»Corona-Leugner und radikale Gegner der Corona-Politik von Bund und Ländern wollen, dass die „Sachen“ auf den Tisch kommen«

Neben die­sem inno­va­ti­ven Bild aus dem Viren­gar­ten ist am 27.2.23 auf zei​tung​.faz​.net ein Gast­bei­trag einer Pro­fes­so­rin für Prak­ti­sche Phi­lo­so­phie, eines Pro­fes­sors für Wirt­schafts­ethik und eines Pro­fes­sors für Sys­te­ma­ti­sche Theo­lo­gie (Ethik) zu lesen. Sie sind schon qua Beruf eher geeig­net als die in der Über­schrift Genann­ten, einen sach­li­chen Rück­blick auf die Coro­na-Poli­tik zu werfen…

Zu erfah­ren ist:

»… Die aus­lau­fen­den Maß­nah­men rie­fen auch die Selbst­ge­wis­sen auf den Plan: Coro­na-Leug­ner und radi­ka­le Geg­ner der Coro­na-Poli­tik von Bund und Län­dern wol­len, dass die „Sachen“ auf den Tisch kom­men. Wahl­wei­se ist von „Auf­ar­bei­tung“, „Auf­klä­rung“ (nicht phi­lo­so­phisch, son­dern eher im Sinn von Ermitt­lun­gen) oder von „Abrech­nung“ die Rede. Die­se For­de­run­gen kor­re­spon­die­ren mit wei­te­ren For­mu­lie­run­gen: Man ver­langt „Ent­schul­di­gun­gen“ für wis­sen­schaft­li­che und poli­ti­sche Feh­ler und fal­sche Maß­nah­men in der Pan­de­mie…«

Davon soll aber kei­ne Rede sein, wenn man dem "Zuruf an die Gesell­schaft" unter dem Mot­to "Fol­low the Sci­ence!" gehor­chen will. Die prak­ti­sche Phi­lo­so­phin, der Wirt­schafts­ethi­ker und der Theo­lo­ge wis­sen, was nicht angeht:

»Es geht eben nicht an, bei der Beschäf­ti­gung mit gesell­schaft­li­chen Groß­pro­blem­la­gen der Do-it-yours­elf-Gene­rie­rung von „Wis­sen“ ohne Kennt­nis der ent­spre­chen­den empi­ri­schen und metho­di­schen Grund­la­gen den­sel­ben Sta­tus zuzu­ge­ste­hen wie eta­blierten Wis­sen­schafts­ver­fah­ren und ‑ergeb­nis­sen.«

Wo kämen wir hin, wenn Hinz und Kunz Wis­sen gene­rier­te, das ohne­hin nur in Tüt­tel­chen gele­sen wer­den kann, anstatt dem allein befug­ten eta­blier­ten Elfen­bein­turm zu vertrauen?

Epistemische Güte

»Nicht schon Mei­nungs­frei­heit, son­dern erst Wis­sen­schafts­frei­heit [garan­tiert] epis­te­mi­sche Güte, indem sie den Qua­li­täts­stan­dards des jewei­li­gen Faches genü­gend in frei­er Rede und Gegen­re­de auf Wahr­heit und ratio­nal begründ­ba­re Erkennt­nis zielt.«

Das gemei­ne Volk abseits der Herr­schafts­spra­che mag sich den schil­lern­den Begriff auf spek​trum​.de zu Gemü­te füh­ren. Er dient hier dem Nie­der­ma­chen abwei­chen­der, auch hier die Tüt­tel­chen, "Wis­sen­schaft­ler":

»Des­sen unge­ach­tet prä­sen­tier­ten sich wäh­rend der Pan­de­mie auf ver­schie­de­nen Gebie­ten wie Viro­lo­gie, Epidemio­logie, Sta­tis­tik, Öko­no­mik, Recht oder Ethik mei­nungs­star­ke „Wis­sen­schaft­ler“, ohne auf metho­di­sche und sach­li­che Stan­dards Rück­sicht zu neh­men. Deren gefühl­te Mar­gi­na­li­sie­rung bestä­tig­te zudem ihre Annah­me, im Recht zu sein, um sich so argu­men­ta­tiv immu­ni­sie­ren und sogar epis­te­misch über­hö­hen zu kön­nen: Min­der­heit steht nicht für einen fata­len Irr­tum, son­dern für das Erken­nen der Wahrheit…«

Was der­ar­ti­ge Para­wis­sen­schaft­ler, ohne Anfüh­rungs­zei­chen, verzapften,

»… erwies sich bei genau­er Betrach­tung schnell als so ziem­lich das Gegen­teil von Auf­klä­rung und Wis­sen­schaft: Das zwin­gen­de Gebot, Quel­len wie Argu­men­te trans­pa­rent zu machen, wur­de noto­risch miss­ach­tet…«

Fakt ist eben:

»In sehr kur­zer Zeit wur­den gro­ße Erfol­ge erzielt, etwa die Bereit­stel­lung neu­ent­wi­ckel­ter Impf­stof­fe. Man­gel­haft sind nach wie vor, und zwar nicht erst in der Pan­de­mie und nicht allein von den Wis­sen­schaft­lern zu ver­ant­wor­ten, das Ver­ständ­nis des­sen und die Ver­stän­di­gung dar­über, wie Wis­sen­schaf­ten metho­disch arbei­ten und als Wis­sen­schafts­sys­tem funktionieren…«

Das Ver­ständ­nis des­sen war bei den Emp­fän­ge­rIn­nen der Glau­bens­sät­ze dum­mer­wei­se nicht aus­ge­prägt genug. 

Fragen sind unredlich und eine sozial gefährliche Falle

»Hin­ter­her ist man immer schlau­er. Es ist weder nach hin­ten bli­ckend ehr­lich wie nach vor­ne schau­end sozi­al för­der­lich, wenn man sich und ande­ren mit dem heu­ti­gen Wis­sen die Fra­ge stellt: Waren unse­re dama­li­gen Ent­schei­dun­gen bei­spiels­wei­se über Aus­gangs­sper­ren, Schul­schlie­ßun­gen oder Mas­ken­pflich­ten ver­hält­nis­mä­ßig? Die­se Fra­ge ist für einen selbst wie ande­re unred­lich und so in der Auf­ar­bei­tung der Pan­de­mie eine sach­li­che wie sozi­al gefähr­li­che Fal­le, denn man konn­te nur mit dem dama­li­gen Wis­sen und unter dama­li­gen Umstän­den ent­schei­den und handeln…

Ethik [infor­miert] nicht nur über die Ver­ant­wor­tung von indi­vi­du­el­len wie von kol­lek­ti­ven Akteu­ren, son­dern sie inter­es­siert sich eben­so für die Aus­ge­stal­tung von (gerech­ten) Ord­nun­gen und für nor­ma­ti­ve Ideen und Kate­go­rien. Eine sol­che Kate­go­rie, die in der Pan­de­mie Ver­su­chen einer nor­ma­ti­ven Ent­lee­rung und vul­gä­ren Umdeu­tun­gen aus­ge­setzt war, ist „Frei­heit“. Gemeint ist das Wort: (Begriffs)Wörter (oder, in der Ter­mi­no­lo­gie Gott­lob Fre­ges, „Prä­di­ka­te“) kön­nen zu Flos­keln wer­den, dann näm­lich, wenn sie als Paro­len ein­ge­setzt wer­den, die die Ana­ly­se des bezeich­ne­ten Begriffs und das Argu­ment erset­zen. Begrif­fe hin­ge­gen kön­nen kei­ne Flos­keln sein. Auch der Begriff der Frei­heit nicht.«

Wer gemeint ist mit dem unver­ant­wort­li­chen Umgang mit Gott­lob Fre­ges Prä­di­ka­ten, ist klar:

Jeder Mensch kann zu einem massiven Ausbreitungsfaktor werden und die Ukraine verraten

»In der Pan­de­mie kann jeder Mensch zu einem mas­si­ven Aus­brei­tungs­fak­tor wer­den. Beim Kli­ma­wan­del addiert sich der indi­vi­du­el­le CO2-Fuß­ab­druck von Men­schen und Orga­ni­sa­tio­nen zu einer glo­ba­len Emis­si­on. Im Ukrai­ne­krieg schwäch­te jeder wehr­fä­hi­ge Ukrai­ner, der sich der Ein­be­ru­fung ent­zog, und jeder indi­vi­du­el­le Akteur, der kei­nen unter­stüt­zen­den Bei­trag leis­te­te, die Aus­sicht der Ukrai­ne, sich selbst und die libe­ra­le Demo­kra­tie ins­ge­samt gegen den Aggres­sor zu verteidigen…

Freiheit nicht mit Egoismus verwechseln

… Das beschrie­be­ne libe­ra­le Grund­prin­zip ist wesent­lich. Man liegt aber falsch, wenn man auf die­ser Grund­la­ge Frei­heit mit Ego­is­mus ver­wech­selt oder mit einem Fun­da­men­tal­skep­ti­zis­mus einem plum­pen nor­ma­ti­ven Indi­vi­dua­lis­mus das Wort redet, wie wir es teil­wei­se wäh­rend der Pan­de­mie beob­ach­ten konn­ten. In vie­len Fäl­len wird sich der durch das fun­da­men­ta­le libe­ra­le Prin­zip gefor­der­te Nach­weis durch­aus erbrin­gen las­sen, dass Frei­heits­ein­schrän­kun­gen not­wen­dig sind: tri­via­ler­wei­se bei Kapi­tal­ver­bre­chen, aber auch bei vie­len Maß­nah­men zur Pan­de­mie­be­kämp­fung oder zur Ein­däm­mung des Klimawandels.

Eine fun­da­men­ta­le Ableh­nung jed­we­der Ein­schrän­kung indi­vi­du­el­ler Frei­heit führt in die Irre und soll­te uns in bes­ter libe­ra­ler und demo­kra­ti­scher Tra­di­ti­on nicht recht sein; besteht doch die Gefahr, dass ein so ver­stan­de­ner Vul­gär­li­be­ra­lis­mus zu Anar­chie in Form einer Tyran­nei der Star­ken oder der Lau­ten führt… Wem in der Pan­de­mie unter Beru­fung auf libe­ra­le Ideen selbst das Wat­te­stäb­chen in der Nase als unzu­mut­ba­rer Ein­griff in die kör­per­li­che Unver­sehrt­heit erschien, der redet liber­tär, aber sicher­lich nicht im Sin­ne des Libe­ra­lis­mus…«

Der reflektierte Liberale

»Ego­is­mus ist weder Frei­heit noch Eigen­ver­ant­wor­tung. Für den reflek­tier­ten Libe­ra­len heißt „Eigen­ver­ant­wor­tung“, dass, wer den Nut­zen hat, auch den Scha­den tra­gen muss (Wal­ter Eucken), und dem Gemein­wohl dient. Neben der Ent­las­tung der Gemein­schaft von Für­sor­ge­auf­wen­dun­gen hat eigen­ver­ant­wort­li­ches Han­deln vor allem den Effekt, dass Men­schen mit ihrem eige­nen Wohl­stand zugleich Wohl­fahrt für ande­re stif­ten, das heißt die Gemein­schaft nicht nur ent­las­ten, son­dern ihr auch etwas geben…«

Und das macht Bill Gates schließ­lich, um nur ein Bei­spiel zu nen­nen. Oder Uğur Şahin, der schließ­lich nicht nur Mil­li­ar­den ver­dient, son­dern der Mensch­heit die neben­wir­kungs­frei­en "Impf­stof­fe" geschenkt hat.

18 Antworten auf „»Corona-Leugner und radikale Gegner der Corona-Politik von Bund und Ländern wollen, dass die „Sachen“ auf den Tisch kommen«“

  1. 1. Hin­ter­her ist man nur sel­ten schlauer.
    2. Schuld ist radi­al divergent.

    …um es mit ein­fa­chen Wor­ten auszudrücken

  2. Soli­da­ri­tät ist der neue Ego­is­mus. Man woll­te doch nicht von uns ver­lan­gen, dass wir uns "imp­fen" las­sen, damit wir gesund und am Leben blei­ben. Son­dern die "Geimpf­ten". So sehr hat man dem eige­nen "Impf­schutz" ver­traut, dass man zur Sicher­heit trotz­dem kei­nem Unge­impf­ten begeg­nen wollte.

  3. Groß­ar­tig. Ich habe sel­ten etwas Düm­me­res gele­sen. (Aller­dings erin­ne­re ich mich an einen Vor­trag einer ähn­lich irren Pseu­do­wis­sen­schaft­le­rin auf You­tube, in dem unge­fähr 50mal "epis­te­misch" vor­kam. Viel­leicht soll­te man die Ver­wen­dung die­ses Wor­tes als Indi­ka­tor für die Dumm­heit eines Tex­tes ver­wen­den, dann spart man sich viel nutz­lo­se Lesearbeit.)

    1. @Michael:
      Tol­les Kri­te­ri­um! Im FAZ-Arti­kel kommt's aller­dings nur 4‑mal vor.
      Sol­che Sät­ze machen aber dicke 10 wei­te­re "epis­te­misch" wett:
      "Dass selbst­kri­ti­sche Stim­men in den ver­gan­ge­nen Wochen lau­ter gewor­den sind, mag man kogni­ti­ons­psy­cho­lo­gisch auf das Knew-it-all-along-Phä­no­men zurück­füh­ren, also auf die zurück­bli­cken­de Ver­zer­rung der Vor­her­sag­bar­keit eines Gesche­hens: Wenn es noch ein­mal gut gegan­gen ist, dann wir­ken Vor­sichts­maß­nah­men in der Rück­schau irra­tio­nal­er­wei­se über­trie­ben, weil man Vor­seh­bar­keit ex post überschätzt."
      und stif­ten wei­te­ren Erkenntnisgewinn:
      https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​L​i​s​t​e​_​k​o​g​n​i​t​i​v​e​r​_​V​e​r​z​e​r​r​u​n​gen
      Ad hoc wür­de ich den Au-Toren davon min­des­tens 30 zu diagnostizieren.

  4. Die­ser "ethi­sche" Dis­kus­si­ons­bei­trag schafft es dicke in die Lob-Hüdepohl-Liga(ga) mei­ner Top 10 des Geschwur­bels der letz­ten 3 Jahre!
    (und das nicht nur, weil ich "epis­te­misch" erst nach­gu­ckeln musste) 

    Fein­de der Frei­heit sind also z.B.:
    "wehr­fä­hi­ge Ukrai­ner, die sich der Ein­be­ru­fung entziehen"?
    Fin­di­ge Ethi­ke­rIn­nen einer ande­ren Nati­on könn­ten z.B, auch "Wehr­fä­hi­ge, die sich der Ein­be­ru­fung ent­zie­hen" (um das X‑Volk vor der Unter­jo­chung durch anders­spra­chi­ge oder gar ‑ras­si­sche "Faschis­ten" oder "Bol­sche­wi­ken" zu schüt­zen) eben­falls ewi­ge Ver­damm­nis wünschen.

    Gott­lob hat mich das dazu bewo­gen, den da https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​G​o​t​t​l​o​b​_​F​r​ege
    noch­mal nach­zu­schla­gen und die­se bei­den schö­nen Sät­ze zu finden:
    "Das Sys­tem des Logi­zis­mus ent­hielt jedoch einen Wider­spruch, die soge­nann­te Rus­sell­sche Anti­no­mie, wie Fre­ge in einem berühmt gewor­de­nen Brief von Bert­rand Rus­sell von 1902 erfah­ren muss­te. Fre­ge sah sein Lebens­werk geschei­tert und zog sich resi­gniert von der Logik zurück."
    Tragisch!
    Es ist (lei­der!) nicht davon aus­zu­ge­hen, dass die 3 Ethik-Lug­schei­ße­rIn­nen, weil sie unter ihren eige­nen Nebel­ker­zen den Über­blick ver­lo­ren haben, des­we­gen ihr Lebens­werk als geschei­tert anse­hen und sich resi­gniert aus der Ethik zurückziehen …

    1. @Kassandro: "Hier mei­ne Lieblingsstelle.

      Abge­se­hen von der wohl­fahrts­ökon. Posi­ti­on aus der Stein­zeit prä­sen­tie­ren Sie hier die Legi­ti­mi­ta­ti­on eines tota­li­tä­ren Kollektivismus:

      Jede indiv. Akti­on, bei der neg. ext. Effek­te auch nur plau­si­bel sind, kann dem­nach staat­lich unter­bun­den werden. "

      https://​twit​ter​.com/​S​t​i​m​m​e​d​e​r​V​e​r​n​u​9​/​s​t​a​t​u​s​/​1​6​3​0​2​0​7​4​7​1​3​5​1​4​7​2​128

  5. 2G war also nur gefühlt. Also gar­nicht da. Ich weiß nicht, wie man die­sen Leu­ten den Unter­schied zwi­schen gefühl­ter und tat­säch­li­cher Dis­kri­mi­nie­rung bei­brin­gen kann. Ver­mut­lich wer­den sie sich immer nach dem Wind dre­hen immer kon­form gehen, und sich die Wirk­lich­keit immer zurechtbiegen.
    Die­ses Stück ist wie­der mal ein Beleg dafür, daß Dumm­heit schlim­mer ist als Bos­haf­tig­keit und Bil­dungs­ab­schlüs­se kein Beleg für Intel­li­genz sind.

  6. War­um kom­men die dreis­tes­ten unter­stell­ten Ein­bil­dun­gen, die sich hier auch noch als Gemein­schafts­werk auf­plus­tern, so auf­fäl­lig oft von "Expert:innen", die in Bezug auf die Basis­pro­ble­me der natur­wis­sen­schaft­lich-sta­tis­ti­schen Vali­die­rung offen­sicht­lich völ­lig fach­fremd sind?

  7. … und, was machst du so beruf­lich? Ich bin Pro­fes­so­rIn für prak­ti­sche Wirt­schafts­theo­lo­gie und theo­re­ti­sche Systemphilosophie.
    Ach, kann man davon leben?

  8. Womög­lich habe ich mich nicht aus­rei­chend bemüht, und somit das Gesül­ze lei­der nicht ver­stan­den und es auch nicht zu Ende gele­sen. Das lag aber nicht nur dar­an, dass ich mich heu­te schon acht Stun­den der ästhe­ti­schen Form­ge­bung von Obst­bäu­men gewid­met habe.
    Sicher­lich wur­de da was von dum­men Bau­ern mit gros­sen Kar­tof­feln geschrieben.
    Immer­hin fin­de ich es beru­hi­gend, dass die Mit­ver­fas­se­rin nun schon vier Wochen Staats­se­kre­tä­rin im Bil­dungs­mi­nis­te­ri­um ist: Da muss man sich immer­hin kei­ne gro­ßen Sor­gen machen, dass es in Deutsch­land als­bald zu einem Hand­wer­ker­fach­kräf­te­über­schuss kom­men wird.

  9. Das ist so eine der wis­sen­schaft­li­chen Laut­äu­ße­run­gen, bei denen ich als Rei­ter­städ­ter wie ein Pferd zu wie­hern pfle­ge. Ein Wirt­schafts­ethi­ker, ein Theo­lo­ge und eine Phi­lo­so­phin geru­hen, ande­ren Men­schen die Kennt­nis wis­sen­schaft­li­cher Metho­den abzu­spre­chen – und das bei einer The­ma­tik, die bei kei­nem der drei zum wis­sen­schaft­li­chen Auf­ga­ben­be­reich gehört.
    Tat­säch­lich ist Wis­sen­schaft im eigent­li­chen, ursprüng­li­chen Sin­ne Do-it-yours­elf-Wis­sen, näm­lich die indi­vi­du­el­le ver­tief­te Aus­ein­an­der­set­zung mit einem The­ma. Natür­lich hört ein Pro­fes­sor es nicht ger­ne, wenn ihm ganz nor­ma­le Diplo­mier­te oder gar Nicht­aka­de­mi­ker sagen, dass wis­sen­schaft­li­che Metho­den kein Hexen­werk und einer brei­ten Öffent­lich­keit mehr als zugäng­lich sind.
    Vie­le der schänd­li­chen Kri­ti­ker haben gera­de die mise­ra­blen empir­schen Metho­den, die nicht vor­han­de­ne neu­tra­le Betrach­tung der gewon­ne­nen Daten und die Ober­fläch­lich­keit der in der Regel fälsch­li­cher­wei­se als eta­bliert bezeich­ne­ten Wis­sen­schaft zer­pflückt. Ande­re haben sehr akri­bisch Inter­es­sen­kol­li­sio­nen oder bedenk­li­che Gemenge­la­gen unter­sucht, auf Wider­sprü­che hin­ge­wie­sen oder vor bedenk­li­chen gesell­schaft­li­chen Ent­wick­lun­gen gewarnt.

    Dem begeg­nen unse­re Hel­den mit ihren ver­stö­ren­den Kernaussagen:
    – bloß weil die Kri­ti­ker rich­tig lagen waren ihre Metho­den noch lan­ge nicht rich­tig, denn wis­sen­schaft­lich ist nur was wir selbst so nennen
    – es bringt nichts, im Nach­hin­ein nach­zu­den­ken, was schlecht war und was man hät­te bes­ser machen kön­nen, sonst müss­ten wir uns hin­ter­fra­gen, und ein aka­de­mi­scher Den­ker hin­ter­fragt sich nicht

    Wenn die­se drei zu Recht völ­lig unbe­kann­ten Ster­ne am Wis­sen­schafts­him­mel so den­ken, dann mögen sie das tun.
    Ich hin­ge­gen emp­feh­le Psalm 2:4 bzw. des­sen von mir ange­pass­te Ver­si­on (Aus­zü­ge) – obacht: Satire!

    War­um toben die Pro­fes­so­ren, und die Dok­to­ren reden so vergeblich? (…)
    Aber der im um die Wahr­heit wuss­te, lacht ihrer, und der Kri­ti­ker spot­tet ihrer. Er wird einst mit ihnen reden in sei­nem Zorn, und mit sei­nem Grimm wird er sie schrecken. (…)
    So las­set euch nun wei­sen, ihr Wis­sen­schaft­ler, und las­set euch züch­ti­gen, ihr Dünkelhaften!

    Gut, das Züch­ti­gen muss nicht sein. Wir sind ja kei­ne Unmenschen.

  10. Zur Fra­ge, was Wis­sen­schaft ist, emp­feh­le ich den Autoren die Lek­tü­re der Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis der Deut­schen For­schungs­ge­mein­schaft. Vie­le Uni­ver­si­tä­ten haben sich auf die dar­in auf­ge­führ­ten Grund­sät­ze verpflichtet.

  11. Viel­leicht soll­te sich die F.A.Z. einen neu­en Slo­gan zulegen:

    Sta­nis­law Jer­zy Lec:
    “Den Blick in die Welt kann man mit einer Zei­tung versperren.”

  12. Respekt. Ich schaf­fe von sol­chen Pseu­do-Phi­lo­so­phie Arti­keln nur noch die ers­ten 2 Zei­len zu lesen. Es berei­tet mir mitt­ler­wei­le phy­si­sche Schmerzen.

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