Hat das "Panikorchester bald sein letztes Tönchen gespielt"?

Unter dem Titel "Corona-Debattenkultur – Paria bis der edle Häuptling spricht" ist am 27.12.22 auf cice​ro​.de (Bezahlschranke) zu lesen:

»… Was Drosten sag­te, das war für vie­le Bürger und Medien Gesetz. Und wer die Dinge anders sah als Drosten, der mach­te sich min­de­stens verdächtig, wenn nicht direkt ver­sucht wur­de, den Corona-Delinquenten dann gänzlich aus dem Diskurs zu drängen…

Selbst der Virologe und Epidemiologe Klaus Stöhr, ehe­ma­li­ger Leiter des Globalen Influenza-Programms der Weltgesundheitsorganisation, wur­de für sei­ne Expertise bis­wei­len von Schreibtischarbeitern ange­fein­det, die im Zero- Covid-Wahn den Ausnahmezustand am lieb­sten bis in alle Ewigkeit verlängern würden. Gleiches wider­fuhr und widerfährt noch dem Virologen Jonas Schmid-Chanasit. Denn Streeck, Stöhr und Schmidt-Chanasit haben eines gemein­sam: Sie spre­chen sich schon seit Monaten mehr oder weni­ger für eine Rückkehr zur Vor-Corona-Normalität aus. Ebenso wie Thomas Mertens übrigens, Leiter der Ständigen Impfkommission (Stiko), der die Pandemie bereits im Oktober für been­det erklärt hatte.

Stammesführer der Covidianer

Nun folgt auch Christian Drosten sei­nen Vornormalisierern und hat die Pandemie jüngst im Interview mit dem Tagesspiegel eben­falls für been­det erklärt („Nach mei­ner Einschätzung ist die Pandemie vor­bei“). Reichlich spät, muss man sagen, aber das scheint gar nicht der ent­schei­den­de Punkt zu sein. Sondern, dass es erst das Machtwort des Stammesführers der Covidianer bedarf, um eine brei­te Debatte über ein schnel­les Ende aller Corona-Maßnahmen anzustoßen.

Die üblichen Verdächtigen, allen vor­an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und sein immer­war­nen­des grünes Pendant Janosch Dahmen, sträuben sich dage­gen zwar noch, aber der Druck auf sie und ihre bedin­gungs­lo­sen Unterstützer dürfte schnell und spürbar zuneh­men. Insofern dürften wir in den kom­men­den Wochen wohl das letz­te Aufbäumen des Panikorchesters erle­ben, das schon bald sein letz­tes Tönchen gespielt haben wird…

Schonungslose Aufarbeitung der Corona-Jahre

Dennoch befürchtet der zuletzt stark gewach­se­ne Kulturpessimist in mir, dass ver­sucht wer­den wird, das Ganze ein­fach sang- und klang­los aus­lau­fen zu las­sen, obwohl es während der Pandemie zu den größten Freiheitseinschränkungen in Nicht-Kriegszeiten gekom­men ist. Und ich befürchte auch, dass selbst eine scho­nungs­lo­se Aufarbeitung der Corona-Jahre nicht dazu führen würde, dass man beim nächsten Unvorhergesehen, das über uns her­ein­bricht, den immer­glei­chen Reflexen end­lich widersteht.

Genau genom­men sind in der Diskussion über den Ukraine- Krieg und die deut­schen Waffenlieferungen ja ähnliche Reflexe zu beob­ach­ten, wie wir sie aus genann­ten Debatten schon ken­nen. Wenn auch mit deut­lich ande­ren Vorzeichen, weil ziem­lich klar ist, wer hier Aggressor und wer Angegriffener ist.

Vorsicht wäre den­noch ange­brach­ter als die Stigmatisierung kri­ti­scher Stimmen als „Putin-Versteher“, wenn ledig­lich etwa Sinn und Wirksamkeit der Russlandsanktionen hin­ter­fragt wer­den. Denn die Risse durch unse­re Gesellschaft sind wahr­lich schon groß genug.«

Links des Originals wur­den hier weggelassen.

14 Antworten auf „Hat das "Panikorchester bald sein letztes Tönchen gespielt"?“

  1. Huch?! Noch einer, der eine Parallele zum Ukraine-Krieg fest­ge­stellt haben will?
    Aber inwie­fern ist/war bei der "Corona-Krise" unklar, "wer hier Aggressor und wer Angegriffener ist"?
    Sorry, die letz­ten bei­den Abschnittchen haben den Artikel ‑imho- ziem­lich entwertet.

    1. @Kassandro: Darf ich Sie zitieren?
      "Sorry, die letz­ten bei­den Abschnittchen haben den Artikel ‑imho- ziem­lich entwertet."
      Das geht mir genau­so – nein: Ich gehe wei­ter und strei­che das "ziem­lich".

      Die wol­len uns hand­zahm machen, beschei­den, wir sol­len uns zufrie­den geben mit ein biss­chen Wahrheitseingeständnis – auf dass wir dann end­lich Ruhe geben und weder an ihren Corona-Wahnsinn erin­nern noch an die Entwicklung der Nato seit 1990.

      1. @Witwesk:
        Zitiererlaubnis erteilt! (auch ohne "ziem­lich")
        mei­net­we­gen sogar mit der Unterstellung, dass ich es iro­nisch gemeint haben könnte.
        (die NATO war mir aber trotz­dem schon vor 1990 suspekt)

    2. Zum Vergleich von Cornawahn und Kriegshysterie ist zu emp­feh­len: Andreas Urban, «Realitätsverlust und sui­zi­da­le Drift: Der Abstieg des Westens im Viruswahn und „Krieg gegen Putin“»

      https://​wert​kri​tik​.org/​b​e​i​t​r​a​e​g​e​/​u​r​b​a​n​-​r​e​a​l​i​t​a​e​t​s​v​e​r​l​u​s​t​-​u​n​d​-​s​u​i​z​i​d​a​l​e​-​d​r​i​f​t​-​t​e​il1

      «Im Mittelpunkt des vor­lie­gen­den Beitrags ste­hen dabei zunächst vor allem die unüber­seh­ba­ren Parallelen zwi­schen Corona-Wahn und „Krieg gegen Putin“. 

      Angesichts der Tatsache, dass die west­li­chen Reaktionen sowohl auf das Coronavirus als auch auf den Ukraine-Krieg Produkt ein und des­sel­ben irra­tio­na­len und von der objek­ti­ven Wirklichkeit weit­ge­hend abge­ho­be­nen Realitätsbezugs sind, mit dem ins­be­son­de­re der kapi­ta­li­sti­sche Westen durch sei­ne eige­ne Krise zu stol­pern scheint, sind sol­che Parallelen im Grunde nicht all­zu über­ra­schend, auch wenn Coronavirus und Ukraine-Krieg zwei sehr unter­schied­li­che Phänomene sind.

      Gleichwohl ist eine Beschäftigung mit besag­ten Parallelen erhel­lend, und zwar gera­de, weil jene bei­den Anlässe und Gegenstände einer hoch­gra­dig irra­tio­na­len Reaktionsbildung für sich genom­men so wenig mit­ein­an­der zu tun haben. Das eine ist ein Virus – und noch nicht ein­mal ein außer­ge­wöhn­lich gefähr­li­ches –, das ande­re ein mili­tä­ri­scher Konflikt. Und doch wei­sen die Reaktionen auf bei­de Phänomene beein­drucken­de Ähnlichkeiten auf, sowohl mit Blick auf die irra­tio­na­le Form der Reaktionsbildung, als auch mit Blick auf die dar­aus her­vor­ge­hen­den Effekte. Frappante Parallelen sind ja bereits auf dis­kur­si­ver bzw. pro­pa­gan­di­sti­scher Ebene zu konstatieren: 

      Im „Krieg gegen Corona“ wie auch im „Krieg gegen Putin“ wird mit­hil­fe „eines gewal­ti­gen Propagandaapparates […] ein öffent­li­cher ‚Konsens‘ pro­du­ziert, der kei­ner­lei Widerspruch oder auch nur Differenziertheit dul­det. Wurde bereits im ‚Krieg gegen das Virus’ eine ‚Solidargemeinschaft‘ geschaf­fen und beschwo­ren, die mit hef­ti­ger Ranküne auf all jene reagier­te, die es wag­ten, dum­me Fragen zu stel­len (über Lockdowns, Maskenpflichten, Impfungen etc.), so steht nun eben­falls ein Heer von ‚Solidarischen‘ Seite an Seite mit der ukrai­ni­schen Regierung und in Geschlossenheit gegen den rus­si­schen Aggressor. 

      Es scheint fast so, als habe der wäh­rend der Pandemie wie­der­ent­deck­te ‚Volkskörper‘ nur dar­auf gewar­tet, sich end­lich in einem ‚ech­ten‘ Krieg bewäh­ren zu dür­fen. Wer heu­te nicht in den sich aller­or­ten (beson­ders krass aber in Deutschland) aus­brei­ten­den Bellizismus ein­stimmt, wird schon fast als ‚Staatsfeind‘ denun­ziert.“ (Urban 2022a)» 

      (Absätze ein­ge­fügt)

      1. @Ulf Martin:
        Parallelen in punk­to Diskurs sind offen­sicht­lich – aller­dings sind die Situationen anson­sten eher nicht vergleichbar.
        1. Bei "Corona" diri­gier­te (angeb­lich) das "Pan" das Ziel: "welt­wei­ter Endsieg" (spä­ter: "Eindämmung" in der "Endemie")
        2. Im Fall der Ukraine ist es das regio­na­le "Eindämmen" des Konflikts und der "Endsieg" (der Ukraine) das Ziel (und im Gegensatz zu 1. gibt es einen Gegner, des­sen [Minimal-]"Ziel" auch in etwa klar ist: Akzeptanz der Filetierung der Ukraine und Aufrechterhaltung des eige­nen [Groß]Machtstatus – intern wie extern)

        "Wir" (als "Westen") könn­ten nun natür­lich, als mit­tel­bar und finan­zi­ell Beteiligte, subi­to zulas­sen, dass sich die Ukraine wie­der in einen rus­si­schen Vasallenstaat (à la Belarus) ver­wan­deln lässt (den UkrainerInnen, die das nicht wol­len gewäh­ren wir nett Obdach – brau­chen wir eh, wenn die PolInnen nicht mehr kom­men wol­len) – fini la guer­re (ja, OK, noch ein paar Partisanen in den Karpaten unter­stüt­zen o.ä.).
        Gefragt wer­den sie nicht.
        "Wir" gucken dann noch ein paar Jahre zu, so à la:
        https://de.wikipedia.org/wiki/Komitee_f%C3%BCr_Nichteinmischung_in_die_Angelegenheiten_Spaniens

        Sonst noch was? Nö. Wüsste auch nicht, wie eine "Verhandlungslösung" aktu­ell aus­se­hen könnte.
        Ich fin­de zwar auch, dass ein "gewaltige[r] Propagandaapparat […] ein[en] öffentliche[n] ‚Konsens‘ pro­du­ziert, der kei­ner­lei Widerspruch oder auch nur Differenziertheit dul­det", aller­dings ver­läuft die­ser ‑imho- auf ande­ren Linien. 

        Ich fin­de jeden­falls nicht, dass das Thema in einen Blog gehört, der mit "coro-" anfängt.

          1. Wir wer­den irgend­wann nicht mehr umhin kom­men, uns ein­zu­ge­ste­hen, dass "Corona" nur der Anfang war.
            (Im Moment den­ke ich, der vom Ende.)

            Ich könn­te dann ver­ste­hen, wenn die­ser Blog hier schließt, weil "es", des­sen Anfang Corona war, viel­leicht zu groß ist.

            Ich wür­de aber befür­wor­ten, wenn die­ser Blog sich dann umbe­nennt und wei­ter­ar­bei­tet – allen vor­an Du, Artur, der unbe­stech­li­che Historiker mit all Deiner Expertise (der Du mich stets ans quel­len­kund­li­che Basiswissen erin­nerst und noch an son­sti­ges Handwerkszeug der Historiografie und der Hermeneutik – dan­ke dafür!).
            Aber auch alle KommentartorInnen hier, die immer wie­der Substantielles zur Aufklärung über die Wahrheit(en) bei­tra­gen – dan­ke auch dafür!

            Ich wünsch­te mir so sehr, dass es nur um das biss­chen C‑Totalitarismus der letz­ten drei Jährchen gin­ge – das wäre doch ratz­fatz aus der Welt geschafft. Da müss­te gar kei­ne gro­ße "Aufarbeitung" her.
            Doch wir behar­ren nicht umsonst auf "Aufarbeitung", denn wir wis­sen ganz genau: Das war alles nur der Anfang. Und des­sen Fortgang kön­nen wir nur stop­pen, wenn wir die­sen Anfang auf­ar­bei­ten, arki­bisch und mit allen rechts­staat­li­chen und kul­tu­rel­len Mitteln.

            Das wird – so ver­mu­te ich – nicht gelingen.
            Also wird es uns allen als Menschen bald auf ganz ande­re Weise an den Kragen gehen. Und wir als Menschen wer­den uns bald auf ganz ande­re Weise dage­gen weh­ren müssen.

            Ein Element unse­rer Wehrhaftigkeit war und ist:
            Wir müs­sen das alles dokumentieren. 

            Hier, an die­sem Ort, sind Expertise, Erfahrung, Gemeinschaft und das Beharren auf aller Menschlichkeit (aller, auch z.B. auf den Aggressionen) versammelt. 

            Aber das nur mal an den Rand geschrieben.

      2. Beide Themen gehö­ren von der Systematik zusammen.
        Es hat auch was mit der Art von Kommunikation zu tun, man sieht doch bei Twitter und ähn­li­chen Netzwerken schnell die­ses Schwarz-weiss-den­ken und die kom­pro­miss­lo­se Rechthaberei. Was soll also dabei schon her­aus­kom­men, wenn nicht ein ideo­lo­gi­scher Krieg in den Köpfen, der nur dar­auf war­tet im rea­len Leben fort­ge­setzt zu werden.
        Coronapandemie und Ukrainekonflikt sind zwar nicht online ent­stan­den, aber dort und in ande­ren Massenmedien maß­los ver­stärkt wur­den, wobei dann der Bezug zur Realität ver­lo­ren geht. Wir müs­sen ernst­haft über­le­gen, wie das künf­tig ver­hin­dert wer­den kann.

  2. Wer in den Russlandsanktionen keine Parallelen zu der Coronapolitik erkennt, sollte sich einem IQ-Test unterziehen. sagt:

    Noam Chomsky. „It’s offi­ci­al: The U.S. is the world’s lea­ding ter­ro­rist sta­te, and proud of it.”
    („Es ist offi­zi­ell: Die USA sind der welt­weit füh­ren­de Terrorstaat und stolz darauf.“)

    Dieses Fazit zog Chomsky bereits Jahre vor dem von den usa mit fünf Milliarden Dollar (laut Victoria Nuland) bezahl­ten Regime Change in Kiew in 2014 und dem anschlie­ßen­den Bürgerkrieg, wo die Kiewer Putschregierung ihre eige­nen Bürger acht Jahre lang bom­bar­dier­te und, wo laut OSCE, über 14000 rus­sisch­spre­chen­de Zivilisten, dar­un­ter vie­le Kinder, im Bombenhagel ermor­det wur­den. Für den Wertewesten aber begann der Ukrainekrieg erst in die­sem Jahr. Acht Jahre Bürgerkrieg mit tau­sen­den toten Zivilisten wer­den dreist geleug­net. Niemals wur­den die USA als welt­weit größ­ter Aggressor und ihre Atlanta Brause, Filme und Künstler wie im Falle Russland sank­tio­niert. Laut Anfrage der Linkspartei ver­ur­teilt die Bundesregierung bis heu­te nicht die völ­ker­rechts­wid­ri­gen Angriffskriege der USA auf Syrien, aber die selbst­schä­di­gen Russlandsanktionen wer­den hoch­ge­fah­ren und als alter­na­tiv­los bezeich­net. Kritiker wer­den dif­fa­miert und ver­folgt und wie Prof. Ulrike Guérot mit einem qua­si Berufsverbot bestraft. 

    https://​trut​hout​-org​.trans​la​te​.goog/​a​r​t​i​c​l​e​s​/​t​h​e​-​l​e​a​d​i​n​g​-​t​e​r​r​o​r​i​s​t​-​s​t​a​t​e​/​?​_​x​_​t​r​_​s​l​=​a​u​t​o​&​_​x​_​t​r​_​t​l​=​d​e​&​_​x​_​t​r​_​h​l​=​d​e​&​_​x​_​t​r​_​p​t​o​=​w​app

    1. @Wer in den…: Ich weiß, es ist eine Antwort auf das Zitat. Wir waren uns hier ziem­lich einig, das inter­es­san­te Thema Ukrainekrieg den­noch zurückzustellen.

    2. Hier wird es doch erst interessant:
      Wir kom­men zu den mut­maß­li­chen Verursachern der der­zeit herr­schen­den Dramen. Wem nicht gera­de die Story vom Tiermarkt in Wuhan glaub­haft erscheint, soll­te klar sein, dass es (unab­sicht­lich?) ver­un­glück­te Biolaborversuche im Dienste des US-Militärs waren, die auch die­sen auf­schluss­rei­chen Blog hier ver­ur­sacht haben.
      Genauso ist es die glo­ba­le US-Hegemonialpolitik, die absicht­lich zum Ukraine-Konflikt geführt hat, wo die Bevölkerung mit Hilfe der Nationalisten vor Ort gegen­ein­an­der auf­ge­hetzt wur­de mit dem Ziel Russland zu schwä­chen und von Europa zu spalten.
      Die pas­sen­de Synthese bei­der Punkte fin­det sich auch in fol­gen­der Meldung über US-Biolabore in der Ukraine:
      https://​rtde​.live/​i​n​t​e​r​n​a​t​i​o​n​a​l​/​1​5​8​0​8​7​-​r​u​s​s​l​a​n​d​-​n​e​n​n​t​-​w​e​i​t​e​r​e​-​b​e​t​e​i​l​i​g​t​e​-​an/

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