Unter dieser Überschrift berichtet "Le Parisien", die größte Pariser Tageszeitung, am 31.7.:
»In mehr als 150 Städten waren Kundgebungen geplant. Die Mobilisierung scheint nicht abzunehmen, im Gegenteil.
Am heutigen Samstag finden in zahlreichen französischen Städten zum dritten Mal in Folge Demonstrationen gegen die Ausweitung des Gesundheitspasses und im Namen der "Freiheit" statt. Die Behörden registrierten am Samstag 204.090 Menschen im Land, gegenüber 161.000 in der vergangenen Woche und 110.000 sieben Tage zuvor…
Mehr als 3.000 Polizisten und Gendarmen wurden [in Paris] mobilisiert, um die Demonstranten zu umzingeln und sensible Bereiche zu sichern, eine Woche nachdem die Demonstranten von der Champs-Elysées abgedrängt wurden, die am Samstag blockiert wird. Drei von ihnen wurden den ersten Angaben zufolge bei den Kundgebungen verletzt. Nach den am Samstagabend von Innenminister Gérald Darmanin veröffentlichten Zahlen haben die Ordnungskräfte heute in Frankreich 19 Festnahmen vorgenommen, davon 10 in Paris. Wir haben verhindert, dass die Gewalt wirklich ausartet", sagte ein Pariser Polizeigewerkschafter. Dank unseres verstärkten Personals, insgesamt 3000 in der Hauptstadt, und unserer Strategie der "Kontakte" mit den Demonstranten konnten wir die wilden Umzüge, von denen sich einer auf die Champs Elysées zubewegte, kurzschließen.
Auf Seiten der Regierung ist der Ton gegenüber den Demonstranten besänftigend. "Wir haben keine der angemeldeten Demonstrationen abgelehnt. Ich habe immer Respekt vor Menschen, die ihre Meinung äußern, auch wenn sie völlig konträr zu meiner ist", sagte Innenminister Gérald Darmanin gegenüber Le Parisien.«
Hört der rot-rot-grüne Senat in Berlin hier zu?
»Auf höchster staatlicher Ebene nimmt man "die Mobilisierung zur Kenntnis" und hofft immer noch, dass die Bewegung nur von kurzer Dauer sein wird… Offiziell könnte nur der Verfassungsrat, dessen Entscheidung über das Gesundheitsgesetz am 5. August fallen wird, die Exekutive umstimmen. In der Zwischenzeit hat die Impfung weiterhin Priorität. Ein Ziel, für das sich trotz der Entschlossenheit der Gegner, die auf der Straße demonstrieren, bereits mehr als die Hälfte der französischen Bevölkerung ausgesprochen hat.
Demonstrationen in mehr als 150 Städten in Frankreich
In mehr als 150 Städten in ganz Frankreich sind ebenfalls Demonstrationen geplant, mit möglicherweise großen Menschenansammlungen in Toulon, Bordeaux, Marseille, Nizza, Metz, Nantes und Pau.
In Marseille versammelten sich Tausende von Demonstranten am Vieux-Port. Anschließend zogen sie mit Plakaten und Slogans gegen die neuen Regierungsmaßnahmen die berühmte Canebière hinauf.
In Montpellier nahmen nach Angaben der Präfektur 8.500 Menschen an der Demonstration teil, das sind deutlich mehr als die 5.500 von vor einer Woche. Die Demonstranten versammelten sich auf dem Place de la Comédie, zwischen den Stufen des Opernhauses und dem Brunnen der drei Grazien, auf den einige unter "Freiheit"-Rufen kletterten und eines der Fetisch-Lieder der Gegner von Präsident Emmanuel Macron sangen: "Wir sind hier, wir sind hier, auch wenn Macron nicht will … "
Stärkere Mobilisierung auch in Nizza, wo nach Angaben der Polizei 6500 Menschen demonstrierten. Das sind 500 mehr als letzte Woche. In Aix-en-Provence demonstrierten am Samstagmorgen mehr als 2.200 Menschen im Stadtzentrum und in Avignon, der Hauptstadt der Region Vaucluse, versammelten sich am frühen Nachmittag 3.000 Menschen, ohne dass es zu Zwischenfällen kam, wie die Polizei mitteilte. Der Rekord wurde im Var erreicht, wo die Kundgebung in Toulon nach Angaben der Präfektur 13.000 Menschen anzog. Insgesamt wurden im Südosten des Landes mindestens 38.000 Demonstranten gezählt.
In Straßburg demonstrierten nach Angaben der Polizei 3200 Menschen im Stadtzentrum, ohne dass es zu einer Überfüllung kam, und in Anwesenheit der ehemaligen LREM-Abgeordneten Martine Wonner.
In Metz nahmen nach Angaben der Organisatoren 3.000 Menschen an der Demonstration gegen den Gesundheitspass teil, berichtet France Bleu.
In Rennes nahmen 2.900 Menschen an der Demonstration teil, "ohne dass es zu Zwischenfällen kam", wie die Präfektur am frühen Nachmittag mitteilte, was einen Anstieg der Mobilisierung im Vergleich zum vorherigen Samstag (2.200 Personen) bedeutet. "Ich bin Macrons Jude", "Impft mich gegen Faschismus und Kapitalismus" oder "Medienlügner! Wir wollen die Wahrheit", war auf den Plakaten zu lesen, die in einer feierlichen und lauten Atmosphäre geschwenkt wurden.
In Nantes versammelten sich nach Angaben der Präfektur Loire-Atlantique "etwas weniger als 4000 Menschen" zu den Demonstrationen. Allerdings fand die Kundgebung in einer "sehr angespannten" Atmosphäre statt. In Lille marschierten mehr als 2.000 Menschen mit ebenso unterschiedlichen Profilen, darunter viele "Gelbwesten", durch das Zentrum und skandierten "Freiheit, Freiheit" oder "den Gesundheitspass, den wollen wir nicht, den Autoritätspass, den wollen wir nicht". In Lyon nahmen nach Angaben der Präfektur mehr als 1200 Menschen an zwei Umzügen teil. In Bordeaux waren es 5500…«
Was macht daraus die "Tagesschau"? Um 20 Uhr – nichts. Auf tagesschau.de, immer eine Winzigkeit informativer als die Bewegtbilder, ist zu erfahren, wovon die französischen KollegInnen wenig mitbekommen haben: Es waren wieder mal die Rechten unterwegs, Gewalt gab es natürlich, und die Zahlen werden ein wenig nach unten korrigiert.:
»Ausschreitungen in Frankreich
Zehntausende protestieren gegen Corona-Maßnahmen
In Frankreich sind landesweit etwa 200.000 Menschen gegen die geplante Verschärfung der Corona-Maßnahmen auf die Straße gegangen. In Paris kam es zu Ausschreitungen, mehrere Demonstranten wurden festgenommen.
Von Stefanie Markert, ARD-Studio Paris
"Macron – Rücktritt!": So schallt es auf einer von rechten Politikern einberufenen Demonstration gegen die Anti-Coronamaßnahmen der Regierung über den Platz vor dem Bahnhof Montparnasse. Auf einer von vier Demos allein in Paris. "Nein zur Gesundheitsdiktatur!" "Nein zum Pass der Schande!" "Rührt unsere Kinder nicht an!" "Präsident, Premier und der Gesundheitsminister töten unsere Freiheiten!" All diese Losungen werden landesweit auf Pappschildern getragen – insgesamt waren bis zu 200.000 Menschen auf den Straßen.
Wasserwerfer, Tränengas, einige verletzte Polizisten sind die leider üblichen Begleiterscheinungen. Allein in Paris wurden 19 Demonstranten festgenommen, drei Polizisten verletzt.
"Ich verstehe nicht, warum wir jetzt mancherorts wieder draußen Maske tragen müssen. Ich verstehe zwar, dass die Regierung die Pandemie bremsen will. Aber irgendwie muss das doch auch anders gehen", sagt ein Demonstrant.
Gesundheitspass als Alternative zum Lockdown
Der Abgeordnete der Zentrumspartei Modem, Bruno Fuchs, sieht die Dinge dagegen so: "Der Gesundheitspass bietet Freiheit zwischen Impfung und Lockdown. Ohne ihn müssen wir in den Lockdown. Schauen Sie nach Martinique oder nach La Réunion!“
Die französischen Überseegebiete haben wieder strengere Ausgangsregeln eingeführt. Dort liegt die Impfquote unter dem Durchschnitt. Bislang sind in Frankreich rund 60 Prozent der über 12-Jährigen durchgeimpft. Die Intensivbetten sind aber wieder zu einem Fünftel ausgelastet. Zum allergrößten Teil durch ungeimpfte Patienten. Der Inzidenzwert liegt schon wieder bei über 200.
Rechtsextreme an der Seite der Demonstranten
Julien Odoul aus dem Führungszirkel der rechtsextremen Partei Rassemblement National verteidigt im Nachrichtensender BFM TV die Demonstrierenden: "Das sind ehrliche Franzosen, die Zweifel haben. Und in einer Demokratie sind Zweifel legitim. Sie sind auch nicht alle gegen das Impfen. Aber sie haben Fragen zu den Impfstoffen, zum Gesundheitspass und den eingeschränkten Freiheiten", sagt er.
Er kritisiert die Politik der Regierung: "Das Hin und Her der Regierung schürt Ängste und Wut. Wenn der Regierungschef erst sagt – kein Gesundheitspass in den Schulen. Und dann kommt der Bildungsminister eine Woche später und meint, die ungeimpften Schüler werden vom Präsenzunterricht ausgeschlossen, wenn es einen positiven Fall in ihrer Klasse gibt. Wie sollen die Franzosen da klarsehen?", fragt Odoul. Und kritisiert im selben Atemzug Kulturministerin Roselyne Bachelot: "Man darf die Demonstranten nicht zu Karikaturen machen. Es geht nicht, dass die Kulturministerin sie als Klub der Loser bezeichnet!"
Die so Gescholtene allerdings hatte gar nicht die Demonstranten so betitelt, sondern alle Politiker, die rechts wie Florian Philippot oder links wie Jean-Luc Melenchon die Lage für ihre Ziele instrumentalisieren: "Wir sehen Herrn Philippot, der 0,6 Prozent bei den Europawahlen geholt hat. Oder Herrn Melenchon, der in den Umfragen an Boden verliert. Das ist also eine Art Klub der Loser, die sich an den Sorgen der Menschen gesundstoßen wollen", so Bachelot wörtlich.«
"Habt Ihr es auch satt, bei jeder Bundestagswahl nur das "kleinste Übel" wählen zu können?
Dann ist es Zeit dafür zu sorgen, dass die Menschen auf die Stimmzettel kommen, denen wir vertrauen und die UNS wirklich vertreten!
Das geht! Viele Menschen und Initiativen hatten unabhängig voneinander die gleiche Idee und arbeiten jetzt alle GEMEINSAM in jedem Wahlkreis.
Dies ist unsere gemeinsame Seite.
Hier ist die Idee:
Wir bringen bei der Bundestagswahl 299 PARTEILOSE Direktkandidaten in den Bundestag – in jedem Wahlkreis eine oder einen.
Wir finden dafür Menschen, die lösungsorientiert kommunizieren und Entscheidungen treffen, die ALLEN nutzen. .."
https://www.direktkandidaten2021.de/
@info: Entscheidungen, "die ALLEN nutzen". Das ist fast noch besser als das, was die Parteien erzählen.
@aa: ach ja, der Text is nich so.
Die Idee find ich aber richtig gut, gerade weil keine Partei gewählt wird, in der die eigene Meinung doch zu oft hinter der Partei zurückgestellt wird.
Wenn der Direktkandidat nicht passt, wird er nicht gewählt. Bei Parteien wähle ich vielleicht Leute mit, die ich eigentlich nicht wählen möchte.
,, … 204.090 Menschen im Land, …"
Nicht nur beim genauen Zählen scheint dieses Land weit voraus zu sein …
(… auch die bekugelten Autos haben Maßstäbe gesetzt …)
Ist von den LeserInnen hier morgen eine/r in Berlin unterwegs?
Nachdem die für morgen angemeldete Demonstration auf der Straße des 17. Juni nun auch vom Oberverwaltungsgericht verboten worden ist, suche ich nach einer "zugelassenen" Demo (dass die BRD Demonstrationen nicht "zulassen darf", weil es im GG ein Demonstrationsrecht namens "Versammlungsfreiheit" gibt, ist dem Berliner Polizeisprecher Cablitz gerade noch eingefallen, s. Minute 4:50 ‑5:09: https://www.youtube.com/watch?v=yxaIky-jyLY).
– Oder nach einer anderweitigen Demonstrationsmöglichkeit.
Ich war seit 25 oder 30 Jahren auf keiner Demo mehr.
Jetzt ist – ich berufe mich auf GG Artikel 20, Satz 4 – es für mich Zeit zu demonstrieren, dass es in diesem totalitären Überwachungsstaat nicht mehr lebenswert ist.
Wenn ich keine Demonstration "finde", stelle ich mich morgen allein vor das Rathaus Charlottenburg.
@ Witwesk
https://www.berlin.de/polizei/service/versammlungsbehoerde/versammlungen-aufzuege/
Ein paar Mahnwachen gibt es, dann stehn sie nicht alleine.
Ein paar Umzüge gibt es auch, wenn Ihnen Bewegung mehr liegt.
Merci, Benjamin,
von dieser Seite hatte ich bereits Kenntnis.
Gehen Sie, geht sonst ein Mensch, der hier liest, weil es hier um die Corona-Politik geht, zu einer dieser "Mahnwachen" oder zu einem dieser "Umzüge"?
Irgendwie hab ich den Eindruck, dass das nicht der Fall ist.
Aber vielleicht täusche ich mich.
Wenn nicht, dann stehe ich morgen besser allein vorm Rathaus Charlottenburg als mit zwei Falun-Gong-AnhängerInnen auf der Jannowitzbrücke oder einer MeToo-Greta am Gendarmenmarkt.
Wenn es eine Sitzgelgenheit gibt, würde ich Ihnen Gesellschaft leisten, allerdings nicht am frühen Morgen, sondern erst gegen Mittag.
Frankfurt-City-Triathlon
Am Sonntag, der 01.08.2021
"Im Vordergrund steht die Freude über das Wiedersehen und die Möglichkeit des gemeinsamen Sporttreibens.
Neu 2021
Sonntag, der 01.08.2021
Alle Startunterlagen werden im Vorfeld euch per Post zugesendet
Alle Athleten müssen beim Check-in ein 3G Nachweis (vollständig geimpft, genesen oder getestet erbringen.
Zuschauerbegrenzung im Zielbereich, keine Zuschauer am Langener Waldsee
Aus Hygienegründen können wir 2021 keinen Athleten-Shuttle und keine Duschoptionen anbieten.
Die Siegerehrung erfolgt 2021 digital auf unserer Webseite.
Wir bitten alle Athleten und Zuschauer sich Jederzeit an die gültigen Corona RegelnSonntag, der 01.08.2021 zu halten.
Nach dem Rennen können sich die Familien und Freunde mit Abstand im Bereich rund um die Zeil treffen."
https://www.frankfurt-city-triathlon.de/
Immerhin anerkennungswert, dass die Demos in Frankreich noch stattfinden "dürfen", im Gegensatz zu den Urteilen unseres"Einigkeit und RECHT und FREIHEIT" verkündenden Deutschen Vaterlandes. Die "objektive" ( ha, ha, ha ) "Berichterstattung der ARD , sprich Niederhalten der Wahrheit, Falschaussagen über Teilnehmerzahlen usw., usw. hat heute ein Jubiläum, zumindestens für die Demos DER Menschen, die nicht stromlinienförmig oder gar nicht, sondern Gott sei Dank in der Lage sind, QUER zu denken.
Ich wünsche den französischen Demonstranten allen Erfolg der Welt, folgend ein Link , Bericht des SWR, man staune, über die Entstehung der Marseillaise.
https://www.youtube.com/watch?v=ifdWc-jvYaM
@Lucy: Danke für den Link: "das perfekte Lied zu aufrührerischen Stimmung dieser Zeit" (SWR)
Mir fällt zu französischem Aufruhr auch immer die Marseillaise ein.….und.…."Casablanca" (das ist ja ein sehr amerikanischer Film – aber die Szene mit der französischen Nationalhymne, die die Nazis übertönt, ist einfach unschlagbar!)
https://www.youtube.com/watch?v=cOeFhSzoTuc
@Anybody, ein gutes Kampflied, nur die blutrünstigen Zeilen gefallen mir nicht. Auch ich bedanke mich für den Link zu dieser wunderbare Passage aus dem Film Casablanca, viele Grüße.
@aa: ein Fehlerteufel hat sich in die Überschrift gemogelt – es muss heißen "gegen den Gesundheitspass".
@Anybody: Danke! Ich sollte dem Übersetzungsprogramm kritischer gegenüber werden.