Am 28.9. ging es durch alle Medien:
»Nach dem Anstieg der Corona-Fallzahlen im nordrhein-westfälischen Bielefeld infolge einer Familienfeier befinden sich dort mittlerweile rund 1700 Menschen in Quarantäne. Darunter seien allein 1100 Schüler und Lehrer, sagte ein Stadtsprecher am Montag. Betroffen seien zehn Schulen.
Der Anstieg der Fallzahlen sorgte am Montag für großen Andrang an einer städtischen Drive-In-Teststation. Die Stadt bat die Bürger am Mittag darum, die Station am Montag nicht mehr anzufahren. "Das Testzentrum ist überlaufen, und der Verkehr staut sich bereits zurück", hieß es in einer Mitteilung.«
In fast allen Medienberichten fehlt diese Information des Redaktionsnetzwerks Deutschland:
»Die bisherige Gesamtzahl der bestätigten Infektionen im Zusammenhang mit der Familienfeier wurde am Sonntagabend mit 36 angegeben.«
Gemeldet wird hingegen stets:
»In der 334 000-Einwohner-Stadt gab es am Montag nach Schätzung des Landeszentrums Gesundheit NRW 130 infizierte Personen. Laut RKI haben sich in den vergangenen sieben Tagen 16,8 Menschen pro 100 000 Einwohner mit dem Virus infiziert. Ab einem Wert von 35 müssen die Behörden in NRW besondere Gegenmaßnahmen zur Eindämmung einleiten.«
Warum bei 16,8 "Fällen" und der Schwelle von 35 der Wirbel veranstaltet wurde, fragt niemand. Die 16,8 Menschen ergeben nach dieser Rechnung im übrigen real 56,112 "Infizierte" in sieben Tagen.
n‑tv.de nennt die Zahl 36 und weiß mehr:
»Die Feier ist nach Informationen des "Westfalen-Blatts" eine Geburtstagsfeier gewesen. Diese habe in privaten Räumlichkeiten stattgefunden und morgens begonnen und bis zum Abend gedauert. Zu Gast waren immer wieder wechselnde Gäste, es gab wohl ein "reges Kommen und Gehen", heißt es in dem Bericht. Unter den Gästen befanden sich auch mehrere Kinder von unterschiedlichen Schulen. Das Gesundheitsamt ist noch immer damit beschäftigt, alle Kontaktpersonen zu ermitteln. Spekulationen über den Hintergrund des Festlichkeiten erteilte die Stadt unterdessen eine Absage. Im Corona-Ticker der in Bielefeld erscheinenden "Neuen Westfälischen" wurde Sozialdezernent Ingo Nürnberger mit der Aussage zitiert, dass überwiegend Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit betroffen seien. Gefeiert habe zudem keine sogenannte "Großfamilie", hieß es zudem in der Pressekonferenz der Stadt.
Mittlerweile stehen in zehn verschiedene Schulen mehrere Schulklassen und gesamte Jahrgangsstufen unter Quarantäne. 1200 Schüler und Lehrer aus Gesamtschulen, Gymnasien, Realschulen und Berufsschulen sind betroffen. Krisenstabsleiter der Stadt Ingo Nürnberger sagt dem "Westfalen-Blatt", dass es für private Feiern keine Vorschriften gebe, aber Empfehlungen. "Und dann gibt es natürlich noch den gesunden Menschenverstand." In Corona-Zeiten sei es nicht vernünftig, in einer Wohnung mehrere Dutzend Menschen zu empfangen. "Die Folgen tragen nun nicht nur Familie und Gäste, sondern auch mehrere Hundert Schülerinnen und Schüler", sagt Nürnberger.«
Die Folgen der Feier oder des absurden Handelns der Stadt?
Schon wieder laufen Fälle auf
Am 30.9. ist auf der Seite der Stadt Bielefeld zu lesen:
»Neue Coronaschutzverordnung
Ingo Nürnberger, Leiter Corona-Krisenstab, zur neuen Coronaschutzverordnung: "Es ist richtig, das die Landesregierung auf die vielen Infektionsfälle durch private Feiern reagiert. Nun müssen private Feiern außerhalb der eigenen vier Wände beim Ordnungsamt angemeldet werden, wenn mehr als 50 Gäste teilnehmen. Die Teilnehmerzahl ist weiterhin auf maximal 150 begrenzt. Bei einem lokalen Inzidenzwert über 35 wird die Teilnehmerzahl auf höchstens 50 beschränkt. Davon sind wir in Bielefeld mit einem Wert von 27,6 nicht mehr weit entfernt – zumal heute schon wieder einige nicht gemeldete Fälle aufgelaufen sind.
Was den Weihnachtsmarkt angeht: Wir prüfen weiterhin, ob und wie wir den Weihnachtsmarkt ermöglichen können. Die neue Coronaschutzverordnung gibt uns wichtige Hinweise, insbesondere die Regel, dass auch Stehtische möglich sind, wenn dort die Kontaktdaten erfasst werden.”…
Heute gibt 20 Neuinfektionen. Damit liegt die Zahl der positiv getesteten Bielefelder*innen bei 922. Im Zusammenhang mit der „Familienfeier” sind bisher 57 Menschen (+12) positiv getestet worden. Aktuell infektiös sind insgesamt 79 Personen, 16 mehr als am Vortag.«
Corona-Todesrate in Bielefeld bei 0,0003 %
»In Bielefeld sind neun Personen aufgrund einer Coronainfektion verstorben.«
Stand heute:
»Insgesamt 74 – auch heute kein weiterer Fall – davon stehen weiterhin bisher im Zusammenhang mit dem Corona-Fall "Familienfeier”. Aktuell infektiös sind 71 Personen, das sind 17 weniger als am Vortag.
Beim Max-Planck-Gymnasium gibt es noch keinen neuen Stand, das Ergebnis eines Tests steht noch aus. Die Schüler*innen einer 8. Klasse sowie einige Lehrkräfte sind vorsichtshalber weiterhin zu Hause…
Quarantäne
Die aktuell im Zusammenhang mit dem Corona-Fall "Familienfeier" verordneten Quarantänen für 800 Schüler*innen sowie 150 Lehrkräfte sind hier noch nicht eingerechnet.
In Quarantäne auf Grund anderer Corona-Fälle befinden sich aktuell 1227 Personen, das sind 267 mehr als am Vortag.«
Es wird getestet wie wild, Schulklassen werden geschlossen, und man kommt auf 74 "Fälle". Das nennt man geglücktes Krisenmanagement.
(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)
… die Stadt Bielefeld "gibt" es nicht … (Hörensagen)