Zwar lautet der Titel auf tagesspiegel.de vom 23.10. "Warum die Sterberaten derzeit relativ niedrig sind". Im Text wird hingegen auf Panik gesetzt:
»In den Phasen mit hohen Infiziertenzahlen im Frühjahr starben tatsächlich mehr Menschen insgesamt als sonst im Mittel im Vergleichszeitraum der Vorjahre. Es gab also eine messbare "Übersterblichkeit", die ziemlich sicher auf das Virus zurückgeht.«
Das ist richtig. Gleichzeitig wird aber eine verfälschende Grafik präsentiert. Statt dieser des Statistischen Bundesamtes:
nämlich die folgende selbstgebastelte:
Hier werden die Zahlen der vom RKI als Corona-Tote gewerteten Fälle unterschlagen.
Das Blatt liefert diese Erklärung mit:
»Tatsächlich wäre es nicht ungewöhnlich, dass sich der Erreger mit der Zeit abschwächt. Ein solches Szenario ergibt schlicht evolutionsbiologisch Sinn: Ein Keim, der sein Opfer sehr schnell umbringt und sich durch schwere Symptome deutlich bemerkbar macht, hat geringere Chancen, sich weiterzuverbreiten als einer, der der infizierten Person möglichst lange Zeit lässt, Kontakt mit anderen Menschen zu haben. Entsprechende Mutationen sollten sich also durchsetzen.
Derzeit weist aber nichts darauf hin, dass eine solche Veränderung des Virus in bedeutendem Maße stattgefunden hat. Das kann auch daran liegen, dass das Virus ohnehin meist nicht lebensbedrohliche Verläufe bedingt und dass ihm in der nichtsymptomatischen Phase genug Zeit bleibt, sich zu verbreiten.«
Die werden die Todeszahlen weiter in die Höhe treiben, da künftig auch immer mehr "positiv Getestete" sterben werden. Nach der Zählweise des RKI ist ja jeder ein Coronatoter, der irgendwann einmal positiv getestet wurde. Bitte auch darauf hinweisen.
Vom RKI werden alle Toten gezählt, die bis zu 28 Tage vorher einen positiven Test hatten.
Änder Länder handhaben das noch laxer.
Achten Sie bei Grafiken auch immer auf die Skalierung. Das statistische Bundesamt macht es richtig und hat die Y‑Achse auf 0 gesetzt. Die Skalierung auf 16.000 zu setzen, lässt Peaks in Grafiken auch immer riesig erscheinen.
Vielleicht war es auch Absicht vom Schreiberling die Sterblichkeit von 2018 und 2019 (kann die eine Farbe nicht richtig zuordnen) darzustellen… Das kontert die Coronasterblichkeit massiv. Vielleicht ist es auch nur Unachtsamkeit, Stress und Arbeitsdruck Artikel rauszuhauen.
Was soll denn das Problem mit der Grafik sein? Das sind die Zahlen vom statistischen Bundesamt, nur daß nicht der Durchschnitt der letzten Jahre zum Vergleich gezeigt wird, sondern die letzten vier Jahre einzeln.
Dabei sieht man den riesigen Peak der Grippewelle 2018 mit den 25000 Toten, und den dagegen mickrigen Coronapeak dieses Jahr. Außerdem sieht man wunderbar den Influenzapeak im Februar/März, während Coronaviren typischerweise immer in März/April ihren Höhepunkt haben. Außerdem sieht man, daß es im Sommer oft, aber nicht immer zu Hitzewellen mit erhöhter Sterblichkeit kommt.
Auch die Aussage, daß im Frühjahr kurz mal eine leichte Übersterblichkeit war, ist richtig. Allerdings muß man dazu sagen (und das verschweigen die Panikmacher), daß es vorher wegen Ausbleiben einer Grippewelle eine massive Untersterblichkeit gab, die durch Corona nur teilweise ausgeglichen werden konnte, sprich bis August (dem großen Peak an Hitzetoten) herrschte Untersterblichkeit. Und die vielen Hitzetoten können auch nicht mit Corona erklärt werden (>3000 zusätzliche Tote gegenüber ca. 100 Coronatoten laut RKI im Zeitraum ).