Faeser weiht ordnungspartnerschaftlich sicherheitsrelevante Videoüberwachung ein

Wer ist wer? Und wie viele?

twit​ter​.com (21.7.)

Was meint die Demo­kra­tie­schüt­ze­rin damit?

Denkt sie bei den "Schwächs­ten der Gesell­schaft", die sie im Blick behal­ten will, an die von Baer­bock befürch­te­ten Volks­auf­stän­de (s. ber​li​ner​-zei​tung​.de, 21.7.)?

Videoüberwachung, teilautomatisch analysiert

bahn​hof​.de
bun​des​po​li​zei​.de

»…Die Deut­sche Bahn und die Bun­des­po­li­zei iden­ti­fi­zie­ren über ihr "For­schungs­vor­ha­ben Sicher­heits­bahn­hof" ord­nungs­part­ner­schaft­lich sicher­heits­re­le­van­te Naht- und Schnitt­stel­len im Eisen­bahn­ver­kehr. Gemein­sam mit Wis­sen­schaft und Wirt­schaft kon­zi­pie­ren sie inter­dis­zi­pli­när ers­te inno­va­ti­ve Lösun­gen, wel­che unter Labor- und Real­be­din­gun­gen erprobt werden.…

Neben der Dar­stel­lung des Video­ausbaus auf Bahn­hö­fen, ein­her­ge­hend mit der Ent­wick­lung künf­ti­ger teil­au­to­ma­ti­sier­ter Video­ana­ly­se, konn­te sich die Bundesinnen­ministerin in einer Vor­füh­rung von der bevor­stehenden Pilo­tie­rung der Hil­fe­ruf-App "SafeN­ow" überzeugen…«
bun​des​po​li​zei​.de

Massive Bedenken schon 2017

Damals war die Teil­nah­me noch frei­wil­lig. Auf netz​po​li​tik​.org war am 12.4.17 zu lesen:

»… Gesich­ter, Ver­hal­ten und unbe­glei­te­te Objek­te erken­nen: Das soll in einem Pilot­pro­jekt zu „intel­li­gen­ter Video­ana­ly­se“ am Bahn­hof Süd­kreuz in Ber­lin erprobt wer­den. Das Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um (BMI) gab bekannt, dass Tests schon im Herbst begin­nen sol­len. Das BMI arbei­tet beim soge­nann­ten „Pro­jekt Sicher­heits­bahn­hof“ mit Deut­scher Bahn, BKA und Bun­des­po­li­zei zusammen.

Die Sicher­heits­be­hör­den ver­spre­chen sich davon die Erken­nung auf­fäl­li­ger Sze­na­ri­en – bei­spiels­wei­se unbe­glei­te­te Gepäck­stü­cke oder auf­fäl­li­ge Per­so­nen. Damit wer­den Kame­ras zu Ver­hal­tens­scan­nern. Hin­zu kommt auto­ma­ti­sche Gesichts­er­ken­nung, die Bahn­hofs­be­su­cher iden­ti­fi­zie­ren soll. Wäh­rend der Test­pha­se soll das zunächst an frei­wil­li­gen Per­so­nen erprobt wer­den, die ihre Pass­bil­der oder Fotos zur Ver­fü­gung stel­len. Auf wel­che Daten­ban­ken die Sys­te­me bei einem spä­te­ren Regel­be­trieb zurück­grei­fen sol­len, ist der­zeit nicht entschieden…

Daten­schüt­zer kri­ti­sie­ren die Plä­ne des BMI. Die Ber­li­ner Daten­schutz­be­auf­trag­te Maja Smolt­c­zyk warn­te Anfang März vor den Risi­ken. Gera­de die Gesichts­er­ken­nung sei „mit erheb­li­chen Risi­ken ver­bun­den und nur in engen Aus­nah­me­fäl­len zulässig“.

Neben den daten­schutz­recht­li­chen Beden­ken steht Skep­sis bezüg­lich der recht­li­chen Grund­la­gen einer mit maschi­nel­ler Intel­li­genz aus­ge­stat­te­ten Video­über­wa­chung. Die Wis­sen­schaft­li­chen Diens­te des Bun­des­tags zwei­feln an, ob die bis­he­ri­gen Rechts­grund­la­gen zu Video­über­wa­chung durch die Bun­des­po­li­zei das erlaubt.

Das bekräf­ti­gen Berich­te der Ber­li­ner Mor­gen­post, denen zufol­ge die Ver­hal­tens­er­ken­nung am Süd­kreuz auch zur Graf­fi­ti-Bekämp­fung ein­ge­setzt wer­den soll. Dass Graf­fi­ti-Sprü­her eine Gefahr für die öffent­li­che Sicher­heit dar­stel­len, die einen so tie­fen Ein­griff in die Pri­vat­sphä­re aller recht­fer­tigt, ist abwegig.

In einem Inter­view mit netz​po​li​tik​.org erläu­ter­te der ehe­ma­li­ge Bun­des­da­ten­schutz­be­auf­trag­te Peter Schaar, dass die EU-Daten­schutz­grund­ver­ord­nung bio­me­tri­sche Daten zu den „beson­ders sen­si­blen Daten zählt, deren Ver­ar­bei­tung nur unter sehr restrik­ti­ven Bedin­gun­gen zuläs­sig ist“. Die Ver­ord­nung tritt ab Mai 2018 in Kraft. Das BMI neh­me der­zeit eine Inter­es­sen­ab­wä­gung zu Las­ten von Grund­rech­ten vor…

In Zukunft schon das hek­ti­sche Hin- und Her­lau­fen im Bahn­hof dazu füh­ren, von einem Com­pu­ter­sys­tem als poten­ti­ell gefähr­lich mar­kiert zu wer­den. Durch den Abgleich mit Bild­da­ten­ban­ken wür­de es unmög­lich, sich anonym in der Öffent­lich­keit zu bewe­gen. Dadurch wer­den das eige­ne Ver­hal­ten und die Bewe­gungs­frei­heit ein­ge­schränkt. Für alle, auch wenn sie nichts Böses im Schil­de füh­ren.«

Der Bahn­hof Süd­kreuz liegt nicht in Chi­na, das war schon 2017 so.

(Her­vor­he­bun­gen nicht in den Originalen.)

15 Antworten auf „Faeser weiht ordnungspartnerschaftlich sicherheitsrelevante Videoüberwachung ein“

    1. @ Die Land­apo­the­ke­rin: Zu Spit­zen­zei­ten des mas­kier­ten Irr­sins wäre mir bei der Bank fast ein "Reich' das Klein­geld rüber!" rausgerutscht.

  1. Das Sys­tem taugt nichts, sonst hät­te nach dem Betre­ten des Bahn­hofs durch Frau Fae­ser dies zu ihrer sofor­ti­gen Fest­nah­me füh­ren müs­sen. Auch Herr Wis­sing…. Aber ver­mut­lich liegt das dar­an, dass die Prot­ago­nis­ten schon seit Jah­ren nur noch Auto fah­ren. Dage­gen hilft nicht mal eine Bahnhofsmission.

  2. Faeser macht das exakte Gegenteil der Empfehlungen so gut wie aller unabhängigen IT-Sicherheitsexperten sagt:

    CCC Updates
    @chaosupdates
    Fae­ser macht das exak­te Gegen­teil der Emp­feh­lun­gen so gut wie aller unab­hän­gi­gen IT-Sicher­heits­exper­ten, nicht nur in Deutsch­land (Oder hat die Absicht, Cyber­an­g­rei­fer durch büro­kra­ti­schen Over­kill zu irritieren)
    fm4​.orf​.at
    Deut­sche Cyber­si­cher­heits­stra­te­gie ohne Sicherheit
    Die neue deut­sche Innen­mi­nis­te­rin Nan­cy Faeser(SPD) fährt den nach Ansicht unab­hän­gi­ger Exper­ten völ­lig ver­peil­ten Cyber­kurs ihres Vor­gän­gers Horst See­ho­fer (CDU) gera­de­aus wei­ter. Die Fach­welt „is…
    9:20 AM · Jul 25, 2022
    https://​twit​ter​.com/​c​h​a​o​s​u​p​d​a​t​e​s​/​s​t​a​t​u​s​/​1​5​5​1​4​9​7​4​8​6​6​2​3​2​9​7​5​3​7​?​c​x​t​=​H​H​w​W​g​s​C​-​g​c​6​v​g​4​g​r​A​AAA

  3. Und genau die­se dann exis­tie­ren­de Furcht vor feh­len­der Anony­mi­tät ist es, was gewünscht sein dürf­te. Es braucht nur die Furcht vor der Total­über­wa­chung und ein tota­li­tä­res Sys­tem ist auf der Ziel­ge­ra­den. Orwell hat es mit dem "Tele­vi­sor" plas­tisch-ein­fach beschrie­ben. Allein die Furcht reicht aus, um Selbst­zen­sur und kon­for­mes Ver­hal­ten zu errei­chen. Die Furcht muss nur hin­rei­chend stark und aus­ge­prägt ver­an­kert werden.

  4. Füh­le mich län­ger schon beob­ach­tet, traue kei­ner Stu­ben­flie­ge mehr, und beim Duschen tar­ne ich mich mit Seifenschaum.
    Ken­nen Sie Woll­mäu­se? Da fra­ge ich mich doch, woher sie alle kom­men, über Nacht, sich aus­brei­ten und ver­meh­ren, in jedem Win­kel zu fin­den sind, sogar unter mei­nem Bett.…
    Wel­che Absich­ten ver­fol­gen Woll­mäu­se, wer rich­tet sie auf mich ab, filmt mich im Bett und unter der Dusche, doku­men­tiert mei­ne Toi­let­ten­gän­ge, von früh bis spät, rund um die Uhr sogar?
    Dabei bin ich stol­zer Besit­zer eines Staub­saugers, put­zen kann ich auch, und im Bett ent­wi­cke­le ich sicher­lich kei­ne Ver­schwö­rungs­theo­rien. Mit wem auch, bin grund­ge­si­cher­ter Sin­gle-Rent­ner, mein Waren­korb beinhal­tet eh kei­ner­lei Ver­gnü­gun­gen gewis­ser Art. Sie wis­sen schon was ich meine.
    Kann nicht ein­fach mal so zum Doc gehen, ihn fra­gen, wes­halb mich Augen ver­fol­gen, ich unter mei­nem Bett lie­gen wür­de, mit Staub­sauger und Flie­gen­klat­sche, und was dies alles zu bedeu­ten hätte.
    Nö, lie­ber nicht, mach ein­fach auf völ­lig nor­mal, da kann mir nix pas­sie­ren und lan­de in kei­ner Geschlos­se­nen als Versuchskaninchen.
    ++glucks++

    1. Who's wat­ching?
      Tell me who's watching
      Who's wat­ching me?

      I'm just an avera­ge man with an avera­ge life
      I work from 9 to 5, hey hell, I pay the price
      All I want is to be left alo­ne, in my avera­ge home
      But why do I always feel
      Like I'm in the Twi­light Zone?

      I always feel like somebody's wat­chin' me
      And I have no privacy
      I always feel like somebody's wat­chin' me
      Tell me is it just a dream?

      When I come home at night
      I bang the door real tight
      Peo­p­le call me on the pho­ne I'm try­ing to avoid
      Or can the peo­p­le on TV see me
      Or am I just paranoid?
      When I'm in the shower
      I'm afraid to wash my hair
      'Cau­se I might open my eyes and find someone stan­ding there!
      Peo­p­le say I'm cra­zy, just a litt­le touched
      But may­be show­ers remind me of Psycho too much
      That's why

      I always feel like somebody's wat­chin' me
      And I have no privacy
      I always feel like somebody's wat­chin' me
      Who's play­ing tricks on me?

      Who's wat­ching?
      I don't know anymore!
      Are the neigh­bours wat­ching me? (Who's watching)
      Well is the mail­man wat­ching me? (Tell me who's watching)
      And I don't feel safe any­mo­re, oh what a mess
      I won­der who's wat­ching me now
      Who?
      The IRS?!

      I always feel like somebody's wat­chin' me
      And I have no privacy
      I always feel like somebody's wat­chin' me
      Tell me is it just a dream?

      I always feel like somebody's wat­chin' me
      And I have no privacy
      I always feel like somebody's wat­chin' me
      Who's play­ing tricks on me?

      I always feel like somebody's wat­chin' me
      Ooh, whoa-oa-oa
      I always feel like somebody's wat­chin' me
      Tell me, can it be?
      (Who's wat­ching me?)

      I always feel like somebody's wat­ching me
      I always feel like somebody's wat­ching me
      Who's play­ing tricks on me?
      I always feel like somebody's wat­ching me
      Can I have my privacy?
      I always feel like somebody's wat­ching me…

      😀

  5. Mich wür­de ein­mal inter­es­sie­ren, wie­vie­le Hiwis in den deut­schen Behör­den ange­stellt und den gan­zen Tag damit beschäf­tigt sind, Euphe­mis­men und irre­füh­ren­de Begrif­fe zu erfin­den, mit denen die gan­zen Saue­rei­en, die Poli­ti­ker sich aus­zu­den­ken, als harm­lo­se, bzw. men­schen­freund­li­che, Wohl­ta­ten des Staa­tes ver­kauft wer­den. Ich tip­pe auf Stu­di­en­ab­bre­cher, Chi­na­ver­eh­rer oder ein­fa­che Schweinepriester.

  6. Hen­ning Rosenbusch 

    Yoel Roth, Lei­ter der Abtei­lung für Sicher­heit und Inte­gri­tät bei Twitter:

    „Wir beob­ach­ten, dass Regie­run­gen immer aggres­si­ver dabei wer­den, mit recht­li­chen Mit­teln die Nut­zer unse­res Diens­tes zu demas­kie­ren, Infor­ma­tio­nen über Kon­to­be­sit­zer zu sam­meln und mit recht­li­chen For­de­run­gen zu ver­su­chen, Men­schen zum Schwei­gen zu bringen".

    https://​apnews​.com/​a​r​t​i​c​l​e​/​t​e​c​h​n​o​l​o​g​y​-​s​o​c​i​a​l​-​m​e​d​i​a​-​g​o​v​e​r​n​m​e​n​t​-​a​n​d​-​p​o​l​i​t​i​c​s​-​f​1​3​f​1​f​5​a​a​9​b​a​9​8​d​1​2​e​c​b​0​5​c​4​1​6​f​6​b​3ef

    —————————————————————————-

    bezüg­lich Facebook:

    Schon mal "lifel­og" gegoogelt?

  7. Hat sie in Ber­lin kei­ne Nazi*in auf­trei­ben kön­nen, die mit aufs Bild woll­te? Wie hät­te die Bil­der­ken­nung das ausgewertet?
    Back to Ukrai­ne, Nancy!

  8. Also, für die kom­men­den Volks­auf­stän­de bit­te fol­gen­de Regeln beachten:

    - ein­zeln anreisen
    – Voll­mas­kie­rung, ggfs. Businesskleidung
    – Kron­kor­ken mit den Spit­zen nach oben in einen Schuh ste­cken, um den Gang zu verändern
    – sich gemes­se­nen Schrit­tes bewe­gen und hek­ti­sche Bewe­gun­gen ver­mei­den (s.o.)
    – alle Fah­nen, Trans­pa­ren­te etc. gefal­tet im Roll­kof­fer trans­por­tie­ren eben­so wie die dazu­ge­hö­ri­gen Haltestangen.
    – "Cof­fee to Go" Becher in der Hand halten
    – wäh­rend evt. War­te- und Still­stand­zei­ten inten­siv auf das Han­dy schauen
    – kein Blick­kon­takt, kei­ne Ver­schwis­te­rungs­sze­nen, kei­ne Vertraulichkeiten

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