Gattung von Menschen. Wendehälse.

  3. Vielleicht sind die Verantwortlichen der Sozialverbände wirk­lich so blö­de, dass sie noch immer nicht erkannt haben, was für ein Spiel Leute wie Lauterbach wäh­rend der letz­ten bei­den Jahrzehnte trei­ben: Abbau des Sozialsystems, Pflege und Gesundheitsversorgung. Ausgerechnet dem Lauterbach wol­len die nun mit Forderungen nach einer all­ge­mei­nen Impfpflicht helfen?

    Vielleicht ist auch nur die Berichterstattung der Qualitätspresse faul.

    Die Zertifikate müs­sen weg.

  4. Glaubt denn irgend­wer, das Pflegekräfte oder Ärzte bei einer Allgemeinen Impfpflicht zurück in ihre Jobs gehen?
    Nein…die gehen ins Ausland. Dort wo sie wert­ge­schätzt wer­den und bes­se­re Jobs bekommen.
    Und war­um? Weil die nicht aus Bockigkeit kei­ne Impfung wol­len, son­dern weil sie auf­grund ihres medi­zi­ni­schen Wissens, sehr genau wis­sen das die­se Impfung so sinn­be­freit wie gefähr­lich ist.

    Und ich emp­feh­le jedem der sich die Strafen nicht lei­sten kann, hier in den Sack zu hau­en. Die wel­che hier blei­ben und genug Geld haben, fan­gen schon an sich die Euros für die Strafen zurück zu legen. Kein Witz!

    Es ist ja nicht nur das. Wir wer­den in den näch­sten Monaten und Jahren min­de­stens 50% unse­res Einkommens ein­bü­ßen. Leute wie ich, die noch weit mehr als 10 Jahre bis zur Rente haben, wer­den kei­ne oder max. Sozialhilfesatz bekommen.

    Ich könn­te in dem Zusammenhang bös­ar­tig fra­gen, war­um sind die so erpicht die über 50 Jährigen zu imp­fen obwohl selbst für Personen bis 80 das Risiko ver­hält­nis­mä­ßig gering ist?

  5. Wieso? War Jens Spahn nicht eigens nach Osteuropa, Indien und Südamerika gereist um Personal zu rekru­tie­ren? Leute, war­tet doch ein­fach mal ab, wer zukünf­tig hier arbei­tet und wer nicht. Dazu sage ich nur noch eines: Die Chargen, waren ver­schie­den! – Wozu denn das? Scheinbar schwer zu ver­ste­hen, wie?
    Meistens sind Annahmen rich­tig, wenn ihre Antworten vie­le Fragen gleich­zei­tig beant­wor­ten. Doch Vorsicht, bloss weil sich Linke der Regierung andin­gen heisst das noch lan­ge nicht dass der gan­ze Mist von denen her­rührt. Eher unwahr­schein­lich. Vieleicht schaut man ain­fach mal genau­er auf "Blackrock" und Konsorten .….

  6. Dahin führt es, wenn die Politik so tief nicht nur in die Berufsfreiheit son­dern auch in die Vertragsfreiheit ein­greift. Was geht es wild­frem­de Menschen an, wenn sich zwei dar­auf eini­gen, dass der eine den ande­ren pflegt und unter wel­chen Bedingungen dies pas­sie­ren soll?

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