Pflegelöhne steigen um 1,6 %. Gewinne bei Fresenius um 8 %

38 Cents macht die Erhöhung aus für exami­nier­te Pflegefachkräfte, die damit auf 23,75 Euro in der Stunde kom­men. Hilfs- und Assistenzkräfte bekom­men weni­ger. Das gilt aller­dings nur bei Unternehmen, die nach Tarifvertrag oder kirch­li­cher AVR zah­len. In zahl­rei­chen Regionen, vor allem in Ostdeutschland, sind die Beschäftigten auf den Mindestlohn zurück­ge­wor­fen. Er beträgt für Fachkräfte 17,65 Euro. Das ist zu lesen in der "FAZ" am 2.11.23.

Beim "Gesundheitskonzern" Fresenius läp­pert es sich etwas mehr. "Das berei­nig­te Betriebsergebnis fiel mit einem Plus von acht Prozent auf 519 Millionen Euro bes­ser aus als von Analysten pro­gno­sti­ziert." (der​ak​tio​naer​.de, 2.11.23) 

Annualisierungseffekt der COVID-19-bedingten Übersterblichkeit

Kein Blatt vor den Mund nimmt der Konzern selbst. Das Dialysegeschäft bringt nach fet­ten Gewinnen im Vorjahr nun Miese. Das liest sich so:

»Im Segment Care Delivery sank der Umsatz um 4% auf 3.974 Mio € (+6% wäh­rungs­be­rei­nigt, +7 % organisch).

Care Delivery U.S. ver­zeich­ne­te ein Umsatzrückgang von 3% (+4% wäh­rungs­be­rei­nigt, +5% orga­nisch). Ein nega­ti­ver Wechselkurseffekt und ein Rückgang der Dialysetage wur­den teil­wei­se durch orga­ni­sches Wachstum aus­ge­gli­chen, das durch einen posi­ti­ven Beitrag aus dem U.S. Value-Based Care-Geschäft, höhe­ren Erstattungssätzen und einen vor­teil­haf­ten Kostenträger-Mix unter­stützt wur­de. Der Annualisierungseffekt der COVID-19-beding­ten Übersterblichkeit bei Patienten mit chro­ni­scher Nierenerkrankung (CKD) und Niereninsuffizienz im Endstadium (ESRD) bela­stet wei­ter­hin das orga­ni­sche Behandlungswachstum (-0,4%). Bereinigt um den Ausstieg aus weni­ger pro­fi­ta­blen Verträgen in der Akutversorgung betrug das orga­ni­sche Behandlungswachstum +0,2%.

Der Umsatz von Care Delivery International war um 7% rück­läu­fig (+14% wäh­rungs­be­rei­nigt, +16% orga­nisch). Negative Wechselkurseffekte und die Auswirkungen geschlos­se­ner oder ver­kauf­ter Dialysezentren wur­de teil­wei­se durch orga­ni­sches Wachstum aus­ge­gli­chen, das durch wesent­li­che Auswirkungen der Hyperinflation in ver­schie­de­nen Märkten beein­flusst wur­de. Trotz des Annualisierungseffekts der Covid-19-beding­ten Übersterblichkeit war das orga­ni­sche Behandlungswachstum mit 1,6% posi­tiv.«
fre​se​ni​us​me​di​cal​ca​re​.com

Da das Geschäft mit Nierenkranken nicht mehr pro­fi­ta­bel ist, will der CEO den Bereich absto­ßen. Dumm ist das lei­der auch für die Beschäftigten, die Karl Lauterbach aber eben­so küm­mern wie die PatientInnen:

»Ausblick

Das Unternehmen erwar­tet für 2023 wei­ter­hin ein Umsatzwachstum im nied­ri­gen bis mitt­le­ren ein­stel­li­gen Prozentbereich (Basis 2022: 19.398 Mio €).

Auf Basis der Ergebnisentwicklung in den ersten neun Monaten und einem soli­den Geschäftsausblick für das vier­te Quartal, erhöht Fresenius Medical Care den Ausblick für das ope­ra­ti­ve Ergebnis im Geschäftsjahr 2023.

Das Unternehmen erwar­tet nun, dass das ope­ra­ti­ve Ergebnis im nied­rig-ein­stel­li­gen Prozentbereich wächst (Basis 2022: 1.540 Mio €; bis­he­ri­ges Ziel: sta­bil oder Rückgang im bis zu nied­ri­gen-ein­stel­li­gen Prozentbereich)5.

Das Ziel des Unternehmens, bis 2025 eine ope­ra­ti­ve Marge von 10 bis 14% zu errei­chen, bleibt unverändert.

Patienten, Dialysezentren und Beschäftigte

Zum 30. September 2023 behan­del­te Fresenius Medical Care 341.793 Patientinnen und Patienten in 4.014 Dialysezentren welt­weit und beschäf­tig­te 123.106 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (auf Basis der Gesamtbeschäftigtenzahl), ver­gli­chen mit 130.295 Beschäftigten zum 30. September 2022.«

6 Antworten auf „Pflegelöhne steigen um 1,6 %. Gewinne bei Fresenius um 8 %“

  1. Ein Bekannter von mir lei­det an Arthrose in bei­den Hüftgelenken. Er hat extre­me Schmerzen und kann des­we­gen kaum noch schla­fen. Sein Wunsch nach künst­li­chen Gelenken wur­de ihm ver­wehrt mit der Begründung daß es sich auf­grund sei­nes Alters nicht mehr loh­ne.

    Der Mann ist 65 !

    1. @Wann tritt…: Leistung muß sich eben lohnen!

      Auch inter­es­sant:

      »… Arzt Gehalt auf einen Blick
      Anhand von zahl­rei­chen Vergütungsdaten unter­su­che der StepStone Gehaltsreport 2022 die Gehälter von ver­schie­de­nen Berufsgruppen. Demnach beträgt das durch­schnitt­li­che Arzt Gehalt ca. 92.597 Euro brut­to pro Jahr. Damit zäh­len Ärzte zu den Topverdienern in Deutschland.

      Dabei zeigt sich ein rela­tiv hoher Gender Gap von unge­fähr 25 Prozent. Ärztinnen ver­die­nen im Schnitt ca. 70.000 Euro und damit deut­lich weni­ger als die männ­li­chen Kollegen, die im Schnitt auf 93.600 Euro kommen…

      Arzt Gehalt im Krankenhaus
      … Chefarzt Gehalt: ca. 150.000 € – 370.000 €…

      Arzt Gehalt mit eige­ner Praxis

      … Laut sta­ti­sti­schem Bundesamt liegt der Reinertrag (nach Abzug von Personalkosten und son­sti­gen Ausgaben) einer Praxis im Jahr bei durch­schnitt­lich 296.000 Euro brutto…

      Praxis für Allgemeinmedizin

      Eine Praxis für Allgemeinmedizin weist durch­schnitt­li­che Einnahmen von 466.000 Euro auf bei Aufwendungen von 215.000 Euro. Dies führt zu einem Reinertrag von 252.000 Euro pro Praxis – also über 50 Prozent der Einnahmen.

      Praxis für Radiologie

      In der Radiologie sind die durch­schnitt­li­che Einnahmen 3.003.000 Euro, bei jedoch eben­falls 1.875.000 Euro Aufwendungen. Obwohl dies ledig­lich etwa 38 Prozent Reingewinn an den Einnahmen sind, blei­ben statt­li­che 1.128.000 Euro Reingewinn pro Praxis bei die­sem Beispiel…«
      https://​www​.prak​tisch​arzt​.de/​a​r​z​t​/​g​e​h​a​l​t​-​a​r​zt/ (26.7.23)

  2. @aa

    Ein Arzt der Leben ret­tet kann gar nicht hoch bezahlt wer­den. Ein Gesundheitsminister der nur durch Totalversagen glänzt, das deut­sche Gesundheitssystem syste­ma­tisch an die Wand fährt und die flä­chen­decken­de Versorgung mit Medikamenten gefähr­det ist eine Schande und längst hät­te ein Amtsenthebungsverfahren gegen die­sen Minister ein­ge­lei­tet wer­den müs­sen. In der frei­en Wirtschaft wäre er längst weg!!
    Was ich über den Mann den­ke, darf ich hier nicht schrei­ben, aber die Gedanken sind frei!!

    1. @Wann tritt…: Was auch immer die freie Wirtschaft sein mag, die Interessen der Konzerne ver­tritt Lauterbach so gut, wie Spahn es getan hat. Was wäre auch sonst ihr Job? Doch wohl, den "Wirtschaftsstandort Deutschland" auf ihren jewei­li­gen Gebieten gegen aus­län­di­sche Konkurrenz vor­an­zu­trei­ben, KL für den Gesundheitsmarkt, Pistorius für die Rüstungsindustrie, Wissing für die Autokonzerne. Das, was für den Mittelstand gehal­ten wird, war schon vor Corona nicht von Interesse für die Regierungen, abge­se­hen von ein paar Wohltaten der FDP für ihre Klientel. Man soll­te bit­te nicht die "Wirtschaft" mit den Konzernen ver­wech­seln und schon mal gar nicht "Deutschland" mit ihnen. 

      Ja, ÄrztInnen sol­len gut bezahlt wer­den, wie auch LehrerInnen und ErzieherInnen. Problematisch wird es, wenn sie in die eige­ne Tasche wirt­schaf­ten, wie wir nicht nur bei ihrem Verhalten zu den Spritzen gelernt haben. Da haben sie sich wahr­lich wie Halbgötter in Weiß auf­ge­spielt – zum Schaden vie­ler Menschen. Deren Geheule, daß sie vor dem Verarmen stün­den, geht mir am Allerwertesten vorbei.

  3. Das Geschäft mit Nierenkranken wird sich naher Zukunft wohl noch weni­ger lohnen. 

    "Ozempic hilft womög­lich auch bei Nierenversagen – Aktie von Dialysespezialist FMC bricht ein
    Positive Studienergebnisse des Diabetesmittels von Novo Nordisk im Kernbereich von Fresenius Medical Care sor­gen für Kursverluste. Und das nicht nur im MDax, son­dern auch beim Mutterkonzern im Dax.

    Positive Studienergebnisse mit dem Diabetesmittel Ozempic von Novo Nordisk bei Nierenpatienten set­zen den Dialysekonzern Fresenius Medical Care unter Druck. FMC-Aktien stürz­ten am Mittwoch im MDax um bis zu 24 Prozent ab, so stark wie noch nie.

    […]

    Bei FMC trübt das dage­gen die Geschäftsaussichten. Der Konzern ist der welt­größ­te Anbieter auf dem rund 50 Milliarden Dollar schwe­rem Markt für Dialyse- und ähn­li­che Geräte, die Menschen mit Nierenversagen dabei hel­fen, Giftstoffe aus dem Blut zu filtern."

    https://​www​.wiwo​.de/​u​n​t​e​r​n​e​h​m​e​n​/​i​n​d​u​s​t​r​i​e​/​p​h​a​r​m​a​-​o​z​e​m​p​i​c​-​h​i​l​f​t​-​w​o​m​o​e​g​l​i​c​h​-​a​u​c​h​-​b​e​i​-​n​i​e​r​e​n​v​e​r​s​a​g​e​n​-​a​k​t​i​e​-​v​o​n​-​d​i​a​l​y​s​e​s​p​e​z​i​a​l​i​s​t​-​f​m​c​-​b​r​i​c​h​t​-​e​i​n​/​2​9​4​3​9​5​4​6​.​h​tml

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