Nach sechs Stunden glücklich

»IMPF-FRUST IN SCHLESWIG-HOLSTEIN:
Erfahrungsberichte: Zwei Redakteure und das lan­ge Warten auf den Impftermin«

Das kann Mitleid her­vor­ru­fen oder Häme, was am 20.5. auf shz​.de geschil­dert wird:

»Raissa Waskow: Da haben auch die beru­hi­gen­de Lavendel-Duftkerze und die hei­ße Tasse Tee nicht gehol­fen. Ich bin genervt. Und obwohl ich es vor­ab eigent­lich schon bes­ser wuss­te, auch eine Spur fassungslos.

Das Impfvergabesystem des Landes Schleswig-Holstein sorg­te in der nahen Vergangenheit bei unse­ren Lesern immer wie­der für Ärger über schein­bar will­kür­li­che Platzierungen in der Warteschlange und das „Lotto-Gefühl“.

Frust vor den Bildschirmen

Heute durf­te ich das Gefühl der Frustration bereits zum zwei­ten Mal selbst aus näch­ster Nähe erle­ben. Als Journalistin gehö­re ich zur Impfgruppe 3, bin also auf dem Papier impf­be­rech­tigt. Gebracht hat mir das, wie zahl­rei­chen ande­ren Schleswig-Holsteinern, am Donnerstagabend wie­der nichts.

Zerknirschte Whatsapp-Nachrichten

Drei Smartphones und ein PC soll­ten mich auf die vor­de­ren Plätze und end­lich in die Nähe des ersehn­ten Impftermins kata­pul­tie­ren. Auch mein bester Freund ver­such­te, mich am hei­mi­schen Computer zu unter­stüt­zen. Schon lan­ge vor 17 Uhr lun­ger­ten wir auf der Seite des Landes her­um. Alles ohne Erfolg. Warteplatz 100.000. Zwei Minuten nach 17 Uhr berich­te­te er mir resi­gniert per Whatsapp: „Sorry Raissa, aber ging schief.“

Das fasst es ganz gut zusam­men. Auch ich lan­de­te zu Beginn der Vergabe maxi­mal auf Platz 264.582. Obwohl es mich nicht wirk­lich über­rascht, bin ich trotz­dem enttäuscht.

Technische Schwierigkeiten

Mit zit­tern­der Stimme rief mich eine Freundin an, die sich eben­falls um einen Termin bemüht hat­te. „Ich war die gan­ze Zeit auf Platz 14.000, dann muss­te ich die Seite aktua­li­sie­ren, weil die URL nicht mehr gül­tig war.“ Die Seite habe sich vor­her seit 20 Minuten nicht mehr aktua­li­siert. „Und dann war ich auf Platz 146.000. Und ich dach­te mir nur: Dankeschön.“

Einziger Lichtblick für uns alle: Das Ende des Windhundverfahrens im Juni. Hoffentlich klappt es dann end­lich mit dem Termin und einem Stück Normalität. Bis dahin: Durchhalten und Tee trin­ken – und viel­leicht noch ein paar Lavendelkerzen anzün­den.«

Dem Kollegen Uthoff geht es ähnlich:

»… Um es kurz zu machen: Auch die ande­ren Terminvergaben schei­tern. Ich pro­bie­re es mit ande­ren Terminen, ande­ren Impfzentren und viel Geduld. Aber nichts pas­siert: Immer wie­der spuckt das System die unbe­kann­te Fehlermeldung aus.

Zurück ganz nach hin­ten in die Warteschlange

Um 17.31 Uhr flie­ge ich kom­plett aus dem System. Der Link zur Terminbuchung führt mich nur auf Platz 544.000 in die Warteschlange, obwohl er bis 19.01 Uhr gül­tig sein soll­te. Es wirkt, als habe jemand den Reset-Knopf gedrückt und mit der Terminvergabe von vorn begon­nen. Ich bin fru­striert, genervt – und mit dem Laptop wie­der am Ende der Warteschlange…

Um 23.10 Uhr ist es schließ­lich soweit: Ich bin an der Reihe und sehe erst ein­mal das, was ich erwar­tet habe: „Gegenwärtig sind alle Impftermine ausgebucht.“

Ich will das Handy wie­der weg­le­gen, scrol­le vor­her aber noch ein­mal ans Ende der Seite und ent­decke, dass ich mich trotz­dem regi­strie­ren kann.

Nun klappt es

Wieder ist die Mail sofort da, wie­der klicke ich dar­auf und wie­der kann ich tat­säch­lich das Elmshorner Impfzentrum aus­wäh­len. Beim ersten Termin gibt es noch eine Fehlermeldung. Beim zwei­ten Termin kann ich pro­blem­los reser­vie­ren und erhal­te weni­ge Sekunden spä­ter mein Impfticket.

Warum ich nach mehr als sechs Stunden Wartezeit und trotz angeb­lich aus­ge­buch­ter Termine den­noch an einen Platz gekom­men bin, ist mir in die­sem Augenblick egal. Erst ein­mal bin ich glück­lich, dass es nun auch bei mir geklappt hat.«

Ist das bei rich­ti­gen Junkies auch so?

12 Antworten auf „Nach sechs Stunden glücklich“

  1. Dinner for One or Two, or more…
    Same pro­ce­du­re as last half year, Lothar?
    Same pro­ce­du­re as every half year, Raissa!

  2. Die künst­li­che Verknappung wirkt. Erst ist genug da und wird nicht genutzt, dann wird ein Engpass erzeugt und die Leute prü­geln sich drum. So schau­en sie nur noch auf Tabellenplätze statt auf Notwendigkeit, Nutzen oder Gefahren durch die Anwendung.

  3. "Ist das bei rich­ti­gen Junkies auch so?" – Ich ver­fü­ge nicht über eige­ne Erfahrungen, habe aber gehört, dass der Turkey bei "rich­ti­gen Junkies" schreck­lich sein soll. Gegen die geschil­der­ten Leiden von Impfwilligen anläss­lich der Terminvergabe scheint das aber ein gera­de­zu lau­es Lüftchen zu sein.
    Ich emp­fin­de übri­gens Mitleid, kei­ne Häme. Aber ohne ein wenig Sarkasmus geht es in die­sen selt­sa­men Zeiten lei­der nicht mehr.

  4. Und das trotz der groß­zü­gig von Dänemark über­las­se­nen Impfdosen für S‑H , die die däni­sche Regierung aus berech­tig­ter Vorsichtsmaßnahme ihren Landsleuten nicht ver­ab­rei­chen wollte,
    so what !!

  5. Wahrscheinlich. Immerhin lässt sich sagen, dass die Leute an die Nadel gebracht wer­den sol­len. Als Propagandastückchen. Als wür­de der Dealer zum Junkies sprechen.

  6. Wir brau­chen mehr Drive-through Impfbuden.
    Liebe Grattler in Berlin und den Ländern: Ihr könnt doch mal bei Kentucky Schreit Ficken, Mäc Doof, und wie se alle hei­ssen unse­re Steuermilliarden sinn­voll raus­bla­sen. Ein Mäc Blöd Vac Menue mit Burger, Pommes, Coke und Plörre nach Wahl voll gespon­sert für die Volldeppen. Ich wäre auch mit Strassensperren für die Impfverweigerer ein­ver­stan­den. So einer bin ich auch und glaubt mir, ihr Arschlöcher bekommt von mir die mini­mal mög­li­che finan­zi­el­le Unterstützung. Jahrelang wur­de ich ver­arscht und betro­gen, jetzt kommt der Bumerang! Es lebe der Schwarzmarkt! Fck BMFi & Co.

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