Führungsgruppe von Covax beschließt "im Prinzip", die Initiative zur gemeinsamen Nutzung von Impfstoffen zu beenden

Auf washing​ton​post​.com ist unter die­sem Titel am 8.12.22 zu erfahren:

»Eine Organisation, die die Covax-Initiative zur welt­wei­ten Versorgung mit Coronavirus-Impfdosen lei­tet, hat "im Prinzip" einem Plan zuge­stimmt, das Projekt aus­lau­fen zu las­sen und Covid-19 als Routineerkrankung und nicht als Notfall für die öffent­li­che Gesundheit zu behandeln.

Auf einer zwei­tä­gi­gen Sitzung in Genf, die am Donnerstag zu Ende ging, haben die Vorstandsmitglieder von Gavi, der Vaccine Alliance, einen Vorschlag erwo­gen, die Initiative zur gemein­sa­men Nutzung von Impfstoffen nach 2023 zu been­den, wie aus einem inter­nen Dokument des Vorstands her­vor­geht, das der Washington Post am Mittwoch vorlag.

Der Vorstand gab schließ­lich "im Prinzip" grü­nes Licht, um nach Möglichkeiten zu suchen, die Impfungen gegen das Coronavirus in die Routineimpfprogramme von Gavi für Entwicklungsländer zu inte­grie­ren, so die Organisation in einer Pressemitteilung vom Donnerstag, wobei sie sich jedoch die Möglichkeit offen lässt, dies zu über­den­ken, falls sich die Pandemie verschlechtert…

Gavi ist eine gemein­nüt­zi­ge Organisation, die eine Reihe von Impfungen für Entwicklungsländer bereit­stellt. In Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation und der Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI) wur­de Covax zu Beginn der Pandemie entwickelt.

Bis zum letz­ten Monat hat­te die Initiative mehr als 1,8 Milliarden Coronavirus-Impfstoffe an 146 Länder ver­schickt und damit Ländern mit nied­ri­gem und mitt­le­rem Einkommen gehol­fen, mit­ten in einer glo­ba­len Pandemie Zugang zu lebens­ret­ten­den Impfstoffen zu erhal­ten. Aber sie hat auch ihre ehr­gei­zi­gen Ziele ver­fehlt, sagen Kritiker, ein­schließ­lich eines kürz­lich von der WHO vor­ge­schla­ge­nen Ziels, bis Mitte 2022 70 Prozent der Weltbevölkerung gegen das Virus zu impfen.

Nach dem Plan, der dem Vorstand vor­ge­legt wur­de und über den die Post am Mittwoch berich­te­te, wird Gavi 2024–2025 ein neu­es Impfprogramm gegen das Coronavirus star­ten und sei­ne Unterstützung für die Bereitstellung von Impfstoffen in 37 Ländern mit mitt­le­rem Einkommen been­den, wäh­rend es dort eine "kata­ly­ti­sche Finanzierung" für Impfkampagnen bereitstellt.

Die 54 armen Länder, die tra­di­tio­nell für eine Finanzierung durch Gavi in Frage kom­men, wer­den wei­ter­hin kosten­los Coronavirus-Impfstoffdosen erhal­ten, und Gavi wird 70 Prozent der geschätz­ten Gesamtkosten für die Lieferung übernehmen…

Covax hat­te von Anfang an mit Problemen zu kämp­fen. Dazu gehör­ten unzu­rei­chen­de Finanzmittel und Verzögerungen bei der Beschaffung, da wohl­ha­ben­de Länder – dar­un­ter die Vereinigten Staaten – schon früh in der Pandemie Dosen aufkauften.

In die­sem Monat waren nur 68,6 Prozent der Weltbevölkerung mit min­de­stens einer Dosis geimpft, so Our World in Data. In Ländern mit nied­ri­gem Einkommen liegt die­se Zahl im Durchschnitt bei 25 Prozent.

Die WHO reagier­te nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.

"Dass Gavi Covax abwickeln wür­de, stand schon seit vie­len Monaten, wahr­schein­lich seit einem hal­ben Jahr, fest", sag­te Lawrence Gostin, Experte für glo­ba­les Gesundheitsrecht an der Georgetown University.

Zwei Hauptfaktoren schei­nen dabei eine Rolle zu spie­len, so Gostin: die sin­ken­de Nachfrage nach Impfungen gegen das Coronavirus in Ländern mit nied­ri­gem Einkommen und "eine weit ver­brei­te­te, wach­sen­de, welt­wei­te Überzeugung, dass die Notfallphase von Covax sich ihrem Ende nähert"…

In den letz­ten andert­halb Jahren hat Covax mit Hilfe von Spenden aus wohl­ha­ben­den Ländern Impfdosen an Entwicklungsländer gelie­fert. Einige Dosen wur­den jedoch so kurz vor ihrem Verfallsdatum gespen­det, dass die Behörden sie zurück­wie­sen oder wegwarfen.

Heute ist der Weltmarkt mit Impfstoffen gegen das Coronavirus über­schwemmt. Aber die Nachfrage ist gesun­ken, sogar in weni­ger geimpf­ten Regionen, was zum Teil auf die schwa­che Impfstoffinfrastruktur und die zöger­li­che Haltung in Entwicklungsländern zurück­zu­füh­ren ist, so Gostin…

Der Vorstand von Gavi geneh­mig­te auch einen Plan zur Förderung der Impfstoffherstellung in Regionen auf der gan­zen Welt. Dazu könn­te ein neu­es Finanzinstrument für die afri­ka­ni­sche Impfstoffherstellung gehö­ren, heißt es in der Mitteilung…«

Vielleicht war die Einordnung in die Kategorie "Gute Nachricht" vor­ei­lig. Die Nachricht läßt auf jeden Fall hoffen.

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